Da treffe ich gestern auf dem Katholikentag in Leipzig einen Mitbruder. „Wo bist du denn untergebracht? Nicht bei den Jesuiten, oder?“ „Nein“, antwortet er. „Ich habe mich in einer Familie einquartieren lassen. Und ich habe festgestellt, die sind Agnostiker und haben sich freiwillig gemeldet, um mal einen Katholiken kennen zu lernen.“ Wunderbar, vor allem von der Familie. Beide – der Mitbruder aus dem Jesuitenorden und die Familie – werden einen ganz besonderen Katholikentag erleben.
Überhaupt passiert hier in Leipzig in Sachen Begegnung Einiges. Nicht der eine große Event, und auch noch nicht einmal die eine große Mediengeschichte, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen immer wieder auf die Nichteinladung an die AfD zurück kommen. Aber es sind die kleinen Geschichten, die was ausmachen. Oder auch die gar nicht so kleinen.
Vor Beginn des Katholikentages habe ich mal gestöbert und die Geschichte von den 300 Katholiken gefunden, die in Hallen für Flüchtlinge untergebracht sind.
Da – abgesehen von der neugierigen Familie – zu wenige Leipziger sich bereit erklärt hätten, Gäste aufzunehmen (eine neue Erfahrung für Katholikentage) hat man 800 Dauerteilnehmer angeschrieben und ihnen gesagt, dass für sie nur Platz in Gemeinschaftsunterkünften sei. 300 von ihnen in Leichtbau-Hallen, die als Erstaufnahme für Flüchtlinge gedacht sind, aber nicht in Betrieb sind, weil immer weniger nach Sachsen kommen. Und von den 800 angeschriebenen haben nur 10 das abgelehnt. Grandios.
Diese 300 machen wahrscheinlich eine ganz besondere Erfahrung auf dem Katholikentag. Und für die Öffentlichkeit in der Stadt ist das das, wovon wir Christen immer so gerne sprechen: ein kleines Zeugnis. Auch das ist Katholikentag.