Es sollte uns zu denken geben, wenn die Konsumwelt nichts mit damit anfangen kann. Ansonsten bemächtigt sich das Kaufen und Verkaufen doch aller Dinge, Weihnachten erstickt im Kaufen, Ostern wird zu Ferien, Pilgern wird zu Wellness und so weiter. Nur Pfingsten ist und bleibt resistent. Mit Pfingsten kann der Konsum nichts anfangen.
Pfingsten, das ist Heiliger Geist. Und was das genau bedeutet, das kann man vielleicht besser am Gegenbeispiel erkennen, am biblischen Gegenstück zu Pfingsten. Und das ist der Turmbau zu Babel. Nicht nur dieses Stück, aber ich finde es nach wie vor besonders sprechend.
Turmbau der Verwirrung
Der Turmbau zu Babel trennt. Er teilt die Menschen in Sprachen, soll heißen, man versteht sich gegenseitig nicht mehr. Pfingsten hingegen ist das Gegenteil, trotz der menschlichen Verschiedenheit, trotz der Trennungen, ist da auf einmal Verstehen. Und es kommt von Gott her und ist nicht von Menschen gemacht.
Babel ist das Beispiel dafür, dass das, was Menschen in die Hand nehmen, zu Trennung wird, zu Verwirrung. Das Gegenteil war ja geplant gewesen: „So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen“, heißt es im Buch Genesis (Kap 11). Wirrsal ist das Ergebnis.
Die Erfindung des Ziegelsteins
Der Beginn ist die Erfindung des Ziegels. Erst dann fragen sich die Menschen, was sie jetzt eigentlich damit anfangen sollen. Und ihnen fällt der Turm ein. Der Anfang ist also, dass wir etwas machen können, es toll finden, und dann etwas Kluges suchen, „um uns einen Namen zu machen“. Dinge werden nicht erfunden, damit die Welt besser wird. Wir erfinden etwas, und dann fragen wir uns, was wir damit machen können. so scheint es.
Womit ich in China bin. Womit ich beim Thema der Technik bin, die unsere Welt verändert. Ein Chinesischer Wissenschaftler hat am menschlichen Erbgut gespielt, hat es verändert, vorgeblich für einen guten Zwecke, „um einen Namen zu machen“, um AIDS zu bekämpfen.
Gentechnik und Ethik
Die Welt hat aufgeschrien, zu Recht, aber glaube bitte keiner, das sei jetzt das Ende. Der Ziegel ist in der Welt. Wir können nicht mehr ruhig abwarten, um zu sehen, ob das überhaupt gelingt und die ethische Debatte in die Hörsäle verlegen. Noch einmal, der Ziegelstein ist erfunden und jetzt wird irgendwer beginnen, den Turm zu bauen. Um den Menschen einen Namen zu machen. Ziegel werden wichtiger als Menschen, formuliert Papst Franziskus.
„Während sie versuchen, wie Gott zu sein, laufen sie Gefahr, in Wirklichkeit nicht einmal mehr Menschen zu sein“, so sagt Papst Benedikt XVI. über Babel. Und weiter:
„Mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt sind wir in die Lage versetzt worden, Kräfte der Natur zu beherrschen, die Elemente zu manipulieren, lebendige Wesen – ja sogar nahezu Menschen selbst – herzustellen. In dieser Lage scheint es etwas Überholtes, Unnützes, zu Gott zu beten, denn wir können doch selbst alles bauen und realisieren, was wir wollen! Dabei machen wir uns nicht klar, dass wir die alte Erfahrung von Babel neu erleben. … Wo die Menschen sich zu Göttern aufschwingen, da können sie sich nur einer gegen den anderen stellen. „
Es bräuchte also mehr von dem dem, was Menschen nicht gegeneinander stellt. Ein kluger Kommentar in der ZEIT bemerkt, dass leider weltweite Verabredungen, die das schaffen könnten, keine Konjunktur haben. Klima, Migration, Kernwaffen, nun auch noch Genmanupulation, das „Wir zuerst!“ ist in Mode und schafft so erst die Herrschaft des Ziegelsteins. Abgrenzung schafft den Nährboden für Wirrnis.
Womit wir wieder bei Pfingsten wären, mitten im Advent.
Pieter Breugel – man muss sich Babel anschauen
Gebannt habe ich vor einigen Tagen vor den beiden Bildern Pieter Breugels zum Turmbau gestanden, in Wien in einer wunderbaren Ausstellung. Überhaupt sind die Gedanken hier im Blog zum Thema weitgehend beim Betrachten seiner zwei Bilder entstanden. Es hilft, sich vor Augen zu führen, was die Bibel erzählt.
Die Ziegelsteine sind in der Welt. Die Wirrnis ist es auch, das Gegeneinander von Menschen. Das gibt dem Ziegelstein Macht. Die Türme, die Breugel gemalt hat, sind faszinierend, man ist geradezu versucht, die Ingenieurkunst zu bewundern. Aber es bleibt unvollendet, beide Bilder zeigen das. Die Gemalten wollten sich einen Namen machen. Und haben doch nur Unheil gebracht. Auf einem der Bilder steht unten links ein König, dem andere huldigen. Deutlicher kann man es nicht sagen: Sich einen Namen machen, das endet in Macht wollen über andere.
Technik ist etwas Wunderbares, Ergebnis des Verstandes, der Teil der Schöpfung ist. Ich bin ein Fan von Technik. Aber ohne Pfingsten, ohne ein Miteinander und ohne das Anerkennen, dass wir nicht Gott sind, wird das nicht nur nicht fertig, weil wir gegeneinander stehen.
Gentechnik zum Beispiel ist teuer: das ist was für die Reichen, die Armen dagegen haben nichts davon. Oder: das disqualifiziert kranke Menschen, Menschen mit Behinderung, das hätte man doch manipulieren können. Es braucht nicht viel Phantasie, um das Gegeneinander schon jetzt ahnen zu können.
Ohne dieses Anerkennen, ohne den Geist, baut Technik nicht auf. Es braucht mehr Pfingsten. Und vielleicht ist es ja ein Segen, dass unsere Konsumwelt mit Pfingsten so gar nichts anfangen kann.