Ab und zu gehört es zu meinen Aufgaben, mit Kollegen zu diskutieren, was gerade in Rom und im Vatikan passiert. Ich meine Kollegen von anderen Medien, deren Aufgabe es ist, zu verstehen und zu erklären und zu berichten. Die am häufigsten gestellte Frage in diesen Tagen ist die nach den Dokumenten, die aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit dringen. Dabei wird in den deutschsprachigen Medien noch das Allerwenigste davon berichtet, hier in Italien wird jeder auch noch so kleine Schnipsel in eine Sondersendung verwandelt.
Da lohnt sich eine Relecture einer Ansprache, die Papst Benedikt im Dezember 2009 gehalten hat. Völlig unaktuell, ohne jeden konkreten Bezug zu den Ereignissen in diesem Jahr, aber trotzdem noch ein Gewinn.
Jedes Jahr – seit 1953 – begibt sich der Papst am 8. Dezember zum Hochfest an die Mariensäule Roms, in der Nähe der Spanischen Treppe. Dort wendet er sich an „die Stadt“, an Rom. Aber man darf – glaube ich – ruhig Stadt mit „Civitas“ übersetzen, mit Gemeinwesen. Was der Papst dort sagt, gilt nicht nur den Römern. Es gilt der ganzen Civitas des Christentums.
Aber zurück zum Dezember 2009: Benedikt XVI. erinnerte damals die Massenmedien an ihre ethische Verantwortung. Er warnte in eindringlichen Worten vor einer „Verschmutzung des Geistes“, die „genauso gefährlich“ sei wie die Luftverschmutzung.
„Habt keine Angst, Jesus hat das Böse besiegt – wie sehr brauchen wir diese gute Nachricht! Jeden Tag wird uns doch in Zeitung, Fernsehen und Radio das Böse erzählt, wiederholt, aufgeblasen; wir gewöhnen uns an die schrecklichsten Dinge, werden gefühllos und gewissermaßen vergiftet. Das Böse hinterlässt Ablagerungen, jeden Tag mehr, das Herz verhärtet sich, die Gedanken werden bitter.“
„In der Stadt leben – und überleben – unsichtbare Personen, die manchmal auf die Seite eins oder auf den Bildschirm katapultiert werden: ausgenutzt bis zum Letzten, solange die Nachricht oder das Bild noch einen Rest an Aufmerksamkeit ergattern. Das ist ein perverser Mechanismus, gegen den leider kaum etwas zu unternehmen ist. Die Stadt verbirgt zunächst – und breitet dann alles vor der Öffentlichkeit aus. Ohne Mitleid, oder mit einem falschen Mitleid.“ Weiterlesen “„Die Medien machen uns zu Zuschauern””