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Schlagwort: Hermeneutik

„Das gelobte Land liegt vor uns, nicht hinter uns”

Veröffentlicht am 25. März 201922. März 2019
Wandel ohne Bruch Da ist zusammen, was immer noch wie ein Gegensatz aussieht

Während ich in München studiert habe, wurde das Siegestor renoviert. Stein für Stein wurde weggenommen und ersetzt, das dauerte und war teuer. Man hätte das Ding auch komplett abreißen und neu aufbauen können, das Ergebnis wäre dasselbe gewesen – neue Steine – und weniger teuer. Aber wir hätten alle gesagt, das sei nicht mehr derselbe sondern ein neuer. Hermeneutik der Kontinuität, sozusagen. Wandel ohne Bruch.

Das verdeckt etwas, dass es Wandel gibt, und zwar massiven. Aus der Zeitlinie genommen käme zum Beispiel niemand auf die Idee, dass die Kirchen des 4., des 11. und des 17. Jahrhunderts dieselbe historische Realität wären. Nebeneinander und ethnologisch beschrieben wären sie völlig verschiedene Einheiten. Was sie zusammen hält ist die durch Erzählung weitergegebene narrative Identität. Wandel ohne Bruch, in der Geschichte.

Wandel ohne Bruch

Ich spreche das hier an, weil es immer umstrittener wird, wie Kirche auf den Wandel reagiert oder besser wie wir als Kirche mit unserem Wandel umgehen und ihn gestalten wollen.

Die immer funktionalistischer werdende Welt, in der Wirksamkeit und vor allem Konsum die Kriterien sind, setzen uns in Zugzwang. Benedikt XVI. hat darauf mit dem spannenden Konzept der „Entweltlichung“ reagiert. „Welt“, das ist alles um uns herum, und nur das. Mehr gibt es nicht, wird gesagt. Und weil wir glauben, Herren der Welt zu sein, glauben wir auch, Herren unserer selbst zu sein.

Mehr gibt es nicht, wird gesagt

Das kann es nicht sein. Jedenfalls werden alle Christen sagen müssen, dass die Welt um uns herum nicht alles ist, dass da mehr ist. Dass da Gott ist. Und in Gott ewiges Leben, Erlösung, Vergebung.

Aber das löst noch nicht die Frage, wie wir mit dem Wandel umgehen. Papst Franziskus macht das ziemlich radikal, sein Zitat „diese Wirtschaft tötet“ aus Evangelii Gaudium ist da die Spitze der Kritik an einer Gesellschaft, die sich in der Welt eingerichtet hat und von Welt bestimmt wird, um in der Terminologie Benedikt XVI. zu bleiben. Es ist die Kritik an einer Welt, die Gott nicht kennen will, weil sie sich selbst genügt. Weil Gott ihre Funktionen und Wichtigkeiten in Frage stellt.

Aber in der Folge dieser Kritik wäre es fatal, sich in eine verklärte Vergangenheit zurück zu denken. Die Worte „bewahren“ und „Tradition“ haben da etwas Verführerisches. Natürlich ist es an uns, den ererbten Glauben weiter zu geben, die Tradition und die Schrift zu erzählen. Das ist aber auf keinen Fall mit Sentimentalität zu verwechseln.

Nicht mit Sentimentalität verwechseln

Wenn wir uns dem Wandel stellen, dem wir nun mal unterworfen sind, dann ist Kulturpessimismus keine Lösung. Er hält uns gefangen. In gewisser Weise ist das Festhalten am Früher selber auch noch eine „weltliche“ Reaktion. Glauben bewahren und verkünden ist nicht ein Festhalten am Gestern. Dem Wandel begegnen ist im Gegenteil etwas Kreatives, das bereit ist auch heute das Positive zu sehen, die guten Dinge zu stärken.

Eine christliche Gegenkultur muss auf Gerechtigkeit und Barmherzigkeit aufbauen, nicht auf dem Wunsch nach einer Sozialform und einem Glauben, die es beide so nie gegeben hat, sie man sich aber irgendwie vorstellt. Es braucht den Blick auf die Welt aus den Augen Gottes, die eine ganz andere ist als die, welche wir uns erschaffen haben. „Gottes Welt ist die Korrektur zur unseren“, eine kluge Beobachtung. Es gilt, nach vorne zu denken, nicht zurück. Oder noch einmal in den Worten des Papstes:

„Wir müssen uns bewusst sein, dass wir oft nicht wissen, mit diesen neuen Situationen umzugehen. Manchmal träumen wir von den ‚Fleischtöpfen Ägyptens‘ und vergessen, dass das Gelobte Land vor uns liegt, nicht hinter uns.“

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bewahren, Bruch, Entweltlichung, Hermeneutik, Identität, Kirche, Vergangenheit, Wandel5 Kommentare zu „Das gelobte Land liegt vor uns, nicht hinter uns”

Hermeneutik der Reform

Veröffentlicht am 12. November 20146. November 2014

Ohne dass jemand am Steuer stünde: Diesen unglücklichen Vergleich meinte ein prominenter Kardinal gebrauchen zu sollen, als er die Ergebnisse der Bischofssynode im Oktober beschrieb. Wir sind also angekommen, Teile der Kirche sehen in Papst Franziskus das Übel und sprechen ihm entweder den Willen oder die Fähigkeit ab, die Kirche zu leiten.

Was heißen soll: So zu leiten, wie sie es für richtig halten. Auch wenn ich ein großer Fan davon bin, die Konflikte nicht in den Mittelpunkt der Kirche zu rücken, braucht es doch einen klaren Blick darauf, um was es geht, damit wir uns nicht ins Boxhorn jagen lassen. Also: Die sich selber traditionsverbunden oder konservativ nennenden Katholiken wittern ein Ändern der Lehre und damit einen Abfall vom tradierten Glauben.

Eine der Annahmen der Kritik am Papst ist, dass die Begriffe „konservativ“ und „orthodox“ austauschbar sind. Diesen Gedanken habe ich bei Pater John O’Malley SJ gefunden, der damit in eine Debatte in den USA eingreift. Eine kluge Beobachtung, die ich mir gleich zu Nutzen mache.

 

Konservativ ist nicht automatisch gleich rechtgläubig

 

Nicht wandeln wollen und rechtgläubig sein – so darf ich die beiden Begriffe übersetzen – seien sozusagen zwei Seiten derselben Medaille. Mir scheint aber, und da stimme ich John O’Malley zu, dass das in diesem Automatismus nicht stimmt. Blicken wir nur zurück auf das Zweite Vatikanum, da gab es eine ganze Reihe von damals so genannten Progressiven – verstanden als Gegensatz zu konservativ – bei denen sich herausgestellt hat, dass sie und ihre Meinungen, Stellungnahmen und Texte sehr rechtgläubig waren.

Es hat Wandel stattgefunden, in vielen Punkten, nehmen wir nur das Verhältnis zu den Juden oder die Ökumene. Rechtgläubigkeit, die getreue Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation, hat im Wandel stattgefunden. Die selbsternannten Wahrer der Lehre sehen sich also als orthodoxer, der Lehre näher, als die zu diesem Zweck geweihten Bischöfe. Das finde ich einen erstaunlichen Befund.

Da gibt es Theologen, die so päpstlich sind, dass sie aus all dem Wandel den Schluss ziehen, wir könnten einen neuen Papst brauchen. Man ist nur dann treu, wenn der Papst das macht, was man selber will. Das hat Untertöne, nämlich die der Spaltung. Das will keiner zugeben, aber logisch gesehen ist das die Drohung, die folgt. Das ist weder orthodox noch konservativ. Weiterlesen “Hermeneutik der Reform”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Hermeneutik, Kardinal, Kirche, konservativ, Konzil, Kritik, orthodox, Wandel188 Kommentare zu Hermeneutik der Reform

Drei Fehler

Veröffentlicht am 25. November 201325. November 2013
Die Webseite mit dem Originalartikel
Die Webseite mit dem Originalartikel

Dass unser Papst schwer einzuschätzen ist und so gar nicht in die einfachen innerkirchlichen Einteilungen einzufügen ist, dass sollte uns allen mittlerweile klar sein. Was aber dann doch einige nicht davon abhält, es trotzdem zu tun. Seit Tagen sorgt ein Artikel im Internet für Aufmerksamkeit, in dem von „drei Fehlern“ gesprochen wird, die der Papst korrigiert habe. Damit will man beweisen, dass er doch in eine bestimmte kirchenpolitische Ecke gehöre.

Der Artikel stammt ursprünglich vom italienischen Journalisten Sandro Magister.

Der erste Fehler sei gewesen, dass der Papst der Veröffentlichung des Interviews mit Eugenio Scalfari zugestimmt habe. Das habe er durch Rücknahme von der Vatikanseite korrigiert. Damit habe er Einwänden entsprochen, die problematische Aussagen kritisiert hätten, wie etwa die zum Gewissen.

Der zweite Fehler sei gewesen, dass der Papst zuerst einer bestimmten Schule der Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils angehangen hätte, nämlich der von Bologna. Für alle Nicht-Theologen: Unter der Schule von Bologna versteht man eine Lesart des Konzils, die vor allem den Neubeginn betont, der vom Konzil ausgegangen sei. Der Papst habe nun einen Theologen als besten Hermeneutiker (= Versteher) der Konzils gewürdigt, der sich explizit gegen diese Lesart und für eine andere, nämlich die auch von Benedikt XVI. favorisierte Interpretation von Kontinuität und Reform statt Bruch ausspricht. Im Interview mit den Jesuitenzeitschriften sei Franziskus noch der Bruch-Lesart angehangen.

 

Interview, Konzil, Ermahnung

 

Der dritte Fehler: Während er im Oktober in einer der Santa Marta Predigten den Moralismus einiger Christen verurteilte und sich damit gegen eine bestimmte innerkirchliche Richtung gerichtet habe, habe er sich einen Monat später gedreht (in der Lesart Magisters diesen Fehler korrigiert) und den „pubertären Fortschrittsglauben“ kritisiert. Das soll wohl heißen, dass er im Oktober in einer Predigt die ehre traditionsverhafteten Christen, im November dann die sich als Progressiv verstehenden Christen kritisiert habe.

Besonders an den „Fehlern“ zwei und drei kann man sehen, wie verzweifelt der Versuch ist, den Papst zu vereinnahmen. Weiterlesen “Drei Fehler”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Fehler, Franziskus, Hermeneutik, Kirchenpolitik, Konzil, La Repubblica, Sandro Magister, Verstehen12 Kommentare zu Drei Fehler

Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Veröffentlicht am 30. Juni 201330. Juni 2013

Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war. Weiterlesen “Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bruch, Franziskus, Hermeneutik, Kontinuität, Konzil, Prozess, Theologie, Vatikanum11 Kommentare zu Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Mehr als der kleinste gemeinsame Nenner

Veröffentlicht am 27. Dezember 201227. Dezember 2012

Es ist eine der wichtigsten Ansprachen des Papstes in diesem Jahr: Die Weihnachtsansprache an die Kurie vom 21. Dezember. Auch wenn vor allem der Teil über die Familie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, so gab es doch einen zweiten, nicht minder wichtigen und wie ich finde noch viel grundlegenderen Teil: Den Dialog. Meine Lesart der Papstworte möchte ich an dieser Stelle nachreichen. Benedikt XVI. entwickelt hier so etwas wie eine Hermeneutik der Dialoges.

 

Der Ausgangspunkt: „In allen (..) Dialogen spricht die Kirche von dem Licht her, das ihr der Glaube schenkt.“ Gleich ob mit anderen Religionen, mit Kultur, Wissenschaft oder Politik und Gesellschaft: Der eigene Glaube gibt eine Perspektive. Oder umgekehrt formuliert: Um in einen Dialog einzutreten, brauche ich einen Standpunkt. Das klingt banal, ist es aber nicht, wenn ich die Theorie dagegen halte, dass sich der Inhalt des Dialoges erst in der Kommunikation ergebe. Das sieht der Papst anders. Man kann sich nicht völlig frei machen, um in einen Dialog zu treten, vom Glauben her darf man das vielleicht auch gar nicht.

 

Man darf es nicht, weil der Glaube etwas beizutragen hat, er ist keine Sonderwelt, die einen Nichtglaubenden nichts anginge. Hier liegt vielleicht die größte Provokation dieser Gedanken: Der Glaube will sich nicht abdrängen lassen ins Private, gerade im Dialog nicht. Die Stichworte hier sind „eintreten“ und „ringen“. Nicht „vorgeben“. Der Papst ist sehr klar, dass das eigene Erkennen von Wahrheit nicht in Abkehr vom Dialog umschlagen darf. Dazu später mehr.

 

Vom Dialog des Lebens zur Suche nach Wahrheit

 

Zunächst geht der Papst auf den Dialog der Religionen ein, wahrscheinlich der Lackmustest für jede Form von Dialog in der Kirche. Hier gehöre nicht gleich alles auf den Tisch, der Dialog entwickelt sich schrittweise, wie eine Art Crescendo in der Musik. Erst spricht man über die konkreten Probleme des Miteinander und die Verantwortung, die man für die Gesellschaft wahrnehmen will. Benedikt XVI. nennt das den „Dialog des Lebens“: Nicht Trinität und Heilige Schrift, sondern Flüchtlinge und Religionsfreiheit, um nur zwei Beispiele zu nennen. „Dabei muss man lernen, den anderen in seinem Anderssein und Andersdenken anzunehmen. Dafür ist es nötig, die gemeinsame Verantwortung für Gerechtigkeit und Frieden zum Maßstab des Gesprächs zu machen.“ Weiterlesen “Mehr als der kleinste gemeinsame Nenner”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Christus, Dialog, Glaube, Hermeneutik, Kurie, Wahrheit, Weihnachtsansprache, WillkürSchreiben Sie einen Kommentar zu Mehr als der kleinste gemeinsame Nenner

Der Konzilstheologe

Veröffentlicht am 29. November 201229. November 2012
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller beim Vortrag über die Theologie Joseph Ratzingers

Es ist ein unerschütterlicher Teil des Mythos um Joseph Ratzinger, dass er als junger Theologe liberal gewesen sei, durch die 68er Revolution erschüttert und dann nach Regensburg und zu den Konservativen gewechselt sei.

Jetzt liegt ein Buch in zwei Bänden vor, in dem man das – theologisch – überprüfen kann, wenn man sich seine Vorurteile denn infrage stellen lassen will. Joseph Ratzinger – Gesammelte Schriften Band 7. Hier geht es um das Konzil, die Vorbereitunsdokumente, Korrekturvorschläge, Redeentwürfe und Beiträge zu den Debatten, und es geht um die Konzilsrezeption durch den Theologen in den Jahren und Jahrzehnten danach.

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Nachfolger Ratzingers als Präfekt der Glaubenskongregation, stellte das Buch gestern – Mittwoch – in Rom vor. Müller liest im Denken Ratzingers eine Linie, die im Wirken und Sprechen des Papstes in der Formulierung der „Hermeneutik der Reform“ angekommen sei. Er wendete sich in deutlichen Formen gegen die Bruch-Theorie, und zwar in ihren beiden Ausprägungen: Sowohl diejenigen, die das Zweite Vatikanum nicht anerkennen, als auch diejenigen, die nur dieses Konzil anerkennen wollten, lägen falsch.

 

„In der Phase der Rezeption erinnert er [Ratzinger] immer wieder daran, das Konzil an seiner eigenen Intention zu messen und zu verstehen. In der vielbeachteten Ansprache an die römische Kurie vom 22. Dez 2005 betont Papst Benedikt XVI. diese Hermeneutik der Reform und der Wahrung der Kontinuität gegenüber einer Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches.

Das betrifft sowohl diejenigen, die hinter das Konzil zurück wollen, wie auch diejenigen, die es hinter sich lassen wollen. Das kommt auf gleiche raus. Weiterlesen “Der Konzilstheologe”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Gerhard Ludwig Müller, Gesammelte Schriften, Hermeneutik, Joseph Ratzinger, Konzilstheologe, Papst, Theologie, Zweites Vatikanum4 Kommentare zu Der Konzilstheologe

Wider die Polarisierung

Veröffentlicht am 23. November 2012
Konzilsväter. (c) Lothar Wolleh

Spricht man über die Rezeption des vergangenen Konzils, spricht man über die Polarisierung heute. Kaum jemand, der nicht für seine Argumente die Lehre, den Text oder den Geist des Zweiten Vatikanums ins Feld führt. Heute – genau 50 Jahre nach der Eröffnung des Konzils – ist der Streit um den Sinn und die Lehre genau so heftig, wie er es vor, während und in der Zeit direkt nach dem Konzil war.

Ich halte mich bei diesem Beitrag an einen der besten Theologen, die zur Ekklesiologie – der Lehre von der Kirche – nach dem Vatikanum geforscht, gedacht und geschrieben haben: Pater, später Kardinal Avery Dulles SJ (+ 2008). In einem Artikel 2003 für die Zeitschrift America versucht er, eine Perspektive zu entwickeln, in der man das Konzil und dessen Lehre so lesen kann, dass man ihm gerecht wird.

Avery Dulles ist kein Revolutionär der Theologie, als Autor für diese Zeitschrift gehört er eher zu denen, die man landläufig als liberal bezeichnen würde, auch wenn dieser Begriff eigentlich nicht viel aussagt. Vor allem aber ist er ein sorgfältiger Denker und Theologe, vor allem, was die Lehre von der Kirche angeht.

 

Der Kompromiss und die Medien

 

Dulles nennt vier Faktoren, die die Wahrnehmung des Konzils ausgemacht haben und immer noch ausmachen, zwei davon scheinen mir besonders treffend: Zum einen der vielfach genannte Kompromisscharakter vieler Dokumente: Paul VI. und die Konzilsväter wollten keine Mehrheitsentscheidungen, sondern Einstimmigkeit. Das prägt die Texte und die Debatte und die Zugeständnisse in den Texten bis heute.

Der zweite Punkt ist aber vielleicht noch gravierender: Die mediale Öffentlichkeit bevorzugt immer den Konflikt und das Neue, das das Alte ablehnt. Deswegen seien besonders diejenigen Theologen immer und immer wieder zitiert worden, die einen solchen medial zu präsentierenden Konflikt aufzeigten. Dulles nennt das die „innovationist hermeneutic”. Dagegen setzten andere Theologen, Joseph Ratzinger unter ihnen, die „Hermeneutik der Kontinuität“ (davon spricht Dulles bereits 2003). Weiterlesen “Wider die Polarisierung”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Avery Dulles, Dokumente, Geist des Konzils, Hermeneutik, Interpretation, Kirche, Kontinuität, Konzil, Theologe, Theologie, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu Wider die Polarisierung

Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute

Veröffentlicht am 6. Juli 201220. Juni 2012
Der Innenraum der Peterskirche während des Konzils
Die Konzilsaula im Petersdom

Das Konzilsjubiläum steht vor der Tür, 50 Jahre nach Eröffnung will sich die Kirche neu der Umsetzung widmen, Stichwort: Jahr des Glaubens. Aber wie versteht man heute diese Texte von damals? Ein Interview mit Professor Johannes Grohe, Kirchenhistoriker an der Santa Croce Universität in Rom.

 

 

Das Konzil gilt als das herausragende Ereignis der letzten 150 Jahre Kirchengeschichte. Ist es nicht andererseits erstaunlich, dass ein Konzil fast wichtiger scheint als alle Päpste und lehramtlichen Entscheidungen, die außerhalb davon gefallen sind?

 

„Zum einen ist das II. Vatikanische Konzil ein schönes Beispiel für diese Synthese der Zusammenarbeit von päpstlichen und synodalem Lehramt. Dieses Konzil ist von Johannes XXIII. einberufen worden mit dieser großen Vision, die ihn damals auszeichnete, von Paul VI. durchgeführt worden und von Paul und den folgenden Päpsten in die Tat umgesetzt worden.

In diesem Prozess der Aufnahme der Konzilstexte und ihrer Umsetzung sind wir noch mitten drin. Das Konzil ist auch deswegen ein so großes Ereignis gewesen, weil wegen der modernen Kommunikations- und Transportmittel tatsächlich die Bischöfe der Weltkirche haben teilnehmen können. Ein von so vielen Bischöfen besuchtes Konzil hatten wir bis dato nie. Mit anderen Worten, wir haben tatsächlich Verwirklichung, Versammlung der Weltkirche in einem Augenblick. Weiterlesen “Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute”

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Vernunft, Interview, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Glaube, Hermeneutik, Kirche, Kollegialität, Kontinuität, Konzil, Laien, Neuevangelisierung, Paul VI., Theologie, Zweites Vatikanum3 Kommentare zu Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute

Das Konzil und die Hermeneutik der Kontinuität

Veröffentlicht am 2. Januar 20122. Januar 2012

2012 ist ein Jahr, in dem das Zweite Vatikanische Konzil wieder auf die Tagesordnung kommt, seine Einberufung jährt sich zum 50. mal. Die ersten Veranstaltungen sind bereits in den Startlöchern, die Bücher und Artikel werden sicherlich unzählbar werden.

In diesem Jahr wird auch ein Begriff Benedikts XVI. – teils erklärend, teils polemisch – häufig genannt werden, nämlich der Begriff der ‚Hermeneutik der Kontinuität’. Der Papst hatte ihn zum Verständnis des Konzils geprägt. Bevor also das Gedenkjahr in vollen Schwung kommt, einige Gedanken dazu:

In seiner Ansprache vom Dezember 2005 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie hat Benedikt XVI. diese Formulierung das erste mal für die weite Öffentlichkeit gebraucht. Er entwickelte seine Gedanken zum Anlass an das Gedenken zum 40. Jahrestag des Endes des Konzils, der damals gerade begangen worden war. Der Papst stellt vier Fragen:

„Welches Ergebnis hatte das Konzil?
Ist es richtig rezipiert worden?
Was war an der Rezeption des Konzils gut, was unzulänglich oder falsch?
Was muss noch getan werden?“

Benedikt XVI. spricht von den Schwierigkeiten bei der Rezeption des Konzils.

„Alles hängt ab von einer korrekten Auslegung des Konzils oder – wie wir heute sagen würden – von einer korrekten Hermeneutik, von seiner korrekten Deutung und Umsetzung.“ Damit ist das Stichwort gefallen. Weiterlesen “Das Konzil und die Hermeneutik der Kontinuität”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Ansprache, Benedikt XVI., Evangelium, Hermeneutik, Kirche, Kontinuität, Konzil, Kurie, Neuevangelisierung, Vatikan, Verkündung, Zweites Vatikanum26 Kommentare zu Das Konzil und die Hermeneutik der Kontinuität

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