Die Natur ist systemrelevant. In den ganzen Debatten darüber, was alles gerettet werden muss und was man als Verlust verkraften kann, hat das Wort ‚systemrelevant’ eine steile Karriere hingelegt. ‚Too big to fail‘ ist ein anderer Begriff für dasselbe: Wenn man nur mächtig genug ist, dann darf man sich alles erlauben, weil ein Konkurs noch schlimmer wäre als das gegenwärtige Desaster. Oder wie Bert Brecht es ausgedrücken würde: Wenn du eine Million Schulden hast, gehörst du der Bank. Wenn du 100 Millionen Schulden hast, gehört die Bank dir.
Systemrelevant bedeutet, dass das gesamte Netz von Geld und Vertrauen und Leihen und Geldfluss durch ein Scheitern ernsthaft in eine Schieflage geraten würde, so dass man über die grotesken Fehler der Verantwortungsträger hinweg sieht, ihnen noch einen Bonus in die Hand drückt und den Steuerzahler alle Kosten übernehmen lässt. Siehe Finanzkrise vor 8 Jahren.
Das zeigt uns, wohin wir bereits sind Energien und Kapital zu leiten, wenn wir etwas als relevant für unser System erkennen.
Das lässt mich fragen, warum dasselbe nicht bei der Natur passiert, bei unserer Mitwelt. Klar, wir betreiben den Energiewandel, aber um den Preis, dass die ganzen Energie verschwendenden Industrien ausgelagert werden, das schöne leichte Aluminium wird in Brasilien produziert, wo man dazu riesige Staudämme baut, Menschen vertreibt, Urwald zerstört. Nur um ein einziges Beospiel zu nennen.
Wir betrachten die Mitwelt nicht als eine Bank. Wir betrachten den Planeten offensichtlich nicht als ‚systemrelevant‘, sondern eine Ressource, bei der sich einige bedienen dürfen, die anderen aber leiden müssen. Uns hier geht es prächtig, im Großen und Ganzen, und vor allem geht es uns prächtig im Vergleich mit dem Rest der Welt. Aus unserer Sicht funktioniert das System also. Der Planet – könnten wir ihn fragen – sähe das bestimmt etwas anders.
Es nähert sich der Papsttext zum Thema, ich bin gespannt, was er sagen wird.