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Vatican News

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Schlagwort: Medien

Wir sind weiter dabei

Veröffentlicht am 21. September 2017

Es ist nur ein kleines Kapitel in der Geschichte des Vatikan und der Vatikanreform, aber ein viel beachtetes, jedenfalls wenn man misst, wie viele Journalisten sich im vergangenen Jahr dafür interessiert und bei mir angerufen haben.

An diesem Donnerstag hat der Jesuitenorden jedenfalls eine Übereinkunft mit dem so genannten Sekretariat für Kommunikation des Vatikan getroffen, also der Institution, welche alle Medien des Vatikan unter einem Dach vereint. Pater Juan Antonio Guerrero, unser Oberer hier in Rom, und Don Dario Viganò, Präfekt des Sekretariats, haben die Übereinkunft unterschrieben, ich konnte sogar dabei sein, wenn auch ein wenig zufällig.

Pater Guerrero (l) und Don Dario Viganò (r) bei der Unterschrift
Pater Guerrero (l) und Don Dario Viganò (r) bei der Unterschrift

Bis dahin war ein Teil der Medien – nämlich Radio Vatikan – vom Orden geleitet worden, Papst Pius XI. hatte Techniker gesucht und war bei den Jesuiten bei einem Ingenieur fündig geworden. Und der technische Aspekt war lange vorherrschend, das Journalistische kam erst allmählich dazu.

Mit der Reform war mein Orden nun auf einmal nicht mehr verantwortlich und die Frage entstand, wie er angebunden ist. Und das hatte ganz praktische Fragen: Wer bestimmt, ob ein Jesuit und welcher Jesuit dort arbeitet? Der Orden? Das Sekretariat? Wie sieht es mit Versetzungen etc. aus? Ganz praktische Fragen, die geregelt sein wollen.

Das sind sie jetzt. Jedenfalls fürs Erste, wir werden in einigen Jahren schauen müssen, was gut und was weniger gut funktioniert und dann nachjustieren, auch dieses Verfahren ist Teil der Reform.

Die Vatikanmedien brauchen Reform, da hat der Papst und da haben all die Fachleute angefangen von Lord Chris Patten und seiner Kommission von 2013/14 völlig recht. Dazu gehören auch neue Formen der Zusammenarbeit. Und eine Solche haben wir heute getroffen.

Wie gesagt, nur ein kleines Kapitel, aber ich stoße heute Abend drauf an.

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Jesuiten, Medien, Radio Vatikan, Vatikanreform3 Kommentare zu Wir sind weiter dabei

Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Veröffentlicht am 24. Mai 2017

Alle haben sie das Zitat gebracht: „das ist nicht christlich“. Es war ja auch das erste Mal, dass Donald Trump – damals noch Kandidat für die US-Präsidentschaft – und Papst Franziskus sich medial begegnet sind. Es ging um die Mauer nach Mexiko, und während der Papst auf das Bauen von Brücken setzt, will Donald Trump die Mauer haben. Papst Franziskus hatte sich beim Rückflug von Mexiko geäußert, Donald Trump dann bei einer Wahlkampfveranstaltung geantwortet.

Beginn des Gesprächs im Vatikan
Beginn des Gesprächs im Vatikan

Brücken will der Papst auch zum US-Präsidenten bauen, es gebe immer eine Tür, die nicht ganz geschlossen sei, kommentierte er seine Erwartungen an das Gespräch an diesem Mittwoch.

Ansonsten erfuhr man relativ wenig über die beiden im Vorfeld. Ich habe mir heute Morgen den Spaß gemacht und – online – durch die Medien geklickt, da war sehr wenig Substanz.

Die weniger intelligenten Kollegen meinten, den Apostolischen Palast wahlweise mit Trump Tower in New York oder seinem vergoldeten Golf-Resort in Florida vergleiche zu müssen, „da gebe es doch Anknüpfungspunkte“ meinte Spiegel online. Soll wohl ironisch-süffisant klingen.

Manche meinten, Übereinstimmungen zwischen den beiden feststellen zu können, etwa in Sachen Lebensschutz. Dabei braucht man nur ganz wenig die Augen aufzumachen um zu sehen, dass Lebensschutz für den Papst nicht nur das Thema Abtreibung bedeutet, sondern auch Schutz der Alten – Stichwort Alten- und Krankenversicherung – und der Jungen. Hier sind richtig viele Themen, die man hätte aufnehmen können, entweder als US-Experte oder als Vatikan-Journalist.

Die meisten Vorberichte waren leider nur eine Aneinanderreihung von Stereotypen (ich nehme hier die NYT, Cruxnow und die Agenturen ausdrücklich aus). Schade, von Journalismus hätte ich mir da mehr erwartet. Dass Melania Donald’s Hand nicht genommen habe, konnte man bei Spiegel online lesen. Oder dass die zukünftige Botschafterin der USA im Vatikan mal in einem Chor gesungen habe. Das geht besser!

 

Zitate-Kollision

 

Auch wurden in vielen Vorberichten die Zitate, welche die beiden übereinander – siehe „das ist nicht christlich“ – oder über verschiedene Themen gesagt haben, einfach gegenübergestellt, ohne Analyse, ohne Einordnung, ohne Nachfrage. Noch einmal: Das geht besser!

Hier in Rom derweil: alles abgesperrt, Trump wurde über die Via della Conciliazione angefahren, keine einfache Sache an einem Mittwoch, wo normalerweise 30.000 – 60.000 Menschen zur Generalaudienz kommen. Dann das Gespräch.

Wer die Anfahrt der Kolonne sehen will: bitte sehr.

Auf den TV-Bildern wirkte der Papst konzentriert, Trump eher – ganz Politiker – jovial und erfahren im Umgang mit vielen Kameras. Nichts anderes war zu erwarten. Weiterlesen “Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Auslandsreise, Berichterstattung, Brückenbauen, Donald Trump, Journalismus, Lebensschutz, Mauerbau, Medien, Papst Franziskus, Religionsfreiheit, US-Präsident, Vatikanbesuch6 Kommentare zu Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Vatikanisch: Flüchtlingshilfe online

Veröffentlicht am 30. April 201730. April 2017

Wenn ein sehr großer Flachbildschirm vor einem eher schlechten aber dafür monumentalen Papstgemälde aus dem 19. Jahrhundert steht, dann sind wir mitten drin, in der Vatikanreform. Meiner Erfahrung nach sieht das genau so aus: Die Säle bleiben, die Bilder auch, und die Einrichtung und die Struktur drin wird neu. Das ergibt ästhetisch ein merkwürdiges gemischt, aber auch irgendwie sympathisch.

Zu besichtigen war das am Wochenende im neu entstandenen Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, das der Papst eingerichtet hat. Oder genauer: in einer Sektion desselben, der Sektion für Migranten und Flüchtlinge.

Diese war einmal der Päpstliche Rat für Flüchtlinge, wurde dann mit Gerechtigkeit und Frieden und anderen Räten zusammen gelegt, um gleich wieder eine Sonderstellung zu bekommen: sie untersteht direkt dem Papst.

Palazzo San Callisto, Trastevere: Vorstellung der Seite
Palazzo San Callisto, Trastevere: Vorstellung der Seite

Diese Sektion hat nun eine eigene Webseite, die mehr ist als nur eine Darstellung, darüber soll ein Großteil der Arbeit laufen. Und genau diese Seite wurde am Donnerstag den Medien vorgestellt.

Das erste Besondere an dieser Vorstellung: sie war auf Englisch. Nicht auf Italienisch. Das muss man im Vatikan immer extra bemerken. Aber in der Welt spricht man halt kaum Italienisch, wenn man international unterwegs sein will, müssen andere Sprachen ran. Diese Einsicht verbreitet sich auch hier.

Man will Ressourcen bereit stellen, für Helfer wie vor allem auch für Journalisten, eine Bilddatenbank etwa. Emails von Medien hätten immer Priorität, verspricht Pater Michael Czerny, einer der beiden Leiter der Sektion. Und da gute Werke immer versteckt blieben, im Gegensatz zu Konflikt, Destruktion und Streit, wolle man hier ein wenig dagegen setzen. Constructive News nennt man das mittlerweile im Gewerbe.

 

Gute Werke bleiben oft versteckt

 

Dort fließen dann auch die Erkenntnisse ein, die durch die jahrelange Zusammenarbeit mit vielen Organisationen gesammelt wurden, etwa über Fluchtursachen. Hier zucken jetzt bestimmt schon wieder Finger über der Tastatur wenn ich schreibe, dass die meisten Flüchtlinge und Migranten eben gar nicht fliehen wollen, die wollen viel lieber im Land ihrer Herkunft leben und bleiben, aber aus Krieg, Hunger, Ausbreitung der Zonen von Trockenheit, Perspektivlosigkeit etc. müssen sie sich auf den Weg machen, um überleben zu können.

Wirkt das alles? „Das hilft uns dabei, mehr zu erfahren, was in der Kirche auf der ganzen Welt für Flüchtlinge und Migranten getan wird“, lobt Don Carmelo La Magra, Pfarrer auf Lampedusa, der bei der Vorstellung dabei war. Und das ist ja das Maß der Dinge: hilft es den Leuten vor Ort? Hilft es zum Beispiel der Insel, wo die Flüchtlinge ankommen, also Lampedusa? „So eine Seite kann uns helfen, dass unsere Stimme gehört wird, dass man aus erster Hand erfahren kann, was passiert. Die Menschen brauchen Berührung und Nähe, sie brauchen Erfahrungen. Über Bilder und Fotos kann man das zwar nicht direkt machen, aber dann doch dabei sein. Leider geben die Massenmedien immer nur einzelne Aspekte wieder. Ein solches kirchliches Instrument erlaubt es uns vor Ort, unsere lebendige Realität besser darzustellen.“

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Gerechtigkeit und Frieden, Medien, Migranten und Flüchtlinge, Migrants and Refugees, Öffentlichkeit, Onlinepräsenz, Vatikan8 Kommentare zu Vatikanisch: Flüchtlingshilfe online

Korruption

Veröffentlicht am 17. Februar 201715. Februar 2017

„Im Vatikan gibt es Korruption“: So ein Satz aus dem Mund von Papst Franziskus wird immer gerne genommen. Irgendwo äußert der Papst das, vielleicht nur in einem Nebensatz, aber von da aus wandert das in den Titel des Artikels dazu. Man klebt die Ansprache an die Kurie 2014 daran – die ‚scharfe Kritik’ – und andere Zitate, in denen das Wort Korruption vor kommt und schon hat man die Geschichte vom ‚Kämpfer im Vatikan’, der sich gegen Gegner durchsetzen muss. Gegen korrupte Gegner, wohlgemerkt.

Blick auf ein Mobilfon-Bildschirm beim Angelusgebet
Das mediale Interesse am Papst bleibt groß, gerade bei kontroversen Themen

Erst in der vergangenen Woche war das wieder Thema, aber es ist ja nicht so, dass man Papstzitate groß suchen müsste, in denen das Wort vorkommt. Die gibt es nun wirklich viele.

Aber was meint er? Wirklich das, was wir in unserer Sprache darunter verstehen? Manchmal bedeuten ja dieselben Worte in verschiedenen Sprachen andere Dinge. „Falsche Freunde“ nennen das die Angelsachsen, man meint, jemanden – oder hier ein Wort – zu kennen, geht aber von falschen Voraussetzungen aus.

Ist das auch hier der Fall?

 

Toleriert und akzeptiert

 

Nehmen wir den Papst selbst zur Hand. Auf deutsch ist ein Text von ihm aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires erschienen, unter dem Titel „Korruption und Sünde“. Das sollte uns helfen.

Das erste: es geht hier nicht um Individualmoral, sondern um die soziale Dimension des Handelns. Was mir mit „korrupt“ bezeichnen, hat immer Auswirkungen auf andere und auf das Gemeinsame, auf Gesellschaft oder Familie oder Institution. Es geht um die Gemeinschaftswirkung des Handelns.

Zweitens: es geht dem Papst immer auch darum, dass hier etwas gesellschaftlich akzeptiert, toleriert, geduldet oder ignoriert wird, eine „zwar verurteilte, aber gleichzeitig akzeptierte Dimension des bürgerlichen Zusammenlebens“, wie er schreibt. Weiterlesen “Korruption”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Hoffnung, Korruption, Medien, Papst Franziskus, Sünde, Vatikan19 Kommentare zu Korruption

Zeit, sich auf die Zunge zu beißen

Veröffentlicht am 26. Juli 201626. Juli 2016

Ganz viel Gewalt in wenigen Tagen. Ganz unterschiedliche Ereignisse in Würzburg, München, Florida, Japan, Ansbach, in der Normandie. Aber immer gibt es viel Aufmerksamkeit und zunächst wenig Informationen.

Neben all den fürchterlichen Geschichten gab es deswegen in den vergangenen Wochen auch immer eine zweite Ebene, die Berichte über die Berichte. Intensiv haben Journalisten öffentlich über ihre Arbeit reflektiert. Zu schnell oder zu langsam? Gesichter zeigen oder nicht? Spekulationen, Berichte über Nichtwissen, fürchterliche und zu lange live-Schaltungen, viral gehende Falschmeldungen im Netz und so weiter.

Viele gute Stücke gab es dazu. Wenn das Folgen hat und ins Unterbewusste des Berufs einsickert, dann würde mich das freuen.

Mir ist dabei noch eine andere Ebene in den Sinn gekommen. Während über „Hyperreagibilität“ und die Spekulationskrankheit debattiert wird, hat sich mir das Papst-Wort von den „chiacchere“ in den Sinn geschlichen, dem Geschwätz. Nun will ich niemandem unterstellen, schwätzen zu wollen, die meisten Kolleginnen und Kollegen wollen ja einen guten Job machen. Trotzdem: Übersetzen wir das mal mit „Reden um des Redens Willen“, dann kommt man dem schon näher.

Jeder, der der Versuchung von Schaden anrichtender Kommunikation nicht nachgeben will, der soll „bereit sein, selbst soweit zu gehen, sich auf die Zunge zu beißen“, empfiehlt der Papst (4. Sept 2015). „Es wird uns gut tun, uns die Frage zu stellen: Säe ich Frieden? Sähe ich mit meiner Zunge Frieden oder säe ich Zwietracht?“

 

Gewalt in der Sprache

 

Damit ist auch beim Reden die Frage nach der Gewalt berührt. Der Schwätzer ist ein „Terrorist, der eine Bombe wirft“. Das klingt erst einmal zynisch, wenn man das echte Leiden derer sieht, die durch echte Bomben ums Leben kommen wie in Syrien oder verletzt werden wie in Franken. Aber beim zweiten, unaufgeregten Blick wird klar, wie sehr diese Metapher zutrifft. Sprache kann Gewalt ausüben. Und zwar Sprache, die gar nicht Beschimpfung sein will, sondern einfach nur Geschwätz ist, Sprechen ohne Information, Reden um der emotionalen Erregung willen, aus der eigenen Aufgeregtheit oder Schwäche heraus. Auch die kann Gewalt ausüben.

Das ist nicht auf die mediale Kommunikation hin gesprochen, aber trotzdem hat sich das in meinem Hirn fest gesetzt. Was bewirkt das ganze Twitter-Geschnatter, wenn man keine Informationen hat, aber trotzdem redet? Die Spekulations-Fragerei, wenn klar ist, dass der Gegenüber noch gar nichts wissen kann? Die wilden Kommentare bei Facebook, die alles Mögliche unterstellen und spekulieren und dann groteske Schlussfolgerungen ziehen?

„Es bringt nichts, zu versuchen, sich zu rechtfertigen, indem man sagt ‚Aber manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen, weil dieser und jener…’ Was säst du wirklich mit dieser Einstellung aus?“ Die Gewalt wird in der Welt nicht weniger. An uns ist es aber, zumindest die verbale Gewalt sein zu lassen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Neulich im InternetSchlagwörter Berichterstattung, Franziskus, Geschwätz, Medien, Papst, Reden, Schweigen56 Kommentare zu Zeit, sich auf die Zunge zu beißen

Sprachfähig

Veröffentlicht am 8. Mai 20167. Mai 2016

Der Papst spricht viel. Auf dem Petersplatz, in Videos an Aktionen oder Personen, bei Twitter, gedruckt oder im Audio, der Papst kommuniziert. Und er tut es auf viel mehr Wegen, als wir das im Vatikan bislang gewohnt waren, und er tut es spontaner. Jemand zückt sein Mobiltelefon, der Papst spricht ein Video ein. Er lässt professionelle Videos für die Gebetsmeinungen machen. Er macht Interviews mit Jugend- und Obdachlosenzeitungen.

Twitter-Account des Papstes - auf Latein
Twitter-Account des Papstes – auf Latein

Aber das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist, dass er auch verstanden wird. Zuerst ist da die Sprache seiner Gesten: von Tag Eins an hat er sprechende Gesten genutzt, angefangen bei der Kleidung, den Autos, das Umarmen, das Stehen bei der Predigt, und so weiter und so weiter. Das ist eine verständliche Sprache, die nicht durch „Worte“ verwirrt wird, die in unserem normalen Wortschatz nicht vorkommen, wenn ich das mal so sagen darf.

Das Gleiche gilt auch für das, was er sagt. Er wird in seinen Sprachbildern verstanden – vorausgesetzt, man will ihn auch verstehen. Die meisten Menschen würden glaube ich intuitiv sagen, dass sie verstanden haben, nachdem sie den Papst gehört haben. Oder in unserem Fall: übersetzt gehört oder gelesen haben.

 

Großer Kommunikator

 

Auf Twitter ist der Papst ein ganz großer, sehr viele Follower, obwohl er selber gar nicht interagiert, sondern nur verschickt. Auch sind seine 140-Zeichen Kommentare nicht dazu geeignet, tief und ausführlich pastoral oder theologisch im Netz unterwegs zu sein, aber das soll Twitter ja auch gar nicht. Die kurzen Texte sind Teil einer neuen Form von Kommunikation, werden geteilt, kommentiert, kritisiert, übersetzt und so weiter und so zum Teil des Kommunikations-Netzes.

Vielleicht kann man sogar sein jüngstes ausführliches Schreiben so sehen, Amoris Laetitia, über die Liebe in der Familie. Dort behandelt er Themen, über die sonst in der Kirche eher Sprachlosigkeit herrscht. Der Papst schafft es aber, eine Sprache zu finden, die vielleicht etwas sperrig klingt, aber die nachvollziehbar ist. Eine Sprache, mit der man reden kann, wenn es um Liebe geht, die nicht romantisiert oder abstrakt wirkt, sondern lebenswirklich. Es geht ihm um die alternde Liebe, die Dimension der Erotik, es geht um Konfliktsituationen und in allem nimmt man dem Papst ab, dass er weiß, worüber er spricht. Das hat vor allem damit zu tun, dass er verstanden wird.

Der Papst ist ein großer Kommunikator. Und heute begeht die Kirche den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel – Kirchensprache für Medien. Der Papst hat einen eigenen Text dazu verfasst.

Thema des Kommunikationssonntags in diesem Jahr
Thema des Kommunikationssonntags in diesem Jahr

Auch hier, bei der Kommunikation, braucht es eine Reform der Kirche. Wie oft wird schlicht nicht zur Kenntnis genommen, was Kirche oder was Christen zu sagen und beizutragen haben? Und zwar schlicht deswegen, weil sich Sender und Adressat verschiedener Sprachen bedienen. Papst Franziskus bringt das Sprechen über Glauben und Gott wieder in die Normalsprache zurück, ohne dass der Inhalt dabei leiden würde. Noch etwas, was wir von ihm lernen können.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Amoris Laetitia, Kommunikation, Medien, Papst Franziskus, Sprache, Twitter, Video9 Kommentare zu Sprachfähig

Quatsch

Veröffentlicht am 12. April 201611. April 2016

Vor Papst Franziskus sei Wiederheirat nach Scheidung eine Todsünde gewesen, nun sei das nicht mehr so. Solch Unfug musste man nach der Veröffentlichung des päpstlichen Schreibens Amoris Laetitia (AL) lesen, von jemandem, der als „Papstkenner“ durch deutsche Talkshows und – peinlich! – katholische Pfarreien und Bildungshäuser gereicht wird. Noch einmal also dieses Thema.

Der Text ist nicht ganz einfach zu verstehen. Schon bei der Pressekonferenz zur Vorstellung von AL kreisten einige fachkundige Fragen um eine Fußnote des Textes, Nr. 351, und wie das da mit den Sakramenten „in gewissen Fällen“ zu verstehen sei. Es ist wirklich nicht ganz einfach, das Ganze zu verstehen. Viel einfacher, von einem möglichen „Gegenpapst Benedikt XVI.“ zu schwadronieren, wie das der erwähnet Buchautor in besagtem Interview tun zu müssen glaubte.

Handgeschriebene Karte, von der alle Bischöfe der Welt zur Veröffentlichung von AL eine Kopie erhalten haben.
Handgeschriebene Karte, von der alle Bischöfe der Welt zur Veröffentlichung von AL eine Kopie erhalten haben.

Zugegeben, so ein Quatsch ärgert mich. Er ärgert mich, weil es Menschen davon abhält, den Text zu verstehen. Aber anstatt diesen – ich sage es noch einmal – Unfug weiter zu würdigen, nehme ich lieber ein zweites, dieses Mal Ernst zu nehmendes Problem zur Hand.

Die ersten Meldungen auf dem Mobil-Bildschirm nachdem das Embargo für den Text gefallen war waren „Papst für dies“, „Papst gegen das“, „Papst will jenes“. Meistens waren die Dinge negativ, zum Beispiel „gegen die Homo-Ehe“. Leider ist es so, dass Nachrichtenkonsum auf das Twitter-Format reduziert wird. Aber es zeigt auch, wie die Debatte zumindest bei uns geführt wird: Mit der Frage, ob es neue Festlegungen in gewissen Fragen gibt. Wir wollen Entscheidungen und messen dann Erfolg oder Misserfolg, Reform oder Konservatives Denken oder was auch immer, an diesen Entscheidungen.

 

An Entscheidungen gemessen

 

Bereits im Vorfeld was spekuliert worden, was der Papst denn nun wollte. Und anstatt zu warten, will man natürlich seine eigene Interpretation an Mann und Frau bringen. So kam es dann zu solchen Einschätzungen: Der Papst wird die offizielle Position zum Thema Homosexualität oder Scheidung und Wiederheirat verkünden, die Tatsache dass Kardinal Schönborn gebeten wurde, das Papier vorzustellen, sei ein Zeichen, dass der Papst sich auf die Seite der Progressiven geschlagen habe. Das konnte man auf einer italienischen Seite lesen. Nach der Veröffentlichung übrigens kein Wort darüber, dass man völlig falsch gelegen hat. Noch mehr Quatsch also.

Öffentliche Debatten haben immer schon zur Synode dazu gehört. Die Synode war größer als der Raum, in der sie getagt hat. Das ist auch gut so. Aber es hat auch seine eigenen Herausforderungen. Und Papst Franziskus war das sehr bewusst beim Abfassen des Schreibens, er nimmt darauf direkt zu Beginn, in der Nummer 2, Bezug:

„Die Debatten, wie sie in den Medien oder in Veröffentlichungen und auch unter kirchlichen Amtsträgern geführt werden, reichen von einem ungezügelten Verlangen, ohne ausreichende Reflexion oder Begründung alles zu verändern, bis zu der Einstellung, alles durch die Anwendung genereller Regelungen oder durch die Herleitung übertriebener Schlussfolgerungen aus einigen theologischen Überlegungen lösen zu wollen“. Weiterlesen “Quatsch”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Amoris Laetitia, Berichterstattung, Diffamierung, innerkirchlich, Medien, Öffentlichkeit, Papst Franziskus, Streit64 Kommentare zu Quatsch

Aufgabe der Zukunft

Veröffentlicht am 25. Januar 2016
Das Titelblatt der aktuellen Stimmen der Zeit
Titel der aktuellen Stimmen der Zeit

Für die Zeitschrift Stimmen der Zeit habe ich online über das Thema geschrieben, das ich für eines der wichtigsten Themen der Kirche in den kommenden Jahrzehnten halte: Die Balance zwischen Lokalität und Universalität bei medialer Gleichzeitigkeit. Nachzulesen ist das hier. In einigen Stücken von mir hier ist das ja schon verschiedentlich angeklungen, mit Blick auf die Debatten der Bischofssynode habe ich mich etwas ausführlicher daran versucht.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Debatte, Kirche, lokal, Medien, Synode, universal9 Kommentare zu Aufgabe der Zukunft

Falscher Papst

Veröffentlicht am 21. Januar 201621. Januar 2016

Was hat er genau gemeint? Was hat er genau gesagt? Wenn Papst Franziskus spricht, dann sind es oft diese Fragen, die als erstes kommen. Vor allem, wenn er frei spricht. Dann muss schnell übersetzt werden – wenn wir live übertragen – oder aus der gesprochenen Sprache lesbare Sprache werden, denn die beiden sind nicht dieselben.

Dann gibt es auch noch die Gelegenheiten, zu denen der Papst spricht, über die wir aber nur danach erfahren. Etwa Telefonate mit Menschen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben. Oder die Ordensleute Lateinamerikas. Da sagen danach die Gesprächspartner, was der Papst gesagt hat. Oder besser: was sie erinnern der Papst gesagt habe. Da entstehen schon einmal Verschiebungen und es ist nicht wirklich klar, was genau der Papst da gesagt hat.

Audienz in der Halle, Dezember 2015
Auch bei offiziellen Terminen spricht er oft frei: Papst Franziskus bei einer Audienz

Und dann gibt es Dinge, die überhaupt nie gesagt wurden. Leider immer mehr, wie festzustellen ist. Da kann man noch von Glück sagen, wenn irgendwer postet, der Papst habe beim Dritten Vatikanischen Konzil alle Religionen für gleich wahr erklärt. Oder dass er den US Politiker Bernie Sanders in seiner Kandidatur für das Präsidentenamt unterstützt. Das ist so falsch, das erkennt jeder. Wenn es aber Stücke sind, die den Tonfall Franziskus haben und so klingen, als ob er es gesagt haben könnte, was dann? Wie damit umgehen?

Als erstes natürlich bei Radio Vatikan nachsehen, das versteht sich von selbst. Oder auf der offiziellen Vatikan-Webseite.

Aber dann? Nicht alles, was behauptet wird, hat auch stattgefunden. Am Sichersten ist es, sich bei seiner Meinung über den Papst auf das zu berufen, was er nachweislich wirklich gesagt hat und dabei gute und verlässliche Übersetzungen zu Rate zu ziehen. Die anderen Dinge, auch wenn sie noch so schön klingen wie das Repubblica Interview von 2013 oder die Ansprache an die Ordensleute sind einfach nicht verlässlich.

 

Was ist verlässlich?

 

Auch das ist eine Dimension des Papstamtes, die neu ist. Bislang hat der Vatikan sehr genau darauf geschaut, dass kein Schindluder getrieben werden konnte mit angeblichen oder echten Papstworten. Papst Franziskus öffnet das, er telefoniert und spricht frei und gibt Leuten Interviews von denen man weiß, dass die sehr – sagen wir – kreativ mit den Worten umgehen und unter journalistischen Standards arbeiten, die bei uns in keiner Redaktionskonferenz durchkämen.

Auch hier ändert sich das Amt. Der Papst ist pastoraler, er ist Seelsorger. Nicht jedes Wort ist Lehramt, nicht jedes Wort ist tiefe Weisheit, manchmal ist es einfach nur Kommunikation und hilft nicht dabei, die Tiefen und Weiten auszuloten oder den Kaffeesatz zu lesen, was jetzt als nächstes Reformvorhaben etc. dran ist.

Noch steckt das alles in uns drin, vor allem den Vatikan-Berichterstattern. Wir nehmen alles als sehr bedeutsam wahr. Aber Teil dieses Pontifikates ist es, dass Sprache eben manchmal nur Sprache ist, Kommunikation, nicht mehr und nicht weniger. Diese Dimension müssen wir in der Kirche neu entdecken. Und wir müssen ignorieren lernen, was für ein Unfug über den Papst im Netz herum schwirrt.

 

Dazu einige Hilfestellungen:

  1. Ist es zu schön, um wahr zu sein? Ein deutlicher Hinweis, dass da was nicht stimmt.
  2. Es taucht nirgendwo anders auf, weder bei RV, noch auf der Vatikan Webseite, noch sonstwo? Dann besser ignorieren.
  3. Der Papst ist repetitiv, ein Gedanke kommt immer in mehreren Gestalten und verschiedenen Ansprachen daher. Das hilft beim Verstehen und ist auch eine Stärke. Wenn ein Gedanke nur einmal kommt, dann Vorsicht!

Kurz: Es hilft Gelassenheit. Wem die Begeisterung oder der Ärger zu schnell durchgeht, der wird schnell fündig, aber der gerät auch schnell aufs Glatteis. Also, ruhig bleiben und nachdenken. Wie immer halt.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Ansprache, Franziskus, Medien, Papst, Rede, Zitat37 Kommentare zu Falscher Papst

Kulturell übers Hoverboard gestolpert

Veröffentlicht am 5. Januar 20164. Januar 2016

Ein Priester surft nach Abschluss der Messe, vor dem Schlusssegen, auf einem Hoverboard durch die Kirche und singt ein Weihnachtslied. Jemand filmt das und der Priester wird eines dieser Internet-Hypes, schnell ein Star, ebenso schnell vergessen. Aber nicht ganz, denn sein Bischof fand das nicht so witzig wie die ganzen Facebooker und Instagrammer, er suspendierte den Priester.

Hoverboard und Weihnachtslied. Quelle: YouTube
Hoverboard und Weihnachtslied. Quelle: YouTube

Aufschrei im Netz, wie kann der nur! Wie borniert muss man sein, um einem Priester, der so was tut, zu suspendieren! “Hoverboard priest condemned by Church”, danke BBC für diese ziemlich schlichte Einsicht.

Soweit die Kurzversion der Geschichte. Es gibt auch Stimmen, welche die verordnete Ruhepause für den Pater verteidigen, die sind aber in der Minderzeit. Durch die Medien geht diese scheinbar wunderbare human-interest story mit eindeutiger Rollenzuschreibung.

Meine eigene Frage ist eine ganz andere: Wie kommen wir eigentlich dazu, von hier aus über mehrere tausend Kilometer und zig Kulturgrenzen hinweg urteilen zu wollen? Wie arrogant muss man eigentlich sein, um ein Urteil über einen Mann und die Umstände zu fällen, und zwar ein internet-kompatibles Soforturteil, ohne die Geschichte zu kennen? Ohne die Gemeinde zu kennen? Ohne den Bischof zu kennen? Ohne die Kultur zu kennen? Ohne die Sprache zu kennen? Ohne die kulturelle Bedeutung von Bildern zu kennen? An dieser Stelle beende ich die Liste, sie wäre aber zu verlängern.

 

Kulturelle Arroganz

 

Mich hat das geärgert. Sehr. Auch die Aktionen von „pro und kontra“. Natürlich hat jeder eine Meinung dazu, zumindest eine erste innere Reaktion, die sich in den Mantel der Meinung hüllt.

Dahinter liegt ein Problem. Ich würde das mal als das wirkliche Thema der vergangenen Synode bezeichnet und als das kommende Thema der weltweiten Kirche: Die Balance von Lokalität und Universalität bei medialer Gleichzeitigkeit.

Ich brauche die Universalität, um Distanz zu meiner eigenen Kultur bekommen zu können. Dagegen sind alle Fragen immer lokal, ich kann nicht von einer Univertsalität für alle gültige Anwendungen herunter deklinieren. Beides braucht eine neue Balance. Verschärft wird das, von der medialen Gleichzeitigkeit. Ich weiß in Sekundenbruchteilen, was der Bischof auf den Philippinen entschieden hat, genauso wie ich sofort das Video des Hoverboard-Priesters sehen kann. Das überspielt die lokalen Differenzen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Grenzen und gaukelt eine falsche Universalität vor. Das unterwirft in diesem Fall alles dem Unterhaltungs-Paradigma.

Darin eine neue Balance zu finden, das ist die neue Herausforderung für eine Kirche, die beides sein will, lokal und universal.

Ein erster Schritt wäre, mit den Sofort-Urteilen aufzuhören. Die beleidigen Intellekt und Kultur. Und wenn wir uns vorstellen, dass mit demselben Unwissen über uns geurteilt würde, was würden wir dann sagen?

Diese Balance ist eine der wirklich großen Herausforderungen für die Kirche. Und die Schnell-Urteiler tragen nichts zum Finden dieser Balance bei. Absolut gar nichts.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im InternetSchlagwörter Balance, Einheit, Hoverboard, Internet, Kirche, Lokalität, Medien, Meinung, Priester, Universalität, Youtube23 Kommentare zu Kulturell übers Hoverboard gestolpert

Mein Synodentag

Veröffentlicht am 15. Oktober 201530. Oktober 2015

Morgens, früh, sehr früh. Aufstehen. In den Tagen der Synode bin ich früher auf den Beinen als sonst, das Jesuitenhaus in dem ich wohne ist voller Synoden-Gäste, wenn man in Ruhe frühstücken will – und das ist ein Muss für mich – dann muss das sehr früh sein. Kaffee ohne Thema, ohne Fragen, ohne Debatte. Außerdem will ich vorher noch die Zeitung lesen und meine Notizen für den Tag durchgehen. Da ist das Radio doch geruhsamer als Arbeitsort.

8.30 Uhr: Ankommen in der Synodenaula. Unten, im Foyer, trifft sich alles. Bischöfe und Kardinäle, Helfer und Auditoren. Eine gute Kontaktbörse, man fragt die Stimmung ab, informiert sich über die Arbeit, scherzt und macht Small-Talk. Manchmal aber erwische ich auch eine wirklich gute – wenn auch kurze – Unterhaltung. Und da man sich hier schon länger täglich sieht, kennt man sich auch besser.

8:50 Uhr: Ich mache mich auf nach oben, zwei Stockwerke rauf, zu meinem Platz. Zuvor noch ein Griff in mein Postfach – jeder Synodenteilnehmer hat ein Postfach – in dem immer eine Presseschau liegt. Der Vatikan stellt zusammen, was alles über Synode und Vatikan und sonstigen wichtigen Ereignissen veröffentlich wurde und stellt und das zur Verfügung. Meistens ziehe ich das dann aber abends mit schlechtem Gewissen aus der Tasche, „schon wieder nicht gelesen.“

 

Die Lobby ist der wichtigste Ort

 

9:00 Uhr: Gebet in der Aula. Vor der Sitzung wird gebetet, nicht kurz ein Vaterunser, sondern ein Teil des Stundengebetes. Dazu stehen wir Presse-Menschen hinten oben im Saal, unsere Plätze sind noch vom Chor der Sixtinischen Kapelle besetzt. Natürlich nicht vom ganzen Chor, aber von einigen Sängern, die das Gebet vortragen. Meistens sind auch andere Kollegen dabei, für die das die einzige Gelegenheit ist, während der Sitzung in die Aula zu kommen und zu filmen. TV braucht Bilder.

Dann beginnt die Sitzung. Wir gehen in unseren Pressebalkon, die Kollegen werden herausgebeten, die Blöcke werden gezückt, die Computer aufgeklappt. Kardinal Baldisseri, der Sekretär der Bischofssynode, erklärt das Programm für den Tag und einer der vier Präsidenten, die jeweils für einen Tag leiten, beginnt mit der Moderation.

Wir bekommen stapelweise Papier, die Beiträge der Synodalen zum mit- und gegenlesen. Einige lesen ab – sehr angenehm für uns – einige fassen ihre längeren Statements zusammen – da ist dann eifriges Blättern gefragt. Schnell verwandelt sich der Sitzplatz mit Rechner, Papier, Stiften, Blöcke und dergleichen in ein Abbild meines Schreibtisches im Radio: irgendwie ist da immer zu viel drauf.

Bischöfe betrachten die Fotoauswahl der Synode
“Ich und der Papst – das Foto muss doch irgendwo sein…”

10:30 Uhr: Kaffeepause. Siehe Ankommen in der Aula, ein wichtiger Kontaktort. Die Kollegen von Radio Vatikan streichen umher und sehen zu, wen sie interviewen können. Die Schlange vor dem Kaffee ist lang, die Kleinigkeiten zum Essen sind schnell weg.

Im Foyer hat auch der Foto-service einen Stand, einige Synodalen sind in die Bildschirme vertieft auf der Suche nach einem Foto von ihnen mit dem Papst. Das muss doch irgendwo sein …

Meistens stehe ich mit meinen Kollegen zusammen, wenigstens für einige Minuten, uns abzusprechen: Pater Federico Lombardi, unser Chef, Romilda Ferrauto (französisch), Manuel Dorantes (spanisch), Tom Rosica (englisch) und ich. Weiterlesen “Mein Synodentag”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Rom, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Franziskus, Medien, Papst, Radio Vatikan, Tagesablauf20 Kommentare zu Mein Synodentag

Der Pressebalkon

Veröffentlicht am 10. Oktober 201511. Oktober 2015

Man berichtet nicht über ein Ereignis, sondern man berichtet, was andere über ein Ereignis berichten. So in etwa charakterisiert ein erfahrener Vatikan-Journalist das, was er derzeit in Rom tut. Anstatt selber bei der Synode dabei sein zu können, müsse man sich auf die Berichte der Berichterstatter verlassen. Also unter anderem auf meinen.

Vor der Pressekonferenz: Im Büro sind die Bischöfe Kurtz (USA/links) und Osorno (Spanien/rechts) dazwischen Kardinal Tagle (Philippinen).
Vor der Pressekonferenz: Im Büro sind die Bischöfe Kurtz (USA/links) und Osoro (Spanien/rechts) dazwischen Kardinal Tagle (Philippinen).

Man müsste die Synode in der Audienzhalle stattfinden lassen, wollte man alle Journalisten unterbringen wollen, die zusehen wollten. Zumindest an Tag Eins. Vielleicht auch noch an Tag Zwei. Außerdem würden die Worte der Synodenmitglieder dann an die Kameras und die Schreibblöcke gerichtet, nicht an die anwesenden Anderen, es ist wie in Bundestag und anderen Parlamenten, nehmen wir nur einmal an, ganz hypothetisch, ein Beitrag würde die Pros und Cons von Frauenpriesterweihe debattieren. Wirklich nur hypothetisch, um einen Fall zu konstruieren. Dann würde fünf Minuten später getwittert: „Synode diskutiert Frauenpriestertum“ und sämtliche Berichterstattung, sämtliche Fragen bei Interviews, ganz zu schweigen von Erwartungshaltungen, würden sich um diese eine Frage drehen. Man kann also gar nicht nachdenklich ein Argument von allen Seiten betrachten, außer man tut es vertraulich. Der Papst wollte diese Offenheit und Vertraulichkeit und die schließen eine volle Transparenz aus.

Damit wird es schwer, zu berichten. Und schlimmer noch, die Schwierigkeit selber wird zum Thema. Denn nicht alle halten sich an die Regeln. Kardinal Baldisseri, Leiter der Synode, nannte es „grave”, schwerwiegend, dass auf der Webseite der polnischen Bischofskonferenz Zusammenfassungen aller bisherigen Statements samt Namen erschienen sind. Das widerspreche der Vertraulichkeit, in der gesprochen werde.

 

Wer veröffentlicht was?

 

Nicht wenige Synodalen sind ziemlich verärgert, dass sich einer heraus nimmt, sich nicht an die Regeln halten zu müssen.

Einige Bischöfe haben ihre Texte selber online gestellt, wie etwa Erzbischof Heiner Koch. Das dürfen sie ausdrücklich auch. Aber den anderen das Recht zu nehmen, darüber selber zu entscheiden, und edierte Versionen samt Namen zu veröffentlichen, das ist schon ein Ding.

Jetzt wird derjenige, der sich nicht daran gehalten hat, im Netz von interessierten Kreisen dafür gelobt, den ausdrücklichen Willen des Papstes missachtet zu haben. Soviel zum Thema Treue zum Papstamt.

Aber zurück zum Thema: Wie berichtet man also über die Synode? Eine perfekte Lösung gibt es nicht. Natürlich gibt es Vorsicht von Seiten der Journalisten, den Worten derer zu Glauben, die einerseits für die Institution arbeiten und andererseits die einzige Informationsquelle sind, jedenfalls was die Zusammenschau angeht (man kann ja auch einzelne Interviews anfragen und der Vatikan ermutigt auch dazu). Eine alle Seiten zufrieden stellende Lösung dafür gibt es nicht. Vertraulichkeit wird gewünscht und irgendwie muss man sie schützen.

Also sitzen wir hier im Pressebalkon, hören zu und lesen mit, machen Notizen, gruppieren und ordnen Dinge, die irgendwie zusammen gehören, gewichten je nachdem, was oft oder nur selten genannt wird, und versuchen so gut wir können zu berichten.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, VatikanSchlagwörter Berichterstattung, Bischofssynode, Familie, Medien, Öffentlichkeit, Presse, Vatikan14 Kommentare zu Der Pressebalkon

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