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Schlagwort: Loyola

Glauben im Paradox

Veröffentlicht am 17. November 201817. November 2018
Eine Entscheidung musste her Ignatius von Loyola - Bild in der Jesuitenkommunität in Jerusalem

Man kann christlichen Glauben nicht verstehen, wenn man nichts mit Paradoxen anfangen kann. Wir Christen leben einen paradoxen Glauben. Dass Leben durch den Tod kommt, dass Tod nicht das Ende ist, das ist wohl das zentralste Paradox, denn Tod bedeutet ja schlicht Ende vom Leben, nicht mehr leben.

Der „gerechtfertigte“ Sünder des Paulus ist auch so eine paradoxe Figur, auch die Seligpreisungen leben ja davon.

Eine der poetischeren Formulierungen des christlichen Glaubens-Paradoxons zitiert der Papst gerne, es ist der Satz des Dichters Hölderlin: „Non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich.“ Es ist das Motto über dem Hyperion-Roman und Hölderlin sagt, das sei die Grabschrift des Loyola, also die Schrift auf dem Grabstein des Ignatius von Loyola.

Papst Franziskus und Hölderlin

Wer nach Rom ans Grab des Ignatius von Loyola kommt, wird den Satz aber vergeblich suchen. Was aber nicht heißt, dass der Hölderlin-Satz nicht doch etwas von diesem Heiligen eingefangen hat. Was zweitens auch nicht heißt, dass der Jesuit Papst Franziskus nicht auch diese Hölderlin-Tradition aufgreift, etwa 2015, in der Predigt zum Konsistorium. Oder auch am Donnerstag in einer Ansprache.

Der Papst greift als Jesuit ja gerne auf geistliche Traditionen aus dem Orden oder um den Orden herum zurück, auch sind zentrale Gedanken und Anliegen ganz klar von seiner jesuitischen Herkunft geprägt. Aber natürlich ist der Hölderlin-Satz älter als Ignatius. Den paradoxen Zusammenhang von klein und groß hat uns schon Augustinus mit auf den theologischen Weg gegeben: Deus in minimis maximus, im Kleinsten zeigt sich Gottes Größe.

Nun ist das nicht logisch-dogmatisch zu verstehen. Ein Paradox ist ja das genaue Gegenteil von Klärung. Aber es hilft uns, unser Denken etwas aus der Verankerung zu schütteln.

Das Denken aus der Verankerung schütteln

Umschlossen vom Kleinsten: es gibt nichts, wo Gott nicht ganz enthalten wäre. Und umgekehrt: das Größte grenzt Gott nicht ein. Da kingt etwas der Satz an, dass über Gott Größeres nicht gedacht werden kann. Wir machen uns unwillkürlich Bilder von Gott, das geht ganz automatisch, weil wir unsere Welt anhand unserer Erfahrungen abbilden. Auch sprachlich. Und Gott wird gerne anhand von Macht beschrieben, auf Kirchenfenstern, in Glaubensaussagen, im Denken. Da ist das Kleinste hilfreich. Es nimmt uns die Hierarchie aus dem Denken heraus. Der allmächtige Gott, der Schöpfer, ist in allem enthalten.

Andersherum mit dem Größten: wir denken unsere Welt und begreifen. Wir haben Bilder vom Universum, auch wenn es schwer fällt, diese Unendlichkeit zu begreifen. Der Philosoph Hegel nennt es die „schlechte Unendlichkeit“, es geht immer weiter. Das Größte ist also immer etwas größer als das, was bisher das Größte war. Gott ist aber nicht eingegrenzt von diesem Größten, Gott bekommt keinen Ort zugewiesen, sondern weist umgekehrt der Welt ihren Ort zu, indem er sich der „Größe“ entzieht.

Die „schlechte Unendlichkeit“

Und dann die Kombination von beidem: beide Sätze für sich sind schon schwer, Hölderlin dreht in der poetischen Formulierung aber noch einmal an der Schraube des Paradoxen.

Was das mit Papst Franziskus und Ignatius zu tun hat: die Entgrenzung des Denkens und Glaubens. Wer dem eigenen Denken und Beten und Glauben Grenzen setzt, verfehlt Gott. Gott ist immer größer und immer kleiner als wir wissen, ahnen, glauben und sagen können. Das entzieht sich dem Begriff und unserem Sprechen, deswegen auch auch unserem Glauben, wenn wir keine Mystiker sind. Aber wir können uns danach ausstrecken.

Den großen Horizont im Blick, also Schöpfung und Erlösung durch Gott, und gleichzeitig sich um die Kleinen, Armen, Weggeworfenen kümmern. Das wäre die pragmatische Umformulierung des Spruchs, und so nutzt ihn Papst Franziskus. Aber es geht auch geistlicher, indem man sich nicht zufrieden gibt mit dem eigenen Glauben. Paradoxe bedeuten ja auch, dass die Logik und damit die Herrschaft über die Welt in Frage steht.

Paradoxe tun dem Glauben gut. Weil sie ihn nicht in Regeln und Sätzen aufgehen lassen, weil man sich ausstrecken muss, da das Ziel jenseits des Logischen liegt.

Und anderers ist christlicher Glaube nicht zu verstehen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Dichter, Friedrich Hölderlin, Glauben, Ignatius, Loyola, Papst Franziskus, Paradox11 Kommentare zu Glauben im Paradox

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