Man soll so einen Unfug ja eigentlich gar nicht lesen. Aber unterwegs in Wien habe ich mir für eine U-Bahn-Fahrt eine Boulevard-Zeitung gekauft, „Österreich“. Seite 12, Überschrift: „Professorin deckt auf: Jesus hatte eine Ehefrau.“
Das stimmt nicht. Wir hatten die Professorin selber im Programm, den Beitrag habe ich selber gemacht, die Professorin hat großen Wert darauf gelegt, dass Ihr Papyrus-Fund kein, ich wiederhole: kein, Beweis für dergleichen sei. Was die glorreichen Aufklärer nicht von der zweiten Überschrift abhält: „Christus war verheiratet, und zwar mit der biblischen Sünderin Maria Magdalena“.
Der Artikel selber spricht dann schön vorsichtig im Konjunktiv, versteht aber weder den Unterschied zwischen Jünger und Apostel, noch kann er den Inhalt des Papyrus korrekt wiedergeben. Dritter Satz: „(Auf dem Papyrus) steht, dass Jesus eine Ehefrau hatte“ (von mir gekürzt). Steht da nicht!
Jetzt ist es einfach, auf dergleichen Unfug einzuschlagen. Zu einfach. Und eigentlich hatte ich mich zum Ende meiner U-Bahn-Fahrt auch schon abgeregt und beschlossen, das hier alles nicht zu schreiben. Doch dann las ich auch der Rückfahrt in einem anderen österreichischen Medium in einem Interview den Satz „Es kann keine Demokratie von Idioten geben“. Es ging um Populismus, Bildung und darum, dass Populisten Menschen für dumm verkaufen. Das schädige die Demokratie. Und nicht nur die Demokratie. Und deswegen schreibe ich das doch: Es kann nicht sein, dass solches Schreiben in einer Zeitung unkommentiert bleibt. Ich höre doch jetzt schon die Fragen/Behauptungen, es sei doch jetzt bewiesen, dass Jesus eine Frau hatte.
So was macht uns dümmer, und das schadet, es schadet der Bildung, dem Denken, der Information, der Meinungsbildung etc. Nur den Populisten nützt es, in diesem Fall den Machern von „Österreich“. Ihr nennt euch Journalisten? Nun ja. Ihr wollt verkaufen, und zwar eure Leser für dumm. Populisten seid ihr. Und das ist schädlich.