Es sei langweilig, einem vorgelesenen fünf-Seiten-Text zuzuhören. Das sagte der Papst den Schülerinnen und Schülern der Jesuitenschulen am vergangenen Freitag. Also las er den Text nicht vor, sondern übergab ihn dem Jesuitenorden und seinem eigenen Pressesprecher, die ihn dann veröffentlicht haben. Leider bislang nur auf Italienisch, ich habe mich an einer deutschen Übersetung versucht.
Liebe Kinder, liebe Jugendliche,
ich freue mich, euch und eure Familien, die Erzieher und die Freunde der großen Familie der Jesuitenschulen Italiens und Albaniens empfangen zu können. Auch alle grüße ich ganz herzlich: Willkommen! Ich fühle mich mit euch als ‚Familie’ verbunden, und es ist ein Grund zu besonderer Freude, dass unser Treffen mit dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu zusammenfällt.
Ich möchte euch vor allem etwas sagen, das sich auf den heiligen Ignatius von Loyola bezieht, unseren Gründer. Im Herbst 1537 war er mit einer Gruppe seiner ersten Gefährten auf dem Weg nach Rom und sie fragten sich, was sie auf die Frage antworten würden, wer sie denn seien. Die Antwort kam spontan „Wir werden sagen, dass wir die ‚Gesellschaft Jesu’ sind!“ (FNSJ 1, pp.320-322). Es ist ein anspruchsvoller Name, der eine enge Freundschaftsbeziehung und völliger Hingabe an Jesus für all diejenigen bedeutet, der seinen Fußspuren folgen will.
Warum erzähle ich euch das? Weil der heilige Ignatius und seine Gefährten verstanden haben, dass Jesus ihnen beibringt, wie man richtig lebt, wie man ein Leben mit einem tiefen Sinn führen kann, das Enthusiasmus, Freude und Hoffnung gibt. Sie haben verstanden, dass Jesus ein großer Meister des Lebens und ein Modell für das eigene Leben ist, der aber nicht nur etwas zeigt, sondern auch zur Nachfolge auf seinem Weg einlädt.
Wachsen in Großherzigkeit
Liebe Jugendliche, wenn ihr euch jetzt fragt, warum ihr zur Schule geht, was antwortet ihr mir? Wahrscheinlich gibt es darauf sehr viel antworten, je nach dem Verständnis, das jeder hat. Aber ich denke, dass man das zusammenfassen kann und sagen, dass die Schule eine Lernwelt ist, in der man wachsen kann und lernen kann zu leben, um erwachsene und gereifte Männer und Frauen zu werden, fähig zu gehen, den Lebensweg zu verfolgen. Wie hilft euch die Schule in diesem Wachsen? Sie hilft nicht nur dadurch, dass sie die Intelligenz fördert, sondern durch eine ganzheitliche Bildung aller Bereiche eurer Persönlichkeit.
Dem folgend, was Ignatius gelehrt hat, ist das wichtigste Element in einer Schule, zu lernen, großherzig zu sein. Die Großherzigkeit: Diese Tugend des Großen und des Kleinen(Non coerceri maximo contineri minimo, divinum est), die uns immer auf den Horizont blicken lässt. Weiterlesen „Erziehen ist kein Beruf, sondern eine Haltung, eine Lebensweise“