Die Übersetzung sei die „Sprache Europas“: Umberto Ecos Diktum fasst in wenige Worten mehrere hundert Jahre Geschichte und moderne Realität zusammen. Übersetzung, das heißt zum einen Kommunikation, zum anderen Fremdheit. Das passt wunderbar zum heutigen Fest, Pfingsten und Fremdheit, Pfingsten und Kommunikation, darum kreisen die Erzählungen dessen, was Christen heute feiern.
Nicht, dass die Apostel Übersetzer gebraucht hätten. Das ist ja gerade der Punkt. Jeder hörte Petrus und die anderen in seiner jeweils eigenen Sprache reden. Während wir übersetzen müssen, um zu verstehen, wird Pfingsten so erzählt, dass das nicht nötig gewesen sei.
Pfingsten und Kommunikation
Aber auch die Fremdheit bleibt: der Geist schenkt nicht die Fähigkeit, in allen Sprachen zu reden. Der Geist Gottes löst auch nicht die Trennung auf, in einem einem spirituelles Esperanto, sozusagen. Die Fremdheit bleibt, die eigenen Sprachen bleiben.
Hintergrund der Erzählung von der Gabe des Geistes ist natürlich das Trennende von BabelBabel, man versteht sich nicht mehr. Babel teilt die Menschen in Sprachen, soll heißen, man versteht sich gegenseitig nicht mehr. Pfingsten hingegen ist das Gegenteil, trotz der menschlichen Verschiedenheit, trotz der Trennungen, ist da auf einmal Verstehen. Und es kommt von Gott her und ist nicht von Menschen gemacht. Die Trennungen bleiben aber, es gibt kein zurück in die Zeit vor Babel, um in der Logik der Erzählung zu bleiben.
Kein Schritt zur Zeit vor Babel
Das Bild ist das der Sprache, deswegen Eco zu Beginn. Aber übersetzen und verstehen ist mehr als „nur“ ein Arbeitsschritt, es setzt zuhören voraus und die Akzeptanz des Fremden als Fremden. Das Fremde wird nicht eigen. Und wie jeder weiß der schon einmal in einer fremden Sprache gelebt hat: ganz und gar kommt man in die Sprache nur ganz schwer hinein.
Diese Fremdheit bleibt auch Pfingsten. Die Konsequenzen menschlichen Handelns, das trennt, werden nicht aufgehoben sondern ernst genommen. Aber Gott selbst, Gottes Geist, macht den Schritt darüber hinaus.
Die Konsequenzen bleiben
Da wo über Fremdheit hinweg Verstehen ist, da können wir nach Gottes Geist suchen. Da wo Fremdheit und Verschiedenheit nicht trennt, dort können wir Gottes Geist vermuten.
Pfingsten ist ein Teil von Ostern. Es ist sozusagen der Tausch-Teil des Osterfestes: Was uns genommen ist, Jesus, in Auferstehung und dann in dem Weggang, den wir als Himmelfahrt feiern, das bekommen wir im Geist Gottes wieder. Gott-unter-uns ist nicht mehr ein Mensch unter uns, sondern der Geist in uns.
In diesem Sinn: Ihnen allen ein gesegnetes Pfingstfest.