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Schlagwort: konservativ

Übereinander reden, revisited

Veröffentlicht am 26. März 202126. März 2021
konservativ und liberal: ein Beitrag in CiG zur innerkirchlichen Debattenkultur und zu falschen Adjektiven Mediale Aufmerksamkeit

Es kommt immer mal wieder vor, dass ich hier was über Bedeutungsverwirrungen schreibe. Mein Liebling: konservativ und liberal, ein Begriffspaar, das mehr verhüllt denn präzisiert. Einer dieser Texte war nun CiG ein Anlass, mich um einen Artikel zu bitten, wo ich etwas ausführlicher darüber schreibe. Was ich natürlich gerne tue. Das Ganze war anderen Kolleginnen und Kollegen interessant genug, daraus eine Meldung zu machen.

Konservativ und liberal

Deswegen an dieser Stelle ein Link zum Originaltext, wie CiG ihn in der kommenden Ausgabe veröffentlicht und jetzt schon online hat.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Debatte, Kirche, konservativ, liberal3 Kommentare zu Übereinander reden, revisited

Modernismus verkehrt herum

Veröffentlicht am 21. August 201921. August 2019
Anpassung an den Zeitgeist Und immer wieder geht es um Autorität in der Kirche: Petrusstatue im Petersdom

Es ist eine Verschwörung der Jesuiten! All die Neuerungen, Veränderungen, all das Abrücken von der Lehre der Kirche und die Anpassung an den Zeitgeist. Und die Jesuiten sind Schuld. Es war ruhig geworden um den ehemaligen Vatikandiplomaten Viganò, aber vor der Synode musste er sich noch einmal äußern.

Dahinter liegt die mittlerweile in vielen Variationen vorliegende Behauptung, es solle an der Lehre der Kirche herumgeschraubt werden. 2014 und 2015, bei den beiden Synoden zum Thema Familie, war das auch schon so. Eine kleine Elitäre Gruppe – Jesuiten, deutsche Bischöfe, Befreiungstheologen, suchen Sie sich was aus – sei dabei, die Lehre der Kirche zu untergraben.

Anpassung an den Zeitgeist

Nun kann und sollte man vielleicht auch über derlei Stuss einfach nur den Kopf schütteln. Was ich aber bemerkenswert finde ist die Tatsache, dass wir das mit uns machen lassen. Das Muster des Vorwurfs des Wandels, der Anpassung, der Zerstörung der Kirche wird laut in den Raum gerufen. Und wir lassen den Vorwurf einfach so stehen.

Es gibt ein ganzes Narrativ darum, dass es „progressiv“ genannte Kräfte in der Kirche gibt, welche (zur Familiensynode) die Familie zerstören und die Lehre der Kirche dazu aufgeben wollen. Dieselben wollten jetzt (zur Amazonassynode) häretische Ideen in die Lehre der Kirche aufnehmen.

Man lässt das mit sich machen

Und diejenigen, die an einer Inkulturierung von Kirche und Theologie ins Heute arbeiten, lassen das mit sich machen. Anpassung an den Zeitgeist? Das lässt man auf sich sitzen.

Tief in der kirchlichen Psyche drin scheint sich der Gedanke festgesetzt zu haben, dass es eine Änderung braucht, und dass man selber an einer Veränderung arbeitet. Man nimmt also irgendwie den Vorwurf auf, stimmt ihm sogar im Wesentlichen zu, schließlich kann es so nicht weiter gehen. Auf die Idee, dass das gesamte Narrativ nicht stimmt, kommen wenige.

Aber: es stimmt nicht. Es war immer schon Teil der Kirche, den empfangenen Glauben weiter zu geben. Zu tradieren. Und das geht nur dadurch, dass ich davon erzähle, in immer anderen Umständen, Kulturen, Sprachen. Natürlich gibt es immer eine Spannung zwischen dem übernommenen und Antworten auf neue Fragen, die in neuen Gewändern daher kommen, das spannende Buch von Michael Seewald „Dogma im Wandel“ erzählt die Geschichte dieser Spannung.

Geschichte einer Spannung

Um treu zu sein und in diesem Sinn zu bewahren, der muss auf veränderte Umstände inkulturierend reagieren. Und jegliche theologische Debatte kreist genau darum: was geht und was geht nicht, wo ist treue und was gibt die Bibel und die Tradition her. Und wo muss sich Kultur von Bibel und Lehre der Kirche kritisieren lassen? So geht Tradition und so geht Treue.

Wer hier im Gegenteil etwas an Kirche und Theologie verändert, das sind diejenigen, die laut ausrufen, für die Reinheit der Lehre und die Tradition der Kirche zu stehen. Das sind die wirklichen Neuerer, wenn wir so wollen die wirklichen Abweichler.

Die wirklichen Neuerer

Warum? Weil sie die Grunddynamik unseres Glaubens, die Menschwerdung, nicht einbeziehen. Gott wendet sich den Menschen zu. Wenn wir nicht dasselbe tun, dann verlieren wir den Bezug zum Zentrum unseres Glaubens.

Und ich würde sogar sagen: wenn man das Bewahren des Buchstabens als Haltung der Kirche einfordert, dann wird es destruktiv.

Und noch etwas: dieses Verhalten ist nicht etwa konservativ, es ist innovativ. Denn es gibt seinerseits Antwort auf Fragen, die drängen. Die Frage der Angst vor Veränderung, die Antwort auf Überforderung. Kurz: eine Reduktion von Komplexität und Kontingenz auf ein erträgliches – auch wenn verzerrendes – Maß.

Reduktion auf ein erträgliches Maß

In dem Sinn ist das hochmodern, und muss es ja auch sein, sonst würde sich kaum jemand dafür interessieren. Ich nenne das mal einen „verkehrten Modernismus“.

Das Modell ist eindeutig: der so genannte Anti-Modernismus, in der Lesart der selbsternannten Bewahrer die Verteidigung der Kirche und der Lehre gegen Sozialismus, Anpassung an den Zeitgeist und so weiter. Ein Kampf gegen finstere Mächte also, abgeschaut im Vatikan vor 100 Jahren.

Bewahren heißt pflegen

Deswegen: Diese Kräfte sind nicht konservativ. Wer etwas bewahren will, muss es pflegen, gegenwartsfähig machen.

Kirche war niemals in ihrer Geschichte – und auch dem Auftrag des Herrn nach – fixierend. Sondern immer sich wandelnd. Dem Auftrag Jesu treu bleiben heißt eben, die Botschaft von Menschwerdung Gottes und Erlösung in immer neue Zusammenhänge hinein zu verkünden. Es hieß niemals, eine Sozialform und eine Textform absolut zu setzen.

Das nächste Mal, wenn wieder einmal ein Kollege oder eine Kollegin in journalistischer Hilflosigkeit meint, von „liberal“ und „konservativ“ schreiben zu müssen, wo in wirklich kein „gut“ und „böse“ gemeint sind, bitte innerlich protestieren. So geht das nicht.

In journalistischer Hilflosigkeit

Nur ein Beispiel, eines das den selbsterklärten Bewahrern lieb und teuer ist: Autorität. Die lässt sich heute nicht mehr genauso legitimieren und erklären, wie noch vor 100 oder 50 Jahren. Die Verschiedenheit der Welt hat ihre Sprache gefunden und lässt sich nicht mehr von einer europäischen dominieren. Darauf muss auch die Kirche reagieren, der Papst nennt das Synodalität.

Jeder Versuch, darauf mit Zentralisierung zu reagieren, zerstört. Das ist eben nicht Bewahrung. Im Gegenteil. Der Autoritarismus der selbsterklärten Bewahrer ist eine Innovation, ist die wirkliche Veränderung, weil er die natürliche Bewegung der Kirche und des Glaubens nicht mitmacht. Die Grunddynamik des Glaubens ist Gottes Hinwendung zum Menschen, sichtbar in Jesu Hinwendung zum Nächsten, bis zu Tod und Erlösung in der Auferstehung.

Gottes Hinwendung, Jesu Hinwendung

Diese Hinwendung muss sich ins Kirchliche übersetzen. Das ist Bewahrung dessen, was der Auftrag der Kirche ist. Wer glaubt, alles schon zu wissen und sich auf diese seine Überzeugung zurück zieht, den nennt der Papst „in sich selber eingeschlossen“.

Die Beton-Form dieses Selbst-Einschlusses sind die Regeln und Normen, die einen gegen derlei Überraschungen absichern und im Fall eines Eintritts verteidigen sollen: „Die Norm gibt (…) die Sicherheit, sich überlegen zu fühlen, eine genaue Orientierung zu besitzen. Darin findet er seine Kraft, nicht im sanften Hauch des Geistes,“ sagt der Papst.

Bewahrung – das geht nur im Geist Gottes. Hier passiert die Weitergabe des Glaubensgutes. Wer das mit dem Verweis auf Autorität und Lehre der Kirche zu verhindern sucht, ist eben kein Bewahrer. Und nicht konservativ.

Das nächste Mal also bitte genau hinhören, wenn wieder jemand die Veränderung der Lehre der Kirche beklagt. Denn in der Klage und der dahinter liegenden Forderung nach Einheitlichkeit und Starre liegt die eigentliche Veränderung.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Dogma, Innovation, Jesuiten, Kirche, konservativ, Lehre, Papst Franziskus, Reform, Wandel62 Kommentare zu Modernismus verkehrt herum

Destruktiv-Medien: Immer schön positiv bleiben

Veröffentlicht am 14. November 201817. November 2018
Vorsicht mit Wetter-Metaphern, aber dieses Foto war einfach zu verlockend Vorsicht mit Wetter-Metaphern, aber dieses Foto war einfach zu verlockend

Es hat mich einen Monat lang in den Fingern gezuckt. Einen Text zu schreiben über die Berichterstattung zur Synode und genereller über kirchliche Konfliktthemen. Wir haben das auch oft diskutiert, wie Leute, die ausschließlich destruktive Absichten haben, so viel Aufmerksamkeit und Wichtigkeit bekommen können. Der Stil guten Journalismus wird verdorben, und weil „normale” Journalisten sich die Themen vorgeben lassen, haben die auf einmal viel Macht und machen großen Lärm.

Und dann habe ich doch nicht geschrieben. Oder besser: ich habe geschrieben, mindestens sechs, sieben Artikel, nur um sie abends dann wieder zu löschen. Die waren schon hier im System, bevor ich dann auf den Knopf gedrückt habe. Nein, nicht. Nein, nicht heute.

Und es ist ja schon eine Frage: wie können wir über das passieren, was in der Kirche passiert und die nötige Offenheit und die nötige Neugierde bewahren? Wie können wir uns wehren gegen diejenigen, die ein Narrativ schon mitbringen in das dann alles nur noch eingefügt wird? Die mit viel Geld hantieren? Die mit ihrem Lärm dann auch andere in ihren Bann ziehen?

Bei den Pressekonferenzen und Briefings während der Synode zum Beispiel wurden von Vertretern dieses Narrativs heraus nur zwei Typen von Fragen gestellt: Erstens warum nicht über Humanae Vitae gesprochen worden sei, die Wertung schon im Kopf, und zweitens waren es Verfahrensfragen, wer wann wie wo was entscheidet. Und Verfahrensfragen sind immer Machtfragen. Die wollten Machtgeschichten schreiben, nicht Jugend-Synoden Geschichten.

Die Wertung schon im Kopf

Das pendelte in meinem Kopf dann immer zwischen Amüsement, Zorn und Hilflosigkeit: Wie reagiert man darauf? Immer mehr Debatten auch in der Kirche werden von derlei Kommunikation beherrscht, da ist kaum Interesse, kaum Neugierde, da werden Ereignisse und vor allem Personen – auch der Autor dieser Zeilen – gerne einfach in die vorgefertigten Narrative eingefügt. Gut und Böse, für und gegen. Da werden journalistische Standards auch mal einfach über Bord gewischt, schließlich geht es ja um eine angeblich gute Sache.

Was zum Kern des Problems führt: hier heiligt der Zweck die Mittel. Dieses teuflische Prinzip steckt hinter all der Diffamierung, Verkürzung, Umschreibung. Hinter den „gehaltenen Augen”, wie es die Schrift nennt.

Nicht mitmachen

Und auch zum ersten Schritt zur Lösung, bzw zur richtigen Reaktion. Nicht mitmachen. Nicht auf derselben Ebene mitspielen. Nicht auch den Zweck die Mittel heiligen lassen. Ja, das ist nicht angenehm, aber in diesem Fall kommt aus der Schwäche die Kraft. Nicht aus der Stärke.

Wie Sie merken: Ich spreche nicht von „konservativ” und „progressiv”, das wird dem nicht gerecht. Hier geht es um destruktiv, um negativ.

Dagegen mein eigener Plan: positiv bleiben. Das hier, was ich hier schreibe, ist schon grenzwertig aber man muss schon die Dinge beim Namen nennen. Aber in den Stücken zum Thema mag ich lieber positiv bleiben, nicht negativ auf negatives reagieren. Das trägt nur zur vergifteten Debatte bei.

Auch ich bin ein Freund der Polemik, des offenen Kreuzens der Klingen. Das darf auch alles sein. Das darf aber nicht alles sein. Und selbst wenn es mal vorkommt: positiv wirken kann es selten. Das habe ich bei meinen eigenen polemischen Stücken hier im Blog sehr deutlich bemerkt.

… die nur Skandal suchen

Anfang September, als der erste der unsäglichen Briefe des ex-Nuntius Viganò durch die Öffentlichkeit gereicht wurde, sagte der Papst in seiner Morgenpredigt: „Mit Menschen, die keinen guten Willen haben, mit Menschen, die nur Skandal suchen, die nur Spaltung suchen, die nur Zerstörung suchen, auch in Familien, da braucht es Stille und Schweigen.“

Das ist diese Kraft die aus der Schwäche kommt. Nicht aus dem Versuch, die Debatte zu dominieren. Das ist die Kraft, die positiv bleibt.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Berichterstattung, destruktiv, katholisch, kirchliche Medien, konservativ, Medien19 Kommentare zu Destruktiv-Medien: Immer schön positiv bleiben

Konservativ und christlich, mal wieder

Veröffentlicht am 2. März 20183. März 2018

„Das Konservative und das Christliche sind keine Gegensätze, sondern bilden eine auflösbare Einheit, denn das Christliche ist für das Konservative geradezu konstitutiv.” Das sagt ein bekannter CSU-Politiker in der Zeitung Die Welt. Erst neulich hatte derselbe Politiker eine „konservative Revolution“ gefordert.

Zunächst ist es dankenswert, dass das Christliche so hoch geschätzt wird. Gleichzeitig bin ich aber etwas verwirrt, hatte doch ein Kollege aus der gleichen Partei vor noch gar nicht langer Zeit sich über die Wortmeldungen der Kirchen zum Thema Flüchtlinge beschwert. Ganz so hoch wird das Christliche dann doch nicht geschätzt. Oder es wird eine Version des Christlichen geschätzt, die man sich selbst zurecht legt. Wie auch immer.

 

Keine moralische Fundierung einer Partei

 

Das führt uns zur Frage: was ist hier mit „Christlich“ gemeint? Und ich stelle diese Frage ganz und gar nicht polemisch. Nicht gemeint sein kann eine moralische Fundierung einer politischen Richtung oder Partei. Christen engagieren sich in allen möglichen Parteien, niemand hat das Recht, ihnen ihre christliche Motivation abzusprechen, nur weil es in einer anderen Partei mündet. Man mag debattieren, was geht und was nicht, aber „das Christliche“ ist keine Ressource für nur eine Partei. Auch wenn sie das im Namen führt.

Rom: Kerzen vor einer Heiligenfigur
Fromm? Christlich? Konservativ?

Nun hat der Politiker aber „das Konservative“ mit „dem Christlichen“ in Verbindung gebracht, auch wenn er damit eigentlich seine Partei meint. Ist Christsein automatisch konservativ? Natürlich wollen wir bewahren, wir Christen. Aber gleichzeitig wollen wir aufbauen, am Reich Gottes mitbauen, und zwar hier schon, auf Erden. Mindestens die Welt verändern wollen, nennt der Papst das.

 

Vor den Karren spannen

 

Das lässt sich nicht vor einen Karren spannen, der sprachlich im vorletzten Jahrhundert gebaut wurde. Konservativ und dessen sprachlichen Gegensätze entspringen einer politisch-soziologischen Zeit, die heute nicht mehr existiert. Manchmal ist es halt hoch-progressiv, konservativ zu sein, und manchmal ist es nur Beton.

Ich mag diese Einheit, die hier gefordert wird, gerne auflösen. Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, das Christliche fest an alte Begriffe zu ketten. Das ist nämlich nicht konservativ, das ist von gestern.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter christlich, CSU, Die Welt, Dobrint, konservativ, Partei, Revolution2 Kommentare zu Konservativ und christlich, mal wieder

Ach, wie progressiv

Veröffentlicht am 4. November 201530. Oktober 2015
Kirche in New York
Kirche in New York

Auslöser für dieses Stück ist ein Foto, das ich in New York gemacht habe, bei der Papstreise im September. Auf den ersten Blick hat es mich sehr geärgert. „A progressive united methodist Community“ steht auf dem Banner. Nun mag das Wort ‚progressiv‘ ja innerhalb der Methodisten etwas ganz spezielles bedeuten, aber mich als Christen hat es erst einmal geärgert. Denn es spricht von Trennung.

Wir sind progressiv, ihr seid konservativ, die da sind traditionell, und so weiter. Sich diese Trennung zur Identität zu geben und damit auf Bannern vor Kirchen zu werben, das ging mir dann doch gegen den katholischen Strich.

Dazu kommt ein Zweites: man reklamiert für sich selbst ja das Positive. „Progressiv“ ist ja etwas gutes, sonst würde man sich das nicht buchstäblich auf die Fahne schreiben. Damit geht automatisch auch immer eine Abwertung einher. „Konservativ“ wäre die konträre Zuschreibung, die wir in der Debatte normalerweise haben, jedenfalls bei uns. „Nicht-progressiv“ – also die kontradiktorische Zuschreibung – wäre auch möglich, wir fortschrittlich, ihr nicht.

In dieser Diktion ist „progressiv“ gleich gut und „konservativ“ ist etwas, was sich der Moderne sperrt. Wobei man jemanden, der seit 30 Jahren dieselben Themen hat, durchaus als Konservativ verstehen könnte. Oder die Progressiven, welche nach der „Entweltlichungs“-Rede von Papst Benedikt in Freiburg 2011 die Kirchensteuerregelung verteidigt haben, als strukturkonservativ. Das nur als Nebenbenerkung.

Umgekehrt geht es übrigens genauso, auch das findet sich oft, das ist nicht den selbsterklärten Progressiven eigen: „Wir verteidigen den Glauben“ lautet das dann normalerweise, auch das bedeutet eine Trennung.

 

Wir alle sind konservativ

 

Wir lieben halt unsere Schubladen. Dabei sind jede Theologie und jeder Glauben notwendigerweise konservativ, wir stehen ja für etwas, was wir verteidigen, die Würde des Lebens etwa, die uns in der Schöpfung in der Gottesebendbildlichkeit geschenkt ist. Wir haben das Wort Gottes, das wir dadurch bewahren, dass wir es immer wieder studieren und übersetzen. Ohne das alles sind wir nur die NGO, über die Papst Franziskus so gerne und wiederholt schimpft.

Wir sind auch traditionell, denn unser Glaube ist ja nicht von uns selbst entwickelt. Er ruht auf den Schultern der Generationen vor uns auf, bis zurück zu den Aposteln. Deswegen glauben wir an die „apostolische“ Kirche, das ist das Empfangen mit dem Auftrag zur Weitergabe. Das ist traditionell. Weiterlesen “Ach, wie progressiv”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Glauben, Identität, Kirche, konservativ, progressiv21 Kommentare zu Ach, wie progressiv

Hermeneutik der Reform

Veröffentlicht am 12. November 20146. November 2014

Ohne dass jemand am Steuer stünde: Diesen unglücklichen Vergleich meinte ein prominenter Kardinal gebrauchen zu sollen, als er die Ergebnisse der Bischofssynode im Oktober beschrieb. Wir sind also angekommen, Teile der Kirche sehen in Papst Franziskus das Übel und sprechen ihm entweder den Willen oder die Fähigkeit ab, die Kirche zu leiten.

Was heißen soll: So zu leiten, wie sie es für richtig halten. Auch wenn ich ein großer Fan davon bin, die Konflikte nicht in den Mittelpunkt der Kirche zu rücken, braucht es doch einen klaren Blick darauf, um was es geht, damit wir uns nicht ins Boxhorn jagen lassen. Also: Die sich selber traditionsverbunden oder konservativ nennenden Katholiken wittern ein Ändern der Lehre und damit einen Abfall vom tradierten Glauben.

Eine der Annahmen der Kritik am Papst ist, dass die Begriffe „konservativ“ und „orthodox“ austauschbar sind. Diesen Gedanken habe ich bei Pater John O’Malley SJ gefunden, der damit in eine Debatte in den USA eingreift. Eine kluge Beobachtung, die ich mir gleich zu Nutzen mache.

 

Konservativ ist nicht automatisch gleich rechtgläubig

 

Nicht wandeln wollen und rechtgläubig sein – so darf ich die beiden Begriffe übersetzen – seien sozusagen zwei Seiten derselben Medaille. Mir scheint aber, und da stimme ich John O’Malley zu, dass das in diesem Automatismus nicht stimmt. Blicken wir nur zurück auf das Zweite Vatikanum, da gab es eine ganze Reihe von damals so genannten Progressiven – verstanden als Gegensatz zu konservativ – bei denen sich herausgestellt hat, dass sie und ihre Meinungen, Stellungnahmen und Texte sehr rechtgläubig waren.

Es hat Wandel stattgefunden, in vielen Punkten, nehmen wir nur das Verhältnis zu den Juden oder die Ökumene. Rechtgläubigkeit, die getreue Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation, hat im Wandel stattgefunden. Die selbsternannten Wahrer der Lehre sehen sich also als orthodoxer, der Lehre näher, als die zu diesem Zweck geweihten Bischöfe. Das finde ich einen erstaunlichen Befund.

Da gibt es Theologen, die so päpstlich sind, dass sie aus all dem Wandel den Schluss ziehen, wir könnten einen neuen Papst brauchen. Man ist nur dann treu, wenn der Papst das macht, was man selber will. Das hat Untertöne, nämlich die der Spaltung. Das will keiner zugeben, aber logisch gesehen ist das die Drohung, die folgt. Das ist weder orthodox noch konservativ. Weiterlesen “Hermeneutik der Reform”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Hermeneutik, Kardinal, Kirche, konservativ, Konzil, Kritik, orthodox, Wandel188 Kommentare zu Hermeneutik der Reform

Troll-Brigade

Veröffentlicht am 11. Juli 2014

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die FAZ hat es vorgemacht, einen Artikel gegen die Trolle im Netz. Wer sich umtut auf Blogs und Seiten mit Kommentarfunktion oder gar an der Empfängerseite der Post sitzt, der wird bei der Lektüre des wunderbar unaufgeregten Artikels mehrfach mit dem Kopf nicken. “Meine Tage im Hass” heißt es da bei faz.net, zur Reflexion empfohlen. Denn auch das ist Teil unserer “Kultur”, wenn wir es denn so nennen wollen.

Kein eigener Beitrag von mir heute, einfach mal eine Lektüreempfehlung. Die Taktik des lauten Vorlesens verfolge ich übrigens auch, egal ob gerade jemand zuhört oder nicht. Und das absurdeste wird aufgehoben, in einem eigenen Ordner. Sonst glaubt einem das ja keiner.

 

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Blog, Hass, Internet, Kommentarspalte, konservativ, Troll, Vertrauen47 Kommentare zu Troll-Brigade

Welche Schublade für Franziskus?

Veröffentlicht am 14. März 2013
Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates
Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates

Das Ofenrohr in der Sixtinischen Kapelle war noch nicht kalt, da war der Kampf um die Deutungshoheit schon im vollen Gang. Drauflos wurde erklärt, was da im Konklave, im Vatikan und unter den Kardinälen passiert sei.

Holen wir mal etwas Luft. Franziskus ist noch nicht 24 Stunden Papst. Er hat durch seine Namenswahl und sein Auftreten ganz starke Aussagen gemacht, auch die Gebetsbitte für sich und seinen Vorgänger waren geistliche Zeichen auf sein Pontifikat hin.

Es wird sich viel ändern, er wird viel ändern. Und auch wir müssen uns ändern. Dringend.

Zum ersten hat uns Franziskus bewiesen, dass unsere Kategorien von „konservativ“ und „progressiv“ nicht mehr stimmen. Es ist ja ein altes Lied auf diesem Blog, aber ich stimme es noch einmal an: Was wir in unserer Kirche und nicht nur da unter diesen Begriffen verstehen, trifft schon längst nicht mehr die Realität.

 

Begriffe, die Probleme schaffen, nicht lösen

 

Und genau das ist das Problem mit diesen Kategorien: Sie sollen uns helfen, zu verstehen, verwirren aber nur noch. Sie ver-unmöglichen es, zu sehen. Sie verstellen den Blick.

Wenn man zum Beispiel den Einsatz für Gerechtigkeit, das Anprangern von Ausbeutung etc. sieht, dann muss man ihn einen fortschrittlichen Papst nennen. Wenn man seine moraltheologischen Ansichten zitiert, dann wird jeder deutschsprachige Journalist ihn einen Konservativen nennen. Das Ergebnis: Eine gespaltene Persönlichkeit. Weiterlesen “Welche Schublade für Franziskus?”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Franziskus, konservativ, Medien, Papst, progressiv, Wahrnehmung19 Kommentare zu Welche Schublade für Franziskus?

Katholisch sprechen

Veröffentlicht am 22. November 2011

Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle gepostet, dass ein Kollege von der TAZ bei Radio Vatikan – in der italienischen Sektion – für einen Journalistenaustausch weilt. Zum Abschluss hat er noch ein Interview gemacht.

 

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Interview, katholisch, konservativ, liberal, Medien, TAZ, Wahrnehmung6 Kommentare zu Katholisch sprechen

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