Es herrscht immer noch großes Staunen. Egal, ob man den Stil des neuen Pontifikates gutheißt oder nicht, alle staunen über die Intensität, Direktheit und Pausenlosigkeit Papst Franziskus.
Wer die Bilder von der Fußwaschung gesehen hat oder der Menge bei der Generalaudienz, der sich der Papst mit Berührungen, Umarmungen und Bedrängungen ausgesetzt hat, der sieht diese Intensität. Dieser Papst hat offensichtlich keinerlei Bedürfnis nach Distanz.
Wenn Papst Franziskus spricht, ist er direkt. Genauso in seiner Symbolsprache: Das Weglassen der roten Schuhe und anderer Zeichen reinigt die Zeichensprache des Papsttums und macht sie direkter.
Die Pausenlosigkeit ist das, was aber am meisten ins Staunen versetzt. Papst Franziskus macht ja nicht dauernd Neues, im Gegenteil, er breitet seine erste zentrale Botschaft des aus-sich-heraus-Gehens immer wieder neu aus. Aber die Ereignisse zwischen seiner Wahl und Ostern lassen ihm und uns keinen Atem holen.
„So könne man nicht mit Traditionen umgehen“, hört man einige Leute sagen. Das sei zu brachial. Vielleicht ist es das. Am Karfreitag gab es dazu eine Predigt des päpstlichen Hauspredigers, Pater Raniero Cantalamessa. Er hat immer die Predigt bei der Passionsfeier. Ein kurzer Auszug daraus:
„Es ist wie mit manchen historischen Gebäuden. Im Laufe der Jahrhunderte hat man sie den Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen, Zimmern und Zimmerchen angefüllt. Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen, im Gegenteil sogar ein Hindernis darstellen, und dann muss man den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude wieder in den einfachen und klaren Zustand zurückzuführen, den es gleich nach seiner Erbauung besaß. Weiterlesen “Neubau”