Zum Ende jedes Jahres hält der Papst eine programmatische Ansprache, der Anlass ist ein Empfang der Mitarbeiter in der päpstlichen Kurie. Es ist in diesem Jahr eine starke Ansprache geworden, die sich zu lesen lohnt. Einige Teile daraus ganz besonders.
Als erstes aufgefallen ist mir die Analyse der Krise Europas, die sich relativ weit vorn in der Rede des Papstes findet. Schon mehrfach hat Benedikt XVI. angesprochen, dass hinter der wirtschaftlichen und politischen Krise eine andere Krise liegt; das spricht er an diesem Donnerstag explizit an:
„Am Ende dieses Jahres steht Europa in einer wirtschaftlichen und finanziellen Krise, die letzten Endes auf der ethischen Krise beruht, die den Alten Kontinent bedroht.
Selbst wenn Werte wie Solidarität, Einstehen für die anderen, Verantwortlichkeit für die Armen und Leidenden weitgehend unbestritten sind, so fehlt häufig die motivierende Kraft, die konkret den einzelnen und die großen gesellschaftlichen Gruppen zu Verzichten und Opfern bewegen kann. Erkenntnis und Wille gehen nicht notwendig miteinander.
Der Wille, der das eigene Interesse verteidigt, verdunkelt die Erkenntnis, und die geschwächte Erkenntnis kann den Willen nicht aufrichten.
Insofern steigen aus dieser Krise sehr grundlegende Fragen auf: Wo ist das Licht, durch das unserer Erkenntnis nicht nur allgemeine Ideen, sondern konkrete Imperative aufleuchten können? Wo ist die Kraft, die den Willen nach oben zieht?”
Und dann bezieht der Papst das auf sein Thema, die Verkündigung in der modernen Welt:
„Es sind Fragen, auf die unsere Verkündigung des Evangeliums, die neue Evangelisierung antworten muss, damit aus Botschaft Ereignis, aus Verkündigung Leben wird.”