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Schlagwort: Neues Testament

In Memoriam Klaus Berger

Veröffentlicht am 10. Juni 2020
ein großer Sprecher von Gott Klaus Berger 2017 bei einem Vortrag an der Universität Gregoriana in Rom

Und wieder geht ein großer Sprecher von Gott. Klaus Berger, Exeget, Frager, Schreiber, Sprecher, starb am vergangenen Montag. Unbequem war er und immer eine Bereicherung. Nie um ein Wort verlegen, gerne auch blumig und kantig, so hat er sich jahrelang zu Jesus und Kirche und Theologie geäußert. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine eigene Übersetzung des NT heraus gebracht, in eigener Reihenfolge der Texte und samt der Apokryphen. Da war keine Scheu in ihm, die ihn vor solch einem Werk zurück gehalten hätte.

In den vergangenen Jahren hatte ich mehrfach das Vergnügen, in kleinerem Kreis mit ihm zu tun zu haben. Ein anstrengendes Vergnügen war es, man konnte sich wunderbar an ihm reiben und irgendwie hatte ich auch immer das Gefühl, dass das auch seine Absicht war. Nicht abschauen, nicht ablesen, sondern selber denken.

Ein großer Sprecher von Gott

Dazu verwirrte er gerne. Mit Worten zum Beispiel: „Es herrscht ein bestimmtes Jesusbild vor, dass immer noch den Schlafzimmern des 20. Jahrhunderts entstammt“, so in einem Interview in Rom. Der Jesus, von dem er sprach, war einer, der „wirklich Neues [bringt], was häufig ja verschüttet ist, nicht zuletzt durch die dogmatischen Handbücher, durch die Katechismen und durch die Praxis der Kirchen.“ Und das Neue machte er sichtbar, in dem er das Alte aufrüttelte und durchschüttelte.

Hagenkord: Was würden Sie denn sagen, wie man sich Jesus nähern kann?

Berger: „Indem man anhand von Texten gnadenlos fragt: Wie soll ich das verstehen? Es geht zunächst um das Verstehen eines Fremden, der fremd geworden ist und in anderen Jahrhunderten wahrscheinlich nicht weniger fremd war (..). Es geht um die Begegnung mit einem, der fremd ist und diese Begegnung macht einen schon heiß, wenn man kurz davor ist, etwas davon mit zu bekommen. Es ist wie beim Topfschlagen (…), Theologen können helfen aber die Menschen müssen den entscheidenden Schlag selber machen. Wirkliche Begegnung mit Gott.“

Hagenkord: Bleibt uns der Jesus aber nicht doch auch nach allem Erklären und dann Nachfragen letztlich fremd?

Berger: „Ich finde, dass man jeden Tag gespannt sein darf, was man an genau diesem Tag aus dem Text herausfindet. Das ist bei manchen Texten manchmal ohne Ergebnis, dass man nichts findet, aber meistens ist es doch so, dass man weiter geführt wird, wirklich weiter geführt wird, so dass Jesus nicht fremd bleibt, sondern neue Eigenschaften von sich zeigt. Genau wie meine Frau auch. Meine Frau liebe ich in vergleichbarer Weise, dass ich gespannt bin, was ich heute an ihr entdecken kann.“

Hagenkord: Ruhe und beruhigt sein ist das Gegenteil von Bibellektüre?

Berger: „Ja. Man muss bereit sein, sich überraschen zu lassen und bereit sein, die liebsten Überzeugungen aufzugeben.“

Kirchlich, bildreich, liturgisch

Dabei war Berger immer auch kirchlich. Verwirrend kirchlich, eine Zeit lang wurde eifrigst spekuliert, ob er nun katholisch oder evangelisch sei, Klarheit und kirchliche Eindeutigkeit im Rahmen der Konvention war seine Sache nicht. Und liturgisch war er, da lag seine Bindung an den Orden der Zisterzienser, die ihm wichtig war und die ihn geprägt hat.

Er war ein Mann der Sprache, nicht nur der überlieferten. Seine eigene war bildreich. Ob er nun biblische Theologie mit Geflügelsalat verglich oder in ruhigen aber bestimmten Tönen über die Theologie schimpfte, die Jesus verharmlose. Nicht zuletzt deswegen war es stimmig, dass er sich zuletzt ausführlich dem bildreichsten Buch des Neuen Testamentes gewidmet hat, der Offenbarung des Johannes. „Die Kirche des Wortes lebt in der Welt der Bilder“, so Berger.

Ein großer Sprecher von Gott war er. Und sein unbequemes sprachlich anstrengendes Aufrütteln wird uns fehlen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exegese, Jesus, Klaus Berger, Neues Testament, TheologieSchreiben Sie einen Kommentar zu In Memoriam Klaus Berger

Der Pharisäer

Veröffentlicht am 25. August 201724. August 2017

Meinen Sie nicht auch, es könnte hilfreich sein, wenn Sie – in einem Kommentar oder „Blog“ – ad usum delphinorum darlegten, wen Seine Heiligkeit meint, wenn er von „Pharisäern“ spricht, und wen nicht? – Ein Kommentar hier im Blog, vor einiger Zeit schon.

Und auch bei unserem Facebook-Auftritt finden sich immer wieder Nachfragen, wie der Papst mit den Pharisäern umgeht. Schließlich sagt er denen alles mögliche nach, ihnen und ganz allgemein den Schriftgelehrten. Und wirklich geht die Schrift ja nicht wirklich zimperlich mit ihnen um. Religionswissenschaftler und -historiker sehen das etwas anders und sehen in den Angriffen – unter anderem durch den Papst – durch die Geschichte ungerechtfertigte Verunglimpfungen einer Frömmigkeitsbewegung des Judentums.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 23. August
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 23. August

Ich will mal die Gelegenheit nutzen und darüber nachdenken, was der Papst da tut, wenn er so schlecht über die Pharisäer spricht. Schauen wir einmal hin, wenn der Papst über sie spricht:

Beispiel Eins: Zunächst einmal stehen die Pharisäer in der Art und Weise, wie der Papst die Schrift auslegt, für die Oppositionsrolle gegenüber Jesu Auslegung des Gesetzes. „Jesus ruft ihn in die Nachfolge und dazu, sein Jünger zu werden, und Matthäus akzeptiert und lädt ihn und die anderen Jünger zu sich nach Hause zum Essen ein. Daraufhin kommt es zu einer Diskussion zwischen den Pharisäern und den Jüngern Jesu, weil letztere sich mit Zöllnern und Sündern zu Tisch setzen. Du kannst doch zu solchen Leuten nicht nach Hause gehen!, sagten sie ihnen. Aber Jesus hielt zu diesen Leuten keine Distanz, er ging zu ihnen nach Hause und setzte sich mit ihnen zu Tisch: Das bedeutete, dass auch sie seine Jünger werden können!“ (GA 13. April 2016)

Die Pharisäer kennen die Reinheitsvorschriften und klagen sie ein, aber Jesus – und hier kommt wieder der Papst – ruft alle in die Nachfolge, auch die Sünder. Die Kirche sei nicht die „Gemeinschaft der Perfekten“, sondern die von „Jüngern auf dem Weg, die dem Herrn folgen, weil sie wissen, dass sie Sünder sind und seine Vergebung brauchen“. Christliches Leben sei daher „eine Schule der Demut, die uns für die Gnade öffnet“. Das könnten Menschen, die sich für „gerecht“ hielten, nur schwer verstehen. Und dafür müssen dann die Pharisäer herhalten.

Wenn die Historiker Recht haben, dann war es Teil der Bewegung der Pharisäer, die Regeln für Reinheit und andere Gesetze aus der Thora auch auf den Alltag anzuwenden, also die Menschen und ihr Leben einzubeziehen. Das erklärt den Widerstand, den man in der Frage erkennen kann. Beim Papst bleibt der Widerstand übrig, die Hintergründe sind an dieser Stelle – also während einer Generalaudienz – nicht sein Thema.

 

Der Moralist

 

Beispiel Zwei: der „kasuistische moralistische Pharisäer“ (26. Juni 2014). Hier spricht er allgemein über die Schriftgelehrten, die zum Volk „ohne Vollmacht“ sprechen, ihre Worte erreichten aber das Volk nicht, „sie standen dem Volk fern“. Mit Sicherheit „war die bekannteste dieser Gruppen die der Pharisäer“, sagte der Papst damals. Mit der Einschränkung, dass es auch gute Pharisäer gegeben habe, nur spreche Jesus nicht über die. Die, über die Jesus spreche, machten viele Gebote, kurz „sie bürdeten dem Volk diese Last auf: ‚Du musst das tun! Du musst!’“

Und dann schließt Papst Franziskus seine am Häufigsten auftretende Charakterisierung an: Sie verkürzten den Glauben an den lebendigen Gott auf eine reine Kasuistik und verfielen so „in Widersprüche grausamster Kasuistik“. Hier stehen die Pharisäer für Kasuisten, gemeint sind dem konkreten Leben fern stehende Richter, die mit Moral und Regeln Lasten auflegen, anstatt davon zu befreien. Weiterlesen „Der Pharisäer“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bibel, Exegese, Franziskus, Klerikalismus, Moralismus, Neues Testament, Papst, Pharisäer, Predigt8 Kommentare zu Der Pharisäer

Baupläne von Kirche

Veröffentlicht am 11. Mai 2017

Es liegt bestimmt nicht daran, das es das letzte Buch der Bibel ist: Die Offenbarung des Johannes, weiter bekannt unter seinem griechischen Namen Apokalypse, führt eher ein Schattendasein. Einige Stellen daraus sind Gemeingut, in Kirche und auch außerhalb, aber als Buch, als integraler Text, ist es eher weniger bekannt.

Das ist bei mir selber nicht anders als bei anderen, Grund genug also, sich einen Vortrag zum Buch anzuhören, hier in Rom, am Päpstlichen Bibelinstitut. Vorgetragen hat kein Geringerer als der Exeget Klaus Berger, der damit auch gleich sein zweibändiges Werk zur Offenbarung vorgestellt hat.

Klaus Berger bei der Vorlesung
Klaus Berger bei der Vorlesung

Morgens war er noch beim emeritierten Papst, um mit ihm über das Thema zu sprechen, die beiden kennen sich seit Jahrzehnten. Man habe über Joachim von Fiore und dergleichen gesprochen, dar war viel Theologie im Spiel.

Und abends also für das interessierte Publikum.

Zentral war für Berger bei dem Vortrag die Frage nach der Kirche. Das Buch der Offenbarung spreche nicht wie andere Bücher des Neuen Testamentes vom „Reich Gottes“, sondern vom „himmlischen Jerusalem“, das zeigt eine andere Weise, von Kirche zu sprechen. Mehr noch als andere Sprachbilder mache das deutlich, dass man Kirche nur von der Zukunft her verstehen könne, vom Sieg über „menschenverachtende widergöttliche Macht“. Hier liege das Anliegen des Buches, sagt Berger, es sei seine Absicht, Trost – im geistlichen Sinn des Wortes – zu spenden, nicht zu verwechseln mit Vertröstung.

 

Anordnungen von Steinen und Toren

 

Es gehe in dem Buch viel um Anordnen, sagt Berger, das himmlische Jerusalem habe Tore und Grundsteine und Richtungen. Zahlen spielten eine sehr große Rolle, auch das Elemente der Anordnung.

Und damit sind wir dann auch schon bei der Frage der Kirche, „sag mir, war für einen Bauplan von Kirche du im Herzen trägst“ fragte Berger. Kirche könne man eben nur von Zukunft her verstehen, das sei das Anliegen dieser Prophetie. Hier gehe es nicht um ein großes Ratespiel, wer denn nun mit welchem Bild gemeint sei, hier gehe es um die „Offenlegung der verborgenen Dimension von Wirklichkeit“, eben um das Wesen der Kirche als von der Zukunft her kommend.

Gefüttert würde die Prophetie von Erinnerungen, es sei ein durch und durch jüdisches Buch, sagte Berger, die Erinnerungen seien deutlich aus dem Judentum gekommen, allein Zentralbild zeige das, das „himmlische Jerusalem“. Aber auch die Zwölfzahl, die sonst außerhalb der Evangelien eher eine untergeordnete Rolle spiele, weise darauf hin. Es gehe um die Wiederherstellung des Volkes Gottes.

Und für all das, für das Sprechen von Kirche nicht als soziale Gruppe sondern als theologisch zu verstehende Realität, würde diese für uns fremd wirkende phantastische Sprache gebraucht. Lieder, Zahlen, Musik, Anordnung, Tiere, all das weise auf das Zentrum der Offenbarung hin.

 

Eine theologische Frage

 

Hier liegt schon eine Anfrage: wenn wir selber von Kirche sprechen, meinen wir wirklich diese theologische Aussage? Oder erschöpft sich das in der soziologischen Größe? Böse formuliert, sind wir Kirche oder empfangen wir Kirche? Ich bitte gleich um Nachsicht, das ist überspitzt formuliert, ich will niemandem auf die Füße treten, aber die theologische Frage muss einfach sein.

Das Buch ist komplex in der Bildsprache, uns vielleicht auch sehr fremd geworden, aber mein Besuch im Biblikum zur Vorlesung bei Prof. Berger hat mich dann doch wieder neugierig gemacht, diese Bilder neu zu lesen. Oder um es mit dem Schlusssatz von Berger zu sagen: „Die Kirche des Wortes lebt in der Welt der Bilder“.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Apokalypse, Exegese, Kirchenverständnis, Klaus Berger, Neues Testament, Offenbarung des Johannes, Päpstliches Bibelinstitut3 Kommentare zu Baupläne von Kirche

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