„Kommt jetzt nach dem home-schooling auch das home-churching?“ Eine Frage, die mir am vergangenen Freitag in einem Interview gestellt wurde. Home-churching, parallel zum virtuellen Schulbetrieb also das Verlegen des kirchlichen Lebens in die Familie, nach Hause. Vielleicht mit Internet als Hilfe für die Liturgie, vielleicht aber auch nicht.
War es das? Zu Ostern? Ich nehme mal an, dass die Erfahrungen da recht weit gestreut sind.
home-churching
Vor dem Fest habe ich mit vielen Freunden gesprochen, die sich auf Ostern mit ihren Kindern vorbereiten. Also auf das liturgische Ostern, nicht nur auf die Eiersuche. Und alle sind auf Familie oder auf die eigenen vier Wände zurück geworfen.
Aber allen gemeinsam war, dass sie sich was ausgedacht haben. Dass sie irgendwie kreativ wurden.
In den innerkirchlichen Debatten schwirrte in den vergangenen Jahren immer wieder mal der Begriff der ‚Hauskirche‘ herum. Also die Idee, dass die Entwicklung der Kirche in der Frühzeit sich in Häusern, nicht in Kult- und Feierstätten, abspielte. Dass Glaube und gelebter Glaube vor allem in der Familie, oder heute müssten wir vielleicht sagen in kleineren und vertrauten Gruppen, lebt.
Es ist kein zurück zu den Wurzeln
Die Krise zwingt uns sozusagen zurück zu den Wurzeln. Nein, halte ich dagegen. Und freue mich über den Begriff des home-churching. Denn es ist eben kein Zurück, sondern eine neue Situation. Wir versuchen, das was wir als normal erleben, in den Familienzusammenhang zu verlegen. Mit allen Schwierigkeiten, die das mit sich bringt, da unterscheidet sich das wenig vom home-schooling.
Seit Jahren greife ich immer wieder zu einem Text, den ich hier auch schon verschiedentlich zitiert und besprochen habe. Johann Baptist Metz spricht von einer Initiativkirche als Zukunft, und für diese müssten die vom klerikalen und seelsorglichen Personal Betreuten aufhören, sich wie betreute zu benehmen. Und selber initiativ werden.
Selber initiativ werden
Bislang klang das bei mir immer wie eine Vision, wie ein Ziel, wie eine Idee. Unter den Bedingungen des home-churching merken aber viele, dass das gar nicht so einfach ist. Und dass eben auch Ideen aus der Vergangenheit wie die Hauskirche nicht helfen.
Wenn meine These stimmt, dass wir gerade so etwas wie eine ‚Entkirchlichung auf Probe‘ erleben, dass wir also verdichtet das durchleben, was uns in zehn Jahren oder so eh blühen wird, dann sollten wir auf dieses home-churching sehr acht geben. Es hegen und pflegen und Hilfestellungen geben. Und Motivation für Familien und Gruppen, wie sie ihren Glauben in Zukunft werden leben können. Und wollen.
Nicht die Kilometerzahl zur nächsten Messe wird das entscheidende sein. Sondern der Wille, selber Verantwortung zu übernehmen für die Feier des Glaubens.