Als Fortsetzung der Debatte um meinen letzten Beitrag fühle ich mich bemüßigt, auf die Metaebene zu wechseln. Einige Beiträge, die ich frei geschaltet habe, und einige andere, die keine Beiträge sind, können nicht einfach so stehen bleiben. Da ich mich aber verzetteln würde, würde ich auf alles einzeln antworten wollen, versuche ich es also mit einem eigenen Beitrag.
Und zwar geht es um Logik. Es geht darum, wie Argumente funktionieren und wie nicht, was ein Argument ist und wie man miteinander debattiert. Die Klassiker kannten Regeln, nach denen die Logik funktioniert, und einige davon möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nennen.
Es ist nicht immer ein direkter Bezug zu dem, was im Blog unter den Kommentaren zu finden ist, zu sehen oder intendiert, ich mache den Konflikt vielleicht bewusst schärfer, als er ist, aber dadurch wird einiges klarer.
Beginnen wir mit dem Argumentum ad hominem, wie es heißt, also der Tatsache, nicht das Argument anzugreifen, sondern die Person. „Sie als Geistlicher…“ fällt in diese Kategorie. Es geht nicht um ein Argument, sondern um den, der argumentiert und es wird ganz konkret unterstellt, dass für Geistliche andere moralische Regeln gelten als für den Rest. Das ist natürlich theologisch falsch. Richtig ist, dass öffentliche Figuren Verantwortung haben und klar und deutlich für etwas einstehen. Diese Verantwortung geht aber in alle Richtungen, aus der Tatsache der Verantwortung folgt noch nicht, dass man genau das machen und sagen muss, was erwartet wird. Diese Verantwortung kann auch heißen, dass man genau das Gegenteil machen muss, das Prophetische und das Pastorale gehören beide zum „Geistlichen“, wenn wir mal dabei bleiben.
Eine zweite der vielen logischen Regeln der Rhetorik ist die Petitio principii, also die Figur dass man das, was eigentlich zu zeigen ist, voraussetzt. Beispiel „Pornounterricht“: hier wird die Wertung, vorausgesetzt, aus der folgt, dass die Kirche dagegen sein muss, oder ein Christ, ein Katholik oder wer auch immer. Aber gerade das ist ja die Frage. Wenn ich das voarb schon setzt, dann kann ich nicht mehr miteinander sprechen. Und logisch ist es ein Fehlschluss, logisch folgt daraus nichts.
Dann gibt es noch Onus probandi, im Gericht nennt man das die Umkehr der Beweislast. Wer etwas behauptet, muss zeigen, dass es so ist. Dem Gegenüber den schwarzen Peter zuschieben ist kein sauberes, ehrliches Argumentieren. Das klingt mächtig, kommt aber meistens klein daher wie in der Formulierung „aber X ist doch …“. Das kann man machen, man schiebt durch das Wort „doch“ aber dem Gegenüber die Aufgabe zu, zu zeigen. In der Schule ist das gut und richtig, will man sich aber mit einem Thema auseinander setzen, dann muss man selber auch Argumente haben.
An dieser Stelle noch mal ein Lob der Menschen, die sich hier im Blog beteiligen. Auch wenn ich manchmal zugespitzt reagiere, finde ich die Debatten gut, sonst würde ich das ja auch nicht machen. Aber manchmal – und in der vergangenen Woche öfters – gibt es eben auch Formen der Debatte, die man auch mal genauer unter die Lupe nehmen darf.
Klingt das Oberlehrerhaft? Herablassend? Vielleicht. Das tut mir Leid. Aber die als Argumente getarnten Angriffe – die meisten davon nicht frei geschaltet, also nicht aufregen – brauchen halt manchmal Licht, um sie als das zu erkennen, was sie sind.