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Schlagwort: Jesuitenorden

Entscheiden und Unterscheiden

Veröffentlicht am 12. Oktober 202011. Oktober 2020
Zeiten von Unsicherheit Das nun erschienene Buch

Was tun in Zeiten von Unsicherheit? Eine Frage, die wir uns heute dauernd stellen. Nicht zuletzt die Debatten um den synodalen Weg, um Theologie und Vorstellungen von Kirche in unserer pluralen Welt machen das sehr deutlich. Wenn wir aber debattieren, was nun zu tun sei, gilt es einige Fallen zu beachten. Versuchungen, wie es die geistliche Sprache nennt. Und Papst Franziskus empfiehlt, zu unterscheiden, noch so ein Wort aus der geistlichen Tradition. Texte aus der Tradition des Jesuitenordens möge helfen zu verstehe, was damit gemeint ist.

„Ideen werden diskutiert, Situationen werden unterschieden.“ Das ist O-Ton Jorge Mario Bergoglio/Papst Franziskus, geschrieben in einem Vorwort zu einem Sammelband von 1987. Die Zeitschrift Civiltà Cattolica hatte den Text von Pater Bergoglio vor fast zwei Jahren neu veröffentlicht. Jetzt ist das Ganze auch auf Deutsch erschienen. Das Buch, das mit dem Text eingeleitet wurde, versammelt außer den Bergoglio-Einleitungen interessante Texte aus der Geschichte des Jesuitenordens, und dazu die Einleitung vom Pater Bergoglio.

Zeiten von Unsicherheit

An dieser Stelle habe ich darüber schon einmal geschrieben, anlässlich der deutschen Ausgabe erlaube ich mir aber eine Auffrischung.

Im Buch abgedruckt sind Briefe von zwei Generaloberen des Jesuiten-Ordens. Von Lorenzo Ricci SJ (gewählt 1758), der erleben musste, wie die Bourbonen-Könige Europas den Orden anfeindeten und schließlich erreichten, dass der Orden aufgelöst wurde. Ricci selber wurde vom Papst in der Engelsburg festgehalten und starb dort auch, ohne Prozess. Jan Roothaan SJ (gewählt 1829 nach der Wiederzulassung des Ordens) erlebte Anfeindungen des erstarkenden antikirchlichen Liberalismus gegen den Orden.

Mehr braucht man nicht wissen, Bergoglio skizziert die Situationen auch nur kurz, um dann auf den geistlichen Inhalt einzugehen. Und die Lehren für Jesuiten – und nicht nur Jesuiten – heute.

Nicht gleich das innere Schwert ergreifen

In solchen schwierigen Situationen treten immer Versuchungen auf, damit beginnt P Bergoglio. Eine Versuchung ist es, über Ideen zu streiten und damit der Ursache für den Zweifel oder die Anfeindung zu viel Macht zuzugestehen. Die beiden Jesuitengeneräle empfehlen also getreu der geistlichen Haltung des Ordensgründers Ignatius, erst mal in sich selber nachzuschauen. Der Leser soll auf die inneren Stimmen hören, statt direkt innerlich das Schwert zu ergreifen und sich gegen etwas oder jemanden zu wenden.

Auffällig sei – so Bergoglio über die Briefe und ihre Schreiber – dass nicht versucht würde, mit den Anfeindungen zu streiten. Normal wäre das Gegenteil: Man beklagt die Ungerechtigkeit und definiert sich als Opfer. Man sieht etwas Bösartiges gegen sich am Werk und dieses Gefühl bestimmt dann die eigene Reaktion. Natürlich gibt es diese Ungerechtigkeit, aber das gerät in der geistlichen Tradition nicht in den Fokus. Thema ist vielmehr die innere Verwirrung, die durch die Anfeindungen ausgelöst werden. Ich wende mich mich nicht gegen etwas oder jemanden, ich schaue erst einmal auf mich.

Innere Verwirrung

Natürlich ging es damals um Ideen, etwa im Liberalismus, der Aufklärung, der Moderne, und auch dort gibt es Irrtümer und Fehler. Aber das lassen die beiden Schreiber erst mal beiseite. Weil Ideen diskutiert werden, die Situation, in der man sich befindet, aber unterschieden wird. Hier ist es wieder, das Wort „Unterscheidung“.

Wahrheit oder Falschheit ist nicht Gegenstand einer Unterscheidung, unterschieden werden nur „Geister“ in der Sprache der Spiritualität. Also was wir innere Bewegungen, Stimmungen, Emotionen nennen würden. Hier gäbe es die von außen ausgelöste Verwirrung, und die könne man unterscheiden: woher kommt das? Was löst das in mir aus? Und dann kann man sein Verhalten danach ausrichten. Nicht als Reaktion auf die Anfeindung oder auf eine Idee, sondern auf dem aufbauend, was ich als Gottes Willen für mich erkenne.

Es geht – und hier ist Bergoglio ausdrücklich – nicht darum, eine Lösung zu finden, die mir Ruhe gibt, bzw. die mich in Ruhe lässt. In Zeiten der Unsicherheit ist Sicherheit nicht die Lösung, sondern ein Friede – auch ein innerer Friede – der von Gott her kommt. Das ist eine steile Ansage, entspricht aber ganz dem geistlichen Vorgehen, das wir auch sonst bei Papst Franziskus sehen.

Nicht Sicherheit, sondern innerer Friede

„Es ist nicht Gott gemäß, die Wahrheit auf Kosten der Barmherzigkeit zu verteidigen, und auch nicht die Barmherzigkeit auf Kosten der Wahrheit, oder ein Gleichgewicht auf Kosten beider,“ heißt es in dem Text. Das muss man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Bergoglio buchstabiert das dann aus, man würde entweder ein wahrheitsliebender Zerstörer werden oder ein barmherziger Lügner oder ein paralysierter Verwirrter.

Zurück zur Situation, in der die Briefe spielen: Die Generaloberen sprechen auch von den Schwächen der Jesuiten, was nicht nur eine rhetorische Spielerei ist. Es geht in Zeiten der Anfeidung nämlich darum, den Willen Gottes zu suchen, durch Unterscheidung, und da gehören diese Schwächen oder Sünden und Fehler hinein. Es geht ersteinmal nicht darum, die Auslöser der Anfeindung als solche zu bekämpfen.

Wahrheitsliebender Zerstörer, barmherziger Lügner

Das Betrachten der Verwirrung, welche durch Versuchung oder Anfeindung ausgelöst wird, hat auch den Vorteil, dass ich mich selber nicht mehr in der Position des Opfers sehe. Ich schaue auf all die verschiedenen inneren Bewegungen und sehe mich nicht nur als Opfer, als ungerecht Behandelter. Das vermeidet Selbstgerechtigkeit, welche dem Blick auf den Willen Gottes immer im Weg steht.

Jorge Mario Bergoglio: Briefe in Bedrängnis. Trost in Zeiten der Not. Edition Communio, 2020

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bergoglio, Buch, Jesuitenorden, Krise, Papst Franziskus, Tradition, Unterscheidung5 Kommentare zu Entscheiden und Unterscheiden

In eigener Sache: Ein Wandel steht an

Veröffentlicht am 13. Juni 201913. Juni 2019
Zeit für einen Wandel Der Autor dieses Blogs bei der Arbeit, die er bald verlassen wird

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis: Es ist Zeit für einen Wandel. Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, meine Zeit in Rom und als Mitarbeiter von Radio Vatikan geht dem Ende entgegen, nach zehn Jahren vertraut mir der Jesuitenorden eine neue Aufgabe an.

Tempora mutantur: es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Jesuiten nach einer Anzahl von Jahren ihren Ort wechseln. Und bei all dem Lob der Neuheit und des Wandels, bei allem Sprechen über einen Gott der Überraschungen finde ich diesen anstehenden Wandel auch spannend.

Zeit für einen Wandel

Deswegen werde ich an dieser Stelle auch nicht groß zurück blicken oder Bilanz ziehen oder dergleichen, das liegt mir nicht.

Not et mutamur in illis: Nur soviel, die Zeit hier in Rom, im Vatikan, beim Radio, als Journalist hat mich natürlich geprägt. Das nehme ich mit nach Deutschland zurück. Aber jetzt wird es neue Herausforderungen für mich geben.

Der Blog bleibt

Der Blog bleibt. Soviel schon einmal als Ankündigung. Auch in der Zukunft freue ich mich auf weitere Debatten im Netz. Wie das Ganze dann aussehen wird, das wird sich zeigen. Dem Schreiben im Netz werde ich aber treu bleiben, nur halt mir einer anderen Basis und einer anderen Perspektive.

Danke an dieser Stelle vor allem denjenigen, die diesen Blog überhaupt erst möglich gemacht haben, den Mitgliedern des Vereins der Freunde von Radio Vatikan.

Schritt auf das Spielfeld

In der Vergangenheit habe ich ich immer mal wieder als Sportreporter der Religion bezeichnet. Ich freue mich – wenn die Metapher damit nich überstrapaziert wird – jetzt den Schritt aufs Spielfeld zu tun. Aber das Nachdenken und das Schreiben soll bleiben, wider die Selbstverkleinerung, für den Mut zur Religion.

Es würde mich freuen, wenn Sie dem Blog treu bleiben. Wenn Ihnen die vatikanische Perspektive fehlen sollte: ganz herzlichen Dank, dass Sie bislang hier vorbei geschaut haben.

In diesem Sinne: auf bald. Bis Ende August werde ich noch hier in Rom weilen, danach kommt dann der Wandel, für mich wie auch für den Blog.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Bernd Hagenkord, Blog, Jesuitenorden, Job, Radio Vatikan, Umzug, Wandel21 Kommentare zu In eigener Sache: Ein Wandel steht an

Jorge Mario Bergoglio: Las cartas de la tribulación

Veröffentlicht am 7. Mai 201825. Juli 2019
Foto des jungen Pater Bergoglio Ordensmann: Der junge Pater Bergoglio

Was tun, wenn es Zweifel, Anfechtung, Verfolgung gibt? Was tun in Zeiten von Unsicherheit? Nicht diese direkt bekämpfen, sondern verstehen, was sie im eigenen Herzen anrichten. Es macht keinen Sinn, Situationen zu diskutieren: „Ideen werden diskutiert, Situationen werden unterschieden.“ Das ist O-Ton Jorge Mario Bergoglio, geschrieben in einem Vorwort zu einem Sammelband von 1987.

Die Zeitschrift Civiltà Cattolica hat das Vorwort ans Tageslicht gebracht und veröffentlicht, zumindesta in einigen Sprachen, Englisch etwa und Spanisch.

Das Buch, das mit dem Text eingeleitet wurde, versammelt interessante Texte aus der Geschichte des Jesuitenordens, soviel muss man wissen.

Es sind Briefe von zwei Generaloberen des Ordens, Lorenzo Ricci SJ (gewählt 1758), der erleben musste, wie die Bourbonen-Könige Europas den Orden anfeindeten und schießlich erreichten, dass der Orden aufgelöst wurde (Ricci selber wurde vom Papst in der Engelsburg festgehalten und starb dort auch, ohne Prozess). Jan Roothaan SJ (gewählt 1829 nach der Wiederzulassung des Ordens) erlebte Anfeindungen des erstarkenden antikirchlichen Liberalismus gegen den Orden.

Mehr braucht man nicht wissen, Bergoglio skizziert die Situationen auch nur kurz, um dann auf den geistlichen Inhalt einzugehen. Und die Lehren für Jesuiten – und nicht nur Jesuiten – heute.

Pater Bergoglio sagt zuerst, dass in solchen schwierigen Situationen immer Versuchungen auftreten. Eine Versuchung ist es, über Ideen zu streiten und damit der Ursache für den Zweifel oder die Anfeindung zu viel Macht zuzugestehen. Die beiden Jesuitengeneräle empfehlen also getreu der geistlichen Haltung des Ordensgründers Ignatius, erst mal in sich selber nachzuschauen, auf die inneren Stimmen zu hören, statt direkt innerlich das Schwert zu ergreifen und sich gegen etwas oder jemanden zu wenden.

 

Innere Verwirrung anschauen

 

Auffällig sei – so Bergoglio über die Briefe und ihre Schreiber – dass nicht versucht würde, mit den Anfeindungen zu streiten. Natürlich ist da Ungerechtigkeit und so weiter, aber das gerät nicht in den Fokus. Thema ist vielmehr die innere Verwirrung, die durch die Anfeindungen ausgelöst werden.

Natürlich ging es um Ideen, etwa im Liberalismus, der Aufklärung, der Moderne, und auch dort gibt es Irrtümer und Fehler, aber das lassen die beiden Schreiber erst mal beiseite. Weil Ideen diskutiert werden, die Situation, in der man sich befindet, aber unterschieden wird. Hier ist es wieder, das Wort „Unterscheidung“. Weiterlesen „Jorge Mario Bergoglio: Las cartas de la tribulación“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Civilta Cattolica, Jesuiten, Jesuitenorden, Jorge Mario Bergoglio, Spiritualität, Vorwort13 Kommentare zu Jorge Mario Bergoglio: Las cartas de la tribulación

Der Papst und seine Jesuiten

Veröffentlicht am 4. Oktober 2017

Es ist mittlerweile Teil der Reisetätigkeit: Papst Franziskus trifft auf allen Auslandsreisen (fast) immer seine Mitbrüder aus dem Jesuitenorden. Mal ist es eine kleine Kommunität wie in Havanna auf Kuba, mal ist es wie zuletzt in Kolumbien die ganze Ordensprovinz. Immer ist es ganz vertraulich, selbst für die teilnehmenden Jesuiten, erst im Abstand von einigen Wochen gibt es dann einen Bericht. Und zwar ebenfalls von einem Jesuiten, vom Italiener Antonio Spadaro, der immer dabei ist und für den Papst diese Treffen organisiert.

Im Allgemeinen betont der Papst seine Zugehörigkeit zum Orden nicht zu stark. Die Ernennungen von Jesuiten zu Bischöfen etwa ist eher noch zurück gegangen, auch gibt es derzeit keinen einzigen wahlberechtigten Jesuitenkardinal (obwohl sich das wohl mit Luis Ladaria SJ ändern wird, der seit kurzem die Glaubenskongregation leitet). Das finde ich gut, als Papst einen Orden und sei es den eigenen zu bevorzugen darf auch nicht sein.

Papst Franziskus, umgeben von den Jesuiten Kolumbiens
Papst Franziskus, umgeben von den Jesuiten Kolumbiens

Und doch haben diese Treffen etwas Familiäres. Zu Beginn, 2013 und 2014 hatte Papst Franziskus mit uns römischen Jesuiten einige Male die Messe gefeiert, ab und zu schaut er auch auf ein Mittagessen in der Generalskurie vorbei (aber nicht in den anderen Häusern des Ordens). Ständiger Fixpunkt der Orden-Papst-Treffen sind aber die Begegnungen bei den Reisen.

In Polen zum Beispiel hatte er uns auf den Weg mitgegeben, sich um „Unterscheidung“ zu kümmern. Beim Papst ist dieses Wort ganz neu in den Vordergrund getreten, auch weil es in der Spiritualität der Jesuiten eine große Rolle spielt. Es sei nun an den Jesuiten, das zu verbreiten und zugänglich zu machen.

In Kolumbien hat er auf eine Frage zur Theologie sein Mantra wiederholt, Theologie dürfe man nicht im Labor betreiben, sie müsse im Dialog und im konkreten Leben geschehen. Theologie sei ein Weg, kein festes System.

 

Was er uns auf den Weg gibt

 

Solche Sachen sind zwar für alle Christinnen und Christen richtig und wichtig, dass er es aber uns sagt bedeutet uns viel. Damit gibt er uns keine Richtung vor. Er greift nicht ein in den Orden und regiert ihn sozusagen irgendwie mit. Vor einem Jahr etwa tagte in Rom die Generalkongregation des Ordens, die oberste Versammlung, und da erwartete man vom Papst so etwas wie eine Richtung für die Beratungen, wie sie Papst Paul VI. dem Orden gegeben hatte durch den Auftrag, sich vor allem im Dialog mit dem Atheismus einzusetzen. Das geschah aber nicht. Papst Franziskus greift nicht ein, gibt uns nicht vor.

Das ist gut, weil wir dadurch diesem Papst nicht näher stehen als vorher Benedikt oder nachher seinem Nachfolger. Wir sind ein besonders dem Papstamt verbundener Orden, immer schon gewesen, das darf aber nicht zu sehr an einer bestimmten Person oder einer anderen hängen.

Das hat aber auch den Nachteil, dass vor allem die deutschsprachigen Jesuiten in meinen Augen zu wenig tun, um diesen Papst und seine Spiritualität zu erklären. Da könnten wir einen großen Dienst leisten, aber der Wunsch, nicht zu sehr papistisch zu werden (oder zu wirken), wiegt schwer.

Der Papst ist Jesuit, trifft Jesuiten, bevorzugt Jesuiten aber nicht. So soll es sein. Aber am „Projekt Franziskus“, der Reform von Kirche und Glaubensleben, dürften wir uns durchaus noch etwas sichtbarer beteiligen. Meine jedenfalls ich persönlich.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Gesellschaft Jesu, Jesuit, Jesuitenorden, Papst Franziskus54 Kommentare zu Der Papst und seine Jesuiten

Geistliche Demokratie

Veröffentlicht am 16. Oktober 201615. Oktober 2016

Die Geschichte ist legendär: Nach der Gründung des Jesuitenordens musste ein Oberer bestimmt werden. Wenn man die Autobiographien der ersten Jesuiten liest, dann wird klar, dass das nur einer sein konnte, nämlich Ignatius von Loyola. Jeder der „ersten Gefährten“, wie wir die Gruppe um ihn nennen, hatte seine eigene Berufungsgeschichte, nicht nur eine Kopie derjenigen des Ignatius. Aber trotzdem war er mehr als nur der Leiter einer Gruppe.

Bei der ersten Wahl wollte Ignatius aber nicht für sich selber stimmen. Also schrieb er auf seinen Stimmzettel, dass er seine Stimme demjenigen gebe, der die meisten Stimmen der anderen bekomme. Auch der später heilig gesprochene Franziskus Xaver, der bei der Wahl nicht dabei sein konnte, hatte einen Wahlzettel hinterlassen, auf dem er seine Stimme demjenigen gibt, der die meisten Stimmen bekommt.

Eine merkwürdige Form von Demokratie ist das, was wir Jesuiten da praktizieren.

Pater Arturo Sosa SJ: kurz nach der Wahl nach dem Dankgebet konnte ich ihn kurz interviewen
Pater Arturo Sosa SJ: kurz nach der Wahl nach dem Dankgebet konnte ich ihn kurz interviewen

Wobei: Ist das wirklich Demokratie? So darf der neugewählte Generalobere das Amt nicht ablehnen, er wird noch nicht einmal gefragt, er ist gewählt, sobald er die Stimmenanzahl erreicht hat. Auch wird vorher vier Tage lang „gemurmelt“, die Wähler streichen in Zweiergruppen durchs Gebäude, nach strengen Regeln wie und was gefragt werden darf, wenig Kontakt zu den anderen Jesuiten und erzählen dürfen sie auch nichts. Wahlkampf: ausgeschlossen.

Es ist halt letztlich ein geistliches Tun, was dort vollzogen wird. Viele Wähler haben mir beim Abendessen, nach Abschluss der jeweiligen „Murmeltage“, berichtet, dass sie mehr gebetet als gesprochen haben. Schließlich gehen wir davon aus, dass der Heilige Geist „mitwählt“ (was dann auch der Grund ist, dass der Gewählte nicht gefragt wird. Wer wird sich schon gegen das Ergebnis eines Prozesses stellen, in dem der Heilige Geist dabei war?).

 

Demokratie im Orden

 

In den vergangenen Tagen habe ich einen Wahlprozess erlebt, der einen krasseren Gegensatz zu dem, was tagtäglich aus den USA auf den Bildschirm schwappt, nicht bilden könnte.

Der Britische Provinzialobere Pater Dermot Preston SJ hat am Tag vor der Wahl einen Text ins Netz gestellt, einen Brief an den noch nicht gewählten Generaloberen, den „unbekannten Soldaten“: „If God has designed you as a Land Rover, do not try to persuade yourself that you are a Ferrari. Likewise, if you are a Ferrari, don’t try to put on all-weather tyres and drive across country in the snow! God has designed you in a particular way, so trust that the design is adequate for the pilgrim road on which you now travel.” In seinem Humor und seiner Geistlichkeit ist dieser Text ein schönes Beispiel, wie wichtig und grundlegend die religiöse Dimension in diesem Geschehen ist. Weiterlesen „Geistliche Demokratie“

Kategorien Allgemein, RomSchlagwörter Arturo Sosa, Demokratie und Kirche, Generaloberer, Jesuitenorden4 Kommentare zu Geistliche Demokratie

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