Seit Tagen geht das Schauspiel um Pille und Kirche über die Bildschirme und die Nachrichtenagenturen, aber Klarheit will sich noch nicht recht einstellen, jedenfalls bei mir nicht. Und irgendwie hat die Geschichte mit den Kölner Krankenhäusern die Debatte verdorben.
Je mehr jetzt geredet wird, desto mehr merke ich das Bedürfnis, jetzt erst einmal nichts zu sagen. Eingerahmt von der Sexismus-Debatte reden wir über Sexualität und Gewalt und die Folgen davon. Manchmal ist nicht ganz klar, worüber gesprochen wird, aber hinter alldem liegt immer der Wunsch nach Selbstbestimmung: Die Selbstbestimmung des Einzelnen und die Selbstbestimmung der Gruppe, in diesem Fall der Kirche. Da braucht es mehr Ruhe, als uns die lauten Meinungen zugestehen wollen.
Seit Tagen denke ich, dass ich dazu eine Meinung haben müsste, aber die will sich nicht einstellen. Das Kirchen-bashing ist zu einfach und die Absolutismen von apodiktischen Lehrmeinungen sind leidenden Frauen gegenüber nicht gerecht. Es geht um menschliches Leben, das von Müttern und das von ungeborenen Kindern, und es geht um die menschliche Würde. Wir sprechen über Sexualität und Verantwortung, gleichzeitig über Gewalt und Missbrauch. Es geht um technische Mittel wie die Pille, die Sexualität verfügbar macht, und es geht um Liebe. Und das alles soll dann noch vernünftig – und ruhig – besprochen werden. Das überfordert uns wohl im Augenblick. Jedenfalls überfordert es mich.
„Wenn sie einander aushelfen, dann belehrt die Vernunft die Liebe und erleuchtet die Liebe die Vernunft. Die Vernunft schmiegt sich der Regung der Liebe ein, und die Liebe lässt sich die Grenzen der Vernunft gefallen. Auf diese Weise vermögen sie Großes“ (Wilhelm von Saint-Thierry, + 1148, Über die Natur und Würde der Liebe, 25). Ich weiß auch nicht, warum ich gerade dieses Zitat so treffend finde.