Soso, Kardinal Müller soll also nach Mainz. So wollen es einige Zeitungen und Internetmedien wissen. Seit etwa einem Monat zieht diese Meldung irgendwie ihre Kreise, und alle schreiben ab oder wenn sie klug sind nehmen das zumindest als Anlass, allgemein über Kardinal Müller zu schreiben.
Wenn man sich aber mal die Mühe macht, den Ursprung dieser Meldung anzusehen, dann kommt man schnell ins Lachen. Eine malaysische (!) Zeitung hatte so ziemlich alle herumschwirrenden Gerüchte in einen Artikel gepackt, Versetzungen innerhalb des Vatikan und so. Papst Franziskus habe da machen wollen, dann aber nicht getan.
Italienische Agenturen haben das dann übernommen, dabei aber geflissentlich den Unterschied zwischen Vergangenheitsform und Zukunft übersehen, aus der Meldung wurde also: Papst Franziskus will das machen. Und das wurde dann der Ursprung von allerlei Zeugs in den Medien, zum Glück vor allem außerhalb der deutschen Sprache.
Wirkliche Wirklichkeit
Recherche ist halt manchmal Glückssache.
Die neueste Geschichte dreht sich um Synode und Zölibat. Ein US-Amerikanischer Journalist, an sich sehr klug nur in Vatikan-Sachen nicht immer treffsicher, hatte herumvermutet, der Papst wolle die kommende Bischofssynode zum Thema Priester veranstalten und dabei den Zölibat debattieren. Um Unterton: dessen Abschaffung bzw. Modifizierung.
Und so zieht auch diese Geschichte nun ihre Kreise, wird kommentiert, wechselt auch gerne mal ihre Konsistenz, wird um Papstsätze – wirkliche und angebliche – angereichert und erhält so ihre eigene Realität.
Es gibt noch keine Anzeichen dafür, dass der Papst entschieden hat, worum es gehen wird, wir wissen noch nicht einmal, wann die nächste Synode stattfinden wird. Aber nehmen wir einfach mal an, es geht um irgendwas mit Priestern. Dann wird sofort diese Karte gezückt werden, der Papst wolle die Abschaffung des Zölibats debattieren. Ganz gleich, was wirklich Absicht oder Idee sein sollte, sollte das wirklich Thema werden.
Die Eigenrealität schafft dann Erwartungshaltungen, welche die tatsächliche Debatte prägen werden. Die Wirklichkeit wird sich an den Erwartungen messen lassen müssen. Irgendwie schade. Dabei ist die wirkliche Wirklichkeit interessant genug.