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Schlagwort: Myanmar

Spannungsfeld Papst

Veröffentlicht am 1. Dezember 20171. Dezember 2017

Mit meinem letzten Post habe ich mich weit aus dem Fenster gelehnt. Und falsch gelegen. Der Papst kann mit seiner Reise nach Myanmar und Bangladesch nicht gewinnen, habe ich gesagt. Und zu den Gründen stehe ich auch nach wie vor. Aber jetzt, da die Reise läuft, muss ich meine Schlussfolgerungen dann doch ändern.

Einen Schritt dazu habe ich schon gemacht, in einem Artikel für die Zeitung Die Zeit. Jetzt hat der Papst Bangladesch für die Aufnahme von muslimischen Flüchtlingen gelobt. Ohne das Wort ‚Rohingya‘ zu benutzen. Und er hat drei Familien von Rohingya auf die Bühne gegrüßt und sie so ins Rampenlicht gesetzt. Und um Vergebung gebeten. Und das Wort Rohingya gebraucht. Wer jetzt nicht versteht, dem ist auch nicht zu helfen.

Ankunft in Bangladesch: Begrüßung der Gläubigen vor der Messe an diesem Freitag
Ankunft in Bangladesch: Begrüßung der Gläubigen vor der Messe an diesem Freitag

Für die Zeit habe ich das „Methode Franziskus“ genannt, bewusst undiplomatisches Verhalten, das Unruhe schafft und Spielräume öffnet. Der Papst macht etwas, tut etwas, sagt etwas, und geht damit einen ungewohnten Weg. Er nutzt das Wort ‚Rohingya‘ im August, obwohl die Bischöfe des Landes schon im Juni gebeten hatten, das nicht zu tun. Dann sind alle aufgeregt, die Bischöfe, die Generäle, alle Journalisten wollen wissen ob er das durchhält, Druck auf Aung San Suu Kyi, auf die Machthaber, alle sind unter Spannung weil nicht alles nach fein abgezirkeltem Plan läuft.

In Myanmar wurde vor allen offiziellen Terminen erst einmal ein informelles Treffen mit den Generälen eingeschoben, danach außerdem ein interreligiöses Treffen. Da war auf einmal Bewegung drin.

 

Im Kern konstruktiv

 

Vorsicht: das ist kein Elefant-im-Porzellanladen verhalten. Also erst mal Schaden anrichten und dann sich als gegen-das-Establishment aufspielen, wie das der Herr im Weißen Haus drüben tut. Was der Papst macht ist im Kern konstruktiv, nur geht es eben über Spannung.

Und es geht – und das ist die ganz große Stärke – über Religion. Es sind religiöse Botschaften, die er bringt, auch die vom Frieden und das Sprechen von Flüchtlingen ist keine rein humanitäre Aktion, das ist mehr. Und das gibt ihm überhaupt erst die Möglichkeit, diese Spannungsfelder zu erzeugen.

Und damit untergräbt er auch nicht seine moralische Autorität. Das ist ja der Vorwurf, der ihm von unserer westlichen Seite aus gemacht wurde. Demnach hat man nur moralische Autorität, wenn man offen und ehrlich die Dinge anspricht und die Konsequenzen in Kauf nimmt. Das mag so sein, das bringt aber nicht das, wofür der Papst einstehen will: Frieden und Hilfe für die Menschen vor Ort.

 

Religiöse Autorität

 

Genauer betrachtet ist es also kein „Versuch“, den der Papst unternimmt, wie ich etwas ungenau im vergangenen Kommentar hier geschrieben habe. Ich habe dazu gelernt. Es ist seine Art des Beitrags zum Gemeinwohl. Er betet an der Trennmauer, die Israel baut, und schafft Unruhe im Land, was zu Reaktionen führt. Das heißt, man reagiert. Er fährt dahin, wohin schon keiner mehr fährt. Er spricht mit Leuten, mit denen keiner mehr spricht, weil ja eh klar ist, was die sagen. Und er schafft diese Spannungsfelder, in denen auf einmal etwas an Bewegung möglich ist, wo es vorher keine geben konnte.

Geistliche Politik, Beitrag von Religion zum Gemeinwesen und zum Frieden, man nenne es, wie man will. Aber es ist zutiefst päpstlich.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Papstreise, Sprechen von GottSchlagwörter Bangladesch, Diplomatie, Flüchtlinge, Myanmar, Papst Franziskus, Politik, Rohingya, Vatikan60 Kommentare zu Spannungsfeld Papst

Er kann nicht gewinnen

Veröffentlicht am 27. November 201727. November 2017

Er kann gar nicht gewinnen. Und probiert es trotzdem. So etwa mag ich das Projekt zusammenfassen, was der Papst in diesen Tagen unternimmt: die Papstreise nach Myanmar und Bangladesch.

Die große Frage ist natürlich die nach den Rohingya, der ethnischen Minderheit, die aus Myanmar fliehen und die von Bangladesch nicht aufgenommen werden. Das Problem ist natürlich viel größer, es betrifft auch noch andere Länder, aber die besuchten Länder sind sind die beiden Länder im Fokus. Und ein Papst, der sich die Flüchtlingsproblematik so sehr auf die Fahne geschrieben hat – siehe Papstbotschaft zum Friedenstag in der vergangenen Woche – der richtet ganz natürlich das Augenmerk auf die Situation der Menschen dort.

Der Papst ist wieder unterwegs: hier bei seiner bisher letzten Reise, in Kolumbien
Der Papst ist wieder unterwegs: hier bei seiner bisher letzten Reise, in Kolumbien

Warum kann er nicht gewinnen? Weil er in einer der berühmten Zwickmühlen steckt. Nehmen wir das Beispiel Aun Sang Suu Kyi, ihr wird vorgeworfen, nicht deutlich genug gegen die Verfolgung der Rohingya aufzustehen, obwohl sie das Land faktisch regiert. Dasselbe wird man dem Papst vorwerfen: Dass er nicht laut genug protestiert habe.

Die Kirche im Land hat wiederholt darauf hingewiesen, und das auch öffentlich, dass es viel mehr Minderheiten gibt als nur die eine und dass das Leben auch für die anderen mit Leid verbunden ist.

Die Bischöfe haben den Papst sogar direkt gebeten, auf den Begriff „Rohingya“ zu verzichten. Schon im Juni, also weit im Vorlauf, hätte man das Anliegen vorgebracht, so Erzbischof Alexander Pyone Cho, zu dessen Bistum auch das Krisengebiet Rakhine gehört. Die Agentur Ucanews zitiert ihn: „Wir haben gesagt, dass das Wort Rohingya im Land immer noch ein sensibler Punkt ist und daher während der Reise besser nicht benutzt wird“. Die Konzentration auf die Rohingya verdränge andere Probleme und gebe außerdem den Militärs die Macht und die Legitimität, wieder einzugreifen.

Wenn er also den Hinweisen der Ortskirche folgt, dann macht er es uns Westlern nicht recht, wenn er es uns Westlern recht macht, dann richtet er vielleicht im Land selber mehr Schaden an als Nutzen.

 

Schaden oder Nutzen?

 

Das meinte ich damit, dass er nicht gewinnen kann. Aber er probiert es trotzdem. Ich muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass es um Frieden, Frieden und Frieden gehen wird. Religionen tragen zum Frieden bei, wenn es echte Religionen sind, das war und ist sein Thema.

Gespräch mit den Religionen überhaupt ist wichtig, das kann man mit Blick auf das Programm sehen. Ob es dann aber tatsächlich zu mehr Frieden beiträgt, hängt vor allen an den Menschen vor Ort.

Natürlich darf man nachfragen, ob die Tatsache, dass etwas im Land ein sensibler Punkt ist, ausreicht für die Begründung eines Verzichts. Aber das ist eine Debatte, die vor allem im Land geführt werden muss.

Und: Der Papst hat eine starke geistliche Autorität. Das ist etwas, was wir im weitgehend säkularisierten Westen fast nicht mehr spüren. In einer geistlich starken Region wie Südasien spielt das aber eine große Rolle. Ob nun Buddhisten in Myanmar oder Muslime in Bangladesch, gemeinsam mit den vielen Minderheiten: es wird sehr wohl wahrgenommen, was er sagt. Dass er also nicht gewinnen kann, muss ich an dieser Stelle zurück nehmen.

Es ist eine diplomatisch schwierige Reise in eine Konfliktzone, von der wir hier lange nichts haben mitgekommen wollen. Es ist eine geistlich anspruchsvolle Reise.

Unsere westlichen und medialen Erwartungen in Bezug auf die Flüchtlingskrise sind enorm. Aber er hat keine Angst, sich den Vorwurf zuzuziehen, er habe mit irgendwem paktiert. Der Papst fährt hin und versucht sich am Dialog, diplomatisch, menschlich, geistlich.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, PapstreiseSchlagwörter Bangladesch, Myanmar, Papstreise, Rohingya5 Kommentare zu Er kann nicht gewinnen

Keine Bilder

Veröffentlicht am 23. November 2017

Es wird eine Reise an die Peripherie der Welt: Am Sonntag bricht der Papst auf nach Myanmar und Bangladesch. Ohne jetzt die Klischees aufmachen zu wollen, hat das eine ganze Reihe von Herausforderungen.

Verkehr, Sprache, Flüchtlinge: alles Mögliche wird die Papstreise zu etwas Besonderem machen. Die Herausforderung, die mich aber heute am meisten beschäftigt: es wird von den meisten der Veranstaltungen, Begegnungen und Liturgien keine live-Bilder geben.

Es wird also nicht nur keine Übertragungen geben, was bei einer Zeitverschiebung von fünfeinhalb Stunden vielleicht keine Katastrophe ist. Wir werden hier das Ganze nicht verfolgen können. Und damit wird die Berichterstattung zu einer Herausforderung.

Wir haben Leute vor Ort, die uns berichten können. Aber wie das alles dann bei uns ankommen wird, wissen wir noch nicht. Und wir wissen auch nicht, ob unsere Leute dann bei allem dabei sein können.

Der Papst ist ja vor allem ein sichtbarer Papst, alles als Foto, als live-Bild, als Übertragung und so weiter. Es wird spannend, wie wir das alles berichten und verfolgen, wenn diese Bilder einmal nicht zur Verfügung stehen.

Ein Experiment.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Bangladesch, live, Myanmar, Papst Franziskus, Papstreise4 Kommentare zu Keine Bilder

Schon wieder „nie wieder“

Veröffentlicht am 15. Oktober 2017

Wir haben es nach der Gewalt in Ruanda gehört: „nie wieder“ wollte die Weltgemeinschaft zusehen, wie Menschen sich gegenseitig in solcher Menge und Grausamkeit umbringen. Und dann hieß es etwas später wieder „nie wieder“, als die Grausamkeit im Sudan und dann in Syrien bekannt wurde. Die Weltgemeinschaft schafft es aber nicht, diesem „nie wieder“ auch Taten folgen zu lassen.

Denn was jetzt in Myanmar passiert, die Verfolgung der Rohingya, das ruft auch nach einem „nie wieder“.

Die internationalen Organisationen rufen seit Monaten um Hilfe, bis hin zur UN. Aber die Rohingya werden weiter verfolgt, vertrieben, und wenn man den Berichten aus dem unzugänglichen Land glaubt vergewaltigt, umgebracht, isoliert und nicht mit Lebensmitteln versorgt.

 

Wie soll man das berichten?

 

Wie soll man über so etwas schreiben? Wie das berichten? Ende November wird der Papst in dieses Land fahren, danach in das Land, in das viele der Rohingya fliehen, nach Bangladesh. Ganz bewusst hat dieser Blogeintrag kein Bild, irgendwie gaukeln uns Bilder vor, dass wir etwas wüssten und sehen könnten, was sich uns aber entzieht.

Zum einen warnt die Kirche in Myanmar davor, sich zu sehr auf die Rohingya zu konzentrieren. Es gebe sehr viele Minderheiten im Land (über einhundert), die ebenso von national-buddhistischen Bewegungen und vom Militär verfolgt würden. Diese bekämen aber nicht die mediale Aufmerksamkeit.

Außerdem helfe die vom Militär verursachte Krise dem Militär, das dürfe sich dann die Macht im Land wieder nehmen, das hatten sich die Generäle in die Verfassung geschrieben, als das Land langsam zur Demokratie überging. Weiterlesen “Schon wieder „nie wieder“”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, PapstreiseSchlagwörter Flüchtlinge, Myanmar, Papst Franziskus, Papstreise, Rohingya18 Kommentare zu Schon wieder „nie wieder“

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