Eine Anmerkung zur alles dominierenden Geschichte an diesem Wochenende, zumindest in den italienischen Medien, aber nicht nur da: Das Desaster des italienischen Kreuzfahrtschiffes. Mittlerweile konzentriert sich die Aufmerksamkeit weg vom Desaster und von den Opfern und man fragt nach dem ‚Warum?’. Im Fokus der Aufmerksamkeit ist natürlich der Kapitän, und wie sich das alles anhört wohl auch zu Recht.
Die ersten Stunden und Tage der Berichterstattung dominierte ein Wort die Medien: Titanic, die Erinnerung an die Tragödie von 1912. Aber war das wirklich Erinnerung? Ging es wirklich ums Vergleichen? Oder nicht viel mehr darum, beim Zuschauer Emotionen wach zu rufen, denn schließlich haben wir ja alle den Film gesehen? Als ob das dauernde Wiederholen des Wortes in den Medien irgend etwas erklären würde. Kein Wort über die Andrea Doria (untergegangen 1951), kein Wort über die Fähre Estonia (Untergegangen 1994), obwohl auch dies vergleichbare Schiffsunglücke waren; immer nur Titanic, denn die ist in unserer Medienkultur ein festes Versatzstück.
Am Sonntag war Welttag der Flüchtlinge und Migranten, deswegen möchte ich eine andere Meldung anhängen: Am Sonntag wurden nach einem Schiffbruch 68 Menschen vor Malta gerettet, Flüchtlinge aus Nordafrika. Keine Titanic, und da es dauernd passiert auch nicht auf der Titelseite, sondern viel weiter hinten, wenn überhaupt. Trotzdem ist das die viel wichtigere Geschichte, die aber Mühe hat, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Menschen sterben auf dem Meer. Und den Armen aus dem Süden geht es dabei viel schlimmer als den Reichen auf dem Kreuzfahrtschiff. Wie immer.