Geburtstage sind Würdigungstage, vor allem wenn das Geburtstagskind 70 wird und dazu noch eine Institution und keine Person ist. In diesem Jahr trifft es die österreichische katholische Nachrichtenagentur Kathpress. Es wurde zu einer Feierstunde nach Wien geladen, Kardinal Schönborn sprach, und dann hatte Pater Federico Lombardi als Festredner das Wort. Als ehemaliger Pressesprecher des Vatikan hat er wie kaum ein anderer Einsicht in kirchliche Kommunikation, die Licht- wie auch die Schattenseiten, zumindest was die Zentrale angeht.
Er hat uns ein wenig Einblick hinter die Kulissen seiner 10-jährigen Tätigkeit gewährt. Und dann im Anschluss an Überlegungen zur Entwicklung der Medien heute zwei Bemerkungen angehängt, die ich hier wieder geben möchte. Sie lohnen die Betrachtung:
Der Enthusiasmus für die Neuen Medien darf uns nicht die Aufmerksamkeit für die Solidität, die Konsistenz und die Tiefe des Inhalts der Informationen und der Kommunikation vergessen machen. Ein kompetenter, informierter Journalismus, der Probleme in ihrer Tiefe und in ihrer realen Komplexität verstehen will, ist notwendig und wird es weiter sein, vielleicht sogar noch mehr als früher, weil die Welt nicht einfacher wird und die Herausforderungen immer größer. Solch ein Journalismus muss seine Wege und seine Orte finden, um sich auszudrücken. Kurze und einfache Botschaften sind nützlich und wirkungsvoll, wenn sie auf der Basis von tragfähigen und profunden Botschaften aufruhen. Etwas zu teilen ist gut, wenn etwas wert ist, geteilt zu werden, wenn es nicht unnütz und leer ist und nur Zeitverschwendung.
Soweit die erste Betrachtung. Klingt irgendwie selbstverständlich, muss aber wohl immer wieder ausgesprochen werden, denn der Enthusiasmus droht viel wegzuschwemmen.
Die zweite Beobachtung: Der Papst und der Vatikan sind wichtig, aber sie sind nicht die gesamte Kirche. Der Papst und seine Mitarbeiter üben einen Dienst an der Einheit der universalen Kirche aus. Die Kirche aber ist vielgestaltig – „circumdata varietate!“ – , vielgestaltig in ihren Institutionen, ihren Kulturen, ihren Traditionen, ihren Sprachen, und darf nicht eingeebnet werden. Gewisse Dynamiken des Internets führen dazu, dass die Aufmerksamkeit überproportional auf die starken Webseiten gerichtet wird und auf die bekanntesten Menschen. Eine Vervielfältigung von Kontakten bedeutet aber noch nicht notwendigerweise auch eine Bereicherung der Beziehungen und des Austausches. Ich sehe in der Entwicklung der Kommunikation im Internet nicht nur die positiven Möglichkeiten, sondern auch das Risiko einer Schwächung und einer Verarmung von ernsthafter Kommunikation auf persönlichem Niveau, einer Schwächung der Wichtigkeit von Nachrichten aus der regionalen oder nationalen Dimension von Kirche. …
Die Frage, die ich mir nun stelle, hat mit einer Ekklesiologie der Subsidiarität und Komplementarität zwischen den verschiedenen Ebenen der Kirche zu tun – universal, national, diözesan, lokal: Gelingt es es im neuen Netz und in der fließenden Welt der Neuen Medien stabile Verbindungen zu knüpfen, wo sich das Leben der Gemeinschaft der Kirche vor Ort, im Bistum und so weiter ausdrücken kann? Oder riskieren wir, uns in einem verwirrenden Magma wieder zu finden, aus dem nur noch Papst Franziskus und seine begabten Nachfolger heraus ragen oder andere schwindelerregende Gipfel oder mächtigen Institutionen, die Herr sind über die Suchmaschinen?
Diese zweite Beobachtung ist noch wichtiger als die Erste, und ich bin froh, dass sie auch bei der Reform der Vatikanmedien eine Rolle spielt. Vatikan ist nicht Kirche. Ortskirche wird nicht durch Papst ersetzt, auch wenn sich das medial viel besser darstellen lässt.
Danke Pater Lombardi für die Beobachtungen.
Und herzlichen Glückwunsch, Kathpress!