Und es ist wieder ein Papstzitat: Dieses Mal echauffiert sich die Presse darüber, dass der Papst Flüchtlingslager mit Konzentrationslagern verglichen hat, offensichtlich – wer es gesehen hat – aus persönlicher Betroffenheit, aber auch aus eigener Anschauung heraus.
Ja, er hat das Wort benutzt. Aber ich behaupte einmal, dass nicht die ganze Welt dem Wort und dem historischen Phänomen dieselbe Bedeutung beimisst. Wir sagen Konzentrationslager, aber was wir meinen sind Vernichtungslager. Die Briten haben das Wort erfunden, für ihre eigenen Lager in Afrika. Das ist eine ganz eigene Sache und noch keine Verharmlosung der deutschen Geschichte, geschweige denn eine Verhöhnung der Opfer.
Wir Deutschen reagieren sensibel auf den Gebrauch des Wortes, zu Recht. Es hat einen so genannten Historikerstreit gegeben um die Frage, ob die Verbrechen der Nazis nun einmalig waren oder nicht, jede Relativierung der Geschichte ist Anlass zu Aufregung.
Es geht nicht um deutsche Geschichte
Der Papst hat aber nicht deutsche Vernichtungslager, nationalsozialistische Massenmorde, Shoah und dergleichen verharmlosen wollen, indem er sie relativiert. Schon gar nicht in einem Gottesdienst, wo ein Sohn eines NS-Opfers quasi neben ihm stand.
In der ihm eigenen Art hat er eine drastische Sprache gewählt, um die Phänomene dieser Lager zu beschreiben und die emotionale Wucht, die diese erzeugen. Wir tun hier ja so, als ob alles in Ordnung wäre, solange die Flüchtlinge in der Türkei und in Griechenland bleiben und bloß nicht zu uns kommen. Kaum jemand fragt nach, wie es in diesen Lagern, ohne Perspektive, voller Gewalt, ohne Ausgang, wie in einem Druckkessel zugeht.
Einen Gang zurück schalten, bitte, mit der Erregung. Die wäre besser angebracht für den Blick auf das Schicksal, in das wir – wir reichen Europäer – Flüchtlinge zwingen.