Franjo Komarica ist ein freundlicher Mann. Er ist seit 1989 katholischer Bischof von Banja Luka in Bosnien Herzegowina. Er kümmert sich um Versöhnung, so gut das denn geht, und ist mehrfach ausgezeichnet. Es passt zu seiner Freundlichkeit.
Wenn er aber über sein Land und die Situation der Christen dort spricht, spricht er Klartext. Die Hand schlägt immer wieder auf den Tisch, so dass die Aufnahme mit dem Mikro fast nicht brauchbar ist. Sein Bistum liegt in einer Gegend Europas. Ein Teil Europas, obwohl Bischof Franjo das im Gespräch zu bestreiten scheint.
Wir Zentraleuropäer hätten damals weggeschaut, während des Krieges, bei den Ungerechtigkeiten nach dem Krieg und heute immer noch. Katholiken würden wie Rechtlose behandelt und Europa schaue zu.
Das politische Europa ist in unserem Fall sehr unglaubwürdig geworden. Nicht umsonst hat der selige Johannes Paul II. diese Frage sehr scharf formuliert, als er zu Besuch war: „Europa war Zeuge bei dieser Tragödie. Man muss sich fragen, ob Europa ein glaubwürdiger Zeuge war.“ Diese Frage müssen sich die Politiker, Wirtschaftsleute und das Militär stellen, auch die Medien.
Man sah, dass eine Tragödie verhindert werden musste und verhindert werden konnte. Aber wir wurden Opfer anderer Differenzen unter den sogenannten großen Völkern und Mächten. Jugoslawien ist nach dem ersten Weltkrieg als Siegeszeichen der siegreichen Alliierten errichtet worden, und seitdem werden wir als Papisten bestraft, vom Ottomanentum, von den Kommunisten und auch jetzt dadurch, dass wir aus Bosnien ausradiert werden.
Ausradieren ist ein sehr hartes Wort.
Das ist ein sehr mildes Wort der herrschenden Situation gegenüber! Weiterlesen “Banja Luka liegt in Europa”