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Schlagwort: Lebensschutz

US-Bischöfe: Back to normal?!

Veröffentlicht am 27. Januar 202127. Januar 2021
alle katholischen Themen Die USA haben die zweitgrößte Bischofskonferenz der Welt.

„Ein Gutes die Wahl von Trump ja“. Worte von vor knapp vier Jahren in Rom, ich hatte einen US-Kardinal nach seiner Einschätzung gefragt. „Wenn Clinton gewonnen hätte, dann wäre das katholisch wahrgenommene Thema Abtreibung gewesen. Dann Abtreibung und noch mal Abtreibung. Nun aber müssen wir über Lüge und Wahrheit sprechen, über brutal auseinander gerissene Familien, über Umwelt, Abtreibung und Lebenschancen, über Hispanos, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Über alle katholischen Themen halt.“ Die Reihenfolge mag nicht korrekt wiedergegeben sein, aber die Liste habe ich mir damals so notiert.

So gesehen sind wir nun, nach Amtsantritt von Joe Biden wieder zurück zum Normalzustand. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz hat in seinem Schreiben an den frisch ins Amt gekommenen Präsidenten überdeutliche Worte gefunden für dieses eine Thema. Und das, nachdem die US-Bischöfe Trump gegenüber nicht wirklich klar entgegen getreten sind. Hier wurde offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Biden wird mit deutlichen Worten angegangen, Trump wurde es nicht, nicht mal nach dem Sturm auf das Kapitol.

Alle katholischen Themen

Natürlich muss in jeder Debatte mit der Politik Abtreibungsgesetztebung ein Thema sein, keine Frage. Interessant find ich hier aber die Beobachtung des US-Theologen Massimo Faggioli: Immer wenn die Demokraten an der Macht seien, machten sie humane Sozialpolitik, die es schwangeren Frauen erleichtere, sich für ihr Kind zu entscheiden. Die Republikaner hingegen brächten „mit ihrer grausamen Politik Frauen in verzweifelte Situationen”, sagte der Wissenschaftler in einem Interview. Sie erklärten Frauen, die abtreiben, zu schlechten Menschen. Diese „allzu simple Logik” übernähmen auch viele Bischöfe.

Lebensschutz muss Thema sein, aber bitte nicht als Ideologie sondern in seiner gesamten Breite. Stattdessen inszenieren einige Kreise jetzt schon wieder den Kulturkampf, der in der Kirche so destruktiv wirkt. Und der weder den ungeborenen Kindern noch den betroffenen Frauen hilft.

Wenn wir als Glaubende wirklich beitragen wollen zu einer gerechteren Welt für alle, und auch für das ungeborene Leben, dann müssen wir aus den Schützengräben raus. Und die US-Bischöfe vorweg.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Abtreibung, Biden, katholische Kirche, Lebensschutz, Trump, USA22 Kommentare zu US-Bischöfe: Back to normal?!

Das ganze Leben

Veröffentlicht am 24. Oktober 202024. Oktober 2020
Alleinstellung der katholischen Kirche Tunnelblick schränkt Perspektive ein

Es klebt Positiv drauf, es ist aber leider oft genug Negativ drin. Im Blog habe ich zum Thema Engagement von Christinnen und Christen geposted, und aufgemacht wird das Thema „Lebensschutz“. Und zwar als ein Negativum. Wie es ein Kommentar formuliert hat: „Es war eben eine gute Alleinstellung der katholischen Kirche, dass sie vehement das ungeborene Leben schützt.“

Da schüttle ich den Kopf. Die Alleinstellung der Kirche ist doch Bitteschön Jesus Christus, oder? Und wenn daraus der Schutz des menschlichen Lebens und dessen Würde folgt – und damit bin ich voll einverstanden – dann aber bitte des ganzen Lebens und sämtlicher Würde. Wenn wie hier im Blog mehrere Leute kommentieren möchten, dass der Tod eines Menschen (Ruth Bader-Ginsburg) gut ist weil es der Sache des Lebensschutzes dient, ist an Absurdität kaum zu überbieten.

Alleinstellung der katholischen Kirche

Schon in Laudato Si’ hat Papst Franziskus für uns die Breite des Themas aufgemacht, der Schutz des menschlichen Lebens ist komplexer als die Reduktion auf einen Schlachtruf es zulässt. Der lässt sich auch nicht gegen die Schöpfung ausspielen, wie einige Kommentatoren meinen. Denn alles gehört im Schöpferwillen Gottes mit allem zusammen.

Nun sind Autoritätsargumente die schlechtesten aller Argumente, trotzdem mag ich an dieser Stelle noch einmal den Papst zitieren, schlicht und einfach weil es treffend formuliert ist. Ein Zitat aus der Exhortation Gaudete et Exsultate, Nr. 101:

„Schädlich und ideologisch ist ebenso der Fehler derer, die in ihrem Leben dem sozialen Einsatz für die andern misstrauen, weil sie ihn für oberflächlich, weltlich, säkularisiert, immanentistisch, kommunistisch oder populistisch halten, oder die ihn relativieren, als würde es wichtigere Dinge geben bzw. als würde er nur eine bestimmte von ihnen verteidigte Ethik oder ein entsprechendes Argument betreffen. Die Verteidigung des ungeborenen unschuldigen Lebens zum Beispiel muss klar, fest und leidenschaftlich sein, weil hier die Würde des menschlichen Lebens, das immer heilig ist, auf dem Spiel steht und es die Liebe zu jeder Person unabhängig von ihrer Entwicklungsstufe verlangt. Aber gleichermaßen heilig ist das Leben der Armen, die schon geboren sind und sich herumschlagen mit dem Elend, mit der Verlassenheit, der Ausgrenzung, dem Menschenhandel, mit der versteckten Euthanasie der Kranken und Alten, denen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird, mit den neuen Formen von Sklaverei und jeder Form des Wegwerfens.“

Gleichermaßen heilig

Es ist ein Fehler, die eigene Perspektive absichtlich zu beschränken. Es ist ein Fehler, sich durch ein Thema von anderen abzugrenzen und eine Fragestellung zur Messlatte zu erheben. Nicht jeder muss sich für alles einsetzen, aber den Einsatz zu beschränken und zu einem Alleinstellungsmerkmal zu erklären ist eben – in den Worten des Papstes – „schädlich und ideologisch”. Und schlimmer noch: es hilft dem Schutz des Lebens nicht.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Glaube, katholische Kirche, Lebensschutz, Papst Franziskus37 Kommentare zu Das ganze Leben

Wachsende Einsicht

Veröffentlicht am 18. September 201811. November 2018
Moderner Christus (Fribourg, Schweiz) Moderner Christus (Fribourg, Schweiz)

Da wird kirchliche Lehre geändert! Der Trauer-, Skandal- und Schlachtruf all derer, die nicht einverstanden sind mit vielem, was in der Kirche so vorgeht. Die Lehre, die wir empfangen haben und weiter geben sollen, die mit dem Siegel der Unfehlbarkeit der Kirche versehen ist, die zu bewahren und zu schützen ist, die wird verändert. Schlimm!

Der Schrei passiert meistens dann, wenn es um Moral-Lehre geht. Siehe Amoris Laetitia und den Empfang der Kommunion, sei es für wiederverheiratete Geschiedene oder für konfessionsverbindende Ehen. Was ist Ehe, was darf Ehe, wer darf Ehe, und wie darf das mit dem Sexualleben sein, darauf wird das leider meistens reduziert.

Moderner Christus (Fribourg, Schweiz)
Moderner Christus (Fribourg, Schweiz)

Was daran eindeutig stimmt ist natürlich, dass wir das, was wir glauben, nicht einfach per Ukas oder per Mehrheitsbeschluss ändern können. Es gibt die Bibel, es gibt die Tradition und die Entscheidungen und Erwägungen der Generationen vor uns, der Glaube „gehört“ uns nicht, es gilt ihn zu leben und zu reflektieren, nicht passend zu machen. Dafür steht – mindestens – das Kreuz.

Was aber auch stimmt ist, dass die Lehre nichts Monolithisches ist. Sie lebt, sie ist nicht zwischen Buchdeckel einzuzwängen. Ein Wort, das gestern oder vor 100 Jahren eine bestimmte Bedeutung hatte, hat diese Bedeutung gewechselt, schlicht deswegen, weil Sprache lebt. Auch kann ich bei Übersetzungen nicht auch die Bedeutungszusammenhänge mit postulieren, Übersetzung ist immer auch kulturelle Übersetzung. Und ich darf nicht bei der Verkündigung eine bestimmte Kultur als Referenzgröße setzen, da ist Papst Franziskus sehr klar.

 

Bedeutungswandel, Bedeutungsübersetzung

 

Im August hat es ein Beispiel gegeben, wo es eine Änderung des Katechismus gegeben hat, wo also ein Lehrsatz der Kirche sich geändert hat, und wo bei dieser Änderung der Grund für den Wandel gleich mit in den Katechismus eingeschrieben wurde.

Es geht um die Todesstrafe. Von einer abwägenden Regelung „Soweit unblutige Mittel hinreichen […] hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten […]“, es wurde also eine Unterscheidung eingefordert, wenn auch mit eindeutiger Schlagseite gegen die Anwendung. Nun ist es absolut formuliert: „Deshalb lehrt die Kirche im Licht des Evangeliums, dass die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“ (Katechismus 2267). Johannes Paul II. hatte noch einen Wunsch ausgesprochen, 1999 in St Louis, USA. Nachfolge Christi müsse „pro-life“ sein, und zwar in jeglicher Hinsicht. Papst Franziskus hat das aufgegriffen und jetzt in Katechismusworte umsetzen lassen.

Nebenbemerkung: dass Widerstand gegen diese Änderung außgerechnet von Katholiken kommt, die sich ausdrücklich als „pro-life“ bezeichnen, schon ein wenig ironisch. Oder tragisch.

 

Immer pro-life

 

Aber zurück zur Änderung: Spannend sind hier die dem eben zitierten Satz aus dem Katechismus vorausgehenden zwei Absätze: Es wird hingewiesen auf die Ergebnisse von Reflexion des bisher als Gültig angenommenen: „Lange Zeit wurde …“. Nicht vergessen dürfen wir, dass selbstverständlich auch christliche Herrscher bis hin zum Papst die Todesstrafe verhängt haben, mit Segen der Kirche, auch im Vatikanstaat. Gerade einmal 150 Jahre ist die letzte Hinrichtung her. Weiterlesen “Wachsende Einsicht”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Amoris Laetitia, Einsicht, Katechismus, Kirche, Leben, Lebensschutz, Lehre, Moral, Morallehre, Papst Franziskus, pro-life35 Kommentare zu Wachsende Einsicht

Die Herausforderung der Vielfalt

Veröffentlicht am 2. Juni 20172. Juni 2017

Österreich kennt einen „soliden und bewährten Religionsfrieden”: Es ist zwar schon einige Tage her – Mittwoch – aber da ich unterwegs war komme ich erst jetzt dazu, das aufzuschreiben. Kardinal Christoph Schönborn hat diese Worte gewählt, bei einem Empfang für Medien, Kultur und Wirtschaft, und daran die Warnung angeschlossen, denen nicht in die Hände zu spielen, die diesen Religionsfrieden nicht wollen.

Blick auf den Redner, von mir aus gesehen weit weg. Aber es kommt ja auf das Hören an
Blick auf den Redner, von mir aus gesehen weit weg. Aber es kommt ja auf das Hören an

Er nannte zum Beispiel die Reduzierung des Islam auf einige wenige Kontroversthemen, das sei ein Weg, die Spalter stark zu machen. Religionsfrieden sei zwar nicht mehr so einfach wie vielleicht früher, aber das sei kein Grund zur Panik.

Leben in Vielfalt sei eine Herausforderung: leicht versteckt lag hier die Aufforderung, sich nicht zurück zu sehnen oder zu glauben, mit einfachen Rezepten sei das Früher wieder herstellbar.

Interessant war auch, dass Kardinal Schönborn seine Gedanken ausdrücklich unter die Überschrift des „Tages des Lebens“ stellte. Er begann damit, an das Leben der Christen zu erinnern, die verfolgt werden, und er nannte ausdrücklich die Kopten Ägyptens. „Tag des Lebens“ ruft gleicht das Wort „Lebensschutz“ wach, und das ist leider von einigen kirchlichen Gruppen auf die Frage nach Abtreibung beschränkt worden. Auch hier helfen die Gedanken des Kardinals: Wer für das Leben eintritt, muss auch für das Leben der Christen im Nahen Osten eintreten wie überhaupt aller Verfolgten dort. Wer für das Leben eintritt, muss auch für den Religionsfrieden eintreten, siehe oben.

Der Religionsfrieden in Österreich und der Einsatz für Christen und alle Verfolgten im Nahen Osten: Das sind Anliegen des Lebensschutzes. Nur zwei kurze Eindrücke von einer sehr guten Veranstaltung.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Christen im Nahen Osten, Kardinal Schönborn, Lebensschutz, Österreich, Religionsfrieden, Tag des Lebens3 Kommentare zu Die Herausforderung der Vielfalt

Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Veröffentlicht am 24. Mai 2017

Alle haben sie das Zitat gebracht: „das ist nicht christlich“. Es war ja auch das erste Mal, dass Donald Trump – damals noch Kandidat für die US-Präsidentschaft – und Papst Franziskus sich medial begegnet sind. Es ging um die Mauer nach Mexiko, und während der Papst auf das Bauen von Brücken setzt, will Donald Trump die Mauer haben. Papst Franziskus hatte sich beim Rückflug von Mexiko geäußert, Donald Trump dann bei einer Wahlkampfveranstaltung geantwortet.

Beginn des Gesprächs im Vatikan
Beginn des Gesprächs im Vatikan

Brücken will der Papst auch zum US-Präsidenten bauen, es gebe immer eine Tür, die nicht ganz geschlossen sei, kommentierte er seine Erwartungen an das Gespräch an diesem Mittwoch.

Ansonsten erfuhr man relativ wenig über die beiden im Vorfeld. Ich habe mir heute Morgen den Spaß gemacht und – online – durch die Medien geklickt, da war sehr wenig Substanz.

Die weniger intelligenten Kollegen meinten, den Apostolischen Palast wahlweise mit Trump Tower in New York oder seinem vergoldeten Golf-Resort in Florida vergleiche zu müssen, „da gebe es doch Anknüpfungspunkte“ meinte Spiegel online. Soll wohl ironisch-süffisant klingen.

Manche meinten, Übereinstimmungen zwischen den beiden feststellen zu können, etwa in Sachen Lebensschutz. Dabei braucht man nur ganz wenig die Augen aufzumachen um zu sehen, dass Lebensschutz für den Papst nicht nur das Thema Abtreibung bedeutet, sondern auch Schutz der Alten – Stichwort Alten- und Krankenversicherung – und der Jungen. Hier sind richtig viele Themen, die man hätte aufnehmen können, entweder als US-Experte oder als Vatikan-Journalist.

Die meisten Vorberichte waren leider nur eine Aneinanderreihung von Stereotypen (ich nehme hier die NYT, Cruxnow und die Agenturen ausdrücklich aus). Schade, von Journalismus hätte ich mir da mehr erwartet. Dass Melania Donald’s Hand nicht genommen habe, konnte man bei Spiegel online lesen. Oder dass die zukünftige Botschafterin der USA im Vatikan mal in einem Chor gesungen habe. Das geht besser!

 

Zitate-Kollision

 

Auch wurden in vielen Vorberichten die Zitate, welche die beiden übereinander – siehe „das ist nicht christlich“ – oder über verschiedene Themen gesagt haben, einfach gegenübergestellt, ohne Analyse, ohne Einordnung, ohne Nachfrage. Noch einmal: Das geht besser!

Hier in Rom derweil: alles abgesperrt, Trump wurde über die Via della Conciliazione angefahren, keine einfache Sache an einem Mittwoch, wo normalerweise 30.000 – 60.000 Menschen zur Generalaudienz kommen. Dann das Gespräch.

Wer die Anfahrt der Kolonne sehen will: bitte sehr.

Auf den TV-Bildern wirkte der Papst konzentriert, Trump eher – ganz Politiker – jovial und erfahren im Umgang mit vielen Kameras. Nichts anderes war zu erwarten. Weiterlesen “Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Auslandsreise, Berichterstattung, Brückenbauen, Donald Trump, Journalismus, Lebensschutz, Mauerbau, Medien, Papst Franziskus, Religionsfreiheit, US-Präsident, Vatikanbesuch6 Kommentare zu Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Lebensschutz

Veröffentlicht am 24. Mai 201619. Mai 2016

Was ist eigentlich mit dem Schutz des Lebens passiert? Irgendwie haben wir es zugelassen, dass die Bezeichnung „Lebensschützer“ einen negativen Beiklang bekommen hat. Das hat vor allem mit den USA zu tun, wo Teile der Kirche(n) sich vor allem auf einer Plattform artikulieren: gegen die Abtreibung.

Da gibt es eine ganze Reihe von Organisationen, die sich „for life“ oder „pro life“ nennen, aber das auf „gegen Abtreibung“ beschränken. Was im derzeitigen Wahlkampf ganz besonders zum Vorschein kommt. Da wird Donald Trump gelobt, dass er sich in den vergangenen Tagen öfters zum Thema geäußert hat und außerdem ankündigt hat, für den Obersten Gerichtshof nur Richter zu ernennen, die Rote vs. Wade revidieren wollen. Für alle, die damit nicht vertraut sind: Die gegenwärtige Rechtspraxis umkehren und Abtreibung ohne Ausnahme verbieten.

Dass Trump sich für Folter ausgesprochen hat, was man ja irgendwie auch ins Thema Schutz des Lebens einbeziehen kann, war egal. Selbst als konservativ bezeichnete Katholiken hatten hier einen deutlichen Strich gemacht, für Katholiken sei Trump deswegen nicht wählbar. Das sehen die Lobbyisten der „pro-life“ Plattformen anders.

Lebensschutz ist aber mehr. Um die Trias des Papstes zu zitieren: Schutz des ungeborenen Lebens, Schutz des jungen Lebens, Schutz des alten Lebens. Das bedeutet zum Beispiel auch Sorge für die Perspektiven der heranwachsenden Generation, damit sie nicht ausgeschlossen ist von Leben, Wirtschaft und Gesellschaft. Das bedeutet ein nicht ausschließen der „nutzlosen“ weil wirtschaftlich nur belasteten älteren Generation.

Und weil er diese Trias immer gemeinsam nennt, können die „ein-Thema-Plattform“ Lobbyisten damit nichts anfangen.

 

Reduktion auf nur ein Thema

 

Ein anderes Thema ist Krieg. Krieg anfangen zu wollen ist nicht wirklich im Sinne des Lebensschutzes. Trotzdem findet man auf den einschlägigen Plattformen – vor allem in den USA – dazu rein gar nichts. Wenn ein überzeugter Christ wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Ted Cruz sagt, er wolle „bombardieren bis der Sand glüht“, dann finde ich es schon sehr fragwürdig, dass das als christlich durchgehen kann.

Noch ein Thema ist die Manipulation, die wir zulassen. Immer mehr kleine erste Schritte werden getan, welche die Manipulation von Erbgut, das sich Aussuchen von Kindern etc. möglich machen können. Damit wird viel Geld verdient, aber auch hier höre ich wenig aus der Lobbyisten Ecke. Aber auch dieses Thema ist ein Lebensschutz-Thema, und genau so sollte es genannt werden.

Also, was ist eigentlich mit dem Schutz des Lebens passiert? Gefährdungen gibt es genug, in allen Lebenslagen. Aber wenn wir das Thema nur den Lobbyisten der einen Frage überlassen, verdrängen wir das in eine Ecke.

In diesen Tagen jährt sich die Veröffentlichung von Laudato Si’ zum ersten Mal. Beim Katholikentag in Leipzig darf ich dazu auf einem Podium sitzen. Dem Papst geht es um eine „ökoliogische Umkehr“, weil „alles mit allem zusammen hängt“ und wir zum „hüten“ berufen sind, nicht zum beherrschen. Das gilt für das menschliche Leben, das gilt für alles Leben.

Zeit, den Schutz des Lebens als umfassende Aufgabe wieder zu entdecken.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Franziskus, Laudato Si, Leben, Lebensschutz, USA, Wahlkampf4 Kommentare zu Lebensschutz

Keine Experten für apokalyptische Diagnosen

Veröffentlicht am 16. Februar 2014

„Es ist gut, dass man in uns nicht so sehr Experten für apokalyptische Diagnosen sieht bzw. finstere Richter, die sich damit brüsten, jede Gefahr und jede Verirrung aufzuspüren, sondern frohe Boten, die befreiende Lösungen vorschlagen, und Hüter des Guten und der Schönheit, die in einem Leben, das dem Evangelium treu ist, erstrahlen.“ In der vergangenen Woche habe ich erneut intensiv Evangelii Gaudium gelesen, das Schreiben Papst Franziskus, das er „programmatisch“ genannt hat. Und an diesem Satz bin ich hängen geblieben (EG 168).

Als Belgien den Weg frei machte für die aktive Sterbehilfe für Kinder, habe ich mehrfach angesetzt, um im Blog etwas dazu zu schreiben. Einige Zeilen oder Absätze ging das dann auch gut, aber am Ende haben sich meine Gedanken immer mit dem Satz verhakt, den ich eingangs zitiert habe.

 

Nicht gleich der Untergang

 

Es sei der Anfang eines gefährlichen Weges, ein Schritt zur Unterwerfung des Menschen unter Nützlichkeit und so weiter, das waren immer die Schlussgedanken. Dammbrucheffekt, der Verweis auf andere Gesetze, deren erst strengen Regeln nach und nach aufgeweicht wurden und so weiter, das alles stand schon auf dem Bildschirm. Die Vorstellung, Kinder zu töten, korrespondierte in meinem Kopf und in meinen Fingern immer mit starkem Widerspruch und den schlimmsten Folgen.

Aber der Papst sagt mir gleichzeitig, dass das nicht meine Aufgabe ist. Natürlich sollen wir Christen auf die Absurdität hinweisen, Leben zu töten, das Töten kann nie fortschrittlich sein, wie es Franziskus selber sagt. Da gibt es einiges zu zu sagen und glücklicherweise machen das die Fachleute auch.

Aber bei mir stellte ich die Versuchung fest, genau das zu werden, was der Papst nicht von mir will. Ich bin kein Experte für apokalyptische Diagnosen, auch wenn so eine Diagnose das von mir vehement Abgelehnte erst so richtig schlimm aussehen lässt.

Stattdessen sollen wir befreiende Lösungen vorschlagen. Wir sollen über das Leben sprechen, über Geschenk und Liebe und darüber, dass es sich lohnt, das Leben zu schützen, immer. Wir sollen die Errungenschaften, medizinische, psychologische und technische loben, die es uns ermöglichen, Menschen den Schmerz zu nehmen, ohne sie zu töten. Wir sollen die Verantwortung loben, die Menschen für andere Menschen übernehmen, wenn sie sich entscheiden, Kinder zu bekommen. Wir sollen die Gesellschaft loben, die es auch denen unter uns die schlimme Schicksale erleiden ermöglicht, ein würdevolles Leben zu leben. Und dort, wo wir nicht loben könne, dort gilt es mitzuarbeiten, dass das möglich wird.

 

Befreiende Lösungen

 

Was Belgien da erlaubt, ist schlimm. Gegen solche Tendenzen zu arbeiten können wir aber nur, wenn wir das Gute am Leben betonen und jedes Leben ermöglichen, so dass der Wunsch zu töten um eine Last loszuwerden gar nicht entsteht. Mauern aufbauen und das Ende der Zivilisation beschwören ist jedenfalls nicht dem Evangelium gemäß.

Franziskus’ Reformideen sind manchmal gar nicht so leicht.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Belgien, Evangelii Gaudium, Franziskus, Gesellschaft, Gesundheit, Hilfe, Lebensschutz, Moral, Staat, Sterbehilfe31 Kommentare zu Keine Experten für apokalyptische Diagnosen

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