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Schlagwort: Fotografie

Darf man damit Werbung machen? Oder Politik?

Veröffentlicht am 11. Januar 20197. Januar 2019
Flucht und Schiff: Syrer auf einem Boot auf dem Weg nach Europa Flüchtlinge heute, Syrer auf dem Weg nach Europa. Foto: GGIA

Ein Schiff, voller Menschen, überquellend voll, Menschen überall, auf jeder Oberfläche, an der Seitenwand, im Wasser. Flüchtlinge und Schiff und Mittelmeer. Ein Foto. Erinnern Sie sich? Nein, ich meine nicht die Bilder aus diesen Jahren, ich meine ein Foto, das 1992 (!) viel Aufsehen erregt hat.

Die Firma Benetton hatte damals mit Skandalbildern Werbung gemacht. Besonders dieses Flüchtlingsschiff mit Menschen aus Albanien löste große Debatten aus, ob man das dürfe, ob das für Werbung zulässig sei, was ist mit der Würde der Menschen, und so weiter.

Flucht und Schiff, ein altes Motiv

Das Bild selber habe ich nicht rechtefrei gefunden, also hier per Link zum ZHK Zürich. Mittlerweile hängt das Foto in Museen.

Die 90er Jahre waren auch die Zeit, als mit Kampagnen wie „Das Boot ist voll“ gegen angeblichen Asylbetrug Stimmung gemacht wurde. Damals war auch viel von der „Festung Europa“ die Rede, Schengen wurde gerade eingerichtet und damit kamen auch die Außengrenzen in den Blick.

Lange ist das her. Aber wenn ich die Debatten von damals wiederlese, dann doch nicht zu lange. Wir haben wenig gelernt, scheint mir. Und wer glaubt, 2015 sei das Jahr mit der Krise gewesen, der schaue auf die überdrehten Debatten von 1992 zurück.

49 Flüchtlinge

Erst am vergangenen Sonntag musste Papst Franziskus öffentlich für 49 auf dem Mittelmeer auf Schiffen treibende Flüchtlinge das Wort ergreifen, weil sich die Regierungen nicht einigen können. Oder besser: weil sich damit schön Politik und Angst machen lässt.

Wie 1992 schon. Die Debatten darum, ob man mit so einem Foto Werbung machen darf, klingen im Rückblick geradezu harmlos. Die Frage heute ist, ob man damit Politik machen darf. Darf man, meinen einige. Dem ist zu widersprechen. Und zwar deutlich.

Lampedusa ist der symbolische Anti-Ort zum Foto von damals. Der Ort an dem der Papst die Frage in den Raum warf, wer eigentlich um die vielen Toten weine. Das ist viel menschlicher als Werbung mit ihnen zu machen. Oder Politik.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, VatikanSchlagwörter Benetton, Flüchtlinge, Fotografie, Mittelmeer, Politik, Werbung2 Kommentare zu Darf man damit Werbung machen? Oder Politik?

#aufdemwegzurarbeit

Veröffentlicht am 25. November 201725. November 2017

Jeden Morgen ein Bild: Seit einigen Monaten habe ich ein kleines Projekt, das irgendwie so nebenbei entstanden ist. Jeden Morgen gehe ich zur Arbeit, was nicht weiter verwunderlich ist. Aber jeden Morgen mache ich und poste ich ein Bild von meinem Weg zur Arbeit. Erst als Spaß und dann, weil Fotografie mir Spaß macht, mit ein wenig Ehrgeiz.

Spiegelbild
Spiegelbild

Der Weg zur Arbeit ist kurz und nach zehn Monaten wird es langsam interessant, ich muss schon genauer hinsehen, wenn sich nichts Besonderes in den Weg stellt, um fotografiert zu werden. Auch sind die Bilder mittlerweile schwarzweiß geworden, diese Ausdrucksform lag mir immer schon näher.

Meistens sind es Bilder aus Rom, naturgemäß. Aber ich bemühe mich, das auch unterwegs zu machen, was das Ganze dann etwas auflockert. Aber das Herz liegt dann doch bei den Rom-Bildern.

Das hier ist natürlich ein Werbe-Stück. Aber warum auch nicht? Es ist ein kleiner Beitrag zur Schönheit der Welt, der Kultur, manchmal auch der Natur, aber da bin ich nicht so gut.

Mein Weg ist natürlich reiner Luxus. Ich habe hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jeden und auch wirklich jeden Morgen im Stau stecken, Wohnraum der Nähe zur Innenstadt ist rar und teuer und meistens an Touristen vergeben. Ich habe es also gut mit meinem kurzen sieben-Minuten-Gang vom Haus zum Büro. So gut, dass ich ab und zu einfach einen Umweg mache, ab und zu muss man sich halt bewegen.

Wenn Sie also Lust haben: einfach mal vorbei schauen. Und ich freue mich auch über ein Like…

#aufdemwegzurarbeit
Spiegelbild
Bahnhof Termini
Über den Dächern
Selbstbildnis
Sonnenaufgang
Engelsburg
Wolkenhimmel
Erst mal Sportnachrichten, auch wenn es weh tut
Via della Conciliazione
Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter #aufdemwegzurarbeit, Foto, Fotografie, Instagram, Roma6 Kommentare zu #aufdemwegzurarbeit

Menschen zeigen

Veröffentlicht am 16. August 201714. August 2017

Drei Ausstellungen – Teil 3

Er gehört zu den Berühmteiten im Mode-Business: Peter Lindbergh. Seine Bilder kennt jeder. Oder besser, man kennt vielleicht nicht seinen Namen, aber sein Stil ist unverkennbar. Harte schwarz/weiß Modefotografie (vor allem s/w), starke Frauen, keine auf Perfektion getrimmten Schönheiten sondern gerne auch mit Macken. Seine Bilder haben eine neue Art Model geschaffen, die Supermodels aus den 90ern, die Turlingtons, Moss, Schiffers, Macphersons.

Er wollte eben Menschen zeigen, nicht Abziehbilder, mag man seine Einstellung zusammen fassen. Und die Fotos in der Ausstellung in München in der Kunsthalle sind genau so: direkt, offen, in die Kamera schauend (meistens), stylisch aber nicht ästhetisiert. So wirken sie jedenfalls und so sollen sie auch wirken.

Es sind einfach fantastische Fotos von nicht nur schönen Menschen, er kann mit seiner Kamera Charakter einfangen und zeigen und inszenieren.

 

Die Welt der Supermodels

 

Kunsthalle München: Werbung für Lindbergh
Kunsthalle München: Werbung für Lindbergh

Man kann kaum anders als all die schönen Menschen bewundernd anzusehen. Und genau an dieser Stelle befallen mich da meine Zweifel. Was für Menschen zeigt uns da Lindbergh? Denn bei allem künstlerischen Anspruch darf man doch nicht vergessen, dass das alles einen Zweck hat: Werbung!

Es ist eine künstliche Welt, die Lindbergh zeigt und in die er uns hinein nimmt. Es ist eine Konsumwelt, wenn der potentielle Käufer soll ein Gefühl bekommen, das zu Konsum anregt.

Lindbergh zeigt Selbstbewusstsein und Individualität, gar kein Zweifel. Aber der Zweck der Bilder ist eben der, dass man meint, genau dieses Selbstbewusstsein und diese Individualität habe mit Kleidung und Stil zu tun. Und lasse sich kaufen.

 

Ich kann das kaufen

 

Und anders als die Fotos des großen Vorgängers Helmut Newton machen seine Bilder auch nicht nervös, da ist letztlich doch alles glatt. Er orientiert sich an Filmszenen, stellt wie an einem Drehort mit riesigem Aufwand alles nach. Er will Geschichten erzählen. Aber bei aller Brillianz ist es dann doch Verkauf. Das Menschenbild des Peter Lindbergh – in seinen Fotos – ist letztlich nicht sehr verlockend.

Will man in München in einer Ausstellung Fotografien von Menschen sehen, dann geht man besser einige Meter weiter, ins Haus der Kunst. Dort ist Thomas Struth ausgestellt, streng genommen schon Ausstellung vier dieser kleinen Reihe. Da kann man sehen, wie die Organisation von Lebensabläufen sich in der Welt niederschlägt. Das sind großartige Fotos, nicht immer einfach zu erschließen, abervon  der Welt in der wir leben, nicht wie die schwarz/weiß-bunte Werbewelt.

 

Ausstellung 4: Thomas Struth

 

Das ist eine Ausstellung, die ich empfehlen kann, auch wenn für sie nicht halb München plakatiert ist, wie für Lindbergh. Aber um Werbung geht es Struth ja auch nicht … .

Blick in die Ausstellung von Thomas Struth in München
Thomas Struth im Haus der Kunst, München

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Fotografie, Haus der Kunst, Kunst, Kunsthalle München, Menschen, Menschenbild, Peter Lindbergh, Thomas Struth, Werbung3 Kommentare zu Menschen zeigen

Realität, nicht versteckt

Veröffentlicht am 12. August 201711. August 2017

Drei Ausstellungen, Teil 2

Es sind Szenen, wie wir sie eigentlich täglich auf der Straße sehen: Obdachlose Menschen, unter Pappe, in alten und zerrissenen Sachen. Aber wenn sie übergroß und sehr bunt im Eingangssaal einer Ausstellung hängen, als Fotografie und Portrait, dann ist da dann doch mehr.

Auf der Straße schauen wir normalerweise weg oder verschämt irgendwie drüber hinweg, wir umgehen diese Szenen. Andres Serrano, seit Jahren einer der Stars der Fotografie-Szene, zeigt uns diese Menschen direkt und wir schauen hin. Jedenfalls wenn wir uns die Ausstellung im Amsterdamer Huis Marseille ansehen.

 

Andres Serrano

 

Eingangssaal der Ausstellung: Nomaden und Bürger von New York und Brüssel
Eingangssaal der Ausstellung: Nomaden und Bürger von New York und Brüssel

Man sieht auf den Bildern nicht vor allem Armut, von der wir uns irgendwie abgrenzen müssten. Wir sehen Menschen.

Es sind keine schönen Bilder, aber sie erzählen Geschichten. Von Menschen. Von Würde. Die Bilder sind auch nicht plakativ oder appellativ, moralisierend. Die Bilder sentimentalisieren nicht und gaukeln uns eine heilere Welt vor.

Eine Serie, die dort in der Ausstellung zu sehen ist, heißt „Residents of New York“. Ganz bewusst sieht und zeigt Serrano die Obdachlosen als Bewohner der Stadt, nicht als Fremdkörper.

Eine andere Serie heißt „Nomaden“, er vermeidet die Definition, die ich hier verwendet habe, nämlich ‚Obdachlos’. Er will nicht Menschen negativ definieren, über etwas was sie nicht haben. Sondern positiv, als Bewohner, als Menschen mit eigener Lebensweise, ob die nun freiwillig gewählt ist oder nicht.

 

Bewohner und Nomaden

 

Anschließend an die Fotos hat Serrano den Residents und Nomaden dann ihre Pappschilder abgekauft. Sie wissen schon, wo drauf steht warum sie jetzt Geld brauchen oder Hilfe. Und auch diese Schilder sind in der Ausstellung zu sehen, eine ganze Wand voll. Traurig oder witzig sind die und in der Menge und Enge ungewöhnlich. Aber auch sie gehören zu den Geschichten, welche von den Fotos erzählt werden. Geschichten für den, der sie denn sehen will.

Die Ausstellung beginnt mit Fotos von Obdachlosen, und sie endet auch mit solchen Fotos. Dazwischen gibt es aber noch allerlei anderes aus dem Werk von Serrano zu sehen. Er schaut zum Beispiel auf christliche Ikonographie, zeigt gläubige Menschen und Kirchen. Serrano ist katholisch geprägt, das merkt man auch seinen Bildern irgendwie an, da ist immer auch der Respekt vor dem Glauben im Bild.

„Revealing reality“ heißt die Ausstellung. Dass wir uns Realität schonreden oder schönsehen, dass wir sie nicht wirklich sehen wollen, das ist normal. Ob das nun bei Nomaden ist oder anderen Bereichen des Lebens. Serrano richtet seine Kamera darauf, kunstvoll, respektvoll. Und – wenn wir denn schauen – lernen zu sehen, was um uns herum so alles zu sehen ist.

Noch bis zum 3. September in Amsterdam zu sehen.

 

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Andres Serrano, Ausstellung, Bewohner, Foto, Fotografie, Huis Marseille, Nomaden22 Kommentare zu Realität, nicht versteckt

Blindschirm

Veröffentlicht am 24. Juni 201522. Juni 2015
Umringt von Bildschirm-Wesen: Der Papst unterwegs
Umringt von Bildschirm-Wesen: Der Papst unterwegs

In Turin war es wieder soweit: ein regelmäßiges und ununterbrochenes Kopfschütteln stellte sich bei mir ein, immer wenn der Papst sich durch die Mengen bewegte. Man sieht dann nämlich viele, viele Päpste. Den echten und die Reproduktionen, wenn die Kamera die ganzen Mobiltelefone einfängt, die den Papst fotografieren wollen.

Und immer wieder auch diese absurde Geste des sich Umdrehens, wenn der Papst vorbei fährt, um ein Selfie mit ihm zu machen. Dass man dabei selbst den Papst nicht sieht, fällt nicht ins Gewicht, Hauptsache bei Facebook sehen alle mich und den Papst als Hintergrund. Genauso wie ich und das Kolosseum, ich und der Petersdom, ich und und und. So viele ichs und der Rest der Welt wird Hintergrund. Beim Besuch bei den Salesianern war das besonders krass: Das stand ein Priester einen Meter weg vom Papst, war aber nur weggedreht und hatte seinen Handy-Stick in der Hand in der Hoffnung, sein ich mit Papsthintergrund einfangen zu können. Da tritt dann auch das Religiöse in den Hinter-Hintergrund.

Eine Kollegin erzählte mir neulich, was ihr das dauernde Fotografieren ausgetrieben habe. Sie sei der Queen begegnet und als die vorüber ging, wollte sie ein Foto machen. Das habe aber nicht funktioniert so dass sie am Ende weder die Queen gesehen noch ein Bild gemacht habe. Seitdem schaue sie nur noch hin, nicht mehr in den Bildschirm.

Genau das passiert. Es gibt keine Gegenwart mehr, kein Staunen oder Freuen über einen Augenblick, sondern nur den Versuch, sich selber in Szene zu setzen. Nervosität, das auch wirklich ins Bild zu bekommen. Und dann ein verwischtes Foto niedriger Auflösung und die Erleichterung, dass da irgendwas zu sehen ist.

Es sind Bildschirm-Wesen, zu denen Pilger und Besucher da werden. Gesteuert vom Zwang, die Speicherkarte mit Abbildern des eigenen Ego zu füllen. Nicht sehen, sondern gesehen werden. Das ist auch eine Form von Blindheit. Tragisch.

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und Können, Papstreise, VatikanSchlagwörter Fotografie, Fotos, Franziskus, Handy, Mobiltelefon, Papst, Selfie9 Kommentare zu Blindschirm

Die Welt gibt es nur auf dem Bildschirm

Veröffentlicht am 28. August 2014
2005
2005

Die britische Zeitung The Guardian hat diese Bilder das erste Mal gebracht, der Spiegel hat das dann aufgegriffen, wenn ich richtig recherchiert habe. Und dann sind sie durchs Internet gewandert: Die Via della Concialiazione mit acht Jahren Unterschied.

Im Vatikan hält sich das Gerücht, man hätte gemessen, dass der Applaus für den Papst abgenommen habe, obwohl die Anzahl der Menschen zunehme. Der Grund: Die Pilger auf dem Peterplatz haben nur noch eine Hand frei, in der anderen halten sie Smartphone, Tablet, irgendwas um den Augenblick „festzuhalten“. Vielleicht ist es nur „gut erfunden“, wie man in Italien sagt: Si non è vero, è ben trovato. Es ist auf jeden Fall plausibel und gibt die Stimmung wieder: Alle schauen auf den Bildschirm, immer weniger auf das Ereignis selber.

2013
2013

Mir ist das bei der Papstreise ins hochtechnisierte Korea noch einmal aufgefallen, und zwar sehr negativ. Wie viele Menschen wollen den Papst gar nicht sehen, sondern nur durch den Bildschirm. Sie sind einen Meter nah dran, vielleicht etwas weiter, und wollen festhalten. Oder die Steigerung: Ein Selfie. Sie drehen sich weg und fotografieren sich selbst mit dem Papst im Hintergrund.

Von der fotografischen Qualität will ich gar nicht anfangen, das ist alles unterirdisch. Aber es dient ja auch einem anderen Zweck: Dem vermeintlichen Festhalten eines Augenblicks.

 

Was ist eigentlich aus dem Erzählen geworden?

 

Es geht gar nicht darum, dabei zu sein, den Moment zu erleben. Die Konzentration wird auf den Bildschirm gelenkt, man bekommt die Nachbarn und ihre Reaktion nicht mit, man bekommt die Nähe nicht mit, man achte auch nicht auf sich selber und die eigenen Reaktionen, es geht nur um das vermeintliche „Festhalten“.

Als begeisterter Fotograf weiß ich, was die Kamera in der Hand macht: sie trennt vom Ereignis. Wer durch die Linse schaut, das Objektiv, macht das Ereignis wortwörtlich zum Objekt. So sehen wir von hinten auf die kleinst-Bildschirme auf hunderte und tausende von Trennschirmen.

Auf der Skala ganz unten steht bei dem allen die Osternacht. Es wird im dunklen Petersdom darum gebeten, beim Einzug des Papstes mit der Osterkerze nicht zu fotografieren. Woran sich natürlich keiner hält, man will den Augenblick ja „festhalten“. Und jedes Jahr dasselbe Schauspiel: Der Papst wird taghell erleuchtet. Blitzlich auf Blitzlicht, das zerstört die Stimmung und die Dramaturgie der Liturgie, auf die es gerade in der Osternacht so sehr ankommt. Man scheitert nicht nur damit, diesen Augenblick „festzuhalten“, man zerstört ihn damit auch. Weiterlesen “Die Welt gibt es nur auf dem Bildschirm”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Kunst, Kultur und Können, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Fotografie, Papst, Smartphone, Tablet, Vatikan8 Kommentare zu Die Welt gibt es nur auf dem Bildschirm

Die Ordnung verschlingt dich

Veröffentlicht am 9. Dezember 20129. Dezember 2012
Bangkok V, 2011 © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Seine Fotos entstehen im Rechner. Wenn man sich die großformatigen Bilder von Andreas Gursky ansieht, dann fragt man sich unwillkürlich, ob es dazu überhaupt eine Entsprechung in der Wirklichkeit gibt und geben kann. Gibt es nicht, kann es nicht. Seine Fotos sind keine Abbildungen, sie wollen keine Authentizität im Sinne von Entsprechung. Wenn Gursky verschiedene Fotos im Computer zusammen komponiert entsteht ein Bild, das genau so wirklich ist wie eine „getreue“ Abbildung, aber etwas zeigt, was vielleicht nur hinter den Dingen zu sehen ist. In einer von ihm selbt kuratierten Ausstellung sind seine Werke jetzt in Düsseldorf zu sehen.

 

Die Bilder sind vor allem erst einmal eindrucksvoll. Man steht vor der Farbigkeit, der klaren und weiten Komposition und sieht erst einmal Ästhetik. Erst beim zweiten und dritten Blick fallen dann die Details auf, und hier werden Gurskys Bilder erst richtig interessant. Man braucht aber Zeit, sich der Monumentalität und der Farbigkeit zu entziehen, um diese Details zu entdecken. Erst scheinen sich die Bilder zu wehren, ihre Ästhetik als Schutz in den Vordergrund zu schieben. Die Fotos sind flächig, weit, riesig, farbig, glänzend. Sie hören am Rand auch nicht auf, sondern scheinen nur einen Ausschnitt von etwas den Rahmen überschreitendes festzuhalten. Man vermutet mehr. Sie überwältigen erst einmal durch ihre Strenge und die Farbigkeit.

Dann aber sieht man, dass hinter all der Ordnung Unterordnung steckt, Ausbeutung von Menschen, dass die Entfremdung des Menschen gezeigt wird, versteckt hinter dem Schönen, Faszinierenden, dem Konsum, der Ordnung, der Farbe. Es ist wie im richtigen Leben: Hinter der Oberfläche steckt etwas, was gesehen werden will, aber man muss genau hinsehen und sich Zeit nehmen, um es auch zu entdecken.

 

Die Sprache der Überwältigung

 

Zwei Bilder haben es mir besonders angetan. Zum einen sieht man – im ersten Teil der Ausstellung – die Anzeigetafel im Frankfurter Flughafen. Ein riesiges Bild, das fast vollständig von dieser Tafel eingenommen wird.

© Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Gursky fotografiert aber wie gesagt nicht einfach, er komponiert seine Bilder am Rechner, aus mehreren Fotografien entsteht eine neue Realität. So ist diese Anzeigetafel übergroß, wie sie im „echten“ Frankfurt nicht existiert. Über 300 Flüge werden anzezeigt, der letzte geht 21.05 Uhr nach Klagenfurt. Darunter einige Menschen, die vom gigantischen abgebildeten Netzwerk fast weggedrückt und von den sie umgebenden Sicherheitsmaschinen fast verschlungen werden. Weiterlesen “Die Ordnung verschlingt dich”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Andreas Gursky, Düsseldorf, Entfremdung, Fotografie, Mensch, Unterwerfung1 Kommentar zu Die Ordnung verschlingt dich

Ende einer Ära, wieder mal

Veröffentlicht am 25. Januar 201225. Januar 2012

Er ist selbst eine Ära: Arturo Mari, ehemaliger Papstfotograf. Wenn er erzählt, könnte man ihm stundenlang zuhören, wie er berichtet über die Nähe, die er vor allem zu Johannes Paul II. hatte. Er ist im Ruhestand, und er schaut zurück auf einen anderen Ruhestand, den die Fotografen weltweit – wir Fotografen weltweit, wenn ich mich als Amateur dazuzählen darf – trifft: Kodak ist insolvent. So lange ich denken kann und eine echte Kamera besaß, also eine für Rollfilm, war das immer die beste Wahl. Aber nicht nur meine. Mari:

„In 53 Jahren, die ich im Dienst der Päpste stand, habe ich immer Kodak bevorzugt. Das war das beste Material. Natürlich hat heute das digitale Bild enorme Fortschritte gemacht. Allein die Frage der Übermittelung: In wenigen Minuten kann man einen Pool mit den allerbesten ausgewählten Bildern für die ganze Welt zur Verfügung stellen. Das sind große Vorteile, zweifellos. Aber als Fotograf muss ich sagen, dass die ganze Poesie verschwindet, die Liebe zur camera oscura, in der Fotografien entstehen, die man mit den eigenen Händen schuf.“

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, nie war es so wahr. Lebe wohl, Rollfilm.

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Arturo Mari, Fotografie, Insolvenz, Kodak, Kunst, Papstfotograf1 Kommentar zu Ende einer Ära, wieder mal

Zwischenräume

Veröffentlicht am 7. Januar 2012
Ein Blick in den Ausstellungsraum in Nürnberg
Susan Hiller: Wild Talents. (C) Kunsthalle Nürnberg

Wir wissen nicht, was das ist, die „Ewigkeit“. Wenn wir aus unserer Erfahrung und unserem Denken etwas wissen, dann das, dass wir nichts Ewiges kennen. Alles vergeht, stirbt, ändert sich. Wir können dem Wort „Ewigkeit“ nichts entgegensetzen, was wir wüssten oder kennen würden. Und doch ist es ein so wichtiges Wort, sowohl in unserem Glauben wie auch im Glauben aller anderen Religionen, als auch in Sehnsüchten und Träumen.

‚From here to Eternity’ heißt eine Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg. Sie deutet Zwischenräume an, als ob es zwischen uns und dem hier und der fernen Ewigkeit noch etwas gäbe. Eine Verbindung, eine Ahnung, Zeit-Räume. In diese Zwischenräume dringt Susan Heller vor, eine us-amerikanische, aber in Großbritannien lebende und arbeitende Künstlerin.

‚Von hier aus bis zur Ewigkeit’: Aura und magische Fähigkeiten etwa oder Träume nach Freud und auch die Pilgerreisen der Christen. All das findet sich in ihren Arbeiten, all das sind tastende Schritte in diesen geahnten Zwischenraum. Kinder mit besonderen religiösen Gaben etwa, dargestellt auf einem Fernseher; die Wahrheit des Glaubens im Medium der Lüge, so sagt der begleitende Text. Wilde Talente nennt Hiller das.

Die Kunst greift auch buchstäblich über die Räume der Ausstellung hinaus. Sicherlich nicht ewig, aber es löst sich von unseren Erfahrungen von Ausstellung und Kunst, vom Hier, und versucht sich in diesen Zwischenräumen.

Moderne und zeitgenössische Kunst auf der Suche nach dem, was nicht ist, was wir aber mit unseren Sinnen, dem Hören wie dem Sehen, ahnen und tasten. Wunderbare Werke für suchende und fragende Menschen.

 

Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. Februar.

 

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Art, Bilder, Ewigkeit, Fotografie, From here to Eternity, Kunst, Kunsthalle, Nürnberg, Suchen, Susan Hiller, TV, Videoinstallation, Vision4 Kommentare zu Zwischenräume

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