
Wenn der Papst Kuba besucht, dann richtet sich der Blick auf eine Ortskirche, die langsam und Schritt für Schritt ihre Stellung in der Gesellschaft wieder gewinnt. Der Glaube darf wieder gezeigt werden, im vergangenen Jahr ist das Bild der Jungfrau der Barmherzigkeit von Cobre – das Heiligtum des Landes – durch das ganze Land gepilgert, sichtbar, öffentlich. Das Land ändert sich, und mit ihm die Kirche.
Besonders sichtbar wird diese Entwicklung zum Beispiel bei Klostergründungen. In der Geschichte des Christentums waren solche Initiativen immer Zeichen von neuem Leben bzw. von Veränderung. Und so gibt es seit 2008 ein Benediktinerkloster in La Havanna, gegründet von den Missionsbenediktinern von Sankt Ottilien. Jeremias Schröder ist der Abt des Klosters und damit verantwortlich auch für das Kloster in Havanna.
Erzabt Jeremias, wie sind Sie darauf gekommen, ein Kloster ausgerechnet in einem sozialistischen Staat zu gründen?
„Der Sozialismus schreckt uns nicht ab. Wir versuchen ja auch, in China wieder Fuß zu fassen und wir haben sogar Beziehungen nach Nordkorea. Aber der Grund, weswegen wir nach Kuba gegangen sind, war eine ganz dringende Bitte des Kardinals von Havanna. Der wollte Benediktiner im Land haben, die diese Grundform des Ordenslebens dort verwirklichen. Das war ein Anliegen, das er schon lange mit sich herum trug.
1998 – nach dem Besuch von Johannes Paul II. in Kuba – hat er mit Fidel Castro über diese Frage gesprochen und von Castro selber die Erlaubnis bekommen, Benediktiner ins Land holen zu dürfen. Er hat dann 2006 begonnen, nach Benediktinern zu suchen, die nach Kuba kommen könnten.
Kardinal Ortega hat erst in Lateinamerika gesucht, wo es zwar große Begeisterung gab, aber keine Möglichkeit, Mönche frei zu stellen, die dafür in Frage gekommen wären. Er kam dann zu uns zu den Missionsbenediktinern, weil er erfahren hatte, dass es einen Zweig der Benediktiner gibt, der sozusagen darauf spezialisiert ist, Gründungen in anderen Kontinenten zu machen.“
Wie haben wir uns dieses Kloster vorzustellen?
„Momentan ist das ein kleines Provisorium, wir – das heißt die Benediktiner dort – leben dort in einem Klösterchen, das die Karmeliter ursprünglich in einem Vorort von Havanna gebaut haben. Von dort aus bereiten wir die eigentliche Klostergründung vor, die auf dem Land sein wird, etwa 30 Kilometer von Havanna entfernt.
Die Mitbrüder leben da und beten und arbeiten, sie versuchen, das Land besser zu verstehen, sie bilden die ersten einheimischen Mitbrüder aus und arbeiten an dem Prozess der Verlagerung des Klosters. Das ist sehr mühsam, denn es geht in Kuba schon alles sehr gemächlich vor sich. Weiterlesen „Ein Kloster in Havanna“