Einfach ist das nicht: Bei der Direktübertragung der Palmsonntagsmesse war Arbeit angesagt. Ich konnte nicht wie zuvor die vorher vorbereitete Übersetzung benutzen, immer wieder wich Papst Franziskus von seinem Text ab und baute neue Sätze ein. Ich bin kein Simultanübersetzer und so sehr mir dieses Persönliche auch gefällt, hat es mich doch etwas ins Schwitzen gebracht. Ich will mich nicht beklagen, im Gegenteil, zeigt es doch nur, dass auch unsere Arbeitsweise bei Radio Vatikan sich ändern wird und muss. Und dieser Papst ändert vieles.
An diesem Palmsonntag haben wir denke ich eine Predigt gehört, wie wir sie von Papst Franziskus nun häufiger hören werden. Die ersten waren noch völlig frei gehalten, was sehr authentisch ist, aber wenn man zur ganzen Welt spricht ist das nicht durchzuhalten. Dann hat er sich am Dienstag seiner Einführung ganz an den vorbereiteten Text gehalten. Nun haben wir die Mischform erlebt, und ich denke, dass er dabei bleiben wird. Immer wieder weicht er ab, führt einige Punkte aus und vor allem spricht er die Menschen direkt an. Die Sprache wird langsamer, die Gesten intensiver, die Aussage emotionaler.
Seine Sprache ist nicht wie die Benedikt XVI., dem man einfach zuhören und folgen konnte, auch wenn die Gedanken komplex waren. Franziskus Sprache ist nicht so elegant, eher ist sie direkt und noch ein wenig von der Straße geprägt. Er regt nicht zur Reflexion an, er spricht direkt. Wenn mir ein kunsthistorischer Vergleich erlaubt ist: Franziskus ist der Caravaggio zu Benedikts Michelangelo. Weiterlesen “Caravaggio und der Papst”