Frage und Antwort Nr. 2: Wie kann man heute sinnvoll davon sprechen, dass eine Ehe für immer ist?
Wenn die katholische Kirche über das Thema Familie spricht, klingt das irgendwie immer defensiv. Als ob wir ein Gesellschaftsmodell der Vergangenheit verteidigen würden oder romantisch in eine vorgestellte Vergangenheit blickten. Fünf Fragen, fünf Antworten: In einer Feier am Samstagabend in Mailand stand Papst Benedikt selber zu Fragen der Familie Rede und Antwort. Frei und ohne Manuskript antwortete er auf Fragen zu seiner eigenen Familie, zu wiederverheirateten Geschiedenen oder zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Serge: Heiligkeit, wir sind Fara und Serge aus Madagaskar. Wir haben uns in Florenz kennen gelernt, wo wir studiert haben, ich Ingenieurwesen und sie Wirtschaft. Wir sind seit vier Jahren verlobt und ganz frisch mit unserem bschluss träumen wir davon, in unser Land zurück zu kehren und unseren Leuten zu helfen, auch durch unsere Berufe.
Fara: Die Familienmodelle des Westens überzeugen uns nicht, aber wir wissen auch, dass auch viele Traditionen Afrikas in gewisser Weise überwunden sind.
Wir glauben, für einander geschaffen zu sein; deswegen wollen wir heiraten und eine gemeinsame Zukunft schaffen. Wir wollen auch, dass jeder Aspekt unseres Lebens sich an den Werten des Evangeliums orientiert. Aber um über die Ehe zu sprechen, Heiligkeit, gibt es da ein Wort, das mehr als alle anderen und gleichzeitig anzieht und abschreckt: „Für immer“ …
Benedikt XVI.: Liebe Freunde, Danke für euer Zeugnis. Mein Gebet begleitet euch auf eurem Weg der Verlobung und ich hoffe, dass ich mit den Werten des Evangeliums eine Familie „für immer“ aufbauen könnt.
Sie haben die verschiedenen Typen der Ehe angesprochen: Wie kennen die „Marriage coutumier“ Afrikas [gewohnheitsmäßige Ehe] und die westliche Ehe. Um ehrlich zu sein, auch in Europa gab esbis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein anderes Modell der Ehe, das dominierte: Die Ehe war in Wirklichkeit ein Vertrag zwischen zwei Familien oder Clans, in dem sich die Clans bewahrten, sich eine Zukunft gaben, den Besitz wahrten und so weiter. Die beiden wurden füreinander ausgesucht in der Hoffnung, dass sie sich aneinander anpassen würden.
So war es auch in unseren Ländern. Ich erinnere mich daran, dass es in einem kleinen Dorf, in dem ich zur Schule gegangen bin, immer noch genau so war.
Aber seit dem 19. Jahrhundert beginnen die Emanzipation des Individuums und die Freiheit der Person. Die Ehe baut nicht mehr auf dem Willen anderer auf, sondern auf der eigenen Wahl; Weiterlesen “Anziehend un abschreckend: „Für immer und ewig“”