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Schlagwort: Franziskus

Von Sherlock bis nach Washington

Veröffentlicht am 15. Januar 20167. Januar 2016

Niemals fühlt sich der Mensch so stärker, als wenn er sich als Opfer fühlen kann. Deswegen sind Verschwörungen so attraktiv. Beweisen kann man sie nicht, aber man kann behaupten, dass einem was vorenthalten wird – Recht, Geld, Wissen, Einfluss. Man kann sich ärgern, aufregen, schimpfen, man kann auch in Dresden demonstrieren gehen: Man behauptet eine Verschwörung und die resultierenden Gefühle sind sehr, sehr stark.

In jüngster Zeit haben Verschwörungen und Theorien dazu neuen Aufschwung erhalten. Vor allem in Parolen zu „Lügenpresse“ und so weiter wird klar, dass man sich gerne als betrogen sehen will. Aber das betrifft nicht nur Dresdener. Wen man sich mal aufmerksam im TV umschaut, dann merkt man auch dort ein frisches Interesse an Verschwörungen. Aber nicht einfach im Sinn von „All the Presdent’s men“ und Watergate, sondern komplexer. Vor allem aber mit einem besonderen Blick aus der Perspektive des durch eine Verschwörung Betrogenen.

Nehmen wir die BBC Serie ‚Sherlock‘ – preisgekrönt, zu Recht – eine sehr moderne Adaption eines alten Themas. Super Fernsehen. Was neu ist und was bei den Erzählungen von Conan Doyle nicht vorkommt ist der Plot um den Bruder von Sherlock – düsterer Geheimdienstmann und Vertreter des Establishments, das wirklich die Fäden in der Hand hat – und von Moriarty, der in den ursprünglichen Erzählungen nur wenig vorkommt. Dahinter ist dann !Spoileralert! eine Verschwörung, in der der Gute, in dem wir uns an der Seite von Sherlock identifizieren können, also Dr. Watson, an der Nase herum geführt wird, zu seinem eigenen Besten, wie Sherlock meint. Er wird benutzt. Freundschaft wird benutzt. Der Zuschauer fühlt mit dem guten Watson, der trauert um seinen Freund, aber letztlich doch betrogen wird zu einem guten Zweck.

TV Serie Scandal. Quelle: Netflix
TV Serie Scandal. Quelle: Netflix

Oder nehmen wir Scandal, eine US-Serie, die in der US Politik Washingtons spielt. Die Hauptfigur ist eine politische Fixerin, sie löst Probleme, oft außerhalb des Rechtes, aber immer im Sinn der Guten. Aber auch hier !Spoileralert! gibt es einen Subplot, der sich um eine der weiblichen Nebendarsteller dreht, und Folge für Folge wird man in die Verschwörung einbezogen, die sich dieses Mal nicht gegen die Hauptfigur richtet, sondern bei der sie Teil ist. Und Folge für Folge werden wir in diese Verschwörung einbezogen, wir werden als Zuschauer zu Komplizen, nur die Freunde und Mitarbeiter wissen nichts. Und schon gar nicht die Betroffene. Sie weiß, dass mit ihr gespielt wird, aber ihr bleibt nichts anderen übrig, als mitzuspielen. Sie ist machtlos, sie wird benutzt. Sie will wissen, aber zu ihrem eigenen Besten wird ihr nichts gesagt.

 

Gefühlt betrogen

 

Das kommt bekannt vor? Es sind nicht die einzigen Fälle, aber die beiden sollen hier mal als Beispiele dienen. Es gibt noch andere. Verschwörungen sind halt in Mode.

Und zwar auf eine andere Weise als früher, das ist mein Punkt. Wenn wir in die 90er zurück schauen, da war schon mal die große Verschwörung der TV-Star, the X-Files. Nur war die Verschwörung damals der Böse, nicht Teil des Guten. Mit weiblicher Vernunft und männlicher Intuition haben sich die abenteuernden Helden in die Verschwörung hinein geworfen, sie waren als Aufklärer unterwegs, „the truth ist out there“. Jetzt ist das anders. Die Wahrheit wird nicht mehr durch die Verschwörung verdeckt, die Verschwörung ist Teil der Wirklichkeit geworden. Die Guten bedienen sich ihr.

Blicken wir mal einen Augenblick auf die Struktur dahinter. Weiterlesen “Von Sherlock bis nach Washington”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und Können, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Franziskus, Gnosis, Scandal, Sherlock, Verschwörung10 Kommentare zu Von Sherlock bis nach Washington

„Liebe wächst durch Liebe”

Veröffentlicht am 11. Januar 20167. Januar 2016

Mit diesen Zeilen bin ich etwas verspätet, eigentlich jährte sich Erscheinden der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. bereits am 25. Dezember zum zehnten Mal. Aber da Jahrestags-Journalismus immer was Künstliches hat blicke ich gerne mit leichter zeitlicher Versetzung auf diesen Text. Wichtig ist und bleibt er auch ohne Jahrestage.

Lehrer in Sachen Gottes- und Nächstenliebe: Benedikt XVI. (hier 2012 in Mailand)
Lehrer in Sachen Gottes- und Nächstenliebe: Benedikt XVI. (hier 2012 in Mailand)

2005 veröffentlichte der im gleichen Jahr gewählte Benedikt XVI. diesen Text, Deus Caritas est. In den Jahren, in denen ich Predigten, Ansprachen, Katechesen und Bücher dieses Papstes berichtet habe, sind mir immer wieder Parallelen zu den Gedanken der Enzyklika aufgegangen. Ob nun Huhn oder Henne zuerst da war ist dabei unerheblich, die Enzyklika hilft dabei, zu verstehen, was es heißt, Christ zu sein. Sie hilft beim Christsein für das 21. Jahrhundert. Schauen wir einfach mal auf den Text.

„Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt. … Mit der Zentralität der Liebe hat der christliche Glaube aufgenommen, was innere Mitte von Israels Glauben war, und dieser Mitte zugleich eine neue Tiefe und Weite gegeben. …. Jesus hat (das) Gebot der Gottesliebe mit demjenigen der Nächstenliebe aus dem Buch Levitikus: ,,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst’’ (19, 18) zu einem einzigen Auftrag zusammengeschlossen (vgl. Mk 12, 29-31). Die Liebe ist nun dadurch, dass Gott uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4, 10), nicht mehr nur ein ,,Gebot’’, sondern Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins, mit dem Gott uns entgegengeht.“

 

Göttlich und menschlich

 

Mit der Liebe haben wir aber so ein Problem, das Wort ist schillernd, Leidenschaft gehört dazu, Elternliebe, sexuelle Liebe und alles mögliche andere. Zwei Dinge stellt die Enzyklika dazu fest: „Zum einen, dass Liebe irgendwie mit dem Göttlichen zu tun hat: Sie verheißt Unendlichkeit, Ewigkeit — das Größere und ganz andere gegenüber dem Alltag unseres Daseins. Zugleich aber hat sich gezeigt, dass der Weg dahin nicht einfach in der Übermächtigung durch den Trieb gefunden werden kann. Reinigungen und Reifungen sind nötig, die auch über die Straße des Verzichts führen. Das ist nicht Absage an den Eros, nicht seine ,,Vergiftung’’ [Zitat Nietzsche], sondern seine Heilung zu seiner wirklichen Größe hin.“

Also: Liebe ist etwas, was über uns selber hinaus weist. Wenn wir bei uns selber bleiben, dann ist es nicht Liebe, kann man vielleicht sagen. Die Liebe wird „im Zugehen auf den anderen immer weniger nach sich selber fragen, immer mehr das Glück des anderen wollen, immer mehr sich um ihn sorgen, sich schenken, für ihn da sein wollen.“ Aber dazu braucht es auch das geliebt werden, das eine ohne das andere geht nicht.

Zurück zum Christsein: Die Bibel hat ein gegenüber seiner Umwelt anderes Gottesbild vorgestellt, das von Liebe, nicht von Strafe und Rache geprägt wird. Und sie entwickelt beginnend mit der Schöpfung ein Menschenbild, das ebenso von Liebe geprägt ist. Weiterlesen “„Liebe wächst durch Liebe””

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Benedikt XVI., Christentum, Deus Caritas est, Enzyklika, Franziskus, Liebe, Papst, Religion40 Kommentare zu „Liebe wächst durch Liebe”

„Auffächerung der Religionen“

Veröffentlicht am 7. Januar 2016

Über 100.000 Menschen haben das Video bei uns auf Facebook gesehen, über 30.000 haben es auch angesehen, und das sind die Zahlen von heute früh, 8 Uhr. Und das sind nur unsere eigenen Zahlen, dazu kommt YouTube, dazu kommen die anderen Sprachen Englisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch, Chinesisch, Hebräisch, Portugiesisch … . Gestern um 17 Uhr ist es online gegangen, die ersten Gebetsaufrufe des Papstes, die per Video, vom Papst selber, verbreitet werden. Bislang haben diese Intentionen eher ein Schattendasein geführt, was die mediale Aufmerksamkeit angeht.

Vier Religionen im Dialog: aus dem Video
Vier Religionen im Dialog: aus dem Video

Zunächst: Es gibt viel „Danke, Papst Franziskus“ unter den Kommentaren. Dies sei der Weg des Dialoges, und so weiter. Da hat der Papst mit seinem Text und haben die Macher des Videos mit ihren Bildern genau den richtigen Ton getroffen, meinen viele. „Riesen Respekt“.

Es gibt aber auch Bedenken. Ein Kommentator spricht von der „feinen Linie zwischen Indifferenz und Synkretismus“ und vermutet eine „Welteinheitsreligion“ ohne Jesus Christus. Immer wieder wird Joh 14:6 („Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“) zitiert. Der „einzige Dreh- und Angelpunkt ist Jesus Christus“, „Wie kann der Papst diese Wahrheit öffentlich vor der ganzen Welt mit Füßen treten?“

Andere lehnen das Video aus ganz anderen Gründen ab: „Ich habe das Video in einer Gruppe „Bibelkunde” geteilt. Es kamen nur Beschimpfungen. Der Papst sei der Antichrist aus der Offenbarung, man dürfe niemanden anderes Vater nennen, wir seien nicht alle Kinder Gottes usw. usf. Es wird ein langer Weg, dieser ökumenische Weg.”

 

„Riesen Respekt“

 

Deswegen ist das ja ein Gebetsanliegen und keine dogmatische Konstitution.

Drei Dinge fallen mir dazu auf. Erstens das Ziel des Videos. Der Papst betreibt hier nicht die Vision einer Religion für alle, er bespielt auch nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner. Er geht um den Dialog, der Frieden und Gerechtigkeit hervor bringt. Dialog hat einen Grund, nämlich die Verschiedenheit der Glaubensüberzeugungen, und ein Ziel, nämlich Frieden und Gerechtigkeit.

Zweitens zeigt das Video nicht, dass alle Religionen irgendwie gleich sind. Es zeigt dagegen den Respekt, den wir für eine Begegnung mit anderen Gläubigen haben sollen. Weil wir Brüder und Schwestern sind, nicht weil es um Wahrheit geht, um die Frage geht es hier erst mal gar nicht. Die vier Menschen, die man sieht, stehen für ihren Glauben und das braucht erst einmal den Respekt.

Drittens fällt sofort auf, dass der Christ – offensichtlich ein katholischer Priester, dargestellt übrigens vom ehemaligen Pressesprecher Kardinal Jorge Mario Bergoglios aus Buenos Aires, Guillermo Marco, der im interreligiösen Dialog sehr aktiv ist – nicht „ich glaube an Gott“ sagt, sondern „ich glaube an Jesus Christus“. Weiterlesen “„Auffächerung der Religionen“”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und Können, Neulich im Internet, Ökumene, Rom, VatikanSchlagwörter Christus, Dialog, Facebook, Franziskus, Glauben, Internet, interreligiös, Papst, Respekt, Video40 Kommentare zu „Auffächerung der Religionen“

Reform – Antibiotika

Veröffentlicht am 21. Dezember 2015

Das Sprachspiel war einfach zu schön, um es liegen zu lassen. Während er im vergangenen Jahr eine „Liste kurialer Krankheiten“ aufgezählt habe, bringe er in diesem Jahr die Antibiotika dazu mit. Aber auch ohne diese spontan eingefügte Bemerkung wird bei der Ansprache vor der Kurie in diesem Jahr klar, dass die diesjährige und die letztjährige zusammen gehören. Die fünfzehn Versuchungen und die 24 Tugenden, aufgeteilt in 12 Paare, die sich gegenseitig stützen, würde ich sagen. Jeweils eine Tugend sorgt für die Schwächen oder Übertreibungen der anderen. Geistlich sehr klug.

Der Papst unter seinen Mitarbeitern
Weihnachtsansprache 2015

Nun geht es bei beiden Reden um eine Reform. Weniger um die Reform der Strukturen, obwohl natürlich auch die folgen muss. Es geht dem Papst um eine Reform der Haltung, einzeln und als Arbeitsgemeinschaft. Und die muss sich ständig ändern, es wäre falsch jetzt eine Diagnose für heute zu erstellen und dann an den Stellschrauben zu drehen, damit in Zukunft alles besser wird. Wir Menschen sind Menschen und brauchen immer diesen Aufruf zur Reform. Oder christlich gesprochen: zur Umkehr.

Und das ist auch die diesjährige Ansprache: ein Aufruf zur Umkehr. Vielleicht ist es sogar einfacher, den eigenen Schwächen – anhand der Liste vom vergangenen Jahr – nachzugehen als Idealen und Stärken zu suchen und nach denen zu streben, vielleicht ist das auch eine Charakterfrage.

In jedem Fall aber zieht sich ein roter Faden durch die Reden an die Kurie. Die Tugenden, von denen er spricht, zeigen sich erst im Konkreten. Allgemein sind sie schön und nett und bewundernswert, aber erst wenn sie die Zusammenarbeit prägen, dann sind sie echt. Und das ist dann Reform.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Franziskus, Krankheit, Kurie, Papst, Reform, Tugend, Weihnachtsansprache3 Kommentare zu Reform – Antibiotika

Die 15 Krankheiten der Seele, revisited

Veröffentlicht am 19. Dezember 201519. Dezember 2015

„Anweisungen zur Behandlungen der Krankheiten der Seele“. Kommt das bekannt vor? Es kommt bekannt vor! Es klingt nach dem, was Papst Franziskus vor einem Jahr seiner Kurie mit auf den Weg gegeben hat. Wir waren alle beim Hören und Nachlesen erstaunt, dass er nicht bei seinen gewohnten drei Punkten blieb, sondern immer weiter machte. Aber warum waren es fünfzehn? Und was für eine Art Beichtspiegel war das? Als Beichtspiegel hat das mir gegenüber Kardinal Walter Kasper bezeichnet, der damals vor einem Jahr dabei war.

Vor einem Jahr: Ansprache des Papstes an die Kurie
Vor einem Jahr: Ansprache des Papstes an die Kurie

Schließlich habe ich – dank meiner klugen Mitbrüder – einen Text gefunden und gelesen, der mich erstaunt hat. Eben weil er „Anweisungen zur Behandlungen der Krankheiten der Seele“ heißt und genau fünfzehn solcher Krankheiten beschreibt. Er stammt vom damaligen Generaloberen der Jesuiten Pater Claudio Aquaviva und stammt aus dem Jahr 1600. Ja, richtig gelesen, der Text ist über 400 Jahre alt.

Nun geht das auf eine lange und reiche Tradition zurück und Aquaviva war nicht der erste und nicht der letzte, solche Listen zu schreiben. Aber die Zahl fünfzehn lässt mich dann doch aufhorchen. Nun mag ich nicht behaupten, Papst Franziskus habe den Text angewandt oder auch nur gekannt, aber dass es eine Tradition gibt, wird dieser Kenner der geistlichen Tradition des Jesuitenordens Pater Jorge Mario Bergoglio wissen. Er hat in Argentinien einiges dazu publiziert, er kennt also die Tradition. Wer den Text selber nachlese möchte, kann das in der Reihe „Geistliche Texte SJ“ tun, Pater Thomas Neulinger SJ hat 2002 eine deutsche Übersetzung herausgegeben, aus der ich hier auch zitiere.

 

Pater Claudio Aquaviva

 

Der Text war jahrhundertelang so bekannt, dass er in die Regelbücher des Ordens eingegangen ist. Bekannt ist vor allem die Überzeugung „fortiter in re, suaviter in modo“, „stark in der Sache und milde in der Art“, die dem zweiten Kapitel „Die Verbindung von Milde und Wirksamkeit“ entnommen ist. Wörtlich heißt es dort „damit wir sowohl stark sind im Verfolgen des Zieles als auch mild in der Art und Weise, [es] zu erreichen“. Man merkt, es geht Aquaviva vor allem um Leitung, nicht um Selbstreflexion des Einzelnen.

„Die Kurie ist gerufen, sich zu bessern, immer zu verbessern und in Gemeinschaft, Heiligkeit und Weisheit zu wachsen, um ihre Aufgabe ganz und gar erfüllen zu können. Und wie jeder menschliche Körper ist sie auch Krankheiten ausgesetzt (..) Hier möchte ich einige dieser möglichen Krankheiten nennen, kuriale Krankheiten.“ Originalton Papst Franziskus am 22. Dezember 2014. Aquaviva geht es 1600 aber um das Individuum, nicht um eine Gruppe. Und es geht ihm um Leitung, wie ich schon gesagt habe. So wie das Exerzitienbuch des Ignatius nicht für den Beter gedacht ist sondern für den Begleiter, so sind diese Regeln für den Oberen und den Beichtvater gedacht.

Was den alten Text von seiner Adaption durch Papst Franziskus außerdem unterscheidet ist die Tatsache, dass auf die ‚Krankheiten‘ selber kaum eingegangen wird. Pater Claudio Aquaviva nennt sie in den Kapitel-Überschriften und setzt sie dann als erkannt voraus. Seine Kapitel befassen sich dann mit den Rezepten, wie ihnen zu begegnen ist, sehr konkrete Anweisungen ganz im Sinn der Unterscheidung der Geister, wie wir sie auch in der Tradition des Exerzitienbuches des heiligen Ignatius von Loyola finden, und wie sie auf die Kirchen- und Wüstenväter zurück gehen. Ich zitiere: Weiterlesen “Die 15 Krankheiten der Seele, revisited”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter 15 Krankheiten, Ansprache, Claudio Aquaviva, Franziskus, Kurie, Papst, Seele, Vatikan37 Kommentare zu Die 15 Krankheiten der Seele, revisited

Durch die Heiligen Pforten

Veröffentlicht am 8. Dezember 20158. Dezember 2015

Der Papst hat ein großes Projekt vor: „Warum heute ein Jubiläum der Barmherzigkeit begehen? Ganz einfach, weil die Kirche in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen gerufen ist, die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten. Dies ist nicht die Zeit für Ablenkung, sondern im Gegenteil um wachsam zu bleiben und in uns die Fähigkeit, auf das Wesentliche zu schauen, wieder zu erwecken. Es ist die Zeit für die Kirche, den Sinn des Auftrags wieder neu zu entdecken, den der Herr ihr am Ostertag anvertraut hat: Zeichen und Werkzeug der Barmherzigkeit des Vaters zu sein (vgl. Joh 20,21-23),“ so hat Papst Franziskus in einer Predigt seine Motivation für die Einberufung deises Jahres erklärt. Und ganz schlicht in einem Tweet vom 30. November: „Das Jubiläum der Barmherzigkeit erinnert uns daran, dass Gott uns mit offenen Armen erwartet, so wie der Vater den verlorenen Sohn.”

Vorpremiere: Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte in Bangui
Vorpremiere: Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte in Bangui

Und dieses große Projekt beginnt heute.

Drei Dinge scheinen mir wichtig zu sein, um bei all dem Pilgeransturm und den Papstevents den Kern nicht zu übersehen. Bereits beim Papstbesuch in der Zentralafrikanischen Republik, wo er eine „Vorpremiere“ für das Heilige Jahr hat stattfinden lassen, ist offenbar geworden, wie wenig wir eigentlich mit diesem Konzept „Heiliges Jahr“ anfangen können. Irgendwie schön, irgendwie religiös, Barmherzigkeit ist wichtig aber wie das mit den realen Problemen der Kirche zu verbinden ist, das bleibt mit Fragezeichen verbunden.

Aus dem Zitat scheint mir die „Nähe Gottes“ der erste Punkt zu sein, der wichtig ist. Wo ist die? Oder besser, wie kann ich heute in unserer modern gewordenen Welt neu davon sprechen? So viel von unserem Sprechen ist noch der Vergangenheit entnommen, unsere Vorstellungen sind noch nicht „updated“, sind noch von unserer vergangenen Welt geprägt. Vorstellungswelten und Horizonte prägen unseren Glauben, wie sollte es auch anders sein, in ihnen formuliert sich das, was wir glauben, formulieren sich unsere Gebete und unser Kirche-Sein. Aber wie geht das heute?

Die Theologie macht sich seit Jahren Gedanken dazu, ich kenne einige gute Artikel und Bücher, die genau mit dieser Frage streiten. Jetzt wird es Zeit – scheint uns der Papst zu sagen – und breiter dazu zu verhalten. „Nähe Gottes – machen Sie mal ein Beispiel“, sozusagen. Nichts einfacher als das: Barmherzigkeit. Das klingt jetzt sehr vereinfacht, ist aber der Eckstein dessen, was der Papst vorhat. Er spricht von den epochalen Veränderungen auf der ganzen Welt. Wir mögen uns noch so sehr an der alten Welt festhalten, die uns ein gutes Leben erlaubt hat und die unsere Erwartungen prägt. Aber diese Welt ändert sich. Mal wieder. Und dazu braucht es das update.

 

„Nähe Gottes? Machen Sie mal ein Beispiel!“

 

Mein zweiter Punkt sind die „Wachsamkeit“ und die „Fähigkeit, auf das Wesentliche zu schauen“, welche der Papst in seinem Schreiben nennt. Damit beschreibt er geistliche Haltungen. Sie sind sehr jesuanisch, tief in den Evangelien verankert, es gibt eine ganze Reihe von Erzählungen Jesu dazu. Kluge und törichte Jungfrauen etwa oder der Herr, der wiederkommt, wenn wir ihn nicht erwarten.

Dieses Kommen Jesu ist aber in der Gegenwart zu erwarten, scheint der Papst zu sagen. Nicht als endzeitliches Geschehen, sondern als Jesus hier unter uns. Wo ist er zu entdecken? Dem komme ich nur auf die Spur, wenn ich wachsam bin. „Aufmerksam“ als Wort funktioniert nicht ganz so gut, damit könnte man auch meinen, schon zu wissen, auf was man aufmerksam sein muss. Bei „wachsam“ scheint mir das nicht zu sein, das ist weiter, genereller, eine Grundhaltung.

„Das Wesentliche“ klingt ein wenig altmodisch und ich selber vermeide das Wort auch eher. Aber damit ist der Kern gemeint, das was dem, was ich gerade beobachte oder wo ich gerade drin stecke, zu Grunde liegt. Da braucht es Klugheit, glaubende Augen, den Blick aus dem Evangelium heraus auf die Dinge und Menschen, all das. Weiterlesen “Durch die Heiligen Pforten”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Barmherzigkeit, Franziskus, Heiliges Jahr, Papst, Pforte47 Kommentare zu Durch die Heiligen Pforten

Heiliges Jahr: Von Bonifaz VIII bis zu Franziskus

Veröffentlicht am 6. Dezember 20157. Dezember 2015

Es war zunächst einmal ein Verkehrsproblem: Als Papst Bonifaz VIII., Nachfolger des zurück getretenen Papstes Coelestin, für das Jahr 1300 das erste Mal überhaupt ein Heiliges Jahr ausrief, war das erst einmal genau das: ein Verkehrsproblem. Die alte leoninische Mauer Roms musste an einigen Stellen eingerissen werden und die damals einzige Brücke über den Tiber – die Engelsbrücke – bekam ein Einbahnstraßensystem, um der Pilgermengen Herr zu werden. Nichts Neues also, die Stadtverwaltung Roms heute kann ein Lied davon singen, dass auch in diesem Jahr Verkehrsprobleme zu lösen sind. Nur liegt das nicht an Mauern, sondern an einer kaputten Infrastruktur in der Stadt. Aber das ist ein anderes Thema.

Johannes Paul II. öffnet im Jahr 2000 die Heilige Pforte des Petersdoms
Johannes Paul II. öffnet im Jahr 2000 die Heilige Pforte des Petersdoms

Papst Bonifaz wollte damals genau das feiern, was Franziskus heute auch feiern will: Die Vergebung Gottes, Gottes Barmherzigkeit. Bis dahin war die einzige Möglichkeit, im Mittelalter eine vollständigen Ablass zu bekommen, ein Kreuzzug oder eine lange Pilgerreise etwa nach Santiago. Nun ging das also auch in Rom, was eine Aufwertung des Zentrums der Kirche bedeutete und eben auch eine neue Institution, das Heilige Jahr.

Den italienischen Dichter Dante hat das so beeindruckt, dass er Teile seiner Göttlichen Komödie genau in dieser Osterwoche des Heiligen Jahres 1300 spielen lässt. Was ihn aber auch nicht davon abhielt, den zuständigen Papst in den achten Ring der Hölle zu versetzen.

Das Heilige Jahr heißt ursprünglich Jubeljahr oder Jubiläum und geht zurück auf Levitikus 25:8, dort wird jedes 50. Jahr die Befreiung der Sklaven, Erlass von Schulden und Rückgabe von Grund und Boden angeordnet. Deswegen spricht man im Italienischen hier auch von Giubiuleo, was verwirrend sein kann für unsere Ohren, denn das Wort bedeutet bei uns etwas anderes.

 

Verkehrsprobleme auf dem Weg zum Heil

 

Immer wieder wurden diese Jahre auch für aufsehenerregende Gesten genutzt, die das Grundthema der Jahre – die Vergebung durch Gott – ausdrücken, zuletzt die großen Vergebungsbitten Papst Johannes Paul II., die er in einer Liturgie zum Heiligen Jahr 2000 aussprach.

Zunächst ließ man es alle 100 Jahre stattfinden, dann verkürzte man auf 50, später 33 und zuletzt 25 Jahre. So hat das letzte Jubeljahr 2000 stattgefunden. Immer wieder hat es aber auch außerordentliche Jahre gegeben, zuletzt 1983, so dass auch hier Papst Franziskus eine Tradition aufgreift.

Das Jahr beginnt mit dem Öffnen der Heiligen Pforten – der symbolischen Öffnung neuer Wege zum Heil – und endet mit deren Schließung. Die Pforten in Sankt Peter sowie in Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern sind normalerweise zugemauert.

Seit Einführung der Heiligen Jahre ist die Vorbereitung auf die Pilgerströme auch ein Anlass für bauliche Maßnahmen in der Stadt, wie gesagt auch das eine Tradition die wir Bonifaz VIII. verdanken, von damals an bis zu den Schnell-Baumaßnahmen heute. Rom ist von den Heiligen Jahren geprägt, brachten die Pilger doch immer Votivgaben mit, welche die vielen Kirchen der Stadt schmücken. Auch einige Brücken sind für Pilgermassen gebaut, Julius II. zum Beispiel war das Einbahnsystem der Engelsburg nicht geheuer, er ließ 1500 eine zweite Brücke bauen, den Ponte Sisto.

Aber abgesehen von den vielen äußeren Dingen wollen diese Jahre Zeiten der Neuentdeckung zentraler Glaubensinhalte sein und diese mit ganz konkreten Handlungen, eben einer Pilgerfahrt nach Rom, verbinden.

An diesem 8. Dezember ist es wieder soweit, das Jahr beginnt. Das nächste reguläre Heilige Jahr wird dann 2025 stattfinden.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ablass, Bonifaz VIII., Franziskus, Heilige Pforte, Heiliges Jahr, Rom, Vergebung3 Kommentare zu Heiliges Jahr: Von Bonifaz VIII bis zu Franziskus

Die Kirche von morgen

Veröffentlicht am 4. Dezember 20154. Dezember 2015

Mich gibt es nicht nur hier. Im Blog. Mich gibt es auch in echt, wenn ich ab und zu mal unterwegs bin und Vorträge halte oder anderswie über den Papst spreche. Wie zum Beispiel vorgestern, da war ich bei Ordensleuten in Salzburg, genauer bei den Medienverantwortlichen der Orden. Und weil die medial gut drauf sind, haben die meine Worte auch mitgeschnitten und online gesetzt.

Man kann das hier nachhören.

Die Ideen werden den Lesern hier nicht unbekannt sein, das ist aber mal auf 20 Minuten komprimiert gesprochen. In Kurzversion nachzulesen ist das hier.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Franziskus, Glaube, Kirche, Kommunikation, Ordensgemeinschaften, Papst, Reform23 Kommentare zu Die Kirche von morgen

Pater Papst

Veröffentlicht am 2. Dezember 201529. November 2015

Das Heilige Jahr kommt näher, und darüber kann man fast vergessen, dass im Augenblick noch ein anderes Jahr läuft, nämlich das Jahr der Orden. Wenn man es nicht eh schon vergessen hat. Zeit also, noch einmal zu erinnern, bevor das Heilige Jahr beginnt. Und zwar – wie sollte das anders sein auf diesem Blog – mit Papst Franziskus.

Foto des jungen Pater Bergoglio
Ordensmann: Der junge Pater Bergoglio

Eine Begegnung mit Ordensleuten, Seminaristen und Priestern ist ein häufiger Programmpunkt bei Papstreisen. Nicht immer gibt es das, aber meistens. Außerdem trifft Papst Franziskus gerne – aber auch nicht immer – seine Mitbrüder aus dem Jesuitenorden, wenn er unterwegs ist. Die Ansprachen bei diesen Gelegenheiten habe ich mir einmal angesehen. Wenn ich richtig gezählt habe, dann sind es 14 dieser Begegnungen oder Gottesdienste. Dazu kommen noch einmal zwei Messen, die der Papst mit den Jesuiten gefeiert hat und eine mit den Augustinern.

Man könnte jetzt auch noch die Ansprachen bei den Audienzen für diverse Generalkapitel anfügen, das lasse ich jetzt aber mal sein, zu viel ist zu viel. Außerdem sind die meisten Ansprachen, die ich hier zitiere, nicht nur an Ordensleute gesprochen, sondern auch an Priester, die keinem Orden angehören. Sie richten sich also an Männer und Frauen, für die wir irgendwie das Wort „Berufung“ oder „geistliche Berufung“ verwenden. Das als Warnung vorweg, es ist nicht alles nur für die Ordensleute.

 

Trost

[Nachdem einige Ordensleute und Priester von ihren Schicksalen berichtet hatten] „Sie rühmen sich nicht dessen, was sie erlebt haben, des bin ich sicher, denn sie wissen, dass es der Herr war, der sie vorangebracht hat. Aber sie haben uns etwas zu sagen! Sie sagen uns, dass für uns, die wir vom Herrn gerufen wurden, ihm aus der Nähe nachzufolgen, der einzige Trost von ihm kommt. Weh uns, wenn wir einen anderen Trost suchen! Weh den Priestern, den Ordensleuten, den Schwestern, den Novizen, den Gottgeweihten, wenn sie fern vom Herrn Trost suchen! Ich will euch heute nicht ‚prügeln’, ich will hier nicht der ‚Schinder’ sein. Aber merkt euch gut: Wenn ihr Trost anderswo sucht, werdet ihr nicht glücklich sein!“ (Tirana)

 

Ich und Jesus

„Uns allen – Bischöfen, Priestern, gottgeweihten Personen und Seminaristen – wird es gut tun, uns zu fragen: Wer bin ich vor dem leidenden Herrn?
Gehöre ich zu denen, die von Jesus aufgefordert sind, mit ihm zu wachen, und stattdessen einschlafen; die anstatt zu beten, versuchen zu entrinnen, indem sie die Augen vor der Realität verschließen?
Oder erkenne ich mich in denen, die aus Angst geflohen sind und den Meister in der tragischsten Stunde seines Erdenlebens verlassen haben?
Gibt es in mir etwa die Doppelzüngigkeit, die Falschheit dessen, der Jesus für dreißig Silberlinge verkauft hat; der Freund genannt worden war und ihn trotzdem verraten hat?
Erkenne ich mich in denen, die schwach waren und ihn verleugnet haben wie Petrus? Er hatte Jesus kurz zuvor versprochen, ihm bis in den Tod zu folgen (vgl. Lk 22,33); als er dann in die Enge getrieben und von Angst überfallen wird, schwört er, ihn nicht zu kennen.
Bin ich denen ähnlich, die ihr Leben bereits ohne ihn organisierten wie die beiden Emmausjünger, die die Worte der Propheten nicht begreifen und denen es schwer fällt, an sie zu glauben (vgl. Lk 24,25)?
Oder befinde ich mich dank Gottes Gnade unter denen, die treu waren bis zum Ende, wie die Jungfrau Maria und der Apostel Johannes? Als auf Golgotha alles dunkel wird und jede Hoffnung erschöpft scheint, ist nur die Liebe stärker als der Tod. Die Liebe drängt die Mutter und den Lieblingsjünger, am Fuß des Kreuzes auszuharren, um Jesu Schmerz bis zur Neige zu teilen.
Erkenne ich mich in denen, die ihren Herrn bis zum Martyrium nachgeahmt und damit bezeugt haben, wie er ihnen alles war, die unvergleichliche Kraft für ihre Sendung und der letzte Horizont ihres Lebens?“ (Jerusalem)

 

Freude und Erinnerung

„Priester und gottgeweihte Personen müssen eine ständige Freude über ihre Berufung entdecken und ausstrahlen. Die Fröhlichkeit entspringt einem dankbaren Herzen. Wir haben wahrhaftig viel empfangen, so viel Gnade, so viel Segen, und wir freuen uns darüber. Es wird uns gut tun, mit der Gnade der Erinnerung auf unser Leben zurückzublicken. Die Erinnerung an jene erste Berufung, die Erinnerung an den zurückgelegten Weg, die Erinnerung an so viele empfangene Gnaden…, und vor allem die Erinnerung an die Begegnung mit Jesus Christus in vielen Momenten während unseres Weges. Die Erinnerung an das betroffene Staunen, das die Begegnung mit Jesus Christus in unserem Herzen auslöst. Liebe Schwestern und Brüder, Gottgeweihte und Priester, erbittet die Gnade der Erinnerung, um den Geist der Dankbarkeit wachsen zu lassen. Weiterlesen “Pater Papst”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Neulich im Internet, Papstreise, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Franziskus, Jahr der Orden, Nachfolge, Orden, Ordensleben, Papst, Spiritualität, Unruhe15 Kommentare zu Pater Papst

Papst-Schuhe auf Demo

Veröffentlicht am 29. November 2015
Die Papstschuhe demonstrieren für das Klima
Die Papstschuhe demonstrieren für das Klima

Wenigstens die Schuhe: Große Demonstrationen für Klima und Gerechtigkeit darf es wegen der Sicherheitslage in Paris nicht geben, auch wenn ab morgen, dem 30. November, dort die große Klimakonferenz stattfindet. Stattdessen gibt es eine Installation, bestehend aus Schuhen, die ja sonst bei der Demo gebraucht worden wären.

Das Gute daran: So kann auch Papst Franziskus dabei sein. Kardinal Claudio Hummes brachte an diesem Sonntag die Papst-Schuhe nach Paris, auf die Place de la République, und legte sie neben seinen eigenen und denen von Kardinal Peter Turkson zu den anderen. Bislang sind es etwa 10.000 Paare, wird mir aus Paris berichtet.

Einer, der das mit vorbereitet hat, erzählt außerdem davon, wie schwer das ist, das überhaupt geschehen zu lassen, so streng sind die Sicherheitsmaßnahmen im Augenblick. Man habe es aber geschafft, etwa 50 Pressevertreter mit Kardinal Hummes auf die Place de la République zu bekommen, die Papstschuhe sorgen für Aufmerksamkeit. Gut so.

In anderen Städten dagegen wird wirklich demonstriert, in Melbourne etwa waren es 60.000 Menschen. In Paris waren 400.000 Menschen erwartet worden, die Behörden haben das nach den Anschlägen von vor zwei Wochen verboten.

Der Papst in bester Gesellschaft: Die Installation in Paris
Der Papst in bester Gesellschaft: Die Installation in Paris
Kategorien AllgemeinSchlagwörter Demo, Franziskus, Gerechtigkeit, Klima, Papst, Paris, Schuhe25 Kommentare zu Papst-Schuhe auf Demo

Der Unzufriedene

Veröffentlicht am 28. November 20151. Dezember 2015

Wenn man Papst Franziskus etwas nicht vorwerfen kann, dann ist es, dass er es Allen recht machen will. Er ist kein Populist. Deswegen gibt es auch immer wieder Unzufriedene, die etwa vertrauliche Dokumente an Journalisten weitergeben oder die anonym offene Briefe schreiben. Wie jetzt.

Im Focus ist ein Brief eines solchen Menschen veröffentlicht. Er bezeichnet sich als ehemaligen Mitarbeiter im Vatikan, was man aber natürlich nicht nachprüfen kann, weil der Text anonym bleibt. Aber glauben wir das mal einfach, zumindest für die Dauer dieses Textes.

In diesem Brief sammelt sich alles, was inner-kurial immer wieder an Kritik geäußert wurde und wird. Interessant ist, dass es eben nicht die in deutschsprachigen Ländern beliebte kirchenpolitische Schubladisierung ist, mit der man die Vorwürfe greifen kann.

Kritik an Päpsten ist normal, das haben wir immer gehabt und werden wir auch immer haben, da muss man kein Prophet sein. Nun sind diese Vorwürfe aber sehr persönlich: Eitelkeit, Anti-Intellektualität, zu emotional. Er würde zum Beispiel seinen einfachen Lebensstil übertrieben zur Schau stellen. Dagegen kann man einwenden, dass ein Blick in die Bibel reicht, um zu verstehen, was der Papst will. Es geht ihm nicht um ihn selber, deswegen gehen die Vorwürfe hier ins Leere, es geht ihm darum, dass der Verkünder glaubwürdig ist. Dass die Verkünder keinen Widerspruch zwischen sich und der Botschaft, zwischen sich und Jesus entstehen lassen, etwa durch Lebensstil. Dazu braucht es immer Mal wieder Impulse, wir Menschen und die menschlichen Institutionen zumal neigen nun einmal dazu, bequem zu werden und es sich einzurichten. Wobei Impuls ein eher schwaches Wort ist für das, was der Papst macht, er rüttelt vielmehr. Das ist keine Zurschaustellung.

 

Der Papst und sein Stil

 

Der nächste Vorwurf: Der Papst respektiere nicht, was im Vatikan alles an Wissen und Erfahrung in den Prozeduren und Verfahren gespeichert sei, autoritär setze er sich über die bisher geübte Praxis hinweg. Nun hat die Kurie ja nur einen einzigen Sinn: Das Ausüben des Petrusdienstes zu ermöglichen. Wenn es das Papstamt nicht gäbe, gäbe es auch keinen Vatikan, die Kurie ist nicht das Koordinations- und Leitungsgremium der Kirche, sondern Ausführungsorgan des Papstamtes.

Natürlich bringt jeder Papst seinen eigenen Stil mit, und Papst Franziskus hat uns alle mit seinen spontanen Aktionen überrascht. Natürlich erzeugt das Unruhe, Kirchenreform ist super, außer man ist selber der zu Reformierende, sozusagen. Der Schluss – und den sehe ich bei sehr, sehr vielen Mitarbeitern in der Kurie – ist dann aber der, dass man sich dem Papst anpasst. Nicht umgekehrt. Das ist kein Papismus, sondern liegt in der Natur der Sache. Weiterlesen “Der Unzufriedene”

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Das Gastgeschenk

Veröffentlicht am 16. November 2015
Der Kelch des Papstes für die lutherische Gemeinde
Der Kelch des Papstes für die lutherische Gemeinde

Wenn der Papst auf Reisen ist, bekommt jeder besuchte Bischof als Gastgeschenk einen Kelch. Es war also ein symbolisch aufgeladener Moment, als an diesem Sonntag auch Pfarrer Jens-Martin Kruse und die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom einen solchen Kelch als Geschenk erhielten.

Jahrzehnte und Jahrhunderte haben die Kirchen über die Kommunion in beiderlei Gestalten gestritten, auch deswegen ist die Gabe eines Kelches sehr versöhnlich. Und nicht zuletzt war das auch das Geschenk, das Papst Paul VI. dem Patriarchen Athenagoras gab, nachdem die 1.000 Jahre dauernde gegenseitige Exkommunikation zwischen Orthodoxen und Katholischen aufgehoben war.

Man konnte die angehaltene Luft in der Kirche geradezu hören, auch denen, die nicht alle Hintergründe kannten, war die Symbolik dieses Geschenkes sofort klar. Hier passiert ein Schritt, der so nicht zu erwarten gewesen war.

Im Fall der Bischöfe ist der geschenkte Kelch ein Zeichen der Verbundenheit in der Eucharistie. Jetzt ist dieser Kelch aber auch ein Zeichen der Hoffnung, dass das einmal möglich sein wird zwischen Lutheranern und Katholiken. Papst Franziskus hatte in einer Antwort auf eine der ihm gestellten Fragen betont, dass es nicht seine Kompetenz sei, das einfach so zu entscheiden. Aber sein Kommen, seine Worte, die Gesten waren ein deutliches Zeichen für die Hoffnung, dass die Einheit mit der Gnade Gottes einmal gelingen wird.

 

Zeichen von Hoffnung

 

Das Wort „Ökumene” hat der Papst übrigens nicht ein einziges Mal benutzt. Mir ist das gar nicht aufgefallen, aber ein kluger Kollege hatte aufgepasst. Theologische Debatten und Kommissionen sind wichtig, aber ich vermute, dass der Fortschritt woanders liegt. Es war auch nicht vom Reformations-Gedenken die Rede, von Teilnahme oder Nichtteilnahme, dieser Papst besucht Menschen, er verabschiedet keine Programme oder schreibt Berichte. Dieser Papst geht andere Wege, als wir sie vielleicht gewohnt sind. Weiterlesen “Das Gastgeschenk”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Ökumene, VatikanSchlagwörter Franziskus, Gemeinde, Kelch, lutherisch, Ökumene, Papst, Reformation, Rom22 Kommentare zu Das Gastgeschenk

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