Papst Franziskus warnt vor der „ideologischen Kolonisierung“ in der Gender-Frage. Eine Bemerkung in der Predigt in Georgien am vergangenen Wochenende hat die voraussehbaren Reaktionen hervor gerufen, auch Leute, die sich überhaupt nicht für die Reise interessiert haben, haben diese eine Bemerkung heraus gepickt und zerpflücken sie nun im Netz.
Dabei ist das gar keine Überraschung, dasselbe hat er auch schon in Polen gesagt, bei seiner Ansprache vor den Bischöfen des Landes. Oder zitieren wir Amoris Laetitia: „Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird und die den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet.“ Und weiter „Diese Ideologie fördert Erziehungspläne und eine Ausrichtung der Gesetzgebung, welche eine persönliche Identität und affektive Intimität fördern, die von der biologischen Verschiedenheit zwischen Mann und Frau radikal abgekoppelt sind. Die menschliche Identität wird einer individualistischen Wahlfreiheit ausgeliefert, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann.“ (AL 56)
Es ist vielleicht überraschend, das ausgerechnet in Georgien zu hören, aber neu ist das Thema nun wirklich nicht.
Dass Menschen, die sich gegen Diskriminierung auf Grund des Geschlechts wehren, sich hier missverstanden fühlen, will ich gar nicht verneinen. Und dass die Debatte in kleinen Zirkeln über den behaupteten „Genderwahn“ durch Bemerkungen wie diese Fahrt gewinnt, ist auch etwas, wo wir aufpassen müssen.
Schlüsselbegriff
Der Schlüsselbegriff beim Papst ist aber gar nicht so sehr „Gender“, was auch immer genau man darunter verstehen mag. Mir scheint, wenn wir nachvollziehen wollen, was der Papst sagt, dann müssen wir vielmehr den Begriff der „ideologischen Kolonisierung“ anschauen. Reiche Länder oder generell Mächtige zwingen Ansichten anderen auf, anderen Nationen, anderen Kulturen, das ist der Vorwurf, den der Papst damit verbindet. Dass dieser Kulturimperialismus dabei eine Weiterentwicklung des Kolonialismus darstellt, ist dem Lateinamerikaner Jorge Mario Bergoglio nicht entgangen.
Wenn wir also den Aussagen des Papstes zu „Gender“ folgen, dann werden wir feststellen, dass sie fast immer in diesem Zusammenhang fallen. Natürlich hat es auch theologische Gründe, die Vorstellung des Abbildes Gottes in Mann und Frau spielt eine Rolle, etwas was er auch den polnischen Bischöfen gegenüber betont hat. Aber der Kulturimperialismus überlagert das alles.
In der Rede vor der UNO vor einem Jahr hat er es in Bezug auf ganzheitliche menschliche Entwicklung gesagt, Kulturimperialismus gibt es auch in Bezug auf andere Werte. Weiterlesen „Die „Ideologische Kolonisierung““