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Schlagwort: Konzil

Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Veröffentlicht am 30. Juni 201330. Juni 2013

Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war. Weiterlesen “Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bruch, Franziskus, Hermeneutik, Kontinuität, Konzil, Prozess, Theologie, Vatikanum11 Kommentare zu Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Das neue Pontifikat: Themen

Veröffentlicht am 1. Mai 20131. Mai 2013

Teil 2

Er stellt Schweizergardisten Stühle hin, er ruft Pförtner und Zeitungsausträger an, er steigt in den Kardinals-Bus, anstatt sich fahren zu lassen. All diese Geschichten haben uns zu Beginn des Pontifikates fasziniert. Dann aber kam auch bald die Frage – und sie kam gerne in den beobachtenden Medien – wann nun die inhaltlichen oder personellen Entscheidungen kämen. Oder übersetzt: Die wichtigen Entscheidungen.

Vor einigen Wochen war es dann soweit: Der Papst sprach über das Vatikanum. Endlich, dachten viele, endlich gibt es Inhalt.

https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2013/04/WIEN-Heiliger-Geist-und-Konzil.mp3

 

Der Heilige Geist und das Zweite Vatikanum

 

 

Es war eine Predigt, die auf sehr viel Aufmerksamkeit gestoßen ist. Nach all den kleinen Symbolen und Zeichen schien hier nun das erste mal eine inhaltliche Stellungnahme zu einem in der Kirche umstrittenen Thema zu geben: Dem Umgang mit dem Konzil.

Viel ist um das Konzilsjubiläum herum aber auch schon davor, etwa bei der Auseinandersetzung mit der Piusbruderschaft, um die „Erbschaft des Konzils“ gestritten worden. Vorwürfe hin und her. Und nun will der Papst die Dynamik des Konzils – den Heiligen Geist – wach halten, er wirft einigen sogar vor, vor das Konzil zurück zu wollen. Klare inhaltliche Aussagen. Weiterlesen “Das neue Pontifikat: Themen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Rom, VatikanSchlagwörter Anfang, Franziskus, Glauben, Inhalte, Konzil, Papst, Pontifikat, Vatikan47 Kommentare zu Das neue Pontifikat: Themen

Das ökumenische Ökumenische Konzil

Veröffentlicht am 12. Januar 201312. Januar 2013
Foto von Edmund Schlink
Immer wieder gerne mit dem Osservatore Romano abgebildet: Edmund Schlink, der römische Beobachter für die EKD

Sie saßen im Petersdom direkt unter der Kuppel: Als 1962 das zweite Vatikanische Konzil zusammentrat, blickten einige Teilnehmer neidisch auf die Beobachter der anderen christlichen Konfessionen. Es ging unter den Konzilsvätern der Witz um, man wolle aus der katholischen Kirche austreten und dann als Beobachter wieder kommen, dann säße man besser und könne mehr sehen.

Die reformierte Kirche war vertreten, verschiedene orthodoxe, die anglikanische, und natürlich die lutherische. Edmund Schlink saß für die EKD im Zentrum des Geschehens, fleißig und ausführlich berichtete er nach Deutschland, was denn da in Rom so alles vor sich ging. Und das war auch die Absicht von Papst Johannes XXIII., wie Kardinal Kurt Koch erläutert, der Ökumenebeauftragte des Vatikan:

„Papst Johannes XXIII. hatte zwei Ziele für dieses Konzil. Das war erstens die Erneuerung der katholischen Kirche und zweitens die Wiederherstellung der Einheit der Christen. Das Ziel des Konzils war von vornherein ein ökumenisches.“

Um dieses ökumenische Ziel zu erreichen, waren Vertreter anderer christlicher Kirchen eingeladen, und zwar keineswegs versteckt in Logen und abseits des Geschehens, sondern eben direkt unter der Kuppel des Petersdoms, sichtbar für alle.

„Man muss unterscheiden zwischen den offiziellen Beobachtern von den Kirchen, zum Beispiel war der große evangelische Theologe Edmund Schlink ein solcher Beobachter, auf der anderen Seite hat es Gäste gegeben, die nicht im Auftrag von Kirchen dagewesen sind, sondern im persönlichen Namen. So etwa der großartige reformierte Theologe Oscar Cullmann. Die haben sehr positiv gewirkt. Sie haben auch teilnehmen können an den Generalversammlungen in der Basilika, sie haben in den Gruppierungen sehr viel beigetragen und ihre Bemerkungen eingeben können und Papst Johannes XXIII. war es ein ganz wichtiges Anliegen, dass Beobachter und Gäste auch präsent sind.“

 

Einfluss in Rom, Einfluss in Deutschland

 

Edmund Schlink war für die EKD in Rom, aber er hat sich nicht nur am Konzilsgeschehen beteiligt, er hat vor allem auch ausführliche Berichte über das Geschehen in Rom nach Deutschland geschickt. Die EKD nahm das Konzil, dessen Verhandlungen ja vertraulich waren, durch die Linse Edmund Schlink wahr. Aber was genau sollte er dort machen?

„Das ist schwer zu sagen, weil es nämlich keine genaue Arbeitsbeschreibung für Schlink gibt und er sich seine Arbeit selber gestalten konnte“, sagt Margarethe Hopf, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für evangelische Kirchengeschichte in Bonn, die sich wissenschaftlich mit Schlink befasst. In jedem Fall war er aber nicht nur für die EKD wichtig, sondern auch für die Arbeit des Konzils selber. Weiterlesen “Das ökumenische Ökumenische Konzil”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beobachter, Bericht, Edmund Schlink, Einheit, EKD, Konzil, Konzilsdokument, Nach dem Konzil, Ökumene, VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Das ökumenische Ökumenische Konzil

Wider die Polarisierung

Veröffentlicht am 23. November 2012
Konzilsväter. (c) Lothar Wolleh

Spricht man über die Rezeption des vergangenen Konzils, spricht man über die Polarisierung heute. Kaum jemand, der nicht für seine Argumente die Lehre, den Text oder den Geist des Zweiten Vatikanums ins Feld führt. Heute – genau 50 Jahre nach der Eröffnung des Konzils – ist der Streit um den Sinn und die Lehre genau so heftig, wie er es vor, während und in der Zeit direkt nach dem Konzil war.

Ich halte mich bei diesem Beitrag an einen der besten Theologen, die zur Ekklesiologie – der Lehre von der Kirche – nach dem Vatikanum geforscht, gedacht und geschrieben haben: Pater, später Kardinal Avery Dulles SJ (+ 2008). In einem Artikel 2003 für die Zeitschrift America versucht er, eine Perspektive zu entwickeln, in der man das Konzil und dessen Lehre so lesen kann, dass man ihm gerecht wird.

Avery Dulles ist kein Revolutionär der Theologie, als Autor für diese Zeitschrift gehört er eher zu denen, die man landläufig als liberal bezeichnen würde, auch wenn dieser Begriff eigentlich nicht viel aussagt. Vor allem aber ist er ein sorgfältiger Denker und Theologe, vor allem, was die Lehre von der Kirche angeht.

 

Der Kompromiss und die Medien

 

Dulles nennt vier Faktoren, die die Wahrnehmung des Konzils ausgemacht haben und immer noch ausmachen, zwei davon scheinen mir besonders treffend: Zum einen der vielfach genannte Kompromisscharakter vieler Dokumente: Paul VI. und die Konzilsväter wollten keine Mehrheitsentscheidungen, sondern Einstimmigkeit. Das prägt die Texte und die Debatte und die Zugeständnisse in den Texten bis heute.

Der zweite Punkt ist aber vielleicht noch gravierender: Die mediale Öffentlichkeit bevorzugt immer den Konflikt und das Neue, das das Alte ablehnt. Deswegen seien besonders diejenigen Theologen immer und immer wieder zitiert worden, die einen solchen medial zu präsentierenden Konflikt aufzeigten. Dulles nennt das die „innovationist hermeneutic”. Dagegen setzten andere Theologen, Joseph Ratzinger unter ihnen, die „Hermeneutik der Kontinuität“ (davon spricht Dulles bereits 2003). Weiterlesen “Wider die Polarisierung”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Avery Dulles, Dokumente, Geist des Konzils, Hermeneutik, Interpretation, Kirche, Kontinuität, Konzil, Theologe, Theologie, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu Wider die Polarisierung

Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit

Veröffentlicht am 20. Oktober 2012

Ökumene und Dialog der Religionen: Diese beiden Themen standen – laut Papst Benedikt XVI. – im Rampenlicht bei der Überreichung des Ratzinger-Preises an diesem Samstag. Pater Brian E. Daley SJ und Rémi Brague wurden ausgezeichnet: Zwei „Persönlichkeiten im vollen Sinn des Wortes“, wie der Papst sagte. Und mit den beiden Themen griff der Papst die Bereiche auf, die ihm vor allem mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil sehr wichtig sind.

Die Ökumene und der Dialog der Religionen seien „entscheidende Bereiche der Kirche heute“, so der Papst. Daley kenne als Patristiker die Kirchenväter und die von ihnen beschrieben eine Kirche, aber auch den Reichtum der Verschiedenheit der Traditionen. Brague sei ein Religionsphilosoph, besonders des Judentums und des Islams des Mittelalters.

 

Die Kirche und die Moderne

Anlässlich des Jubiläums der Konzilseröffnung würde er gerne gemeinsam mit den Preisträgern und ihrem Denken zwei Konzilsdokumente neu lesen: Nostra Aetate und Unitatis Redintegratio, die Texte zu den nichtchristlichen Religionen und zur Ökumene. Dem fügte der Papst noch Dignitatis Humanae hinzu, das Dokument zur Religionsfreiheit. Weiterlesen “Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Dialog, Konzil, Ökumene, Preis, Ratzinger, Religionsfreiheit, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit

Beobachtungen eines Beobachters

Veröffentlicht am 13. Oktober 201216. Oktober 2012

Bischofssynode, 6. Tag, Samstag

Nach fast einer Woche Tagung – öfters durch Feiern und Grundsatzansprachen unterbrochen –  zeichnen sich bei der Bischofssynode im Vatikan einige erste Linien ab, die ich weitergeben möchte. Es sind lediglich persönliche Beobachtungen und fassen sicherlich nicht die ganze Diskussionen zusammen. Es sind nur erste Eindrücke.

 

Ad intra oder ad extra?

Liegt der Beginn einer erfolgreichen und guten erneuerten Verkündigung nun in den Verkündigern selber oder in der Struktur der Kirche und ihrer Methode bzw. in der Art und Weise der Verkündigung? In Kürze formuliert: Innen oder Außen? Nach den Gewichtungen in dieser Frage lassen sich viele Beiträge den bisherigen Versammlungen der Bischofssynode ordnen.

Die ad-intra-Schule spricht von Umkehr, vom Bekenntnis der eigenen Fehler und der eigenen Schwächen, aber auch vom Finden er eigenen Berufung aller Christen. Nur in der persönlichen Begegnung mit Christus und in der Treue zu seiner Lehre finde man die Authentizität und die Energie zur erneuerten Verkündigung.

Die ad-extra-Schule spricht von Kommunikation und deren Änderung, vom Umbruch sozialer und ökonomischer Strukturen etc. Sie betont unter anderem die Wichtigkeit der katholischen Soziallehre, der Bildung, der Familien als Orte der Evangslisierung, die Ausbildung von Katecheten.

Selten sind Beiträge, die beide Seiten verbinden, den wichtigsten hat der Papst selber geliefert, als er am Donnerstagabend von der Sünde in der Kirche sprach, die zu struktureller Sünde werden könne: Bürstet man die Ansprache des Papstes etwas gegen den Strich, dann macht sie deutlich, dass innen und außen letztlich nicht zu trennen sind, auch wenn man sie systematisch getrennt behandeln muss. Weiterlesen “Beobachtungen eines Beobachters”

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Aparecida, Bischofssynode, evangelii nuntiandi, Jüngerschaft, Konzil, Lateinamerika, Methode, neue geistliche Gemeinschaften, Option für die Armen, Puebla, Redner, Verkündigung2 Kommentare zu Beobachtungen eines Beobachters

Aggiornamento hier und heute

Veröffentlicht am 12. Oktober 2012

Bischofssynode, Tag 4 und 5

Papst Benedikt segnet von seinem Fenster aus
Benedikt XVI. am Donnerstag Abend beim Fackelumzug auf dem Petersplatz

Das Betrachten von Licht und Schatten des Konzils und seiner Folgen: Beides gehört zusammen.

Es gibt Meinungen die nur das Licht sehen wollen oder nur den Schatten, aber eine ausgewogene Beurteilung muss beides kennen.

Am Donnerstag Abend sprach der Papst auf dem Petersplatz davon, dass die Kirche in den 50 Jahren seit dem Konzil hat lernen müssen, dass aus der Sünde einzelner auch strukturelle Sünde werden könne. Die Begeisterung und Dynamik des Konzils damals dürfe die Realität der Schwäche des Menschen nicht aus dem Blick lassen.

 

Am Donnerstag sprach er bei einem Mittagessen mit den noch lebenden Teilnehmern des Konzils.  Seine Betrachtung galt dem Wort, das wohl wie kein anderes für die Lichtseite des Konzils steht: Aggiornamento, etwas ins heute bringen. Das Christentum sei immer etwas Neues, es gehöre nie nur in die Vergangenheit. Deswegen hätte der Instinkt Johannes XXIII. bei der Wortwahl – die auch damals nicht unumstritten gewesen sei – völlig richtig gelegen, so Benedikt XVI.

 

Dieses Aggiornamento könne aber nicht Bruch bedeuten, dann verliere man die Lebendigkeit der Wurzeln. Es bedeute nicht ein Zurücknehmen des Glaubens oder die Übergabe an die Moden der Zeit. Hier sieht der Papst auch die Dimensionen der prophetischen Kritik am heute, die die Distanz zu den Moden mit sich bringe.

 

„Die Erinnerung an die Vergangenheit ist kostbar, aber kein Selbstzweck“, so der Papst. Das ‚Jahr des Glaubens’ wolle diese Erinnerung an das Konzil und dessen Botschaften fruchtbar machen für das Heute. Wir können also sagen: Auch das ‚Jahr des Glaubens’ will seine Art des Aggiornamento.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Aggiornamento, Benedikt XVI., Bischofssynode, Jahr des Glaubens, Konzil, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Aggiornamento hier und heute

Der positive Blick auf die Welt

Veröffentlicht am 11. Oktober 2012

„In der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, dass Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber weder genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich, in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit zum Schlechteren abgeglitten sei. Sie benehmen sich so, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die eine Lehrmeisterin des Lebens ist, und als sei in den Zeiten früherer Konzilien, was die christliche Lehre, die Sitten und die Freiheit der Kirche betrifft, alles sauber und recht zugegangen.

Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergang stünde. In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meistens über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche.”

 

Aus der Eröffnungsansprache Papst Johannes XXIII. beim Zweiten Vatikanischen Konzil, Gaudet Mater Ecclesiae.

 

Dazu der Mainzer Kardinal Karl Lehmann: Besonders beachtet wurden seine Warnung vor einer pessimistischen Beurteilung des gegenwärtigen Zeitalters und die Mahnung, „zu unterscheiden zwischen der Substanz der alten Lehre des Glaubensgutes und der Formulierung ihrer sprachlichen Einkleidung“. Die katholische Lehre müsse „nach den Forschungsmethoden und der  literarischen Formulierung des modernen Lebens“ und vor allem in pastoraler Ausrichtung dargelegt werden.

Aus einem Artikel 2002 in der SZ

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Eifer, Gaudet Mater Ecclesiae, Johannes XXIII., Konzil, Moderne, Unheilspropheten, Welt, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Der positive Blick auf die Welt

„Die Kirche sucht sich selber”

Veröffentlicht am 11. Oktober 20129. Oktober 2012

„Die Kirche sucht sich selber. Mit viel Vertrauen und viel Anstrengung sucht sie, sich selber genauer zu definieren und zu verstehen, was sie ist. Die Kirche sucht auch nach der Welt und versucht, mit der Gesellschaft in Kontakt zu kommen, in dem sie den Dialog mit der Welt beginnt, indem sie die Bedürfnisse und die Defekte untersucht, die Notwendigkeiten, das Leiden und die Hoffnung und Sehnsüchte, die in den Herzen der Menschen sind.“

Der Konzilspapst Paul VI. nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Kategorien Allgemein, Geschichte, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Kirche, Konzil, Paul VI., Welt4 Kommentare zu „Die Kirche sucht sich selber”

„Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen“

Veröffentlicht am 10. Oktober 201210. Oktober 2012

Jahr des Glaubens, Konzilsjubiläum, Bischofssynode: Alles hat seinen Kern in einer Sache, dem Glauben. Bei all den Streitigkeiten, was das Konzil denn war und wie es wirkt und wirken soll und nicht gewirkt hat richtete der Papst an diesem Mittwoch in der Katechese der Generalaudienz den Blick auf den Kern. Den Glauben neu entdecken, nichts weniger will er mit seinem Jahr des Glaubens erreichen. Dasselbe wollte auch das Konzil, so der Papst.

 

Der vollständige Text des deutschen Teils der Generalaudienz:

Liebe Brüder und Schwestern,

morgen sind es 50 Jahre, Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet hat und an diesem Tag beginnen wir auch ein Jahr des Glaubens, um uns wieder neu in das Wollen dieses Konzils und das Wollen des Herrn selbst hinein zu begeben, Glauben zu lernen und aus dem Glauben zu leben.

Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen aus dem Bewusstsein heraus, dass das Christentum müde geworden war und nicht mehr recht in der Zeit zu stehen schien, in Sprache und Formen der Vergangenheit zugehörig schien. So hat er das Stichwort ‚Aggiornamento’ geprägt, „es wieder auf den Tag bringen“. Das heißt nicht ein äußerliches neu Anstreichen des Glaubens, sondern es bedeutet seine innere Gegenwart neu zu entdecken. Weiterlesen “„Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Aggiornamento, Benedikt XVI., Generalaudienz, Glaube, Johannes XXIII., Konzil, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu „Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen“

Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

Veröffentlicht am 7. September 201228. September 2012

Über einhundert Reden für das Konzil hat er (mit)geschrieben, er hat übersetzt, beraten und geforscht: Pater Peter Gumpel war während des Zweiten Vatikanums einer der Insider hinter den Kulissen.

 

Pater Peter Gumpel SJ

Es ist die Zeit der Erinnerung ans Konzil: Wenn die Gedenkveranstaltungen beginnen – wenn sie nicht schon laufen – werden wieder Artikel erscheinen unter den  Titeln „Was bleibt“ oder „Was hat es gebracht“ etc. Ganz in der Tradition der „oral history“ ist es aber auch spannend, denen zuzuhören, die damals dabei waren. Es sind nicht mehr sehr viele, die das Konzil noch selber erlebt haben, um so wichtiger ist es, jetzt zuzuhören. Einige Gespräche, die wir in den vergangenen Monaten für Radio Vatikan geführt haben, sind an dieser Stelle schon gebloggt worden. Hier nun ein weiteres, in vieler Hinsicht ein ganz besonderes.

 

Jesuitenpater Peter Gumpel war und ist immer noch Teil eines in Rom legendären Teams: Gemeinsam mit Pater Paolo Molinari, den er 1950 im Studium kennen gelernt hatte, arbeite er in der Kurie, also der Verwaltung, des Jesuitenordens. Während des Konzils waren die beiden echte Insider: Keine Entscheidungsmacher, keine Konzilsväter, aber Übersetzer, Forscher, Helfer, Schreiber, und – im Fall Pater Molinaris – Peritus des Papstes.

Vor einigen Tagen habe ich mit Pater Gumpel über seine Beteiligung am Konzil und über seine Sicht heute nach 50 Jahren sprechen können.

 

Vom Schreiben eines Konzilsdokumentes

Begonnen hatte seine Beteiligung am Konzil auf eine Weise, wie sie heute kaum noch vorzustellen ist. Pater Paolo Molinari, Gumpels Chef, Freund und Mitarbeiter, sollte auf die Schnelle einen Artikel für eine theologische Fachzeitschrift verfassen: 30-40 Seiten in drei Wochen, keine ganz einfache Sache. Pater Gumpel riet zur Zusage und so entstand in nur zwölf Tagen ein Artikel zur „Verehrung der Heiligen in der Kirche“, Molinari schrieb, Gumpel half. 1961 war das.

Eine der ersten Reaktionen auf diesen Artikel kam von Msgr. Floris Capovilla, dem Privatsekretär von Papst Johannes XXIII.. Zwei oder drei Tage nach dem Erscheinen habe dieser ihn, Gumpel, angerufen. Der Papst würde den Artikel in diesem Augenblick lesen, sei beeindruckt und wolle nun mit dem Verfasser sprechen. Also bekam Pater Molinari eine Privataudienz, in der Johannes XXIII. ihm einen Auftrag erteilte: In den Vorbereitungsdokumenten für das Konzil, das im kommenden Jahr (1962) beginnen sollte, sei sehr viel über die Kirche auf Erden, aber wenig über die Verbindung der Kirche auf Erden mit der Kirche im Himmel gesagt worden. Um das zu ändern möge er doch bitte eine Textvorlage machen. Weiterlesen “Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Interview, Kirche und Medien, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beratungen, Erinnerung, Experten, Gelehrte, Konzil, Latein, Peter Gumpel, Reden, Übersetzen, Vatikan, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute

Veröffentlicht am 6. Juli 201220. Juni 2012
Der Innenraum der Peterskirche während des Konzils
Die Konzilsaula im Petersdom

Das Konzilsjubiläum steht vor der Tür, 50 Jahre nach Eröffnung will sich die Kirche neu der Umsetzung widmen, Stichwort: Jahr des Glaubens. Aber wie versteht man heute diese Texte von damals? Ein Interview mit Professor Johannes Grohe, Kirchenhistoriker an der Santa Croce Universität in Rom.

 

 

Das Konzil gilt als das herausragende Ereignis der letzten 150 Jahre Kirchengeschichte. Ist es nicht andererseits erstaunlich, dass ein Konzil fast wichtiger scheint als alle Päpste und lehramtlichen Entscheidungen, die außerhalb davon gefallen sind?

 

„Zum einen ist das II. Vatikanische Konzil ein schönes Beispiel für diese Synthese der Zusammenarbeit von päpstlichen und synodalem Lehramt. Dieses Konzil ist von Johannes XXIII. einberufen worden mit dieser großen Vision, die ihn damals auszeichnete, von Paul VI. durchgeführt worden und von Paul und den folgenden Päpsten in die Tat umgesetzt worden.

In diesem Prozess der Aufnahme der Konzilstexte und ihrer Umsetzung sind wir noch mitten drin. Das Konzil ist auch deswegen ein so großes Ereignis gewesen, weil wegen der modernen Kommunikations- und Transportmittel tatsächlich die Bischöfe der Weltkirche haben teilnehmen können. Ein von so vielen Bischöfen besuchtes Konzil hatten wir bis dato nie. Mit anderen Worten, wir haben tatsächlich Verwirklichung, Versammlung der Weltkirche in einem Augenblick. Weiterlesen “Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute”

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Vernunft, Interview, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Glaube, Hermeneutik, Kirche, Kollegialität, Kontinuität, Konzil, Laien, Neuevangelisierung, Paul VI., Theologie, Zweites Vatikanum3 Kommentare zu Ungehobene Schätze: Das Zweite Vatikanum heute

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