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Schlagwort: Jesus

Und im Zentrum der Erlöser

Veröffentlicht am 1. März 201810. Januar 2020
Kreuz auf der Halde: die Moderne und der Glaube Kreuz auf der Halde: die Moderne und der Glaube

„Das wahre Heil des Menschen besteht nicht in Dingen, die er von sich aus erlangen könnte”: Es muss mal wieder gesagt werden. An diesem Donnerstag hat der Vatikan einen Brief veröffentlicht, der von der Glaubenskongregation an alle Bischöfe der Welt geschickt wird, approbiert vom Papst. Und mir scheint dieser Satz (Nr. 6) das Zentrum des Textes zu sein.

Kreuz auf der Halde: die Moderne und der Glaube
Kreuz auf der Halde: die Moderne und der Glaube

Sollte uns das überraschen? Ist das was Neues? Nein, ist es nicht. Aber im Licht all dessen, was Papst Franziskus in den nun fünf Jahren seines Pontifikates immer wieder predigt und lehrt, ist es gut, das einmal systematisiert zu lesen. Und genau das tut der Text.

Der Text buchstabiert zwei Tendenzen des modernen Menschen durch, zwei Moden oder Versuchungen, ganz wie man will, die auch immer wieder vom Papst zitiert werden. Auch das ist so neu nicht, hier im Blog habe ich das auch schon einmal besprochen, ist noch gar nicht so lange her. Es geht um die neo-ismen, den neo-Pelagianismus und den neo-Gnostizismus.

 

Individualismus und Moderne

 

Ein Verständnis von Erlösung, das auf dem Einzelnen fußt, auf seinen Kräften und seinem Tun, bleibt individualistisch: das ist der neo-Pelagianismus. Ein Verständnis von Erlösung, das innerlich bleibt, verpasst die Ganzheit des Menschen, die Körperlichkeit, das Geschaffenensein als Mensch in der Welt: das ist der neo-Gnostizismus. Beides – Individualismus und reine Innerlichkeit – führen an Christus vorbei.

Der Text weist darauf hin, dass es hier nicht um alte und antike Häresien geht, die wieder aufgekocht werden, sondern um moderne Tendenzen, die an die alten Versuchungen und Irrwege erinnern. Und so liest der Text die Moderne sozusagen durch diese Brille, er wendet unser Verständnis von Erlösung auf die Umstände und Denkweisen heute an.

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Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Erlösung, Glaubenskongregation, Individualismus, Jesus, Kirche, Lehre, Moderne, Versuchung4 Kommentare zu Und im Zentrum der Erlöser

Beim Planen das Beten vergessen

Veröffentlicht am 26. Januar 2018

Ein wenig Römerbrief hilft immer. Alle großen Theologen haben mit ihrem Denken beim Römerbrief begonnen. Behauptete jedenfalls meine Exegese-Professorin. Um dann anzufügen: Arius und Pelagius und Luther aber auch.

Erlösung hat mit Kreuz zu tun, mit Beten, mit Gemeinschaft. Gebets-Kreuz in Sankt Petri, Hamburg
Erlösung hat mit Kreuz zu tun, mit Beten, mit Gemeinschaft. Gebets-Kreuz in Sankt Petri, Hamburg

Was nur heißt, dass der Römerbrief für unser Verständnis von unserem Glauben eine wichtige Rolle hat. Wie auch Papst Franziskus findet. Christus hat uns den Geist geschenkt, der neue Beziehungen mit dem Vater und den Menschen stiftet, so drückte der Papst es heute vor der Vollversammlung der Glaubenskongregation aus. Wir glauben, dass die Erlösung in der Gemeinschaft mit Christus bestehe, „auf diese Weise werden wir eins mit dem Vater, wie Kinder durch den einen Sohn und so werden wir ein einziger Leib in dem Er der „Erstgeborene unter vielen Brüdern“ ist”, letzteres ist das Zitat aus Römer 8:29.

Komplexe Gedanken, abstrakte Gedanken, die normalerweise vielleicht im alltäglichen Beten und Denken nicht immer vorkommen, außer in den formalen Gebeten wie dem Credo. Warum das aber wichtig ist und vor allem auch aktuell ist, hat der Papst in der Ansprache direkt davor gesagt: Unser Verständnis von Erlösung ist wichtig mit Blick auf ein Denken, das den Einzelnen und das Individuum auch als Quelle der eigenen Erlösung sieht.

 

All die „neo“-Versuchungen

 

Der Papst nennt seine alten „Gegner“, den neo-Pelagianismus und den neo-Gnostizismus. Pelagius hatte gelehrt, dass es vom Menschen abhänge, ob er sündige oder nicht, die Erlösung durch Gott sei also nicht unbedingt notwendig. „Notwendig“ ist das Schlüsselwort hier, wir Menschen können also auch ohne Gott selig werden, aus eigener Kraft heraus. Das Präfix „neo“ heißt lediglich, dass es moderne Formen dieses Pelagianismus gibt. Die vielbesprochene „Selbstoptimierung“ gehört dazu, also all die Versuche, sich selbst optimal zu gestalten. Eine säkulare Version von Erlösung, ohne Himmel, und „Sünde“ wird eher mit „Kalorien“ übersetzt.

Aber es sind nicht nur die säkularen Pelagianer, die hier her gehören, es gibt auch viele Versuchungen unter uns Christen, alles selber schaffen zu wollen. All das Planen vergisst schon mal das Beten, Erlösung und damit die Gemeinschaft mit Christus wird als etwas zu Schaffendes empfunden, nicht als etwa zu Empfangendes. Das Ganze läuft eher subtil und nicht so offensichtlich wir bei der säkularen Variante, umso schwieriger ist es zu entdecken.

 

Erlösung kann ich nicht machen

 

Und meistens gibt es das auch nicht in Reinkultur, sondern eben als Versuchung, als eine Tendenz, als etwas was sich einschleicht. Denn wenn alles von mir abhängt, dann habe ich es wenigstens im Griff oder im Blick, selbst im Fall eines Scheiterns. Ich bin von niemandem anderen abhängig in meiner Lösung vom Schlechten und Bösen als von mir. Das wirkt positiv wie negativ. Weiterlesen “Beim Planen das Beten vergessen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Christus, Erlösung, Gemeinschaft, Gnosis, Jesus, Lehramt, Papst Franziskus, Pelagianismus, Theologie9 Kommentare zu Beim Planen das Beten vergessen

Jesus und Christus und menschliche Erfahrung

Veröffentlicht am 24. Dezember 20175. Dezember 2017

Menschwerdung ist viel schwerer als Auferstehung. Beides kennen wir nicht aus eigener Erfahrung, wir sind immer schon Mensch und was eine Auferstehung ist, entzieht sich unserer Welt.

Allenfalls haben Mütter vielleicht eine Ahnung, was Gott-wird-Mensch bedeuten kann, aber dazu muss ich selber natürlich schweigen.

Die Grotte von Greccio, Ort der ersten Krippe
Die Grotte von Greccio, Ort der ersten Krippe

Und trotzdem ist gerade diese Szene, die Grotte und die Nacht und die Engel und die Geburt, immer wieder eine Art Einstieg für den Kontakt zwischen unserer eigenen Erfahrungswelt und der Geschichte Jesu.

Nehmen wir das auffälligste Beispiel: Der heilige Franziskus hat mit Menschen das Geschehen nachgespielt, erstmals in einer Grotte in Greccio. Daraus ist dann unsere Krippe entstanden. Damals war das aber eher ein Nachspielen, ein sich in die Situation begeben, ein erspüren dessen, was da so alles passiert. Eben nicht ein Nachdenken, Philosophieren über Gott und Mensch und die unendliche Distanz zwischen Gott und Mensch, die im Kind überwunden wird. Sondern schlicht ein sinnliches Nachgehen.

 

Die Personen sehen

 

Ähnlich macht es mein Ordensgründer, Ignatius von Loyola. In seinen geistlichen Übungen heißt es in einer Übungsanleitung: “Die Personen sehen, nämlich unsere Her­rin sehen und Josef und die Magd und das Kind Jesus, nachdem es geboren ist; ich mache mich dabei zu einem kleinen armen und unwürdigen Knecht, indem ich sie anschaue, sie betrachte und ihnen in ihren Nöten diene, wie wenn ich mich gegenwärtig fände, mit aller nur möglichen Ehrer­bietung und Ehr­furcht.” Dass Ignatius dabei Personen hinzuerfindet – die Magd und der Knecht – ist geistlich-pädagogische Freiheit, um dem Übenden einen Einstieg zu ermöglichen.

Darauf folgt bei Ignatius die Anweisung “Und danach mich auf mich selbst zurückbesinnen, um irgendeinen Nut­zen zu ziehen.” Nutzen, das heißt in diesem Zusammenhang inneren geistlichen Bewegungen nachgehen.

Das Ganze ist wie bei Franziskus selber auch nicht isoliert zu sehen, das gehört in einen Kontext, aber es wird auch klar, dass gerade die Weihnacht einen Einstieg ermöglicht in das, was Jesus mit uns und für uns geworden ist.

 

Was Jesus mit uns und für uns geworden ist

 

Noch einmal Ignatius, wenn ich darf, in der dann folgenden Anweisung zur Übung: “Schauen und erwägen, was sie tun, wie etwa das Wan­dern und Sichmühen, damit der Herr in höchster Armut geboren werde und damit er am Ende so vieler Mühen in Hunger, in Durst, in Hitze und in Kälte, in Beleidigungen und Anfeindungen am Kreuz sterbe; und dies alles für mich. Danach, indem ich mich auf mich zurückbesinne, irgendei­nen geistlichen Nutzen ziehen.” Das Kreuz ist nie fern, dieser Jesus ist also auch immer schon der Christus, wie können nicht so tun, als wüssten wir nicht, was dann geschieht.

Das gehört auch zur Krippe, die wir unter den Baum stellen oder sonstwo in Stadt oder Wohnung haben. Das Kind ist in Armut und Kälte geboren, sozialer Kälte vor allem, abgewiesen. Und das wird sich in der weiteren Geschichte Gottes mit den Menschen auch nicht ändern. Die Krippe, so heimelig sie auch tut, ist erst der Anfang.

Kein Grund, nicht zu feiern, Gott hat sich ja trotz allem entschieden, einer von uns sein zu wollen, das ist einer Feier würdig.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Weihnacht.

 

 

Kategorien Allgemein, Geschichte, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Franziskus, Ignatius, Jesus, Krippe, Menschwerdung, Weihnachten3 Kommentare zu Jesus und Christus und menschliche Erfahrung

Jesus ist kein Angst-Macher

Veröffentlicht am 8. September 20178. September 2017

Es war ein langer Text. Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag – für uns Europäer in der Nacht – die Bischöfe Lateinamerikas angesprochen und eine Art Grundsatzrede gehalten. Eine Art? Es war irgendwie eine Fortsetzung der Rede, die er vor vier Jahren vor denselben Bischöfen in Rio de Janeiro gehalten hat, und das hat er auch genau so formuliert.

Der Papst ist in Kolumbien, und Kolumbien ist auch das Thema, selten spricht der Papst in Predigten so konkret über die Situation eines Landes wie er es gestern Nacht bei der Messe getan hat. Die Ansprache vor dem Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM aber war an alle gerichtet. An ganz Lateinamerika, und überhaupt an die Kirche.

Während ich den Text bei der Live-Übertragung vorlas, war es aber weniger der Gesamt-Text, der mich gepackt hat. Vielleicht lag es an der nächtlichen Stunde, aber bei mir haben sich dieses Mal vor allem einzelne Sätze festgehakt.

 

Perlen-Sätze

 

Papst Franziskus und die CELAM Bischöfe: Donnerstag Abend in Bogotá
Papst Franziskus und die CELAM Bischöfe: Donnerstag Abend in Bogotá

Er sprach gegen die Ideologisierung der Botschaft des Evangeliums, gegen den kirchlichen Fundamentalismus, den Klerikalismus, es sind Sätze wie aus Evangelii Gaudium. Und auch dieser Satz, hätten im Papstschreiben stehen können, und vielleicht tut er es auch in leichter Variation: „Denn ohne Freude zieht man niemanden an“. All die Griesgrämigkeit, die Verbissenheit, das Besserwissertum haben auf einmal keine Kleider mehr an.

Da kann er noch so sehr gegen „Sakralfunktionäre“ sprechen, gegen „Konzeption der Kirche als einer Bürokratie“ oder die Kirche als „eine nach modernen Unternehmenskriterien durch eine klerikale Kaste geleitete Organisation“, das alles ist richtig und wahr und wie in Evangelii Gaudium, aber die Dramatik steckt in anderen Sätzen.

Satz Zwei zum Beispiel, den mein Stift noch beim Vorlesen umrahmt hat, begründet sein drastisches Sprechen von all diesen Versuchungen, die ich gerade aufgezählt habe. Die Begründung ist einfach: „Weil die Erlösung, die Christus uns bringt, immer auf dem Spiel steht.“ Da schweigt der Kritiker. Die schlichte, wahre Aussage: Es kann auch schief gehen. Der Triumph Christi ist nicht gleich auch der Triumph der Kirche, nicht gleich auch unser Triumph, wir können das – einzeln und als Gruppe – verspielen. Weiterlesen “Jesus ist kein Angst-Macher”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Ansprache, Bischöfe, CELAM, Jesus, Kirche, Kreuz, Nachfolge, Papst Franziskus33 Kommentare zu Jesus ist kein Angst-Macher

Spaemann und der Widerspruch zu den Worten Jesu

Veröffentlicht am 24. Juni 201623. Juni 2016

Die Sichtweise von Papst Franziskus zu Ehe und Familie ist nicht evangeliumskonform. Ich bin zwar kein Philosoph wie Robert Spaemann, der diese These in die Welt setzt, aber ich denke schon, dass so was nicht einfach gesagt werden kann, ohne kommentiert zu werden. Er spricht in einem Artikel in der Tagespost.

Widerspruch oder nicht?
Widerspruch oder nicht?

Vordergründig geht es Spaemann um die Frage von Ehe und Familie, hier weigere sich der Papst, die klaren Worte seiner Vorgänger zu wiederholen, meint er. Aber eben nur vordergründig. Dahinter liegt etwas Anderes:

Spaemann sagt zu seiner Aussage zum Bruch des Papstes mit der Lehrtradition der katholischen Kirche (ein Zitat aus einem früheren Interview, der Mann ist Wiederholungstäter) „Was ich sagen wollte, war, dass einige Äußerungen des Heiligen Vaters in eindeutigem Widerspruch stehen zu Worten Jesu, zu Worten der Apostel sowie zu der traditionellen Lehre der Kirche. Von einem Bruch sprechen sollte man allerdings nur dann, wenn ein Papst unter förmlicher Berufung auf seine apostolische Vollmacht eindeutig und ausdrücklich – also nicht beiläufig in einer Fußnote – etwas lehrt, was im Widerspruch zur genannten Lehrtradition steht. Der Fall ist hier nicht gegeben.” Verstehe das, wer will. Was soll bitte der Unterschied sein zwischen einem „eindeutigen Widerspruch“ zu den Worten Jesu und dem formalen Unterschied, das in apostolischer Vollmacht zu tun. Das kann wirklich nur jemand auseinanderhalten, der stark legalistisch denkt.

Natürlich ist das ein Unterschied, aber der ist minimal, wenn es um einen Widerspruch zu Jesu Worten geht. Meint er etwa, so ein Widerspruch sei weniger schlimm, wenn er formal anders daher kommt?

Vordergründig geht es Spaemann um die Familie, aber nur vordergründig. Dahinter liegt seine Überzeugung, dieser Papst halte es mit Jesus und der Lehre nicht so genau. Klug wird dann das Wort „Häresie“ eingeführt, natürlich ohne den Papst selbst zu meinen, aber es steht da und jeder Leser kann sich seinen Teil denken.

Er will einem Vorschlag widersprechen, sagt er. Das ist ja auch gut so, wenn es denn so wäre. Ist es aber nicht. Es ist ein massiver Vorwurf, der hier im Raum steht. Unbelegt.

 

Barmherzigkeit? Gebote?

 

Über die Familie und die Frage nach der Ehe und so weiter kann und muss man sprechen, Jesu Worte sind auch keine einfach zu schluckenden Lebens-Verbesserer, da hat Spaemann Recht. Es ist prophetisches und herausforderndes Sprechen, man lese nur den großen, sich über einige Kapitel hinziehenden Konflikt im Johannesevangelium. Aber das kann und muss man auslegen. Es reicht nicht, sich Zitate um die Ohren zu hauen, denn da gibt es zu viele von.

Die einen betonen Barmherzigkeit, die man aber nicht gegen Gottes Gebot ausspielen darf. Die anderen die Gebote, die aber nicht Gottes unendliche Liebe schmälern dürfen. Sich mit Zitaten zu bewaffnen reicht nicht, ein Philosoph sollte das wissen. Da muss man schon mehr tun.

Für jede kluge und philosophisch untermauerte Beteiligung daran – auch und gerade wenn es kritisch ist – sind wir alle dankbar. Aber den Widerspruch des Papstes zu den Worten Jesu zu konstatieren, ist unverschämt.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Amoris Laetitia, Barmherzigkeit, Gebot, Häresie, Jesus, Robert Spaemann, Worte23 Kommentare zu Spaemann und der Widerspruch zu den Worten Jesu

Exerzitien, Wahl und der Papst

Veröffentlicht am 22. November 2015

Der vergangene Sonntag mit dem Papstbesuch in der lutherischen Gemeinde in Rom hat eine Menge Aufsehen erregt. Dabei war aber nicht nur die Antwort des Papstes auf die Frage nach Kommunionempfang und das Gastgeschenk des Kelches interessant, sondern auch die Predigt.

Das Schicksal oder die evangelische Leseordnung der Schrift wollten es, dass der Papst einen seiner Lieblingstexte aus der Schrift für diese Predigt vorgelegt bekam, die Gerichtsrede im Matthäusevangelium (Mt 25). Der Text ist repetitiv, nach den ersten zwei Fragen „wann haben wir dich hungrig gesehen…“ und so weiter will man gleich einwerfen „jaja, habe verstanden“, aber der Tat geht weiter und exerziert alle Beispiele durch: hungrig, nackt, im Gefängnis und so weiter.

Der Papst spricht sehr gerne über diese Textstelle. Wir werden an diesem Verhalten gemessen werden, gerichtet werden. Wie wir uns in solchen Situationen verhalten, unserem Mitmenschen gegenüber und in diesem Mitmenschen Christus, bestimmt unser Verhältnis zu Gott. Nichts anderes. Und selbst wenn ich nicht weiß, dass ich mich da auch um Christus mühe, selbst dann oder vielleicht sogar besonders dann ist das das von Jesus gewünschte Verhalten.

 

Eine Wahl treffen

 

In der Predigt vom vergangenen Sonntag hat der Papst nun ein Wort hinzu gefügt, das er  wenig nennt: „scelta“, auf dt. „Wahl“. Dieses Wort klingt bei einem Jesuiten und bei allen, die in dieser Spiritualität zu Hause sind, sofort an und deswegen ist es mir auch aufgefallen, als ich der Predigt zugehört habe. Für mich was das der Schlüssel für die Gedanken des Papstes.

Eine Wahl zu treffen ist der Kern der geistlichen Übungen, der Exerzitien, liegt im Herzen des geistlichen Rückrades, so dass ich die Gelegenheit hier ergreifen möchte, mir dieses Wort einmal vorzunehmen.

Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche
Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche

„Jesus hat immer gewählt“, sagt der Papst. In seiner Predigt zählt er jede Menge Situationen auf: die Jünger wollen Feuer vom Himmel regnen, lassen, er sagt nein. Er wählt das verlorene Schaf, er weist die Mutter der Jünger zurecht, welche die Plätze zu seiner Rechten und Linken sichern will. Jesus begleitet die Jünger nach Emmaus, er lässt sie sehen und dann umkehren, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn des Wortes. „Das ist eine Wahl Jesu“, so der Papst in seiner Predigt.

Diese Wahl, die Wahl die in Matthäus 25 beschrieben ist, nennt der Papst dann die „letzte Wahl“. „Und was werden die Fragen sein, die der Herr an jenem Tag stellen wird? Bist du zur Messe gegangen? Hast du eine gute Katechese gehalten? Weiterlesen “Exerzitien, Wahl und der Papst”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Ignatius, Jesus, Papst Franziskus, Wahl, Wille Gottes5 Kommentare zu Exerzitien, Wahl und der Papst

Annika und der ältere Bruder

Veröffentlicht am 28. Oktober 201524. Oktober 2015

In der Kirche hätten viele das „Problem des älteren Bruders“ heißt es in letzter Zeit immer häufiger. Der Vater über grenzenlose Barmherzigkeit aus, aber derjenige, der verzichtet hat und sich immer bemüht hat, sich an die Regeln zu halten, der treu und loyal war, der zieht den Kürzeren. Das ist die Situation der Erzählung vom verlorenen Sohn oder besser vom barmherzigen Vater, wenn wir uns eine Situation vorstellen, in der wir in so einer „älteren Bruder“ (oder Schwester) Situation handeln müssen, ging allen von uns so: das ist doch ungerecht.

Hauswand, München, im Sommer diesen Jahres
Hauswand, München, im Sommer diesen Jahres

In der vergangenen Zeit habe ich mal wieder viel über die Dynamik des Papstes geschrieben, welche er in die Kirche trägt. Die ist nicht immer schön anzusehen, die drückt sich auch in Konflikten aus und in Widerständen, in Auseinandersetzungen und so weiter. Das ist nicht glatt und wie im Film, das ist echtes Leben. Erst jetzt erkennen wir langsam, was diese „kreative Pastoral“ ist, die gefordert wird, nicht immer klinisch rein und schon gar nicht durch eine einzelne Entscheidung einführbar.

Das trifft auf eine Stimmung zumindest in unserer Gesellschaft, die das Individuelle betont und positiv besetzt – den verlorenen Sohn – und das sich Halten an Konventionen, Treue und Loyalität – den älteren Bruder – eher schlecht. Annika ist langweilig, Pippi Langstrumpf dagegen kreativ und lebendig und es ist gut, dass sie aus Annika immer mehr Pippi macht. Aber was im Film witzig ist, es es vielleicht nicht immer im echten Leben.

Da helfen auch die eher als Vertröstung verstandenen Abschlussworte des Vaters nicht, man habe ja schließlich alles geerbt, es geht nicht um Erbe, es geht um Zuneigung und Anerkennung.

 

Eine Frage der Zuneigung, nicht des Erbes

 

Kreativität überfordert meist. Ich will niemandem, der Einwände hat gegen das, was der Papst predigt, Überforderung unterstellen, das würde herablassend, wertend und psychologisierend sein. Aber als eine Möglichkeit unter vielen möchte ich es doch genannt wissen.

Der ältere Bruder ist nicht gescheitert. Der jüngere war individuell, hat sich gelöst, seinen Weg gesucht. Und er ist damit gescheitert. Dieses kleine Detail dürfen wir nicht vergessen, der liegt in der Gosse, hungernd. Mit einem solchen Scheitern auf ganzer Linie umzugehen, überfordert uns menschlich. Bis zu einem gewissen Punkt haben wir unglaubliche Reserven an Menschlichkeit, siehe Flüchtlinge bei uns, da wird geholfen, aufgenommen, versorgt, zugehört. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo das alles zu viel wird, weil es unsere Welt aus den Fugen bringt. Das ist der Punkt des großen Bruders.

Die Anerkennung und Zuwendung, die der Vater gewährt, bringt ihn durcheinander. Er war loyal und hat sich dadurch eigentlich nicht nur das Erbe, sondern auch die Zuwendung des Vaters verdient. Aber die bekommt der andere.

In uns steckt halt immer auch ein gutes Stück Annika. Nicht aus Über-Ich, weil die Eltern so sind, sondern weil wir selber so sind. Dem müssen wir ins Gesicht schauen. Hart formuliert: Kann ich mich darüber freuen, dass der andere etwas bekommt, das ich für mich erwartet habe? Persönlich oder als Gemeinschaft? Können wir ertragen, dass all die wichtigen Themen, die wir seit Jahren und Jahrzehnten debattieren, auf dem Feld bleiben, während die Party gerade woanders steigt?

Der ältere Bruder gehört zu uns, ihn zu entdecken und zu umarmen gehört zur Dynamik, welche der Papst in uns anzetteln will. Wir sind halt manchmal überfordert. Es geht uns aber besser, das zu wissen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Gleichnis, Jesus, Kirche, Kreativität, Pastoral, verlorene Sohn28 Kommentare zu Annika und der ältere Bruder

Alleluja!

Veröffentlicht am 4. April 20155. April 2015

„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauung ohne Begriffe blind”: Dieses (stark gekürzte) Zitat aus der Kritik der Reinen Vernunft von Immanuel Kant lässt uns zu Ostern etwas ratlos. Denn wir wissen ja nicht, was das ist, was wir feiern. Wir haben keine Anschauung oder Inhalt dessen, was das ist, eine Auferstehung. Wir sprechen davon, bekennen sie, haben also ‚Gedanken’, aber keine Empirie der Welt kann uns sagen, was genau ein Auferstandener bedeutet und ist. Wie das aussieht.

Mattia Preti: Der ungläubige Thomas
Mattia Preti: Der ungläubige Thomas

Die Schrift gibt uns zwar Anhaltspunkte, aber eher hinweisender denn zeigender Natur. Erstmal wird auch dort nicht gesagt, wie die Auferstehung vor sich gegangen ist. Alle Bebilderungen nachher, wie etwa aus dem Grab aufsteigende die Arme ausbreitende Christus-Figuren, sind nicht biblisch. Die Evangelien kennen die Auferstehung dagegen nur als Begegnung mit den Jüngern.

In der Begegnung mit dem Auferstandenen zeigt sich die Auferstehung. Sie – die Jüngerinnen und Jünger – verstehen erst nachher, was er vorher über sein Sterben und sein Gehen zum Vater gesagt hatte.

Es ist interessant, dass es keine der Begegnungs-Erzählungen zwei Mal in der Bibel gibt, während sonst – vor Kreuzigung und Tod – einige Male Erzählungen und Episoden in mehr als einem Evangelium vorkommen. Nicht so bei den Begegnungen. Hier hat jeder Evangelist seine eigene Tradition, seine eigene Gemeinde mit ihren Erinnerungen. Es kann für uns aber auch bedeuten, dass es diese Begegnungen nur in konkreten Einzelformen gibt, nicht abstrakt, nicht allgemein, nicht typisch. Jede ist anders.

Und: die Begegnungen sind sehr physisch, körperlich. Da wird angefasst, durch Wände gegangen, gegessen. Die Evangelisten legen großen Wert darauf, dass es keine Erscheinungen sind, die den Jüngerinnen und Jüngern begegnen.

Und: es gibt keine Lehre mehr, keine Gleichnisse, keine Heilungen, all das, was Jesus vor seinem Tod getan hat. Es zeigt sich, dass das alles auf diesen Tod und die Auferstehung hinführte. Jetzt zählt aber nur er, der Auferstandene selbst.

Auferstehung ist Begegnung mit dem Auferstandenen. Für uns ist das schwierig, denn nach der Himmelfahrt sind diese Begegnungen so nicht mehr möglich. Uns ist der Heilige Geist gegeben, zu glauben und zu verstehen, aber sehen, anfassen und so begegnen geht nicht mehr.

Und bleibt es, uns an die ersten Begegnungen derer zu erinnern, die damals am Grab waren oder sich hinter verschlossenen Türen oder am See versammelten. Sie sind die Zeugen, deren Zeugnis wir glauben.

Ohne „Inhalt“ und „Anschauung“ feiern wir also das Osterfest. Was uns bleibt, ist selber der Begegnung entgegen zu gehen, die uns versprochen ist. Denn die Geschichte der Erlösung ist noch nicht zu Ende, er kommt uns entgegen, zur letzten, großen Begegnung.

Alleluja!

 

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Auferstehung, Christus, Jesus, Ostern23 Kommentare zu Alleluja!

Wer bin ich vor Jesus?

Veröffentlicht am 29. März 201528. März 2015

Palmsonntag vor einem Jahr, 13. April 2014. Ich saß in der Übertragungskabine von Radio Vatikan, die Texte der Liturgie vor mir und auch die Papstpredigt, um wie in jedem Jahr einen live-Kommentar zu bieten. Als der Papst dann aber zur Predigt kam, war – wie es ein Kollege ausdrückte – „Liebe Brüder und Schwestern“ das Einzige, was von der Originalpredigt übrig war.

Papst Franziskus sprach frei und machte eine dieser geistlichen Übungen für viele Menschen, die er meisterlich beherrscht. Eine bewegende Predigt, die nicht nur gesprochen, sondern auch als Meditationstext funktioniert.

„Wiederholungsbetrachtung“ nennt man das in der ignatianischen Tradition, aber auch wenn man sie zum ersten Mal liest, lohnt sie sich zur Vorbereitung auf die Karwoche:

 

„Diese Woche beginnt mit der festlichen Prozession mit den Olivenzweigen: Das ganze Volk empfängt Jesus. Die Kinder, die Jugendlichen singen und loben Jesus.

Aber diese Woche setzt sich fort im Geheimnis des Todes Jesu und seiner Auferstehung. Wir haben die Passion des Herrn gehört: Es wird uns gut tun, wenn wir uns nur eine Frage stellen: Wer bin ich? Wer bin ich vor meinem Herrn? Wer bin ich vor Jesus, der festlich in Jerusalem einzieht? Bin ich fähig, meine Freude auszudrücken, ihn zu loben? Oder gehe ich auf Distanz?

Wer bin ich vor dem leidenden Jesus? Weiterlesen “Wer bin ich vor Jesus?”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Franziskus, Jesus, Palmsonntag, Papst, Predigt13 Kommentare zu Wer bin ich vor Jesus?

Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.

Veröffentlicht am 15. Februar 201515. Februar 2015

Manchmal ist mein Job frustrierend. Da gibt man sich Mühe, denkt, schreibt, versucht, und alles nur um diesen Papst verständlich zu machen. Und dann kommt der Papst selber und predigt, so dass man nur noch eines sagen kann: Vergiss, was ich gesagt habe und lies direkt.

So eine Predigt hat Papst Franziskus an diesem Sonntag gehalten. Eine von den Predigten, die Biographen noch in zehn, zwanzig Jahren zitieren werden, wenn es darum geht, herauszufinden für was Papst Franziskus steht. Deutlicher, klarer und überzeugender kann man es nicht sagen.

Deswegen stelle ich hier den kompletten Text ein. Eine Meditation der Worte lohnt sich, das ist mehr als eine Predigt. Papst Franziskus weckt in uns eine Sehnsucht von Religion und Glaube, eine Ahnung von dem wer Jesus Christus war und ist. Mich bewegt es immer wieder, direkt auf solche Texte zu stoßen.

 

Predigt von Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier anlässlich der Kardinalserhebung 15. Februar 2015

»Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde«. Von Mitleid bewegt, streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte zu ihm: »Ich will es – werde rein!« (vgl. Mk 1,40-41). Das Mitleid Jesu! Dieses Mit-leiden, das ihn jedem leidenden Menschen nahebringt! Jesus schont sich nicht, nein, er lässt sich hineinziehen in den Schmerz und in die Not der Menschen, einfach weil er „mit-leiden“ kann und will, weil er ein Herz hat, das sich nicht schämt, „Mitleid“ zu haben.

»Jesus [konnte sich] in keiner Stadt mehr zeigen … er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf« (Mk 1,45). Das bedeutet, dass Jesus den Aussätzigen nicht nur geheilt hat, sondern außerdem auch dessen Ausgrenzung auf sich genommen hat, die das Gesetz des Mose vorschrieb (vgl. Lev 13,1-2.45-46). Jesus hat keine Angst vor dem Risiko, das Leiden des anderen auf sich zu nehmen, sondern er zahlt dessen Preis bis zum Äußersten (vgl. Jes 53,4).

Das Mitleid bringt Jesus dazu, konkret zu handeln: den Ausgegrenzten wieder einzugliedern! Das sind die drei Schlüsselbegriffe, die die Kirche uns heute im Wortgottesdienst vorstellt: das Mitleid Jesu angesichts der Ausgrenzung und sein Wille zur Eingliederung.

Ausgrenzung: Mose behandelt das Problem der Aussätzigen unter juristischem Gesichtspunkt und verlangt, dass sie aus der Gesellschaft entfernt und ausgegrenzt werden, solange das Übel anhält, und erklärt sie für »unrein« (vgl. Lev 13,1-2.45-46).

Stellt euch vor, wie viel Leiden und wie viel Scham ein Aussätziger empfinden musste: physisch, gesellschaftlich, psychologisch und spirituell! Er ist nicht nur Opfer der Krankheit, sondern meint, sie auch verschuldet zu haben und fühlt sich für seine Sünden bestraft! Er ist tot bei lebendigem Leibe, wie einer, dem sein Vater »ins Gesicht gespuckt« hat (Num 12,14).

Außerdem flößt der Aussätzige Angst, Verachtung und Ekel ein und wird darum von den eigenen Angehörigen verlassen, von den anderen gemieden, von der Gesellschaft ausgegrenzt, ja, die Gesellschaft selbst stößt ihn aus und zwingt ihn, an Orten zu leben, die von den Gesunden entfernt sind, sie schließt ihn aus. Und das geht so weit, dass ein Gesunder, sollte er sich einem Aussätzigen genähert haben, schwer bestraft und oft selbst wie ein Aussätziger behandelt wird.

Der Zweck dieser Rechtsvorschrift war der, „die Gesunden zu retten“, „die Gerechten zu schützen“ und, um sie vor jedem Risiko zu bewahren, „die Gefahr“ zu bannen, indem man den Ansteckenden erbarmungslos behandelte. So bestimmte ja der Hohepriester Kajaphas, »dass es besser … ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht« (Joh 11,50).

Eingliederung: Jesus stürzt jene Mentalität um, die sich in Angst verschließt und in ihren Vorurteilen selbst beschränkt, und erschüttert sie nachdrücklich. Er hebt jedoch das Gesetz des Mose nicht auf, sondern erfüllt es (vgl. Mt 5,17), wenn er zum Beispiel das Talionsystem für unwirksam und schädlich erklärt; wenn er erklärt, dass eine Beobachtung des Sabbat, die den Menschen verachtet und verurteilt, Gott nicht gefällt, oder wenn er angesichts der Ehebrecherin diese nicht verurteilt, sondern sie sogar rettet vor dem blinden Eifer derer, die schon bereit waren, sie erbarmungslos zu steinigen, weil sie meinten, so das Gesetz des Mose anzuwenden (vgl. Joh 8,3-11). Auch in der Bergpredigt (vgl. Mt 5) krempelt Jesus die Gewissen um, indem er der Menschheit neue Horizonte eröffnet und die Logik Gottes vollkommen offenbart – die Logik der Liebe, die sich nicht auf die Angst gründet, sondern auf die Freiheit, die Liebe, auf den gesunden Eifer und auf den Heilswillen Gottes: »Das … gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen« (1 Tim 2,3-4). »Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer« (vgl. Mt 12,7; Hos 6,6)).

 

Und das ist manchem ein Ärgernis!

 

Jesus, der neue Mose, wollte den Aussätzigen heilen, er wollte ihn berühren, er wollte ihn wieder in die Gesellschaft eingliedern, ohne sich in Vorurteilen selbst zu beschränken, ohne sich der herrschenden Mentalität der Leute anzupassen, ohne sich über die Ansteckung überhaupt Gedanken zu machen. Jesus antwortet auf die flehentliche Bitte des Aussätzigen unverzüglich und ohne die üblichen Verzögerungen, um die Situation zu untersuchen und alle eventuellen Folgen abzuwägen! Was für Jesus zählt, ist vor allem, die Fernen zu erreichen und zu retten, die Wunden der Kranken zu heilen und alle wieder in die Familie Gottes einzugliedern Und das ist manchem ein Ärgernis! Weiterlesen “Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Christus, Franziskus, Glauben, Heil, Jesus, Kardinäle, Konsistorium, Papst, Sünder, Versöhnung15 Kommentare zu Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.

Vorsicht, Störung!

Veröffentlicht am 24. Dezember 201424. Dezember 2014
Geburt Christi, Ikone aus dem 18. Jh
Geburt Christi, Ikone aus dem 18. Jh

Noch bevor er da war, störte er. Nur die ganz unten und die ganz oben, Hirten und Engel, sahen ihn wie er war, alle anderen sahen ihn als die Störung. Die Geschichte seines Lebens.

Die Macht wollte alles ordnen, zählen. Nicht nur der Steuer wegen: wer ordnet, bestimmt. Diesem unruhigen Volk im Osten mit ihrem Gott der Freiheit, der so intolerant war und keine Götter neben sich duldete, diesem Volk war nur mit strenger Ordnung beizukommen. Das dachte die Macht und lag falsch, fand das aber erst viele Jahre später heraus. Als er in die Welt kam, war man noch dabei, zu ordnen. Hier in Rom kann man es sehen, am „Altar“ des Friedensherrschers Augustus. Sein Frieden heißt „alle anderen sind tot”. Schön aufgeschrieben und als Figuren in Stein gemeißelt. Alles geordnet.

Die Religion war auch gestört. Nicht erst das Predigen, später, schon die Priester damals, während seiner Geburt, mussten erst vom König befragt werden, um überhaupt auf die Idee zu kommen, dass da was passiert. Die Beobachter der Religion, des im Menschlichen gefangen Bleibenden, des Moralischen und Kultischen, sahen nicht, während die Beobachter des kosmischen Geschehens kamen, um zu suchen.

Der König war gestört. In seiner Macht, schon, aber viel mehr noch darin, dass er ja zuständig war dafür, das alles glatt lief. Das unruhige Volk unten und die Macht über ihm mussten ruhig gehalten werden, da half nur die harte Hand. Und nun das: da kommt ein anderer. Unruhe, Streit, Revolte, alles das lag wieder in der Luft.

Die Abläufe waren gestört durch sein Kommen, die Herberge hatte keinen Platz für ihn. Seitdem versuchen wir, das alles in Ruhe zu verwandeln, was als Unruhe in die Welt kam. Wir bauen niedliche Krippen, anstatt das Raue und am Rande sich abspielende zu zeigen. Lange wallende Haare, geneigte Köpfe, schöne Musik. „Last Christmas“ klingt über einem nachgebauten italienischen Dorfplatz, in den seine Geburt widerspruchslos eingebaut ist. Das hakt nicht mehr. Das stört nicht mehr.

Noch bevor er da war, störte er. Und mit seinem Kommen nahm die Störung noch zu. Dem Kosmos ist das ein Halleluja wert. Und wir? Wir sollen uns freuen. Das geht aber nur, wenn wir die Störung erkennen. Wenn wir sie in uns aufnehmen, wie der Stall, der seinem Kommen als Ort dient. Sein Kommen verändert die Welt, den Kosmos, die Macht, den König, die Moral, die Religion, die Ordnung der Dinge.

Man wird versuchen, die Störung wegzunehmen. Macht und Religion und König und Moral werden immer und immer wieder versuchen, alles schön geregelt zu machen. Die Störung, die er bringt, zu regulieren. Schließlich ist sie verträglicher, wenn man sie in Regeln fasst, nicht wahr! Dann überfordert sie nicht. Dann ist sie klein und eingefasst, auch wenn man dazu halt eine mächtige Macht und eine kleine Moral und so weiter braucht. Dann haben wir es geschafft, dann ist die Störung keine Störung mehr, dann ist alles wie vorher.

Dabei ist die einzige Weise, die Störung, zu sehen, die der Bibel: Kommen und Anbeten. Kommen und Anbeten, nichts weiter.

 

Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und den Frieden, den der Herr in die Welt bringt.

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Geburt, Jesus, König, Kosmos, Macht, Moral, Ordnung, Religion, Weihnachten6 Kommentare zu Vorsicht, Störung!

Wege des Papstes

Veröffentlicht am 24. Februar 201424. Februar 2014

Wie geht das mit dem Papst und Jesus? Wortzähler wollen festgestellt haben, dass Franziskus häufiger „Jesus“ sagt als „Christus“. Ob das dann schon den Schluss rechtfertigt, der Papst denke eher biblisch als dogmatisch-theologisch lasse ich mal dahin gestellt, sicher ist aber, dass Franziskus mit der Bibel lebt. Und was kann man auch sprachlich nachverfolgen.

Immer wieder wird das auch in den Morgenpredigten hörbar, wenn er über das spricht, was er vorher meditiert hat. Papst Franziskus ist ganz buchstäblich mit Jesus Christus auf dem Weg. Zwei Abschnitte vom vergangenen Wochenende möchte ich dazu noch einmal anführen, in ihrer Prägnanz sind sie mir hängen geblieben und ich finde sie beispielhaft.

 

Aus der Ansprache bei der Feier zur Erhebung neuer Kardinäle am 22. Februar, über das Wort „gehen“.

 

„Heute kehrt dieses Wort [im Evangelium] wieder, aber als eine Geste, als das Handeln Jesu, das fortdauert: ‚Jesus ging…’. Das beeindruckt uns in den Evangelien: Jesus wandert viel umher, und während des Weges unterweist er die Seinen. Das ist wichtig. Jesus ist nicht gekommen, um eine Philosophie, eine Ideologie zu lehren… sondern einen „Weg“ – einen Weg, der gemeinsam mit ihm zurückzulegen ist, und diesen Weg erlernt man, indem man ihn beschreitet, im Gehen. Ja, liebe Mitbrüder, das ist unsere Freude: mit Jesus zu gehen. Doch das ist nicht einfach, ist nicht bequem, denn der Weg, den Jesus wählt, ist der des Kreuzes.“

 

Aus der Morgenpredigt am 20. Februar über die Frage, wie man Jesus kennenlernen kann.

 

„Es sieht so aus, als ob es nicht reicht, auf diese Frage einfach mit dem zu antworten, was wir im Katechismus gelernt haben. Natürlich ist es wichtig, den Katechismus zu studieren, aber es reicht nicht! Um Jesus kennenzulernen, müssen wir den Weg mitgehen, den Petrus gegangen ist. Weiterlesen “Wege des Papstes”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Christus, Franziskus, gehen, Glauben, Jesus, kennen, Papst, Predigt, Spiritualität1 Kommentar zu Wege des Papstes

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