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Schlagwort: Krieg

Schmerzensmänner

Veröffentlicht am 4. Oktober 20164. Oktober 2016

Eine Figur, aufrecht gerade stehend, den Betrachter von der Leinwand aus anblickend. In der einen, flach vor sich gehaltenen Hand trägt sie eine Art Modell von einer Kirche. Eine ganz klassische Szene, so werden Stifter von Kirchen und Klöstern dargestellt, Heilige oder auch nicht.

Nur, das Bild, das ich hier meine, hat so gar nichts von Kirche oder Andacht. Es ist eines einer Serie des Malers Georg Baselitz, “Helden” genannt. Derzeit sind die Bilder in Frankfurt im Städel-Museum zu sehen.

Gemälde von Georg Baselitz: Der Hirte, von 1965
Georg Baselitz (*1938) Der Hirte, 1965, Öl auf Leinwand, 162 x 130 cm Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung, seit 1993 © Georg Baselitz 2016 Foto: Frank Oleski, Köln

Vor den Renaissance-Malern wurden diese Heiligen oder Stifter, diese bewundernswerten Menschen, ohne Handlung dargestellt. Die stehen da nur, da geschieht nichts in den Statuen oder den Altarbildern. Die Handlung ist heraus genommen, sie passiert höchstens im Kopf des Betrachters, der die Geschichten kennt. Aber der Mensch dort auf der Säule oder der Leinwand tut nichts. Er wird schlicht dargestellt.

So macht es auch Baselitz mit seinen “Helden”, es sind Typen, keine Individuen, sie sind dargestellt, sie handeln nicht. Sie stehen, schauen den Betrachter an, grob und roh in den Gesichtszügen aber nicht aktiv. Da steckt zwar Bewegung drin, aber keine Handlung. Das ist ein Widerspruch, zugegeben, aber genau so stellen sich die Bilder vor.

Und obwohl alles an ihnen vom Krieg und Verwundung erzählt, hilft nichts im Bild dabei, die Figuren zu identifizieren oder zu individualisieren. Es sind halt Typen.

 

Baum, Fahrrad, zerrissene Uniformen

 

Zurück zum Mann mit der Kirche in der Hand: christliche Symbolik gibt es einige bei Baselitz, wenn ich mir auch nicht sicher bin, dass er genau das meint. Das Bild mit der Kirche in der Hand heißt “Der Hirte”. Es gibt aber noch viele andere Bilder, die genau so heißen, ein anderer Hirte hat zum Beispiel ein Kreuz am Kopf, auch das christliche Symbolik.

Überhaupt scheinen Baselitz Helden so etwas wie Schmerzensmänner zu sein, allein das schon christliche Bildsprache. Sie sind kraftvoll-muskulös und schwach zugleich, klar verletzt, verwundet, sie stehen in zerstörten Landschaften, da klingt deutlich der Krieg nach. Sie tragen alle Uniform, oder vielmehr: Lumpen, die mal Uniform waren. Die Bilder sind aus den 60er Jahren, Baselitz holt die Erfahrung des Krieges noch einmal auf die Leinwand.

Seine Leidensmänner stehen alleine da. Oftmals stehen sie freigestellt, viele Bilder haben keinen Hintergrund. Da ist höchstens ein Baum, scheinbar immer derselbe. Oder es ist einige Male nur dieser Baum, den Baselitz gemalt hat. Er hat immer einen gebrochenen Ast, dann sind da rote Tropfen – Blut – die herab tropfen. Auch die ständige Wiederholung der Themen und Attribute wie der Uniform der “Helden” trägt zur Typenhaftigkeit bei. Daneben stehen immer wieder Schubkarren, Fahrräder oder brennende Häuser.

Baselitz - Die Helden: Blick in die Ausstellugsräume
Ausstellungsansicht “Georg Baselitz. Die Helden”
Foto: Städel Museum

Es sind flächige Bilder, sie haben keine Tiefe, keinen Raum. Karminrot, braun, pink, das sind die vorherrschenden Farben. Die Bilder halten sich zurück, da ist keine Geste, kein Triumpf. Sie vereinnahmen nicht, posieren nicht wie es Helden heutzutage immer tun, wenn sie auf der Leinwand zu sehen sind.

 

Keine Bruce-Willis-Schmerzensmänner

 

Und hier wird die Ausstellung spannend. Einerseits sind da die christlichen Symbole und Anspielungen. Andererseits haben wir heute viele Helden vor Augen, die als leidende Schmerzensmänner über die Leinwand laufen. Nehmen wir Bruce Willis, blutend, zerrissen und schwitzend hat er aus dieser Figur eine ganze Filmkarriere gemacht, “Die Hard” und so weiter. Oder auch Jason Bourne und all die anderen blutenden Filmhelden. Sie sind ist der Held, der leidet und der dann am Ende, nun, genau: Held ist. Großes Gefühl, und am Ende überwiegt der Sieg das Leiden. Weiterlesen “Schmerzensmänner”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Georg Baselitz, Heilige, Helden, Heldentum, Krieg, Museum, Städl, Typen4 Kommentare zu Schmerzensmänner

Aus Information wird Wirklichkeit

Veröffentlicht am 18. August 201617. August 2016

Kommunikation ist immer dann gut, wenn Worte und Erfahrungen zusammen passen. Eine Binsenweisheit, die aber leider nicht immer zum Tragen kommt. Und wenn sie es doch tut, dann hat es erstaunliche Ergebnisse.

Oft haben wir hier schon das Sprechen von Papst Franziskus verhandelt, zu viel, zu wenig, direkt, verwirrend, alles mögliche wurde da genannt. Aber eines stimmt auf jeden Fall: Er schafft es immer wieder, mit seinen Worten die konkreten Erfahrungen der Menschen vor ihm aufzugreifen.

Packend sprechen: Papst Franziskus
Packend sprechen: Papst Franziskus

Beispiel Krakau, Weltjugendtag. Vor ihm ist eine große Menge von jungen Menschen, die seine Worte direkt in Übersetzung im Ohr haben, und die gleichzeitig gerade begeisternde Tage hinter sich haben. In den Bistümern, in einer von jungen Menschen gefluteten Stadt. Die haben erlebt, dass man sich irgendwie mit Händen und Füßen verständigen kann, mit jedem, und dass alle irgendwie aus dem gleichen Grund hier sind.

Hier über Krieg zu sprechen, ist nicht so einfach, aber der Papst kann das wunderbar einfangen, ich zitiere aus der Ansprache bei der Vigilfeier am Samstag des WJT: „Wir kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aus unterschiedlichen Kontinenten, Ländern, Sprachen, Kulturen und Völkern. Wir sind „Söhne“ und „Töchter“ von Nationen, die vielleicht über verschiedene Konflikte diskutieren oder sogar im Krieg miteinander sind. Andere von uns kommen aus Ländern, die im „Frieden“ sein mögen, die keine kriegerischen Auseinandersetzungen erleben, bei denen viele der schmerzlichen Ereignisse, die in der Welt geschehen, nur Teil der Nachrichten oder der Presse sind.“ Und dann spricht er die konkrete Erfahrung an: „Doch wir sind uns einer Sache bewusst: Für uns hier und heute, die wir aus verschiedenen Teilen der Welt kommen, sind der Schmerz und der Krieg, den viele Jugendliche erleben, nicht mehr etwas Anonymes, sie sind keine Zeitungsnachricht mehr; sie haben einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte, eine Nähe.“

 

Immer positiv

 

Aus der Information, aus etwas Abstraktem, wird angeschlossen an etwas Konkretes, an die Erfahrung der Menschen vor ihm, etwas Positives. Und das ist der Clou: es ist eben positiv, auch wenn man über Krieg spricht wird der Papst nicht oberlehrerhaft, belehrend oder gar moralisierend. Er spricht „Namen, Gesichter, Nähe“ an, also genau die Erfahrungen, welche die jungen Leute gerade gemacht hatten.

„Es gibt Situationen, die sich für uns als weit entfernt erweisen, bis wir irgendwie mit ihnen in Berührung kommen.“ Das haben die Jugendlichen erlebt, und das holt der Papst ein.

„Wir fangen jetzt nicht an, gegen irgendjemanden zu schimpfen. …Und unsere Antwort auf diese Welt im Krieg hat einen Namen: sie heißt Geschwisterlichkeit, sie heißt geschwisterliche Verbindung, sie heißt Gemeinschaft, sie heißt Familie. Wir feiern die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Kulturen kommen und uns zusammenfinden, um zu beten. Unser bestes Wort, unsere beste Rede soll sein, uns im Gebet zu vereinen.“

Und so wird das, was die Jugendlichen leben und erleben, eine Antwort auf all die Herausforderungen „draußen“. Sie können sich und ihre Erfahrungen in einem größeren Raum sehen, bekommen Bedeutung und Relevanz geschenkt. Das wirkt. Das ist gute und echte Kommunikation.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Erfahrung, Jugend, Krieg, Papst Franziskus, Weltjugendtag2 Kommentare zu Aus Information wird Wirklichkeit

2016 in Europa

Veröffentlicht am 31. Dezember 201526. Dezember 2015

Irgendwann vor gar nicht allzu langer Zeit hat ein Historiker in den USA das „Ende der Geschichte“ ausgerufen. Mit dem Fall der Mauer hätten sich endgültig Demokratie und Marktwirtschaft durchgesetzt, das Zeitalter des Liberalismus sei da.

Schon damals hat es Kritik gehagelt, aber heute kann man sich nur die Augen reiben. Wir schauen uns heute, kurz vor Beginn des Jahres 2016, in Europa um und fragen uns, wo das alles denn geblieben ist.

In Frankreich ist der Front National stark wie nie zuvor, in Italien retten sich die Wähler zur anarcho-nationalen Bewegung „Fünf Sterne“, die nur Obstruktion betreibt. Polen und Ungarn währen Wege und vor allem nationalistische Stimmungen, die mir den Atem nehmen. Russland hat einen Teil eines Nachbarstaates einfach annektiert, die Armeen überall setzen wieder mehr auf Panzer. Und das sind nur die schlagzeilenträchtigen Entwicklungen.

Das ist nicht gerade das Zeitalter der Demokratie und der Marktwirtschaft, wo sich alles irgendwie friedlich und liberal regelt.

Aber das ist 2016. Gefährlicher als die Jahrzehnte zuvor, auch hier, im wohlhabenden, fortschrittlichen Europa. Wenn wir wirklich all das behalten wollen, was unsere Gesellschaften prägen, Toleranz und Werteakzeptanz, Demokratie und Länder ohne Grenzen, dann werden wir wohl aufstehen müssen. In den Schoß wird uns das nicht mehr gelegt, das hat uns 2015 beigebracht. Jetzt werden wir sehen, ob es uns gelingt, das zu behalten, auf das wir so stolz sind und ob wir fähig sind, die nötige Energie und Bereitschaft dazu aufzubringen. 2016 wird anstrengend in Europa.

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter 2016, Demokratie, Europa, Jahr, Krieg, Krim, Krise, Wohlstand3 Kommentare zu 2016 in Europa

Dritter Weltkrieg?

Veröffentlicht am 15. November 2015

Er hat es wieder getan. Papst Franziskus hat eine Gabe, Dinge sehr deutlich auszusprechen. Und so hat er – bei einem Telefoninterview mit einem italienischen TV-Sender – bestätigt, dass die Anschläge von Paris zu dem gehören, was er den „Dritten Weltkrieg“ nennt, einen Krieg in Stücken.

Papst Franziskus predigt in Sarajevo
Predigt in Sarajevo

Das hat er nicht zum ersten Mal getan. „Es ist eine Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt wird, und im Bereich der globalen Kommunikation nimmt man ein Klima des Krieges wahr.“ Das sagte er bei seinem Besuch in Sarajevo im Juni diesen Jahres. Und auch bei fliegenden Pressekonferenzen nach Papstreisen ist dieses Wort schon oft gefallen.

Dabei definiert der Papst das Wort „Krieg“ um. Noch zu sehr steckt in unseren kulturellen Gedächtnissen die Definition von Clausewitz: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Das sieht der Papst anders. Krieg ist nicht Politik, Krieg ist Zerstörung, aber Krieg ist auch Profit durch Waffenhandel, also Profit am Leiden anderer.

 

Clausewitz ist Vergangenheit

 

Drei Gedanken zu diesem Begriff des Papstes.

Frankreichs Präsident sagt, das Land befände sich im Krieg. Papst Franziskus geht weiter, die ganze Welt sei im Krieg. Das liegt auf der Linie dessen, was der Erzbischof von Paris, Kardinal Vingt-Trois gesagt hat: er denke an alle Opfer von Terror, die von Paris, aber auch die von Beirut, von Nigeria und so weiter. Paris ist uns nahe, weil wir Nachbarn sind und das genauso gut auch uns hätte treffen können. Aber in den von Boko-Haram geplagten Ländern oder anderswo gibt es das ebenso. Es ist also erstens ein echter „Welt“Krieg, weil es überall stattfindet.

Mit seinem Begriff des „Weltkrieges“ sagt der Papst zweitens auch, dass das keine lokalen Phänomene sind. Das gehört zusammen und das ist nur weltweit in den Griff zu bekommen. Wie ja auch die Finanzströme, die hinter all dem Terror stecken, international sind und wie der Waffenhandel international ist. Weiterlesen “Dritter Weltkrieg?”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Papstreise, RomSchlagwörter Attentat, Clausewitz, Dritter Weltkrieg, Franziskus, Krieg, Papst, Paris, Weltkrieg17 Kommentare zu Dritter Weltkrieg?

Dieses Mal nicht die Peripherie

Veröffentlicht am 23. September 2014
Papstbesuch in Albanien
Papstbesuch in Albanien

Es gibt Erklärungen, die sind so einleuchtend, dass man gar nichts mehr weiter sagen muss. Oder kann. Wie etwa die Begründung für die Papstreise nach Albanien am vergangenen Sonntag: Er fährt an die Peripherien Europas.

Franziskus spricht sehr oft von diesen Peripherien, sie spielen in seinem Denken und auch in seiner Perspektive, die Welt zu sehen, eine große Rolle. Albanien wird stiefmütterlich behandelt, ist ein armes Land, ergo: Der Papst fährt an die Peripherien.

„Un-spinable“ sagt der Journalist, da kann man erklären wie man will, das ist dann einfach die Erklärung. Und ich habe das auch oft in der Berichterstattung zur Reise gehört.

Allein, es stimmt nicht. Oder zumindest nicht ganz. Papst Franziskus hat bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Korea die Frage nach seiner Motivation beantwortet, und die hatte ganz und gar nichts mit Peripherie zu tun. Er nannte zwei andere Gründe: Albanien habe eine Regierung, die alle Volksgruppen berücksichtige, Muslime, Orthodoxe und Katholiken, mit einem interreligiösen Rat. Die Anwesenheit des Papstes in Albanien solle also alle Völker daran erinnern, dass Zusammenarbeit möglich ist, auch politisch. Zweitens sei Albanien von allen kommunistischen Ländern das einzige gewesen, das den Atheismus in der Verfassung festgeschrieben habe. 1.820 Kirchen seien zerstört worden. „Ich habe gespürt, dass ich da hingehen muss.“

Das hat Papst Franziskus in seinen Ansprachen, vor allem einer, auch noch einmal deutlich betont.

Vor allem die erste Erklärung – die politische Zusammenarbeit von Vertretern verschiedener Religionen – ist hoch aktuell. Gebete für den Frieden im Nahen Osten, Aufrufe zu Waffenstillstand, klare und unmissverständliche Verurteilung von Waffenhandel, der nur zu mehr Leid führt, das alles fügt sich ebenfalls in ein Bild. Da gehört diese Reise hinein.

Die Peripherien sind nicht das einzige Thema des Papstes. Und Albanien liegt so gesehen ganz und gar nicht an der Peripherie Europas.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, PapstreiseSchlagwörter Albanien, Dialog, Frieden, Krieg, Papst Franziskus, Peripherien, Religionen1 Kommentar zu Dieses Mal nicht die Peripherie

Wider den Krieg, noch einmal und immer wieder

Veröffentlicht am 1. August 20141. August 2014

„Ich rufe alle auf, weiter zu beten, damit der Herr den Völkern und den Verantwortlichen dieser Gebiete die Weisheit und die notwendige Kraft schenkt, um entschlossen auf dem Weg des Friedens voranzugehen. Im Mittelpunkt aller Entscheidungen dürfen niemals Sonderinteressen stehen, sondern das Gemeinwohl und die Achtung eines jeden Menschen: Alles ist mit dem Krieg verloren, und nichts verliert man mit dem Frieden!“ Papst Franziskus, am vergangenen Sonntag auf dem Petersplatz. Mit diesem Zitat wiederholte er einen Ausruf von Papst Pius XII. vom 24. August 1939, wenige Tage vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Es komme darauf an, „jeden Streit mit beharrlichem Dialog und mit Verhandlungen und mit der Kraft der Versöhnung anzugehen“, so Franziskus weiter.

Es gibt eine lange und ehrenvolle Traditon von Päpsten, die sich gegen den Krieg wenden, den modernen, industriellen, maschinellen, von Ideologien und Fanatismen gefütterten Krieg. Johannes Paul II. hat mich in seinem Einsatz gehen den Krieg im Nahen Osten als Student fasziniert, das zornige „jamais plus la guerre, jamais plus la guerre“ Papst Pauls VI. Vor den Vereinten Nationen in New York habe ich erst hier in Rom kennen gelernt, als ich mich näher damit beschäftigt habe. Aber Paul VI. steht in der Tradition, in der vor ihm Johannes XXIII. in seinem Einsatz in der Kuba-Krise und nach ihm Johannes Paul II. standen.

Und da ist der erste in dieser Reihe, den ich hier an dieser Stelle noch einmal zitieren will, Benedikt XV. Das habe ich ja in meinem letzten Post schon getan. Aber zitieren wir nicht den Papst, sondern einen des Katholizismus unverdächtigen, den unvergleichlichen Karl Krauss. Er hat ein Stück geschrieben, „Die letzten Tage der Menschheit“. Entstanden direkt unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges hat dieser brilliante Polemiker und von mir hoch geachtete Sprachkritiker setzt in dem Stück Sätze und Szenen zusammen. Und er fügt O-Ton Benedikt XV. ein.

Die 27. Szene im Ersten Akt besteht ganz aus einem Text des Papstes, die Regieanweisung lautet: „Im Vatikan. Man hört die Stimme des betenden Benedikt.“

„Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören wir Euch, die Ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahre Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen.

Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg.

Höret auf unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiß die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen.“

Der ebensowenig katholischer Sympathien verdächtige Kurt Tucholsky hat das dann 1931 gegen die Nazis und die Kriegsgefahr, die er dort witterte, angeschärft, so ist das berühmte Zitat entstanden „Soldaten sind Mörder“. Weiterlesen “Wider den Krieg, noch einmal und immer wieder”

Kategorien Allgemein, FranziskusSchlagwörter Benedikt XV., Botschaft, Franziskus, Frieden, Krieg4 Kommentare zu Wider den Krieg, noch einmal und immer wieder

Eine Überraschung

Veröffentlicht am 27. Januar 201327. Januar 2013

Es gibt historische Personen, die man quasi als Tapete der Zeit wahrnimmt, als existent aber nicht bedeutend, irgendwie alt aber nicht wirklich von Interesse. Bis man dann entdeckt, wie spannend und überraschend solche Menschen sein können, auch für heute noch. Jüngstes Mitglied der Gesellschaft neu entdeckter Gestalten: Papst Benedikt XV., Papst während des Ersten Weltkrieges.

Mein Beitrag dazu.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Geschichte, VatikanSchlagwörter Benedikt XV., Enzyklika, Europa, Frieden, gerechter Friede, Krieg, Vatikan, Waffen, Weltkrieg11 Kommentare zu Eine Überraschung

Banja Luka liegt in Europa

Veröffentlicht am 25. Mai 201225. Mai 2012
Bischof Franko Komarica im Gespräch mit Radio Vatikan
Bischof Franjo beim Interview auf dem Katholikentag

Franjo Komarica ist ein freundlicher Mann. Er ist seit 1989 katholischer Bischof von Banja Luka in Bosnien Herzegowina. Er kümmert sich um Versöhnung, so gut das denn geht, und ist mehrfach ausgezeichnet. Es passt zu seiner Freundlichkeit.

Wenn er aber über sein Land und die Situation der Christen dort spricht, spricht er Klartext. Die Hand schlägt immer wieder auf den Tisch, so dass die Aufnahme mit dem Mikro fast nicht brauchbar ist. Sein Bistum liegt in einer Gegend Europas. Ein Teil Europas, obwohl Bischof Franjo das im Gespräch zu bestreiten scheint.

Wir Zentraleuropäer hätten damals weggeschaut, während des Krieges, bei den Ungerechtigkeiten nach dem Krieg und heute immer noch. Katholiken würden wie Rechtlose behandelt und Europa schaue zu.

 

Das politische Europa ist in unserem Fall sehr unglaubwürdig geworden. Nicht umsonst hat der selige Johannes Paul II. diese Frage sehr scharf formuliert, als er zu Besuch war: „Europa war Zeuge bei dieser Tragödie. Man muss sich fragen, ob Europa ein glaubwürdiger Zeuge war.“ Diese Frage müssen sich die Politiker, Wirtschaftsleute und das Militär stellen, auch die Medien.

Man sah, dass eine Tragödie verhindert werden musste und verhindert werden konnte. Aber wir wurden Opfer anderer Differenzen unter den sogenannten großen Völkern und Mächten. Jugoslawien ist nach dem ersten Weltkrieg als Siegeszeichen der siegreichen Alliierten errichtet worden, und seitdem werden wir als Papisten bestraft, vom Ottomanentum, von den Kommunisten und auch jetzt dadurch, dass wir aus Bosnien ausradiert werden.

 

Ausradieren ist ein sehr hartes Wort.

 

Das ist ein sehr mildes Wort der herrschenden Situation gegenüber! Weiterlesen “Banja Luka liegt in Europa”

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, InterviewSchlagwörter Banja Luka, Bosnien Herzegowina, Dayton, Europa, Franjo Komarica, Frieden, Krieg, Recht, Versöhnung, WahrheitSchreiben Sie einen Kommentar zu Banja Luka liegt in Europa

Gerechtigkeit in Olivgrün

Veröffentlicht am 22. Oktober 20117. Januar 2013

Militärseelsorge habe ich selber sehr schätzen lernen: An meinen eigenen Militärpfarrer kann ich mich noch gut erinnern, Pater Josef liebte es, in seinem weißen Habit übers Feld zu laufen und unsere Unteroffiziere zu nerven; nahm er doch sichtbar die Fiktion des Manövers nicht ernst, uns Soldaten aber um so ernster. Damals stand aber die Mauer noch und die Situation war eine ganz andere. Heute geht es um Terror, um Warlords, um Dronenkriege und private Sicherheitsfirmen in Heeresstärke. Wie macht man da Soldatenseelsorge? Dazu gab es in den letzten Tagen eine Tagung im Vatikan.

Die Frage nach den Menschenrechten angesichts der sich ändernden Rolle des Militärs: Ein Interview mit dem deutschen Soldatenbischof, Franz-Josef Overbeck über sein Amt, über die Tagung in Rom und über den Alltag der deutschen Soldaten in Afghanistan:

http://212.77.9.15/audiomp3/00285457.MP3

„Afghanistan ist eine andere Situation, in der die Soldaten ihren Dienst tun müssen, menschlich äußerst extrem – Vier Monate ohne die normalen Sozialkontakte. Vier Monate auf engstem Raum bei größter Hitze, viel Sonne und Sand und natürlich mit dem Wissen: Wir müssen in extreme Einsätze, die auch bedeuten können, getötet zu werden oder selbst zu töten, auf jeden Fall Gewalt anzuwenden. Auch da scheint mir genauso wie die Rolle der Seelsorger meine Rolle zu sein, hinzugehen, zuzuhören, in ethischen Fragen ein hoffentlich kompetentes Urteil oder einen Hinweis zu geben, den sie dann selbst für ihre Entscheidungen nutzen können.“

Sie waren selber in Afghanistan vor nicht allzu langer Zeit. Welchen Eindruck hat das Leben der Soldaten dort auf Sie gemacht?

„Das Leben der Soldaten ist ein sehr solidarisches Leben untereinander, das haben sie mir bestätigt. Man merkt es im Umgang der Soldaten untereinander, dass sie einander so kennen lernten wie sonst nie in langen Jahren gemeinsamen Tuns in Deutschland. Ich habe den Eindruck, dass sie hochprofessionell ihren Dienst tun und anders als unter anderen Umständen, auch sehr viele Fragen haben, die wirklich ins Innerste des Menscheseins gehen. Das habe ich in Gesprächen sofort gemerkt und das sagen die Priester, die dort sind, genauso.“ Weiterlesen “Gerechtigkeit in Olivgrün”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., InterviewSchlagwörter Benedikt XVI., Frieden, Krieg, Nächstenliebe, Overbeck, Seelsorge, SoldatenSchreiben Sie einen Kommentar zu Gerechtigkeit in Olivgrün

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