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Schlagwort: Italien

Auch du, Italien: Der Papst und die Synoden

Veröffentlicht am 2. November 20192. November 2019
Synodalität ist das Rückgrat Die Türen der Kirchen öffnen, um Jesus heraus zu lassen, sagt der Papst. Sankt Ansgar, Hamburg

Nach der Synode ist vor der nächsten: Wenn Papst Franziskus in seinem Pontifikat etwas geschafft hat dann ist das die Prominenz von Synoden in der Kirche. Das ist neu. Synodalität ist das Rückgrat dessen, wie Franziskus sich Kirche vorstellt. Auch wenn es hier und da hakt und wackelt und noch längst nicht alles ist, wie es sein soll: Das ist schon einmal ein guter Schritt.

Und nachdem nun die Bischofssynode in Rom zu Ende ist, richten sich die Blicke auf das nächste Kapitel: den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland.

Synodalität ist das Rückgrat

Auch was war ja wackelig und ruckelig, mit Gegenpositionen einiger Bischöfe, mit einem Papstbrief an die Gläubigen, mit einen Brief eines Kurienkardinals der zu intervenieren schien.

Aber bei all dem Blicken auf die Hierarchie, auf die Entscheider, und bei all den Bischöfen, die in Rom versammelt waren, so ist es doch eine andere Perspektive, die entscheidend ist.

Da hilft es vielleicht auf eine weitere Synode zu schauen, die sich anzubahnen scheint. Neben Deutschland, neben wahrscheinlich auch der Schweiz, neben Australien das auch im kommenden Jahr so einen Prozess beginnen wird ist es das Papst-Land selber. Italien. Hier ist Franziskus selber Bischof, und hier scheint es auch Ideen zu einer Synode zu geben.

Das Gerücht einer Italien-Synode

Die Bischöfe Italiens – eine der größten Bischofskonferenzen der Welt – treffen sich regelmäßig im Vatikan, und im Mai diesen Jahres hat der Papst ihnen mit Bezug auf die Idee einer Synode der italienischen Kirche was mit auf den Weg gegeben:

„Was die Synodalität betrifft, auch im Zusammenhang einer eventuellen Synode über die italienische Kirche – ich habe darüber neulich ein ‚Gerücht‘ gehört, das bis nach Santa Marta vorgedrungen ist! –, so gibt es zwei Richtungen: die Synodalität von unten nach oben, also die Sorge um die Existenz und das gute Funktionieren der Diözesen: die Räte, die Pfarreien, die Beteiligung der Laien… (vgl. CIC, 469-494). Bei den Diözesen beginnen: Man kann keine große Synode abhalten, ohne an die Basis zu gehen. Das ist die Bewegung von unten nach oben – und die Wertschätzung der Rolle der Laien.

Und dann die Synodalität von oben nach unten, gemäß meiner Ansprache an die Kirche in Italien auf dem 5. Nationalen Kongress in Florenz am 10. November 2015, die immer noch gültig ist und uns auf diesem Weg begleiten muss. Wenn man daran denkt, eine Synode über die Kirche in Italien abzuhalten, dann muss man von unten nach oben beginnen, und von oben nach unten mit dem Dokument von Florenz. Und das wird Zeit brauchen, aber man wird auf sicherem Boden wandeln, nicht auf Ideen.“

Auf den zweiten Blick verwirrend

Das ist wie fast immer bei Papst Franziskus auf den ersten Blick einfach und auf einen zweiten verwirrend, aber es hilft vielleicht auch beim Verstehen dessen, was die Kirche in Deutschland vorhat. Machen wir uns nichts vor: die meisten Gläubigen im Land haben Null Erwartungen. Wir sind im Minusbereich, wenn es um Spannung geht. Man traut der Kirche vieles einfach nicht mehr zu. Also darf dieser Weg nicht im Sande verlaufen, sonst ergeht es uns wie ein Kollege richtig bemerkte wie der Kirche in den Niederlanden in den 70er Jahren: Absinken in die Bedeutungslosigkeit.

Also, von unten beginnen. Und von oben nach unten nach bestimmten Kriterien. An dieser Stelle hatte ich über die vom Papst selbst zitierte Ansprache ja schon einmal gesprochen, Stichwort „christlicher Humanismus“. Über Konflikte hinaus gibt es also noch eine ganze Menge zu entdecken im Spannungsfeld Deutschland – Rom. Möge es den Debatten helfen!

Nachwort: da ich von den Verantwortlichen für den Synodalen Weg gebeten wurde, einer von zwei geistlichen Begleitern zu sein, werde ich an dieser Stelle öfters auf dieses Thema zurück kommen.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischöfe, Bischofssynode, Deutschland, Italien, Papst Franziskus, Reform, synodaler Weg, Synodalität9 Kommentare zu Auch du, Italien: Der Papst und die Synoden

Steve Bannon ante Portas? Ein Kloster und die Suche nach dem Bösen

Veröffentlicht am 29. April 201929. April 2019
Kirche und Populismus Wohl kaum der Ort des Bösen: Die Kartause Trisulti, in den Bergen oberhalb von Frosinone.

Das Böse hat auf einmal einen Ort: Trisulti. Wer in den vergangenen Monaten die Berichterstattung um Kirche und Populismus beobachtet hat, dem wird dieser Name schon einmal begegnet sein. Verbunden mit einem anderen Namen, dem Namen einer Person: Steve Bannon.

Allen ehrbaren Menschen sollte an dieser Stelle der vorgesehene Schauer über den Rücken laufen.

2017 war ich mal dort, im März war das, zu einer Wanderung im benachbarten Höllental. Dabei ist auch das Foto entstanden. Eigentlich eine wunderbare Gegend, weit weit ab von allem, da kommt nicht mehr viel. Herrlich zum Wandern, man kommt nur schwer hin.

Kirche und Populismus

Bannon – das ist seit dem Wahlsieg Trumps die Erklärung für vieles. Dass dieser Mann Präsident der USA werden konnte, das muss einfach an den Fähigkeiten dieses Mannes gelegen haben. Eine Mischung von Machiavelli und Darth Vader, irgendwie sowas. Rau und so überhaupt nicht angepasst, rein ästhetisch schon nicht, da muss was Gefährliches dran sein.

Und der kommt jetzt nach Europa, um hier die Politik aufzumischen. Zuerst war da die Nachricht, seine wilde Nachrichtenplattform BreitbartNews würde auch in Europa den Medienbetrieb aufmischen wollen. Erst war da Aufregung, aber daraus wurde dann wohl nix. Oder haben Sie nach den Aufregern jemals wieder was davon gehört? Eben.

Nach den Aufregern

Jetzt also der Meister persönlich. Dass auch in den USA BreitbartNews keinen Schnitt mehr macht, lassen wir mal beiseite. Verschiedene Medien berichten, die Besucherzahlen auf der Webseite hätten sich halbiert. Was aber dem Ruf Bannons nichts anhaben kann.

Und nun kommt Trisulti ins Spiel. Eine Stiftung, Dignitatis Humanae Institute, hat dieses Kloster gepachtet und will dort eine Gladiatorenschule für Kulturkämpfer einrichten. Gefahr im Verzug für die Demokratie in Europa? Kirche und Populismus, ist da eine Verschwörung im Gange?

Verschwörung geht immer

Es scheint so, verfolgt man die Berichterstattung. Hier würde sich die dunkle Seite der Macht in der Kirche verbünden, Namen fallen, Projekte werden gemutmaßt, der sprichwörtliche Teufel an die sprichwörtliche Wand gemalt. Und die Gladiatorenschule lässt dann junge, dynamische, gut ausgebildete Streiter für die dunkle Seite ahnen und befürchten.

Ein beliebiger Artikel aus dem Netz, nehmen wir mal NBC: „Strolling through St. Peter’s Square, the heart of the Roman Catholic Church, Steve Bannon surveyed the enemy camp.” Und so weiter.

Dabei fällt kaum auf, wie schwach diese Geschichte ist.

Eine schwache Geschichte

Ein Beispiel: Um überhaupt eine Verbindung zum Vatikan herstellen zu können, wird die Verbindung zu Kardinal Raymond Leo Burke gezogen. Die hätten sich bei der Heiligsprechung Johannes Paul II. getroffen, heißt es. Leute, das war 2014! Da war noch längst keine Rede von Trump und Breitbart und dergleichen. Der sei ein Freund von Steve Bannon. Wirklich?

Außerdem, warum fällt niemandem auf, wie krass dieses Duo ist? Burke der klare Konservative, der bewahren will was war. Bannon der selbsterklärte Zerstörer, das genaue Gegenteil eines Konservativen. Wie das zusammen gehen soll, hat noch niemand erklärt. Kirche und Populismus, etwas komplexer ist das dann doch.

Den meisten reicht es leider, Namen zu nennen. Und Lagerdenken wachzurufen. Und dann kommt er schon, der Schauer auf dem Rücken.

Der Zerstörer und der Konservative

Zweitens: Trisulti, die Kartause. Die ist für 19 Jahre gepachtet, für eine jährliche Pacht von 100.000 Euro, wird berichtet. Hier werde dann der Kampf gegen Säkularismus geführt, gegen Islamisierung, gegen antikirchliche Kräfte, gegen überhaupt alles. Benjamin Harnwell, Vertreter der Stiftung und Brite, von Bannon öffentlich gelobt, erklärt viel und gerne, was er so alles vorhabe. Und gerne bezieht er sich auf Bannon, lobt Bannon, weiß um die Macht, die Bannon über die Vorstellungskraft von Journalisten hat.

Nun gibt es da aber ein Problem. Und zwar hat die Stiftung für den Unterhalt einer Bildungseinrichtung im Kloster gar keine Betriebserlaubnis für das Projekt. Die Idee widerspräche dem Abkommen zur Pacht, erklärte der zuständige Mann des italienischen Kultusministeriums – einer populistischen Regierung – bei einer Anhörung im Parlament. Die Ausschreibung schließt eine Bedingung ein, die nicht erfüllt sei, da geht es um das Betreiben eines Museums, das (nicht erfüllte) Voraussetzung sei. Das ist also noch bar nicht entschieden, ob das Institut das überhaupt darf, was aber die Berichterstattung über Darth Bannon nicht beeinträchtigt.

In einigen Blogs finden in Trisulti schon Veranstaltungen statt, Bannon sei per Video dabei. Außerdem sei das Kloster schon umgebaut und so weiter. Alles Schall und Rauch, alles falsch.

Eine Nebenbemerkung, bevor ich zu meinem dritten Punkt komme: Eine Kritik an Papst Franziskus lautet, er sei zu politisch. Und jetzt wollen genau diese Kritiker ein kulturkämpferisches Institut mit kirchlichem Label bauen. Ironie, wer sie denn versteht.

Das Problem der Betriebserlaubnis

Drittens: und überhaupt. Anfang April gab es in Mailand auf Einladung von Matteo Salvini von der Lega ein Treffen europäischer Populisten. Die AfD war dabei, der ehemalige Front National, und so weiter. Alles, was sich in Europa populistisch bewegt. Wer war nicht dabei: Bannon. Er war offenbar nicht eingeladen.

Anfang Dezember war Bannon noch dabei, jetzt nicht mehr. In der TAZ gab es einen wunderbaren Artikel, in dem dem angeblichen Einfluss Bannons nachrecherchiert wurde. Überschrift des Artikels: „Total Loser”. Mehr braucht es eigentlich gar nicht, aber der Artikel lohnt sich zu lesen. Kurse? Gladiatoren? Fehlanzeige.

Keine Gladiatoren in Sicht

Vor einigen Tagen im Guardian: Bannon habe Salvini geraten, Papst Franziskus anzugreifen, wegen seiner Haltung zu Flüchtlingen. Die Lega konnte sich gar nicht schnell genug distanzieren. Wie gesagt, keiner will was mit ihm zu tun haben, dem Faszinosum Darth Bannon.

Eine schwache Geschichte, ein überschätzter Gegner, dieser Bannon. Keiner will mit ihm was zu tun haben. Er taucht in Rom auf, lässt sich interviewen in Hoffnung auf den Schauer auf dem Rücken, passieren tut aber nicht viel. Außer Berichten in den Medien, die mit dem Grusel spielen.

Kirche und Populismus ist das nicht. Dieser Kaiser hat keine Kleider an. 

In einem der vielen Interviews sagt Bannons Statthalter Harnwell zum Abschluss, dass er bis vor kurzem völlig unbekannt gewesen sei. Er verstehe die ganze Aufregung nicht.

Ich auch nicht.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Burke, Italien, Kirche, Medien, Politik, Populismus, Steve Bannon, Trisulti11 Kommentare zu Steve Bannon ante Portas? Ein Kloster und die Suche nach dem Bösen

Beton

Veröffentlicht am 22. August 201721. August 2017

Jeden Morgen gehe ich durch Betonblöcke hindurch. Diese runden großen hohlen, die ein wenig so aussehen, als gehörten sie zusammengesteckt und unterirdisch verlegt und sollten eigentlich Wasser führen. Hier in Rom liegen sie auf der Seite, mit Erde gefüllt und bepflanzt. Was hübsch aussieht.

Beton und Pflanzen am Eingang zur Via della Conciliazione
Beton und Pflanzen am Eingang zur Via della Conciliazione

Sie stehen aber im Eingang der Via della Conciliazione, die auf den Vatikan zuführt, und auch an der Seitenstraße, durch die ich komme. Was deren Zweck erklärt: Es ist nicht Schönheit, die Blöcke sollen LKWs aufhalten, die von Terroristen gekapert vielleicht Menschen umbringen wollen.

Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit werde ich an die vielen Opfer erinnert, welche durch Terror hier in Europa bereits umgebracht wurden: Brüssel, Barcelona, Berlin, Nizza, London und so weiter. Es ist eine kleine kurze geistliche Übung geworden, bei all der Schönheit, welche die Pflanzen bringen, die Polizisten und das Militär nicht zu übersehen und die Opfer kurz ins Gedächtnis und ins Gebet zu heben.

Jeden Tag schleicht sich dann aber auch die Frage ein, wann Rom dran ist. Bislang ist Italien verschont geblieben. Ob das Absicht ist, kann ich nicht sagen. Das kann keiner. Manchmal dröhnen irgendwelche Terroristen im Netz, jetzt sei Rom dran, aber was soll man davon schon halten?

 

Die Unsicherheit bleibt

 

Jeden Morgen auf dem Weg durch die Betonblöcke kommt dann aber auch ein zweiter Gedanke dazu, ganz regelmäßig. Ich denke an Brüssel, Barcelona, Berlin, Nizza, London, aber wie ist das mit Burkina Faso? Mit den Philippinen? All dem anderen Terror, für den der Eifelturm nicht abgeschaltet und das Brandenburger Tor nicht beleuchtet wird?

Wir debattieren das oft auch in der Reaktion, wenn wir wieder einmal im Content Management System unendlich viele Bilder zum einen Anschlag und fast keine zum anderen finden. Das spiegelt – leider – das Interesse der internationalen (spricht: europäischen u. US-amerikanischen) Medien wieder.

Ab und zu sitzen wir auch mal mit Freunden abends, um darüber zu sprechen. Angst macht sich irgendwie nicht breit, dafür ist das Ganze zu abstrakt. Die Journalisten unter den Gesprächspartnern sind überzeugt, dass es demnächst auch Italien treffen wird. Aber auch das bleibt abstrakt.

Städte sind zu Stein gewordenes menschliches Verhalten. So wie wir leben, so entstehen die Dinge um uns herum. An der Stadt kann man uns erkennen. Und eben auch unsere Angst und eben auch unser Abschotten gegen mögliche Formen des Terrors. Und so werde ich mich an die Betonblöcke wohl gewöhnen müssen.

Wenigstens vergesse ich so die Opfer nicht.

 

Kategorien Allgemein, RomSchlagwörter Anschlag, IS, Italien, Rom, Sicherheit, Terrorismus, Vatikan12 Kommentare zu Beton

Schnell berichtet

Veröffentlicht am 24. August 201624. August 2016

Tote und Verletzte bei schwerem Erdbeben nahe Rom: Das war Spiegel-Online heute Morgen (um 8:22 Uhr). Das Beben hat mich geweckt, immerhin so nahe war es, aber „nahe Rom“? Der Artikel selber sagt dann später: 180 Kilometer, südöstlich von Norcia (also in Umbrien, wer sich auskennt). Ist das „nahe Rom“? Wenn ich da hin fahre, fühlt sich das nicht so an. München – Nürnberg sind etwa 170 Kilometer voneinander entfernt, liegt nun Nürnberg „nahe“ an München?

Näher als Rom liegt etwa l’Aquila, das 2009 ein schweres Beben erlebt hat.

Die Zeit online wusste (um 8:23 Uhr), dass das Epizentrum 150 Kilometer Nordwestlich von Rom lag. 150 Kilometer nordwestlich von Rom das Meer oder die Küste, was ihr meintet war nordöstlich. Details.

Viele Medien bieten live-video-Blogs an, verwackelte Handy-Videos und so. Das italienische Fernsehen wiederholt heute Morgen immer und immer wieder dieselben Bilder, zu viele davon scheint es noch nicht zu geben, die Gegend des Epizentrums ist auch nicht einfach zu erreichen.

Es geht um Menschen und Schicksale, es ist verständlich, dass wir wissen wollen, was passiert ist. Aber die Bilder sind das eine, ein doch recht kurzatmiger Umgang mit Fakten ist etwas anderes. Bitte, bitte, schaut auf eine Karte, bevor ihr Richtungsangaben macht. Die Leute, die den Schlag heute Nacht erlitten haben, sind es wert, dass man sorgfältig berichtet und nicht schnell, damit möglichst schnell möglichst viele Leute hinschauen.

 

Kategorien Allgemein, Neulich im InternetSchlagwörter Erdbeben, Italien, Norcia, Umbrien4 Kommentare zu Schnell berichtet

Wer wir sind

Veröffentlicht am 17. September 201515. September 2015

Wenn Historiker in 100 oder 200 Jahren zurück blicken werden auf uns, woran werden sie uns messen? Denn messen werden sie uns, genau so wie wir die Vergangenheit messen. Sie werden uns messen an der Art und Weise, wie wir jetzt und heute mit den Flüchtlingen umgehen. Je länger ich die Tragödien hier in Italien und seit kurzem – und es ist verglichen mit Italien wirklich erst kurz – auch nördlich der Alpen beobachte, desto ratloser werde ich einerseits, desto sicherer wird aber auch mein Urteil, dass es genau dies ist, was in der Zukunft an unserer Zeit wichtig ist.

Man kann über Glauben reden und Kirche, über Ökumene und die Synode, über Sexualmoral und all die Themen, die uns immer schon beschäftigen und auch beschäftigen sollen. Wenn es eine wirklich ernste Debatte wird, dann geht es aber nicht darum, sondern um die Flüchtlinge.

So lange haben wir uns auf einen vermeidlich stabilen Nahen Osten verlassen, das Öl gekauft und nicht genau hingesehen? Seit 1918 wahrscheinlich, seitdem Europa nach dem Krieg die Gegend unter sich aufgeteilt hat und den Grundstein gelegt hat für eine Staatlichkeit, die unsere war, die aber gegen alle Zugehörigkeitsgefühle dort ging. Und geht. Wir haben hier im Westen Herrscher erfunden und gestützt, aber das wissen Sie ja alles.

Lange waren die Flüchtlinge ja auch in Italien, das damit nicht fertig wurde, und in Griechenland, das damit nicht fertig wurde, und in Südspanien und auf Malta. Lampedusa ist das Stichwort. Aber jetzt, wo Deutschland wenn auch nur für kurze Zeit seine Grenzen zumacht, dann ist das auf einmal ganz nah dran. Dann ist das eine Niederlage für Europa. Dann fühle ich einen Schock: mein Leben lang gab es scheinbar immer weniger Grenzen, und nun dies.

 

Lange war das alles weit weg

 

Und es reicht auch nicht, mit dem Finger auf die vermeidlich unsolidarischen zu zeigen, auf Polen und Ungarn. Damit ist nichts gewonnen. Werben müssen wir, nicht zeigen. Und dieses Mal können wir anders als in der Finanzkrise auch nicht einfach Geldsummen erfinden und auf den Markt werfen, dieses Mal stehen Menschen bei uns auf der Straße. Weiterlesen “Wer wir sind”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Europa, Flüchtlinge, Grenzen, Hilfe, Identität, Italien, Krise, Migranten31 Kommentare zu Wer wir sind

Der Mut, einfach über Gott zu sprechen

Veröffentlicht am 4. Januar 20154. Januar 2015

Ein Mann steht auf der Bühne und redet zwei Stunden lang, zwei Mal. Das Ganze wird im TV übertragen und das zweite Mal bekommt der Mann die Traumquote von 39 Prozent Zuschaueranteil. Für zwei Stunden reden. Dass es so was noch gibt.

Roberto Benigni (c) RAI
Roberto Benigni (c) RAI

Der Mann ist Roberto Benigni, der beste Komiker und Schauspieler, den Italien derzeit zu bieten hat, ein „großer Künstler“ wie Papst Franziskus ihn genannt hat, er hat ihn sogar neulich zitiert, aus dem Programm der 2×2 Stunden.

Benigni hat über die zehn Gebote gesprochen. Das ist witzig, intelligent, es ist tiefsinnig und leicht zugleich, es ist respektvoll im Umgang mit dem Text und vor allem ist es mutig. Denn Benigni spricht religiöse Sprache. Er ist nicht fromm, nicht betulich, nicht belehrend. Aber er beginnt damit, den Zuhörern abzuverlangen, zwei Stunden lang an Gott zu glauben. Stellen Sie sich das vor, Sie sitzen in einem Programm und der Moderator sagt, dass wir alle für die kommenden zwei Stunden an Gott glauben. Dass Gott existiert. Das ist weniger dezisionistisch gemeint, als ob man sich aktiv für den Glauben entscheiden könne oder einen Glauben an- und ausschalten könnte, als vielmehr ein Durchbrechen der medialen Selbstverständlichkeiten. Über so was spricht man nicht, das ist zu persönlich, oder man lässt halt den Papst sprechen. Hier aber tut es jemand, der Gebote auslegt. Öffentlich, im TV mit einer riesigen Quote.

Und er schafft damit noch etwas anderes: Er stellt sicher, dass er nicht von außen auf die zehn Gebote schaut und die Zuschauer auch nicht. Sei es auch noch so künstlich für einige der Zuhörer, durch seine zwei Stunden Gottesglauben für alle nimmt er alle mit in die Geschichte hinein. Es ist keine fremde Geschichte mehr für Leute, die dem Glauben selber schon entfremdet sind. Wenigstens für einen Abend nimmt er die Leute mit hinein, oder zurück.

 

Für zwei Stunden glauben

 

Wie das geht? Ganz einfach: Sie gehen doch auch ins Kino und sehen sich einen Film an, sagen wir über Robin Hood, so Benigni. Und für zwei Stunden glauben sie, dass es Robin Hood gibt, er ist ja da. Und genau so machen wir es in diesen zwei Stunden mit dem Glauben an Gott. Atemberaubend. Er nimmt den Glauben weg aus der anstrengenden Pädagogik, macht aus ihm etwas leichtes, angenehmes, etwas leicht nachzuvollziehendes, ohne abstrakte Worte, ohne Moral, er bietet uns also einen Eingang in die Welt des Glaubens, die wir vielleicht sonst nicht hätten. Weiterlesen “Der Mut, einfach über Gott zu sprechen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Italien, Programm, RAI, Roberto Benigni, Zehn Gebote6 Kommentare zu Der Mut, einfach über Gott zu sprechen

Kurioses aus den Straßen Roms

Veröffentlicht am 2. März 20132. März 2013
Kurioses aus den Straßen Roms
Kurioses aus den Straßen Roms

Es ist ein sehr skurriles Plakat, das in den vergangenen zwei Tagen in Rom aufgetaucht ist: Wo gestern noch Plakate aus dem italienischen Wahlkampf in Zentimeter dicken Schichten übereinander klebten, ist nun ein Kardinal zu sehen: ein Wahlkampfplakat für Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson.

Absurd ist das Ganze, weil es Plakate italienischen Stils sind, man weiß also gar nicht, gegen wen sich das richten soll. Absurd ist es, weil in diesen Teil der Stadt gar kein Wähler (=Kardinal) kommt, die sind entweder noch nicht in Rom oder aber auf der anderen Seite des Tiber, um den Vatikan herum, untergebracht. Absurd ist es, weil das Ganze kein politischer Prozess ist, der mit dergleichen kruden Mitteln geführt würde.

Nachrichtenagenturen berichten darüber, aber niemand hat bisher klären können, woher dieses skurrile Schauspiel kommt. Ein komischer Scherz? Ironie über italienische Politik? Nicht wirklich intelligenter Einflussversuch? Zu erwarten ist aber, dass sich jetzt, wo die Nachrichten und Bilder für das Tagesgeschäft der Medien schlagartig abgenommen haben, jede Menge Kameras vor diesen Plakaten aufbauen und Journalisten ihre Aufsager machen, und hier hört es dann spätestens auf, witzig zu sein.

Jedes Konklave trägt eine eigene Kuriosität zur bunten Geschichte bei, eine haben wir also schon für 2013 gefunden.

 

Nachtrag, 2. Februar abends: Es ist Kunst. Jetzt wissen wir es endlich. Es ist eine italienische Künstlergruppe, die diese Plakate gestaltet hat. Kunst also. Aha.

Kategorien Allgemein, Rom, VatikanSchlagwörter Italien, Konklave, Plakat, Rom, Turkson, Wahlkampf1 Kommentar zu Kurioses aus den Straßen Roms

Diese schlimmen Deutschen …

Veröffentlicht am 1. Dezember 20127. Januar 2013

Wussten Sie schon, dass in Deutschland mal wieder eine Kampagne gegen den Papst gefahren wird? Nicht? Dann kann das nur daran liegen, dass Sie nicht aufmerksam genug italienische Zeitungen studieren. Ein Kolleg von der ARD – Danke, Stefan – hat kurz und knapp aufgezeigt, wie einfach es doch ist, eine solche Kampagne zu erfinden. Denn um Erfindung handelt es sich. Und alles, was er gemacht hat, ist zwei Webseiten zu lesen. Und schon ist die Kampagne demaskiert.

Vollziehen wir das nach. Man nehme: Eine Buchbesprechung. Der Spiegel hatte das neue Buch von Marco Politi besprochen, zugegeben nicht sehr freundlich dem Papst gegenüber: Herr Marco Politi, der mal ein Vaticanista war, meint Joseph Ratzinger sei ein guter Theologe, aber ein schlechter Papst. Wie gesagt, der Spiegel hatte das Buch besprochen.

Von dieser Zutat braucht man nur noch Fakten weg zu nehmen. So zum Beispiel die Tatsache, dass es sich um eine Buchbesprechung handelt. Wie das geht, zeigt die italienische Zeitung il Libero souverän. Überschrift: „Der Spiegel: “Tu, non sai fare il Papa” “ übersetzt: “Der Spiegel: Du weißt nicht, wie Papst geht”, kurz: Der Papst ist unfähig. Als ob der Spiegel das behauptet hätte. Hat er aber nicht, er hat nur das Buch eines (dazu noch italienischen) Journalisten besprochen.

Wenn man aber über diese Ungenauigkeit hinwegsieht, dann kann man in der Folge im Artikel fleißig den frisch entdeckten Angriff auf den Papst durch den Spiegel ausschlachten, und wenn man schon dabei ist, dann sagt man auch nicht ‚Der Spiegel’, sondern ‚die Deutschen. Weiterer Teil des Titels: „Die Deutschen mögen Benedikt XVI. nicht mehr“.

Ja, es ist nur eine einzige Zeitung. Ja, es ist il Libero. Man kann kopfschüttelnd wegsehen. Aber bitte nicht vergessen: So werden Meinungen gemacht.

Qualitätsjournalismus ist was anderes.

 

Und hier das Stück des Kollegen

Per Fälschung zur Anti-Papst-Kampagne
https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2012/12/Per-Fälschung-zur-Anti-Papst-Kampagne.mp3

Stefan Troendle, ARD

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Kirche und MedienSchlagwörter Benedikt XVI., Buch, Buchbesprechung, Italien, Journalismus, Marco Politi, Medien, Spiegel3 Kommentare zu Diese schlimmen Deutschen …

Hitler und das Kreuzfahrtschiff: Vom Schiffbruch einer Debatte

Veröffentlicht am 28. Januar 2012

Der Tod von Senegalesen in Florenz („Italien: Rassistische Gewalt umgehend beenden“), Schlachtrufe in Stadien („Zigeuner“, „Neger“), die Zuwanderung über das Mittelmeer („In Italien grassiert der Rassismus: Ausländer gelten als Sicherheitsrisiko“), und auch gerne einmal ganz allgemein („Im Land des alltäglichen Rassismus“): Italien hat in Deutschland mindestens in den letzten Jahren einen eindeutigen Ruf bekommen. In den Klammern finden sich schell gegoogelte Überschriften deutscher Medien. Da passen die neuesten Interpretationen wunderbar zum Bild: Die Costa Concordia als Symbol eines gescheiterten Italien. Siehe Titelgeschichte im Spiegel.

Italienische Medien beschweren sich nun über den antiitalienischen Rassismus in den deutschen Medien. Jawohl: Rassismus. Das Parlament hat debattiert, der italienische Botschafter hat – so wird berichtet – zur Titelgeschichte im Spiegel Protest eingelegt.

Der Gipfel war der Titel am Freitag in der Zeitung Il Giornale: „A Noi Schettino, A Voi Auschwitz“. „Wir haben Schettino [den Kapitän des Kreuzfahrtschiffes], ihr habt Auschwitz“. Passend zum Holocaust-Gedenktag, der an diesem Tag auch in Italien begangen wird. Der Spiegel habe behauptet, die Italiener seinen ein Volk der Schettinos und so weiter und so weiter. Und dann schreibt der Journalist folgenden Satz: „Che i tedeschi siano una razza superiore lo abbiamo già letto nei discorsi di Hitler.” Übersetzt: „Dass die Deutschen eine überlegene Rasse sind, das haben wir schon in den Reden Hitlers gelesen.” Weiterlesen “Hitler und das Kreuzfahrtschiff: Vom Schiffbruch einer Debatte”

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Auschwitz, Costa Concordia, Deutschland, Hitler, il giornale, Italien, Medien, Rassismus, Schettino, Schiffbruch, Stereotypen, Wahrnehmung10 Kommentare zu Hitler und das Kreuzfahrtschiff: Vom Schiffbruch einer Debatte

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