Seine erste Papstreise hatte Franziskus nach Lampedusa gemacht, damals der Fokus der europäischen Flüchtlingskrise, tausende von Menschen starben und sterben auf dem Weg von Afrika nach Europa. In Mexiko hat der Papst eine Messe an der Grenze zu den USA gefeiert, dort wo tausende Migranten versuchen, in den Norden zu kommen. Zum Osterfest wusch Papst Franziskus in diesem Jahr Flüchtlingen die Füße. Und nun an diesem Samstag die Reise nach Lesbos.
Politisch ist das nicht ganz unheikel – Europa versucht gerade, mit gemeinsamer Stimme zu sprechen und scheitert regelmäßig. Der Papst setzt starke Zeichen dazu, die natürlich auch in die Politik hinein wirken.
Drei Punkte, die vielleicht interessant sein können, wenn man diesen Besuch verfolgt.
Erstens ist es eine ökumenische Aktion. Und das nicht nur, weil in Griechenland mehr Orthodoxe als Katholiken leben, diese Kirche also einbezogen wird. Die Tatsache, dass auch Patriarch Bartholomaios – Ehrenoberhaupt der Orthodoxie – dabei ist, gibt dem ganzen eine den Katholizismus übersteigende Bedeutung.
Dazu gehört auch Punkt Zwei: Eben weil die Orthodoxen dabei sind, wird klar, dass es kein Besuch „des Westens“ bei den Flüchtlingen ist. Griechenland liegt am Rand Europas, aber große Teile der Orthodoxie sind noch weiter im Osten oder Norden, sie leben auch da, von wo Flüchtlinge und Migranten her kommen. Da öffnet die Perspektive.
Drittens ist das wie immer bei Papst Franziskus keine Botschaft über Bande. Was er sagt, sagt er direkt, und wenn er Flüchtlinge treffen will, dann genau deswegen, weil er Flüchtlinge treffen will. Begegnung ist hier das Stichwort. Wenn es also eine Botschaft „zurück“ an uns gibt, dann es ihm in seinem Werk der Barmherzigkeit gleich zu tun und ebenfalls zu begegnen. Dieser Besuch ist also nicht als versteckte Botschaft an die Politik gerichtet.
Und dann ist da noch die Peripherie, von der der Papst spricht. Flüchtlinge und Migranten sind im Augenblick Verhandlungsmasse der Politik, Einzelpersonen zählen nicht, wenn man über „Obergrenzen“ spricht, ganze Massen werden en bloc verschoben, von der Türkei hierher so dass die Türkei wiederum Leute zurück nimmt, als wäre es eine Ware. Das ist existenzielle Peripherie. Dorthin zu fahren und die Welt von dort aus wahr zu nehmen, mit den gefährlichen Routen, den Schleppern und ihren Ausbeutermethoden, der Angst vor der Rückkehr, der Einsamkeit, der Losgerissenheit und den vielen Fragen, was wird: das ist existenzielle Peripherie.
Ein kurzer Besuch von Papst Franziskus. Aber einmal mehr ein sehr wichtiger.