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Schlagwort: Kirchenreform

„Hoffnungsmüde“ – Gedanken zu Kirche und Wandel

Veröffentlicht am 30. Januar 201930. Januar 2019
Kraft um zu reparieren Santa Maria di Collemaggio, l'Aquila: Auch diese Kirche braucht Wiederaufbau, nach dem Erdbeben von 2009

„Hoffnungsmüde“: ein Wort von Papst Franziskus, gesprochen in Panamá bei seiner Reise zum Weltjugendtag. Er hat es zu Ordensleuten und Priestern gesagt, aber mir scheint es ein guter Begriff zu sein um die Debatten hier bei uns zu verstehen, die sich um Kirche und Erneuerung drehen. Was tun? Muss sich Kirche wandeln? Sich neu erfinden oder nicht? Ist die alte Zeit zu Ende? Was passiert mit Kirche und Veränderung?

Die Zitate in den Fragen stammen aus den vergangenen Wochen aus den Debatten um den Umgang mit Missbrauch, Autorität und die Frage, wie sich Kirche angesichts all dessen verändern muss.

Kirche und Veränderung

Dass eine Zeitenwende eingetreten sei, das sagt Bischof Franz-Josef Oberbeck (Essen). Es brauche eine „ernsthafte Erneuerung der Kirche“, alles müsse auf den Tisch, Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral. Nun gehe es nicht darum, eine bestimmte, vertraute Gestalt der Kirche zu retten, sondern „nach neuen Wegen zu suchen, um mit Gott in Berührung zu kommen“.

Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sagt dagegen, Kirche müsse sich nicht „neu erfinden“. Kirche sei Projekt Gottes, und dürfe nicht organisatorisch-menschlich verstanden werden. Neue Wege: Ja, Bekehrung: auf jeden Fall. Aber eben keine Zeitenwende.

Damit hatte Voderholzer – direkt oder unabsichtlich – auf Bischof Georg Bätzing (Limburg) reagiert, der von „neu erfinden“ gesprochen hatte. Es brauche Veränderung. Kirche müsse sich vermehrt daran orientieren, was Menschen bräuchten, eine milieu-gestützte Weitergabe des Glaubens gebe es fast nicht mehr.

„Neu erfinden“?

Interessant ist eine Erfahrung, die Bätzing aus seinem Bistum berichtet und die den Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauch und der Erschütterung der Kirche darüber herstellt. Es habe es ansprechen müssen, von selber sei die Sprache nicht darauf gekommen. Aber sobald es angesprochen worden sei, hätten die Leute „gesprudelt“. Da sitzt also was tief drin, das von sich aus nicht artikuliert werde, Aggression, Enttäuschung, Wut. 

Daraus ziehet ich den Schluss, dass wir keine Debatte um Erneuerung führen können, ohne diese Dimension aktiv in die Debatte einzubringen.

Die verschiedenen und zugegeben etwas wahllos heraus gegriffenen Wortmeldungen (ich habe nur die letzten Wochen berücksichtigt und auch nur Bischöfe) können zu einer Art von Lähmung führen. Wenn ich eine Lösung suche, die all die verschiedenen Ansätze und Überzeugungen vereint, dann sind wir schnell blockiert. Und hier kommt dann für mich beim Thema Kirche und Veränderung das Papstwort von der „Hoffnungsmüdigkeit“ ins Spiel.

„Es ist eine lähmende Müdigkeit“

„Es ist eine lähmende Müdigkeit. Sie beginnt damit, dass wir vorausschauend nicht wissen, wie wir angesichts der Intensität und der Ungewissheit des Wandels, den wir als Gesellschaft durchmachen, reagieren sollen“. Der Papst sprach davon, wie schwer es sei, unter den Bedingungen von heute Ordensleben zu leben, aber ich lese das auch als Schlüssel für das leben als Christin und Christ in Gemeinschaft, in Kirche, überhaupt.

„Die Hoffnungsmüdigkeit kommt von der Feststellung, dass die Kirche durch ihre Sünde verwundet ist und dass sie viele Male die zahlreichen Schreie nicht zu hören vermochte, in denen sich der Schrei des Meisters verborgen hatte: ‚Mein Gott, warum hast du mich verlassen‘ (Mt 27,46).“ Damit meint der Papst auch den Missbrauch, den geistlichen, den sexuellen, und den Missbrauch von Macht und Autorität.

Fallen und Enttäuschungen

Die Falle sei nun ein „grauer Pragmatismus“. „Enttäuscht von der Wirklichkeit, die wir nicht verstehen oder in der, wie wir meinen, kein Platz mehr für unser Angebot ist, geben wir einer der übelsten Häresien unserer Zeit „Bürgerrecht“, nämlich zu denken, dass der Herr und unsere Gemeinden in dieser neuen Welt, wie sie abläuft, nichts zu sagen noch zu geben hätten (Evangelii Gaudium, 83).“

Wie da heraus kommen? Rezepte gibt es keine, vielleicht sind die Realitäten auch zu verschieden, um mit einer Lösung darauf reagieren zu können. Überhaupt, von einer Lösung zu sprechen ist vielleicht sogar falsch, es braucht Antworten.

Ein Hinweis vom Papst bekommen wir, wenn wir in der Zeit etwas zurück gehen und das Wort „Hoffnung“ aufgreifen. Der Papst hat es einmal in einer Videobotschaft so ausgedrückt: „Paulus sagt nicht „der Herr hat zu mir gesprochen und gesagt“, oder „der Herr hat mir gezeigt oder mich gelehrt“. Er sagt „er hat mir Barmherzigkeit erwiesen“.“

Antworten, nicht Lösungen

Eine Antwort auf die Müdigkeit liegt also darin, darauf zu schauen, wie Gott mit uns umgeht. „Es ist keine Idee, kein Wunsch, keine Theorie, schon gar keine Ideologie, sondern Barmherzigkeit ist eine konkrete Art und Weise, Schwäche zu „berühren“, sich mit anderen zu verbinden, einander näher zu kommen.“

Hoffnung entsteht mit Gott. „Um zu verstehen und zu akzeptieren, was Gott für uns tut – ein Gott, der nicht aus Angst denkt, liebt oder handelt, sondern weil er uns vertraut und erwartet, dass wir uns wandeln – muss vielleicht dieses unser hermeneutisches Kriterium sein, unser Modus Operandi: „Geht und handelt genauso“ (Lk 10:37). Unser Umgang mit anderen darf deswegen niemals auf Angst aufbauen, sondern auf die Hoffnung Gottes in unsere Umkehr.“

Noch einmal zurück zur Panama-Ansprache: Die Müdigkeit lasse sich nur durch die immer neue Begegnung mit Christus in Hoffnung verwandeln. Und das bedeutet die Begegnung mit dem, der uns barmherzig ansieht. Das bedeutet akzeptieren, dass wir – einzeln und in Gemeinschaft – verwandelt werden müssen.

Wir müssen verwandelt werden

Und damit verschieben wir das Problem der Veränderung nicht ins Spirituelle. Damit gehen wir den vielleicht harten Entscheidungen nicht aus dem Weg.  Bischof Overbeck hatte es so gesagt: Neue Wege suchen, mit Gott in Berührung zu kommen. Und die Voraussetzung dafür ist, zu schauen, wo Gott schon in Berührung mit uns war und ist.

Kirche und Veränderung – das wird in der Zukunft nicht einfacher. Lösungen und Rezepte gibt es nicht. Aber wenn unser Christsein von dem geprägt ist, wie Gott sich zu uns verhalten hat, in Barmherzigkeit, dann ist er erste Schritt gemacht und dann kann man auch die verschiedenen Wege vorwärts ideologiefrei besprechen. Dann lähmt das nicht in Müdigkeit, sondern dann bewegt sich da was.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Erneuerung, Kinderschutz, Kirche, Kirchenreform, Missbrauch, Papst Fanziskus, Reform, Wandel28 Kommentare zu „Hoffnungsmüde“ – Gedanken zu Kirche und Wandel

Päpstlicher Populismus?

Veröffentlicht am 14. März 201720. März 2017

Die Weltmacht Kirche wird seid vier Jahren von einem Populisten geleitet: der Wiener Journalist Hans Winkler macht sehr klar, wie er die Dinge sieht. Und damit kein Zweifel aufkommt: Trump wird als Vergleich herbei gezogen.

Es war ein Artikel in der Zeitung Die Presse, in der Winkler seine Sicht der Dinge darlegte, es gab eine Menge Aufsehen und viel Reaktion. Abgesehen davon, dass der Vorwurf des Populismus nur durch die Nennung des Namens Trump charakterisiert wird und ansonsten keinerlei Verständnis für dieses doch sehr komplexe Phänomen gezeigt wird, finde ich die dort geäußerten Vorwürfe dann doch lesenswert, weil charakteristisch. Kritik ist gut und wichtig, meistens sehen Kritiker Dinge, die begeisterte Fans nicht sehen.

Außerdem hat es ja Tradition, dass um den Jahrestag der Wahl herum ein dicker Kritik-Artikel veröffentlicht wird. Nehmen wir uns also diesen Artikel einmal vor.

 

Sich selber im Zentrum

 

Papst Franziskus - bitte immer ganz zuhören!
Papst Franziskus – etwas zu kritisieren findet man immer

Kritikpunkt Eins ist die Missachtung des Rechtes im Namen einer selbst definierten Gerechtigkeit.

An die Stelle des Rechts setzt er den Entscheider und eine Unmittelbarkeit zu den Menschen. Das ist zunächst einmal richtig beobachtet, wenn ich auch die Wertungen der Beobachtung nicht teile. Dass der Papst vor allem auf eigene Entscheidungen setzt und nicht auf die Abläufe im Apparat, ist offensichtlich. Das mag man gut finden oder nicht, da es aber beim Vatika nicht um einen Selbstzweck geht, sondern um einen Dienst an Kirche und vor allem Papst, darf das ja so sein.

Daraus aber schon eine Missachtung des Rechts zu folgern, überdehnt die Beobachtung. Das mag man vielleicht bei Trump feststellen, aber beim Papst? Und welches Recht bitte wird da überspielt?

Er spiele seine Unmittelbarkeit zu den Menschen aus gegen das Recht heißt, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das eine ist noch kein Gegensatz zum zweiten, erst die Kritik versucht, daraus einen Gegensatz zu konstruieren.

Kritikpunkt Zwei ist der Umgang mit den Dubia, also den mittlerweile zu Referenzpunkten geronnenen Fragen von vier Kardinälen zum Lehrschreiben Amoris Laetitia. Nicht zu antworten sei unhöflich, außerdem würde kein anderer Chef einer Weltfirma so mit seinem Führungspersonal umgehen. „Stattdessen lässt er Unterläufel los“, meint der Autor zu wissen. Dass der Papst emotional und nicht rational agiere, weiß der Autor allerdings nur durch ein „wird erzählt“ zu beweisen. Für so ein kantiges Stück ziemlich schwach.

 

Umgangsformen einer Weltfirma

 

Eine Leserreaktion in der Zeitung weist richtig darauf hin, dass der Vergleich mit dem Chef einer Weltfirma ziemlich hinkt. Jeder Chef einer Weltfirma hätte einen solchen Mitarbeiter gleich in die Wüste gejagt. Die Sitten sind da etwas rauer. Die Romantisierung der „Weltfirma“ kommt ziemlich weltfremd daher, Chefs von Weltfirmen gehen ganz anders mit ihrem Personal um. Weiterlesen „Päpstlicher Populismus?“

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Die Presse Artikel, Kirchenreform, Papst Franziskus, Politik, Populismus5 Kommentare zu Päpstlicher Populismus?

Umkehr und Reform: Drei Jahre Franziskus

Veröffentlicht am 13. März 2016

An diesem Sonntag sind es nun schon drei Jahre, die Jorge Mario Bergoglio Papst ist. Und eigentlich ist das ein Zeitpunkt zu dem viele Kolleginnen und Kollegen Resümees schreiben, Rückblicke, die Erwartungen noch einmal formulieren und so weiter.

Im vergangenen Jahr war das auch so, angehängt an das Zitat von den Karnickeln wurde so einiges zum Zwei-Jahres-Tag geschrieben. Dieses Jahr ist da wenig. In den innerkirchlichen Medien ja, aber außerhalb? OK, es gibt die Wahlen in Deutschland heute, es gibt die Flüchtlinge und die alles verdrängende US-Wahl samt Show, aber trotzdem wäre eigentlich Platz und Zeit.

Immer noch der Beste Ausdruck dessen, wofür der Papst steht (c) Herder Verlag
Immer noch der Beste Ausdruck dessen, wofür der Papst steht (c) Herder Verlag

Aber gut, die News-Cycles – wie man das auf schön Neudeutsch nennt – sind halt unberechenbar. Dabei gäbe es so einiges. Die bevorstehende Veröffentlichung des Papiers zum synodalen Prozess zu Ehe und Familie zum Beispiel, zur nicht abflauenden Reisetätigkeit des Papstes, zu seinem Alter und immer wieder geschürten Gerüchten über Rücktritt oder nicht-Rücktritt. Man könnte über die Vatikan Reform schreiben und die Frage, ob und wie und wann nun was kommt und dass das jetzt – wieder mal ‚jetzt‘ – endlich – wieder mal ‚endlich‘ – umgesetzt wird. Man könnte über die Spannungen schreiben, die er in der Kirche auslöst, der Papst bringt ja Unruhe mit sich. Und will das ja ganz explizit auch.

Das alles könnte man schreiben. Stattdessen möchte ich es bei zwei Worten belassen, die ich schon im Titel genannt habe. Umkehr und Reform. Wenn ich mein Denken über diesen Papst zusammenfassen sollte, eingedampft und auf zwei Worte beschränkt, dann wären das diese beiden Worte. Barmherzigkeit könnte man auch sagen, aus sich heraus gehen, Zärtlichkeit: wir haben in der Redaktion eine ganze Reihe von Zentralbegriffen identifiziert und in der vergangenen Woche auch eine kleine Reihe dazu gemacht. Aber das war bewusst eher beschreibend.

Reform und Umkehr sind eher analytische Begriffe. Ja, der Papst nennt sie selber auch, aber sie kommen bei weitem nicht so oft vor wie Barmherzigkeit und Zärtlichkeit. Trotzdem sind sie irgendwie das Rückgrat des Pontifikates.

 

Das Eine und auch das Andere

 

Und es sind nicht zwei Kapitel, zwei Abteilungen, zwei Absichten, es sind die sprichwörtlichen zwei Seiten derselben Medaille. Wenn man sich die eine Seite anschaut, gerät die andere etwas aus dem Blick. Wer nur geistlich schaut, wird die Notwendigkeit der Reform nicht betonen und wer nur an Vatikan-Geschichten interessiert ist, wird die Spiritualität und die Notwendigkeit einer inneren Haltungsänderung verpassen.

Beide sind nicht voneinander zu trennen, sind aber nicht das Gleiche.  Man kann die Reform nicht von der Person in die Struktur verlagern, es braucht das, was die Bibel ‚Umkehr‘ nennt, das Gewissen, das Gebet, die eigene Haltung, das was im Tagesevangelium von heute so wunderbar gesagt wird: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Man kann aber auch nicht die notwendigen Änderungen von der Struktur auf die Person schieben, alles geistlich betrachten als hätte das alles keine realen Folgen.

Wir sehen das seit drei Jahren hier im Vatikan und auf dem Petersplatz und bei den Reisen. Und weil da noch einiges zu tun ist, werde ich es an dieser Stelle den Kolleginnen und Kollegen gleich tun und kein Resümee zu ziehen versuchen. Ist ja auch zu spannend, um es in eine Dose zu packen.

Also, auf viele weitere Jahre, ad multos annos, Papst Franziskus.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Evangelii Gaudium, Jahrestag, Kirchenreform, Papst Franziskus, Pontifikat, Vatikanreform13 Kommentare zu Umkehr und Reform: Drei Jahre Franziskus

Papstversteher: Leseschüssel zu Evangelii Gaudium

Veröffentlicht am 17. April 201426. Dezember 2019
Evangelii Gaudium Papst Franziskus: Seine Texte werden uns noch lange beschäftigen

Es gibt wenige kirchliche Texte, denen das Schicksal beschieden ist, auch nach Monaten noch interessant zu sein und zu Lektüre und Nachdenken anzuregen. Evangelii Gaudium von Papst Franziskus ist so ein Text. Nach einigen Vorträgen, nach einer Einleitung, die ich für die deutschsprachige Ausgabe habe schreiben dürfen und nach wiederholter Lektüre biete ich hier einen Leseschlüssel an, der auf einige – längst nicht alle – Aspekte eingeht.

Er ist nicht als systematischer Überblick oder theologische Einordnung gedacht, sondern als Hilfestellung zum Selberlesen. Auch wenn der Text sich zum Selbststudium prächtig eignet, braucht es doch hier und da Einstiege in das Denken und den einen oder den anderen roten Faden, den ich hier vorstellen möchte

Evangelii Gaudium zum Selberlesen

Beginnen will ich einleitend mit einem der geistlichen Prinzipien des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens. Er warnt davor, sich alles an geistlicher Nahrung aneignen zu wollen, was sich vielleicht anbietet. Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sagt er. Man muss das Ganze nicht auf einmal schlucken. Bei dem stehen bleiben was einen anspricht – positiv oder auch als Widerspruch – hilft beim Verstehen mehr, als das souveräne Umgehen mit dem ganzen Text, bei dem alles irgendwie gleichwertig bleibt. Teil 1: Der Beginn des Weges

Der Papst will dem auf den Grund gehen, was uns antreibt, das Gute und das Schlechte. Diese inneren Antriebe kann man entdecken, man kann ihnen auf die Spur kommen. Sie zeigen sich im Wollen, in den Emotionen, sie zeigen sich in Sehnsüchten und Träumen. Und sie zeigen sich besonders dann, wenn in uns etwas in Bewegung kommt. Um diese inneren Bewegungen geht es dem Papst. Wenn ich aufmerksam bin auf das, was in mir drin steckt, was sich für Wünsche regen, Zorn oder Zufriedenheit, Aufregung oder Ruhe, wie sich mein Wille ändert und zeigt, dann gehe ich mir selber auf den Grund. Teil 2: Was uns antreibt

Ein Text der dynamischen Verben

Wenn man Papst Franziskus irgendwie charakterisieren will, dann kann man das durch seine Auswahl an Verben tun. Er liebt dynamische Verben: Herausgehen, Aufbrechen, sich nicht in sich einschließen, weggehen, aufbauen, gehen, begleiten. Da ist immer etwas unterwegs. Das ist zum einen sehr dynamisch, sehr optimistisch, sehr modern, da gibt es keinen Stillstand oder besser: Da darf es gar keinen Stillstand geben. Still stehende Christen sind keine, sie beschützen nur das, was sie haben, man muss aber aufbrechen. Woher kommt diese Dynamik in unser Leben? Teil 3: Die Lunge der Dynamik

Wenn wir über die Verkündigung sprechen, dann ist die Kirche das Subjekt, und zwar verstanden als die „Gesamtheit des evangelisierenden Gottesvolkes“ (EG 17). Das ist nicht abstrakt gemeint, als theologische Aussage, sondern damit meint der Papst in den Worten der Predigt die „Kirche mit Vor- und Nachnamen“, konkrete Menschen, diejenigen, die gerade um mich herum sind. Wenn wir Evangelii Gaudium lesen, scheint es vor allem an den Leser oder die Leserin, und deswegen vor allem an Einzelpersonen gerichtet. Darüber darf man aber nicht vergessen, dass das Volk Gottes, heilig und gläubig, immer der Bezugspunkt ist und bleibt.
Teil 4: Nie aufhören, Volk Gottes zu sein

Es muss bei uns selber funktionieren

Das Projekt Franziskus funktioniert nur, wenn es in uns selber funktioniert. Wenn man es verlegt, etwa von der Person in die Institution und wartet, bis dies und das geändert wird, dann wird daraus nichts. Oder in den Worten des Papstes: „Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln“. Oder: „brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten!“ Ein Text über die Träger der Verkündigung und der Freude: Die Missionare. Teil 5: Es liegt ganz an uns.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Aufbruch, Christsein, Dynamik, Evangelii Gaudium, Franziskus, Gebet, innere Bewegungen, Kirchenreform, Leseschlüssel, Mission, Reform, Seelsorge, Sorge2 Kommentare zu Papstversteher: Leseschüssel zu Evangelii Gaudium

Papstkritik, diesmal an Franziskus

Veröffentlicht am 12. Oktober 2013
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano

Reform ist das langsame und lange Bohren dicker Bretter, sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß. So mag ich an dieser Stelle Max Weber leicht verfremdet zitieren. Aber es ist wahr: Anders als uns die knall- und bombonbunte Welt der Politik weißmachen will, ist Reform nicht über Nacht zu haben, auch nicht im Vatikan.

Aber mit den ersten Schritten in Richtung einer Reform kommen auch die ersten Kritiken am Papst.

 

Endlich gibt es qualifizierte Kritik am Papst

 

Mit Kritik meine ich hier nicht die Fortsetzung dessen, was einige Freunde von Liturgie und Stil zu Beginn des Pontifikates über die Messfeiern, Gewänder, das Auftreten etc. des Papstes gesagt haben. Ich meine die „zweite Generation“ von Kritik, die auf mittlerweile acht Monaten Beobachtung beruht und die sich nun in den Medien äußert.

In einer österreichichen Talkshow, in Radiosendungen, in den Fragerunden nach Vorträgen und beim Lesen von Zeitungen begegnet mir diese Kritik nun verstärkt, auch ein Zeichen dafür, dass wir in den Mühen der Ebene angekommen sind. Auch dieser Papst lebt bei allem Charisma und allen Reisen und ungewöhnlichen Begegnungen den Alltag.

Ich finde diese Kritik gut und hilfreich, weil in den Auseinandersetzungen um Kirche, Glauben und Reform die eigene Begeisterung nicht mehr reicht, man muss ins Argument, denken und streiten und reden, um bestehen zu können. Das hilft, die eigenen Denkweisen und Überlegungen zu schärfen, denn mit einfachen Aussagen kommt man da – zu Recht – nicht weit. Kritik hilft mir beim Denken, so wie mir der Zweifel beim Glauben hilft.

Drei Vorwürfe habe ich herausgesucht. Diese drei möchte ich in drei Beiträgen kurz ansprechen.

 

Erstens: Alles nur Stil, alles nur äußerlich

 

Vorwurf 1: Der Papst kümmert sich nicht um die Reform. Man werde wenig bis gar nichts sehen, sondern nur Worte hören. Ab und zu folgt dann auch der Verweis auf das Alter des Papstes.

Diesen Vorwurf muss man Ernst nehmen, weil er mit Erwartungen zu tun hat, die Franziskus selber geweckt hat. Die Ernennung der acht Kardinäle und vor allem auch die Vorkonklaverede geben eindeutige Hinweise, die begleitenden Interviews der Kardinäle um die Papstwahl herum sekundieren das.

Vorwurf 1b, eine Variante von 1: Dem Papst geht es eigentlich nicht um strukturelle Reform, sie ist zweitrangig. Da gibt es auch einige Papstzitate zu, die Strukturreform und das Sprechen darüber deutlich in die zweite Reihe rücken. Weiterlesen „Papstkritik, diesmal an Franziskus“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Entscheidung, Erwartung, Franziskus, Kirchenreform, Kritik, Leitung, Medien, Papst, Pontifikat, Presse, Reform, Wahrnehmung18 Kommentare zu Papstkritik, diesmal an Franziskus

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