Manoppello – ein kleiner Ort fast an der Adria, direkt östlich von Rom, in den Ausläufern der Abruzzen. Nichts wirklich Auffälliges dort, wenn da nicht das Bild wäre. Ein Bild, von dem gesagt wird, dass es das Stück Stoff sei, das im Grab auf Jesu Gesicht gelegen habe. Ein Parallelbild also zum Grabtuch in Turin. Aber wie auch beim Grabtuch gibt es Debatten darum, ob das denn überhaupt stimmen könne. Und wenn es stimmt, was es für unseren Glauben bedeute. Der Journalist Paul Badde hat sich lange und intensiv mit dem Stück Stoff beschäftigt und ein Buch darüber geschrieben. Mit ihm habe ich mich über das Tuch, seine Geschichte und die Frage nach Christi Gesicht unterhalten. Ein Gespräch über Gott und Welt, über die Wichtigkeit von Bildern und die Spuren Jesu in unserer Welt.
„Ich bin hineingestolpert. Ich hatte schon oft davon gehört, hatte es aber nie Ernst nehmen können. Bevor ich nach Jerusalem entsandt worden war (Anm.: P. Badde arbeitet für die Zeitung Die Welt), hatte ich in Berlin meine erste Digitalkamera bekommen. Vor Jerusalem wollte ich Auschwitz sehen. Ich bin also nach Auschwitz gefahren. Dann bin ich nach Loreto geflogen – das wollte ich meiner Frau zeigen – und dann sagte ich zu meiner Frau: Ich muss dir dieses eine Bild noch einmal zeigen, das habe ich gesehen. Dann sind wir runter gefahren und ich habe die ersten Fotos gemacht. Die ersten Digitalfotos überhaupt, die je in meinem Computer waren. Und die Bilder waren in meinem Computer in Jerusalem und immer wieder sprangen die mal hoch, sodass ich erneut darüber gestolpert bin. Und plötzlich, eines Tages – ich hatte ja gehört, was darüber erzählt worden war – und da dachte ich: Was ist eigentlich, wenn das stimmt? Wenn das wirklich das wahre Bild ist, die Veronika, das Acta-Bild, die ganzen Namen, die es dafür gibt? Und da dachte ich, das müsste ich mir noch einmal anschauen. Und dann bin ich hingefahren, ich hatte meine Kamera dabei und wusste mittlerweile auch besser, wie man fotografiert, und habe dann verschiedene Dinge ausprobiert. Und plötzlich dachte ich, es gibt gar keine andere Möglichkeit, das muss es sein, es gibt nichts Vergleichbares dazu.“
Vielleicht ein paar Sätze noch dazu: Was ist das? Das ist Muschelseide, also recht rares Material. Man sieht das Gesicht eines Mannes, aber was ist das? Wenn es „echt“ ist, was ist es eigentlich?
„Es gibt verschiedene Namen dafür. Der erste Namen, der dafür in der Weltgeschichte gefallen ist, ist „Sudarium“. Und zwar im Evangelium des Johannes in der Sequenz der Auferstehung, als Johannes und Petrus morgens zum Grab laufen. Sie finden das Grab nicht leer, sondern da sind Objekte drin, Tücher. Weiterlesen “Das wahre Gesicht ?!”