Die Koran-Verteilaktion bringt einmal mehr das Verhältnis zwischen Islam und deutscher Gesellschaft auf den Plan. Mehr nur als die Absicht der Salafisten werden mit Sätzen wie „der Islam gehört nicht zu Deutschland“ grundsätzliche Fragen aufgeworfen. Nicht zuletzt auch die nach dem Verständnis von Schrift und Offenbarung, im Islam wie im Christentum.
Es scheint mir wieder einmal ein Dialogangebot ohne Dialog zu sein; die einen Verteilen den Koran, machen also ein Dialogangebot, ohne sich selber hinterfragen zu lassen. Die anderen treten vor Kameras, wollen also Kommunikation, fabrizieren aber nur allgemeinste Aussagen in Schwarz und Weiß.
Was sagen Sie jemandem, der in einer Fußgängerzone einen Koran mit der Aufforderung „Lies!“ verteilt? Und warum diese Aktion Politik und Gesellschaft so nervös? Ich habe den Islamwissenschaftler und katholischen Theologen Pater Felix Körner gefragt, wie er darauf reagiert.
„Die Mehrheit der Menschen, die hier das erste mal mit dem Koran in Berührung kommt, entdeckt damit eine neue Welt, entdeckt, dass es hier viele Diskussionsmöglichkeiten gibt und dass es ungeheuer anregend ist, sich mit dem Koran auseinander zu setzen. Insofern ist die Aktion „Lies!“ erst einmal nicht gefährlich, sondern bereichernd.
Aber was ist das Verunsichernde am Koran, es sind ja nicht nur die Salafisten, die ihn verteilen?
„Zweierlei. Verunsichernd daran ist, dass mit so viel Begeisterung eine andere Religion, die auch mit einer anderen Kulturprägung daherkommt, und plötzlich so deutlich, mit so viel Energie – und offenbar auch mit viel Geld – begegnet. Weiterlesen „Dialogangebot ohne Dialog: Die Koranverteilung“