Es hätte ganz anders kommen sollen. Als Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil einberief, wurden vom Vatikan so genannte Schemata vorbereitet, also zu diskutierende Texte. Damit sollten, in der Überzeugung von Kardinal Franz König, dem damaligen Erzbischof von Wien, „Geleise für das Konzil“ gelegt werden.

König war damals im Vorbereitungsgremium für das Konzil und nicht einverstanden mit dem Vorgehen. Also machte er das, was viele andere auch machten, er nahm sich einen Theologen mit aufs Konzil. Jeweils ein so genannte Peritus durfte dabei sein. Der Peritus für Kardinal König: Pater Karl Rahner.
Sie kennen die Geschichte, der Rest des Konzils verlief völlig anders, als geplant.
Rahner nahm kein Blatt vor den Mund. Er notierte in die Texte der Schemata – der Vorbereitungstexte – deutliche Meinungen, die von „Elaboraten des gemächlich Selbstsicheren“ sprachen und von der Verwechslung ebendieser Selbstsicherheit mit der Festigkeit im Glauben.
Interessant, wie sehr sich die Fragen gleichen: Auch Rahner mahnte eine fehlende Unruhe an, Worte die wir heute dauernd auch aus dem Mund des Papstes hören, nur meint Franziskus damit alle Gläubigen, das Konzil hat also um sich gegriffen.
Rahner sprach damals von einer Mentalität, „die meint, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie (eine) innere Unbedrohtheit (…) als die wahre Klarheit des katholischen Glaubens verteidigt“.
Wie gesagt, das ist alles Geschichte, ich durfte mir die Originale der König-Schemata neulich ansehen.
Aber so ganz Geschichte ist es nun auch wieder nicht. Unruhe versus innere Unbedrohtheit, die Gefahr der Selbstsicherheit, all das ist auch heute noch da.
Papst Franziskus nennt es bloß anders: Aus sich selbst heraus gehen versus in sich selbst verkrümmt sein. Und ich mag wiederholen: er bezieht das auf alle. Wer meint, es seien ja nur die anderen gemeint, liegt schon falsch.