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Schlagwort: Jerusalem

Der Bekennermut der Anderen

Veröffentlicht am 14. November 201614. November 2016

Und doch mit Kreuz: Besuch in Jerusalem

Nanu? Seit Tagen köchelt die Geschichte durch die Medien, dass Kardinal Reinhard Marx und Bischof Bedfors-Strohm auf dem Tempelberg in Jerusalem ihre Kreuze nicht getragen hätten. Wut und Häme goss sich aus, von Unterwerfung war die Rede, Christen würden für ihren Glauben im Nahen Osten sterben und die beiden Promis würden ihn so einfach verleugnen.

Und nun ein Foto, dass sie mit den Kreuzen zeigt, vor dem Felsendom. Es gibt auch andere Bilder, richtig, wo die beiden kein Kreuz umhaben, direkt an der Mauer des muslimischen Gebetshauses. Sie haben die Kreuze abgenommen. Aber mindestens dieses Bild zeigt doch, dass es ganz so einfach nicht war.

Überhaupt: die ersten Stellungnahmen waren von einer Aufrichtigkeit des Glaubens geprägt, die vor allem von Ferne zum Geschehen geprägt war. Am 20. Oktober waren die Bischöfe da, erst im November erregte dich die mediale Welle. Wobei es dabei schon irgendwie komisch zuging: der Vorwurf bei Spiegel-Online war, dass die Abnahme des Kreuzes eine Demutsgeste gewesen sei. Wohlgemerkt: Die haben das als Vorwurf verstanden.

 

Wer bin ich, zu urteilen?

 

Leider waren die meisten Meinungsinhaber nicht von allzu viel Recherche getragen, wie das Foto oben zeigt. Außerdem: von hier aus, aus dem sicheren Mitteleuropa, eine explosive Lage wie die zwischen den Religionen auf dem Tempelberg zu beurteilen halte ich für mindestens fahrlässig.

Es hat dann doch einige Artikel gegeben, die vor Ort nachfragen, bei Beteiligten oder Kennern, wie heute in der FAZ. Aber das sind alles Mitspieler, die sind Partei und sollen es auch sein.

Am schlimmsten sind aber tatsächlich diejenigen, die “Bekennermut” verlangen. Von hier aus. Bei aller Wichtigkeit des christlichen Zeugnisses: Wer zahlt bitteschön dafür den Preis? Christen hier fühlen sich dann vielleicht besser, aber damit geht auch ein wenig Hochmut einher, wenn man für das heimische Publikum seine Überzeugung zeigt und dann den Schaden den dortigen Menschen überlässt, wenn man selber schon wieder im Flugzeug sitzt.

Unterwerfung unter den Islam, welch ein Unfug. Es ging um das Vermeiden eines Konfliktes an einem Ort, wo normalerweise keine Christen hinkommen.

Vielleicht hat es ja keine perfekte Lösung gegeben. Wie man es macht, macht man es falsch. Aber das ist im gesamten Nahen Osten so, seit Jahrzehnten. Zu viele Bekenner, zu viele Interessen, zu viel Konflikt, zu viel Gewalt, die sich auf Religion beruft. Die deutschen Bischöfe wollten mit allen reden – und haben mit allen geredet – und wollten gemeinsam pilgern, als Zeichen der Gemeinsamkeit. Ich habe keine einzige Stimme von vor Ort gehört, die sich beschwert hätte, dass das nicht gelungen sei.

Also bitte, wenn der Preis für gelungenen Dialog – wenn auch in kleinen Schritten – ein wenig Irritation zu Hause ist, dann soll das so sein. Mögen all die Kommentatoren und Blog-Schreiber doch bitte von ihren Richterstühlen herunter klettern.

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Sprechen von GottSchlagwörter Bischöfe, Felsendom, Jerusalem, Kardinal Reinhard Marx, Kreuz111 Kommentare zu Der Bekennermut der Anderen

Du heilige Stadt, Jerusalem

Veröffentlicht am 1. Juni 2014

Geburtskirche, Gethsemani, Coenacolo und natürlich die Grabes- und Auferstehungskirche: Jerusalem ist reich an Orten der Geschichte des Lebens Jesu Christi. Die Tage nach der Papstreise bin ich noch dort geblieben, vor allem habe ich mit vielen Leuten gesprochen, aber natürlich auch die Gelegenheit genutzt, diese Orte zu besuchen (und war einige Tage offline, auch ein zusätzlicher Bonus).

 

Jerusalem
Garten Gethsemani, uralte Bäume und ein Neuzugang: Der Olivenbaum, den Papst Franziskus gepflanzt hat
Ölberg: Kapelle mit dem Stein der Himmelfahrt Jesu
Ölberg: Himmelfahrt Jesu. Eine griechisch-orthodoxe Prozession formiert sich
Jerusalem, Kidron-Tal
Jerusalem, Altstadt. Dahinter die Dormitio-Abtei.
Jerusalem, Via Dolorosa
Bethlehem, Eingang zur Geburtsgrotte in der Kirche
Bethlehem, Geburtskirche
Anastasis: Eingang zur Grablege Jesu
Gebet auf Golgotha, in der Anastasis

 

Am Vorabend des Festes Himmelfahrt war ich zum Beispiel auf dem Ölberg, dort wo wir genau diese Himmelfahrt verehren. Die Feier der ersten Vesper an dem Ort, wo es damals geschah, das hat eine geistliche Bedeutung. Bis zum nächsten Tag, denn da war ich zur Messfeier bei den Benediktinern in der Dormitio Abtei und hörte im Evangelium, dass Jesus den Jüngern zur Himmelfahrt voraus gegangen war, nach Galiläa. Nicht auf den Ölberg (Mt 28: 16).

An sich keine unbekannte Tatsache, aber dass an dem Tag noch mal zu hören war schon etwas komisch und machte auch im ersten Augenblick eine kleine Delle in meine weihevolle Stimmung.

 

Wo war die Himmelfahrt?

 

Mein Besuch auf dem Ölberg hatte noch einen zweiten Grund: Nicht nur die Auffahrt in den Himmel, sondern auch der Besuch meines Ordensgründers an ebendieser Stelle. Ignatius musste lange bevor er auf die Idee kam, mit anderen zusammen einen Orden zu gründen, das Heilige Land verlassen, weil er vielleicht in geistlicher Hybris alle bekehren wollte und das Gleichgewicht der Religionen dort in Unordnung zu bringen drohte. Damals wie heute: Stabilität geht vor. Die Franziskaner, welche die Verantwortung trugen, warfen ihn hinaus. Weiterlesen “Du heilige Stadt, Jerusalem”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Anastasis, Bethlehem, Franziskus, Grabeskirche, Heiliges Land, Himmelfahrt, Jerusalem, Papstreise, Via Dolorosa3 Kommentare zu Du heilige Stadt, Jerusalem

Leiden auf allen Seiten der Mauern

Veröffentlicht am 26. Mai 2014

Es war eine direkte Antwort auf den Besuch Papst Franziskus‘ an der Trennmauer in Bethlehem: In das Papstprogramm von diesem Montag wurde auf Wunsch des Ministerpräsidenten ein Besuch an einem Gedenkort für die israelischen Opfer des Terrorismus eingefügt.

Man kann das negativ sehen: Der Papst soll auch sehen, dass die Schuld für Tod, Trennung und Leid nicht nur in Israel liegt und dass die Mauer Israel und seine Menschen genau vor dem Terror schützen soll, der seit Jahren in Form von Anschlägen und Raketen das Land heimsucht.

Man kann das aber auch positiv sehen: Es geht nicht um Schuldzuweisung, es geht um das Anerkennen von Realität. Und zu der gehört neben der Mauer und israelischer Gewalt auch palästinensische Gewalt. Auch bei den strukturell und militärisch Schwächeren gibt es starke Gruppen, die Terror wollen statt Versöhnung, weil ihnen das Macht über ihre Bevölkerung gibt. Israels Leid, das Leid der Juden endet nicht bei dem, was in Yad Vashem gedacht wird. Israel ist Teil des Konfliktes, es ist Handelnder, aber es leidet auch. Das darf man nicht ausblenden.

Der Besuch des Papstes, auch wenn er nicht viel Aufsehen erregt hat, macht Franziskus Ehre. Er lässt sich nicht vor einen Karren spannen, er trauert, er betet, er gedenkt. Das ist der positive Weg, der nicht aufrechnet, sondern das Leiden aller anerkennt. Es ist der menschliche Weg dieses Papstes.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, PapstreiseSchlagwörter Bethlehem, Franziskus, Gedenken, Heiliges Land, Jerusalem, Mauer, Papstreise, Terror8 Kommentare zu Leiden auf allen Seiten der Mauern

Grabeskirche und Klagemauer: Sprache und Religion

Veröffentlicht am 25. Mai 201425. Mai 2014

Es ist ein Wort, das wir alle schon einmal gehört haben: Die Klagemauer. Sofort steigen Bilder in uns auf von Jerusalem und Männern in betenden Bewegungen des sich vor und zurück Biegens. Eine Steinmauer dahinter, von der wir wissen, dass das alles ist, was vom alten Tempel – dem Tempel des Herodes – übrig geblieben ist. Wir nennen das die Klagemauer, aber bei einem gläubigen Juden, einem Juden hier in Israel vor allem, ruft das Kopfschütteln hervor.

„Klagemauer“? Wieso „Klage“-Mauer?

Hier heißt die Mauer schlicht „Mauer“, Kotel, oder „Westmauer“, wieso auch nicht, denn hier wird ja gar nicht geklagt, sondern gedankt und gebetet. Es ist der Ort, an den ewigen Bund Gottes mit seinem Volk zu denken. Fragt man nach der Art des Gebetes, dann wird die gesamte Breite menschlichen Betens finden, ein Schwergewicht auf der Klage aber nicht.

Und doch hat die deutsche – und nicht nur die deutsche – Sprache das Gebet hier auf das Klagen festgelegt, eine Rolle, aus der wir durch die Sprache die hier Betenden nicht heraus lassen. Sprache ist mächtig, Sprache hat Bedeutung und schafft uns Welten, in denen wir uns symbolisch bewegen.

Grabes- und Auferstehungskirche
Anastasis – Jerusalem

Ein anderes Beispiel: Die Grabeskirche, ebenfalls hier in Jerusalem. Jeder Tourist und jeder Pilger wird wissen, welches Gebäude oder besser welcher Gebäudekomplex damit gemeint ist. Unsere orthodoxen Schwestern und Brüder nennen diese Kirche aber nicht Grabeskirche, sondern die Auferstehungskirche, die Anastasis. Theologisch ist das viel schlüssiger, ist das Zentrum des christlichen Glaubens doch nicht der Tod, sondern die Auferstehung Jesu. So entsteht beim Wort „Grabeskirche“ das Bild von etwas Vergangenem, von etwas Totem, von etwas, was vorbei ist.

Sprache hat Bedeutung, sie gestaltet unsere Welt. Nun kann man den Sprachgebrauch ja nicht vorschreiben, der entwickelt sich in einer Kultur heraus und ändert sich immer nur allmählich. Aber: Mindestens für mich ergibt sich bei dieser Reise eine Änderung meiner eigenen Sprache. Ich will das Beten unserer jüdischen Schwestern und Brüder so ernst nehmen, wie es ist. Und ich will in der Kirche Tod und Auferstehung, nicht nur den Tod, vor Augen haben.

Zeit, ein wenig die Sprache zu ändern.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und VernunftSchlagwörter Anastasis, Franziskus, Grabeskirche, Heiliges Land, Israel, Jerusalem, Klagemauer, Namen, Papstreise, Westmauer2 Kommentare zu Grabeskirche und Klagemauer: Sprache und Religion

Wenn es echter Dialog ist …

Veröffentlicht am 25. Mai 201424. Mai 2014
Beim Interview für Radio Vatikan: der britische Jesuitenpater Damian Howard
Pater Damian Howard SJ im Interview bei Radio Vatikan

„Wenn es echter Dialog ist, weißt du nicht, wohin der Weg geht. Vorbereitet sein, das Wort suggeriert, dass man alles unter Kontrolle hat und bestimmt, wohin die Gespräche gehen. Also nein, in diesem Sinn können wir nicht vorbereitet sein.“ Pater Damian Howard ist Spezialist für den interreligiösen Dialog, er doziert am Heythrop College in London. Während meines Studiums in London haben wir gemeinsam in einer Jesuitenkommunität gelebt und uns angefreundet.

In der vergangenen Woche war er zur Tagung anlässlich des 50. Jubiläums des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog in Rom und ich haben ihn gefragt, was all die Krisen und Kriege im Nahen Osten mit dem Dialog anrichten.

„Es gibt uns etwas, worüber wir reden müssen, im Augenblick vor allem die Frage der Religionsfreiheit. Das war eine der Prioritäten des Heiligen Stuhls für die vergangenen Jahre. Interreligiöser Dialog muss die schwierigen Fragen stellen, zum Beispiel Religionsfreiheit in den einzelnen Ländern“.  Außerdem müsse man genau trennen zwischen dem, was behauptet zum Beispiel muslimisch zu sein und der Religion selber. Beispiel Nigeria: Kein wirklicher Muslim wird das, was Boko Haram dort anrichtet, als muslimisch bezeichnen.

 

Was Dialog wirklich ist

 

„Worüber ich zu sprechen versuche ist, was eigentlich Dialog ist. Die katholische Kirche bestimmt nicht die Sprache und nicht das Handeln. Dialog findet heute in ganz verschiedenen Zusammenhängen statt: In Sozialarbeit, Universitätsausbildung, in Staat und Gesellschaft. Wir können das Wort ‚Dialog‘ nicht bestimmen und sagen, was es für Menschen bedeutet. Wie betreten hier eine neue Welt und wir müssen das klug und überlegt tun.“ Weiterlesen “Wenn es echter Dialog ist …”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Interview, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Dialog, Franziskus, Heiliges Land, Islam, Jerusalem, Jordanien, Judentum, Lernen, Papstreise, Religionen, SkorkaSchreiben Sie einen Kommentar zu Wenn es echter Dialog ist …

Ökumene im eigenen Haus

Veröffentlicht am 24. Mai 2014

Bartholomaios und Franziskus – die Nachfolger der Apostel-Brüder Andreas und Simon Petrus. Eine Begegnung der beiden steht im Zentrum der Papstreise. Sie zeigt aber auch, wie komplex das Christentum hier im Nahen Osten ist. Seit der Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation vor fast 50 Jahren hat sich einiges geändert, aber das Motto der Reise – ut unum sint, auf dass sie eins seien – ist immer noch Zukunft.

Hier in Jerusalem gibt es einige Patriarchen, es gibt viele Kirchen, viele Traditionen, auch viel Streit darum, wer welchen Ort besetzen, nutzen und gestalten darf. Die Grabes- und Auferstehungskirche ist das schlimmste Beispiel dafür: In Parzellen je nach Kirche aufgeteilt darf man nicht zusammen beten, sondern nur aneinander vorbei. Unter Christen.

Oftmals ging es in den Debatten um die Hindernisse zwischen den Kirchen, vor allem mit den orthodoxen wurde über den Primat des Papstes gesprochen. Das Problem besteht aber nicht nur im Papstamt, auch wenn ökumenisch eher zurückhaltende Christen wie der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., das so herausstellen. In einem Interview mit der Zeitung Tagespost hat er noch kurz vor der Reise sehr selbstsicher betont, dass er der einzige sei, der für die Christen des Heiligen Landes sprechen dürfe – direkt nach seiner Kritik am Papstamt.

Ökumene fängt also im eigenen Haus an, Ökumene unter griechisch-orthodoxen, aber auch unter Katholiken. Wenn es um Versöhnung geht, dann bleibt uns Einiges zu tun, zu viele sind päpstlicher als der Papst.

Man muss es aber auch wollen und bereit sein, Anstöße aufzunehmen: Patriarch Theolophilos, oberster Vertreter der griechisch-orthodoxen in Jerusalem versteht den Enthusiasmus der Katholiken nicht. Dann stehen die Chancen schlecht, sich von diesem Enthusiasmus auch ergreifen zu lassen und vielleicht etwas zu entdecken, was man bisher vielleicht nicht gesehen hat.

Bartholomaios und Franziskus – die beiden feiern die Begegnung ihrer Vorgänger Paul VI und Athenagoras. Aber es ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Oder vielleicht besser: Wenn es nur ein Blick in die Vergangenheit wäre, dann wäre das viel zu wenig.

Kategorien Allgemein, Franziskus, PapstreiseSchlagwörter Franziskus, Heiliges Land, Jerusalem, Jordanien, Ökumene, Papstamt, Papstreise, PatriarchSchreiben Sie einen Kommentar zu Ökumene im eigenen Haus

check in

Veröffentlicht am 21. Mai 2014

Morgen in aller Frühe geht es gen Israel, die nächste Papstreise steht vor der Tür und ich darf mal wieder von vor Ort berichten. Es gibt wenig, was schöner ist als das Begleiten einer solchen Reise.

Der Papst hat einiges vor, er hat ein straffes Programm, und das will erzählt werden: Pilgern im Heiligen Land, die Christen Palästinas, Ökumene ganz praktisch, etc. Ab Morgen also.

Leider geht es “nur” nach Jerusalem, mit einem Abstecher nach Bethlehem, Jordanien steht für mich nicht auf dem Programm, das wäre dann auch zu viel.

An dieser Stelle werde ich versuchen, ab und zu meine Eindrücke zu reflektieren. Vielleicht schaffe ich ja auch das eine oder andere Foto. Mal sehen.

Shalom also, eingecheckt bin ich, der Koffer sieht gut aus, es kann los gehen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, PapstreiseSchlagwörter Franziskus, interreligiöser Dialog, Israel, Jerusalem, Jordanien, Ökumene, Palästina, Papstreise8 Kommentare zu check in

Reformation – Zwischen Gestern und Morgen

Veröffentlicht am 3. November 20132. November 2013

Die lutherische Gemeinde Roms hat eine wunderbare Tradition: Zum Gottesdienst am Reformationstag lädt sie immer einen katholischen Priester ein, zu predigen. In diesem Jahr hatte ich – an diesem Sonntag – diese Ehre.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

 

herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Tag, herzlichen Dank dafür, dass Sie mich eingeladen haben, zu sprechen. Zuerst ist für mich dies hier eine Gelegenheit zu lernen. Ihre Kirche hat eine eigene Leseordnung und die sieht den Propheten Jesaja für heute vor. Textauswahl ist ja immer eine Art Selbstaussage, und so lese ich das Buch Jesaja, das Kapitel 62, auch als eine Art Reflexion über die Art und Weise, wie Sie über Reformation nachdenken. Immerhin geht es auch dort um re-formare von Jerusalem, um Wiederaufbau, wenn ich das etwas lose übersetzen darf.

 

Wir Katholiken halten uns an den Satz „ecclesia semper reformanda“, die Kirche ist immer eine zu erneuernde, ein Grundtenor des Zweiten Vatikanischen Konzils. Aber auch dieser Satz stammt aber von Ihnen, aus der protestantischen Tradition. An dieser Stelle also ein Dank für diese Hilfestellung für uns.

 

Wir alle sprechen von reformare, lesen wir also Jesaja mit dem Blick der Reformation:

 

Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten, bis seine Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz und sein Heil brenne wie eine Fackel, dass die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des Herrn Mund nennen wird. Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des Herrn und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes. [Jes 62, die ersten Verse, Übersetzung Luther 1984]

 

Es ist ein etwas verwirrender Text, wie ich finde. Zumindest hinterlässt er etwas Verwirrung bei mir, wenn ich vom reinen denken und studieren weg ins Betrachten oder Meditieren gehe. Und bei dieser Verwirrung geht es vor allem um Zeit.

 

Erinnerung und Prophetie

 

Es geht erst einmal um ein Gestern, um die Geschichte des Volkes Israel, um Vertreibung und Exil, um Wiederaufbau und Hoffnung.

 

Gleichzeitig ist die Sprache aber auch die Sprache der Prophetie, und die richtet sich immer auf ein Morgen, auf ein noch-nicht. Wir glauben – und dass sich der Text in unserer heiligen Schrift findet beweist es – dass das letzte Wort hier noch nicht gesagt ist, dass wir die Verheißung nicht in der Vergangenheit abstellen können, dass sie noch gilt, auch für uns. Weiterlesen “Reformation – Zwischen Gestern und Morgen”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Rom, Sprechen von GottSchlagwörter Gemeinde, Jerusalem, Jesaja, Predigt, Reformation2 Kommentare zu Reformation – Zwischen Gestern und Morgen

„Im Augenblick, als mir die Pistole an den Kopf gehalten wurde …”

Veröffentlicht am 3. Dezember 2011

Die Entscheidung, durch Syrien zu wandern, sei in Anatolien gefallen. Vier Pilger sind zur Zeit auf dem Weg nach Jerusalem, zu Fuß, von der Schweiz aus. Und der Fußweg dahin führt nun einmal durch Syrien. Aber jetzt? Heute? Während der Aufstände, oder wie die UNO es jetzt nennt: Während des Bürgerkrieges? Nach eingehenden Beratungen in der Gruppe und nach dem Einholen von Informationen von Botschaft und Journalisten habe man sich entschieden, das Wagnis einzugehen. Die ersten drei Tage sei das gut gegangen. Als es aber in die Nähe von Homs ging, sei der Geheimdienst der ständige Begleiter der vier geworden. Die Pilger wussten ja auch nicht, dass es gerade erst vor einigen Tagen zu Toten in der Region gekommen war. Der Konflikt und Bürgerkrieg fordert Opfer. Und die Pilger zogen hindurch.

Als Pater Christan Rutishauser, einer der vier, mir das alles am Telefon erzählt, klingt es fast tragikomisch, als würden zwei verschiedene Theaterstücke auf der gleichen Bühne aufgeführt: Zum einen eine geistliche Erfahrung, das Wandern von der Zentralschweiz bis Jerusalem, mehrere tausend Kilometer, alles zu Fuß. Zum anderen die politsiche Situation in Syrien, die alles andere als einladend ist, um es vorsichtig zu beschreiben. Das Zusammentreffen dieser beiden Realitäten muss eine Erfahrung der ganz besonderen Art gewesen sein. Pater Rutishauser berichtet davon, wie er von einer Waffe bedroht wurde,  von Polizeieinsätzen und der Sorge der Sicherheitsleute, die Pilger könnten Kontakt zu den Menschen vor Ort bekommen. Aber er berichtet auch von den geistlichen Erfahrungen, die gerade dieser Umstände wegen eine ganz besondere Tiefe bekommen hätten. Weiterlesen “„Im Augenblick, als mir die Pistole an den Kopf gehalten wurde …””

Kategorien Allgemein, Interview, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bad Schönbrunn, Bürgerkrieg, Frieden, Gebet, Jerusalem, Pilgern, Spiritualität, Syrien, unterwegs2 Kommentare zu „Im Augenblick, als mir die Pistole an den Kopf gehalten wurde …”

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