Eigentlich wollte ich hier nichts über die Ansprache des Papstes an die vatikanische Kurie schreiben. Den Papst versteht man am besten, wenn man ihm einfach zuhört. Nachdem ich mich aber so durch die Interpretationen gelesen habe und die Fragen gehört habe, die mir diverse Kollegen vor und ohne Kamera stellen, möchte ich doch noch ein Wort dazu sagen.
Man geht fehl, wenn man in den Worten des Papstes konkrete Anlässe sucht. In einer Zeitung – leider habe ich vergessen in welcher – habe ich gelesen, dass der Papst über Umzüge gesprochen habe, ohne den Namen Kardinal Bertones zu erwähnen. Das bedeutet, dass der Kollege oder die Kollegin hinter der Kritik des Papstes ganz konkrete Anlässe gesucht und vermeidlich auch gefunden hat.
Der Papst spricht konfrontativ, deutlich, aber nicht wütend. Der Text ist ruhig abgelesen worden und ganz ehrlich: Auch in Evangelii Gaudium finden sich seitenweise ähnliche Analysen. Der Anlass ist ein besonderer, aber wer von den Worten des Papstes überrascht ist, hat bisher noch nicht mitbekommen, wie er spricht und schreibt.
Nein, wirklich gute Mitarbeitermotivation ist das nicht. Es ist harsch und überfordernd. Dahinter liegt aber die Absicht, dass wir – nicht nur Kardinäle, nicht nur Kurie – alle bei uns selber nachsehen, ob da nicht was dran ist. Die Beobachtungen des Papstes sind klug und präzise, bei vielen Beschreibungen habe ich auflachen müssen, weil ich mich ertappt gefühlt habe. Weiterlesen „Reform, zuerst bei mir!“