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Vatican News

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Schlagwort: Öffentlichkeit

Altbekannte Papstgeschichten

Veröffentlicht am 12. April 2014

Auf eine gute Vorbereitung kommt es an: Wir stehen von den Heiligsprechungen zweier Päpste. Direkt nach Ostern werden Johannes XXIII. Und Johannes Paul II. von Papst Franziskus heilig gesprochen werden. Viel Aufmerksamkeit wird es geben, vor allem direkt nach Ostern. Sendungen wollen geplant, Hintergründe dargelegt und live-Übertragungen vorbereitet werden. Wie gesagt, auf eine gute Vorbereitung kommt es an.

Das gilt natürlich auch für alle anderen Medien. Vereinzelt trifft man jetzt schon auf Berichte oder Kommentare. Blättern wir im Internet, da finden wir zum Beispiel den Kommentar in der Süddeutschen Zeitung, dieser kann vielleicht sogar exemplarisch für all die Kommentare stehen, die in den kommenden Tagen und Wochen auf deutsch über Johannes Paul II. gefällt werden.

JohannesPaul2-portraitEs ist ein zweigeteilter Papst, der uns darin begegnen. Zum einen der Papst und Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte, der Papst der zur Erosion des Ostblocks beigetragen hat. Dazu gehört auch der Papst, der „geschichtlichen Schutt“ wegräumt, die Blockade der Kirche in den Dialogen mit Judentum und Islam, der Papst der ganz neue Themen aufgreift wie den Umweltschutz, der sich gegen den Krieg im Irak einsetzt und so weiter. Also eine positive Zeichnung.

Und dann ist da der andere Papst, er „betonierte manche Positionen der Kirche“ ein, genannt werden Empfängnisverhütung, Zölibat, Frauenordination. „Die heutige Unfähigkeit und Unwilligkeit des Vatikans, die lebensfremde Kirche zu reformieren und Skandale aufzuarbeiten ist auch das Erbe des Mannes aus Polen,“ so das Urteil des Journalisten.

Die gute Vorbereitung besteht hier leider darin, die bekannten Brillen wieder einzufärben. Man kann durchaus kritisch sein, das belebt die Debatte und verhilft zu neuen Perspektiven. Wenig zielführend finde ich es aber, die ewig gleichen Positionen der liberal-bürgerlichen Religion neu aufzuwärmen und dann der katholischen Kirche vorzuwerfen. Kurz: Wer sich der Annahme von modernen Positionen (und modern ist, was die Gesellschaft haben will) widersetzt, der ist lebensfremd.

Man verpasst so viel, wenn man sich mit dieser Position beschränkt. Es gibt bei Johannes Paul II. immer noch so viel zu entdecken, dass vielleicht erst jetzt, wo die Konflikte nicht mehr so heiß sind, entdeckbar ist. Mir jedenfalls ist es so gegangen. Bei meiner Vorbereitung komme ich zu Dingen und Sichtweisen, die mir neu waren. Allein deswegen hilft das.

Dasselbe gilt übrigens auch für Papst Johannes XXIII.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Heiligsprechung, Johannes Paul II., Johannes XXIII., Medien, Öffentlichkeit, Papst, Wahrnehmung47 Kommentare zu Altbekannte Papstgeschichten

Zwei Galileos

Veröffentlicht am 25. März 2014

Galileo Galilei gibt es zwei Mal: Zum einen die historische Gestalt (deren 350. Geburtstag wir in diesem Frühjahr feiern), zum anderen den Mythos, den wir alle kennen. Beide haben recht wenig miteinander zu tun, in unseren Sendungen an den Dienstagen in diesem Monat haben wir uns ausführlich damit befasst.

Schlussworte spricht in meiner Sendung heute der Theologe und Psychiater Manfred Lütz, der sich viel mit den Mythen befasst hat, die einem gesunden Verstehen von Glaube und Kirche populär im Wege stehen. Wenn man Menschen in einer x-beliebigen Fußgängerzone zu Galileo fragen würde, wären 80% aller Antworten historisch falsch, sagt Lütz.

Erst neulich hatte ich eine Debatte im privaten Kreis, wo mich jemand fragte, warum auf einmal Katholiken triumphierend Galilei niedermachen würden, das sei alles ganz anders gewesen, Galilei habe wissenschaftlich Unrecht gehabt und so weiter. Meine Antwort heute darauf ist, dass es eine Art Befreiungserlebnis ist. Der Mythos wird als solcher erkannt, die historische Wissenschaft darf forschen, ohne von festgefügten falschen Meinungen daran gehindert zu werden und für viele ist das wirklich befreiend.

Natürlich ist es jetzt falsch, triumphal aufzutreten, aber Recht – Unrecht und Opfer – Täter ist nicht ganz so einfach verteilt, wie es das kulturelle Gedächtnis – die Menschen in der Fußgängerzone – wissen wollen.

Das ist aber nicht die Lehre, die wir aus dem „Fall Galileo“ ziehen können. Die Lehr ist eine andere. Ich darf noch einmal aus meiner Sendung Manfred Lütz zitieren:

 

„Ich finde, dass die Kirche daraus lernen muss, dass nicht unbedingt das, was wirklich passiert ist, sondern das, was die Menschen darüber denken, relevant ist für die Wirkung. Man muss viel zeitiger sehen, wie das, was wir tun, wirkt. Das ist kein Nebeneffekt nach dem Motto ‚ist egal wie es wirkt ich muss es tun‘. (..) Wie wir Dinge rüber bringen, in welcher Sprache wir sie rüber bringen, wie differenziert wir damit umgehen ist wichtig.“

 

Soll heißen: Sich selbstgerecht zurücklehnen, weil man ja das richtige tut, bringt nichts. Als Kirche, als Verkünder muss ich mich auch um das Verstehen kümmern. Das liegt nicht in unserer Kontrolle, und das ist gut so, man kann Kommunikation aber lernen. Man muss Situationen nicht außer Kontrolle laufen lassen. Kommunikation ist kein Nebeneffekt. Sie ist Wirklichkeit.

 

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Galileo Galilei, Geschichte, Kommunikation, Medien, Öffentlichkeit23 Kommentare zu Zwei Galileos

Limburger Spekulationen

Veröffentlicht am 18. März 201419. März 2014

Die Unruhe ist verständlich, wenn wir auf den Medienhype schauen, der im vergangenen halben Jahr zum Bischof von Limburg und dem Umgang mit Finanzen und Entscheidungen um den Bau des Bischofshauses gemacht wurde. In dieser Woche steht mein Telefon nicht still, viele Kollegen wollen wissen, ob ich etwas zum „wann“ einer Entscheidung weiß und wie die dann aussehen wird.

Liebe Kollegen, ich weiß es nicht. Und das ist gut so. Der Papst will ein Verfahren und daran haben sich die Beteiligten gehalten. Das ist für mich aussagekräftiger als alles Verurteilen auf den Titelblättern.

Bei den Vorbereitungen für einen Vortrag bin ich noch einmal auf einen Text des Papstes gestoßen, der bei mir eifriges Kopfnicken ausgelöst hat. Papst-Weisheit für Journalisten, sozusagen.

 

Mutmaßungen sind wie Spekulationen: immer eine Versuchung. In ihnen ist Gott nicht gegenwärtig, denn Er ist der Herr der wirklichen Zeit, der feststellbaren Vergangenheit und der erkennbaren Gegenwart. Was die Zukunft betrifft, ist er der Herr der Verheißung, dem wir rückhaltlos vertrauen dürfen.

 

Aus: Jorge Mario Bergoglio – Über die Selbstanklage. Nr. 3. Das Buch ist bei Herder erschienen.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und MedienSchlagwörter Franziskus, Limburg, Medien, Öffentlichkeit, Papst, Spekulationen, Tebartz-van Elst1 Kommentar zu Limburger Spekulationen

Inszenierter Widerstand

Veröffentlicht am 11. März 201411. März 2014

Die Debatte zu Ehe, Familie und kirchlicher Lehre läuft. Beim Konsistorium in Rom vor zwei Wochen hatte Papst Franziskus Kardinal Walter Kasper gebeten, das Einführungsreferat zu halten. Ein langer Text ist es geworden, erst hatte es geheißen dass der nur für die Kardinäle sei, mittlerweile ist der Text als Buch veröffentlicht.

Kardinal Walter Kasper
Kardinal Walter Kasper

Zum Inhalt habe ich mit Kardinal Kasper sprechen können. Er erklärt, worum es ihm geht. Er nimmt aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Kritiker geht. Sauer ist er auf eine italienische Zeitung, die eine – nicht autorisierte – Version des Textes ohne Einverständnis abgedruckt habe. Autorenrechte gäbe es schließlich auch noch.

Interessanter noch ist die Bemerkung im Interview, dass es Widerstand gäbe und dass es andere Meinungen als sie seine gäbe. Das seien nicht dieselben Dinge. Andere Meinung sei gut und gewünscht, auch vom Papst, aber Widerstand bezeichnet Kasper als Sabotage an dem, was der Papst mit der Debatte erreichen wolle.

Klare Worte.

Die Zeitung – Il Foglio – hatte die Veröffentlichung mit einem scharfen Kommentar eines nicht gerade linker Tendenzen verdächtigen Historikers versehen, seitdem wird fleißig auf Kasper und seinen angeblichen Wandel in der Lehre eingeschossen.

Nun ist es einigermaßen langweilig, die einzelnen Bewegungen innerhalb der italienischen Medienlandschaft nachzuzeichnen. Trotzdem erwähne ich es hier, weil der Grundkonflikt eine Basislinie hat: Papst Franziskus gehe für gute PR über die Lehre hinweg. Es ist die kirchliche Lehre, die gegen den Papst in Stellung gebracht wird. In diesem Fall ist es die Unauflöslichkeit der Ehe, aber es ist nicht das Einzige.

Deswegen mag ich an dieser Stelle einfügen: Lehre ist nicht, wenn man nicht mehr denken darf. Lehre ist etwas, was wir übernommen haben, was wir aber weiter denken müssen, was wir umsetzen müssen und was sich nicht einfach auf das Wiederholen von Vorgedachtem beschränken lässt. Das habe ich bei Kardinal Kasper gelernt.

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Interview, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Debatte, Ehe, Familie, Franziskus, Geschiedene, Kardinal, Konsistorium, Medien, Öffentlichkeit, Papst, Veröffentlichung, Walter Kasper26 Kommentare zu Inszenierter Widerstand

Abnehmende Distanzen

Veröffentlicht am 25. Januar 2014
Paps Franziskus bei einer Generalaudienz
Paps Franziskus bei einer Generalaudienz

Über Umarmungen und Franziskus‘ Form des Kontakt Aufnehmens habe ich hier schon öfters geschrieben. Das ist genau das, was den Papst so einfach zu verstehen lässt. Selbst Menschen, die kein Italienisch oder Spanisch verstehen, wird sofort klar, was dieser Mann will, wenn man ihn sieht. Man schaut ihn an und versteht, was Religion ist.

Vor einigen Tagen hat der Vatikan die Botschaft zum kirchlichen Medientag veröffentlicht, der immer am Gedenktag des heiligen Franz von Sales begangen wird, also am 24. Januar.

Bei der Vorstellung der Botschaft in einer Pressekonferenz hat eine italienische Medienexpertin – Chiara Giaccardi – einen Satz gesagt, der bei mir hängen geblieben ist. Sie sprach von einer kopernikanischen Wende in der Kommunikation, die bei Papst Franziskus deutlich werde: Unter Kommunikation sei nicht mehr die Weitergabe von Inhalten zu verstehen, sondern die Reduzierung von Distanz.

Reduzierung von Distanz: Besser kann man gar nicht zusammen fassen, wie dieser Papst agiert.

Da sind die Umarmungen, da ist die gereinigte Symbolsprache ohne rote Schuhe und so weiter, da ist die zugängliche Art zu predigen, da ist die auch für Nichttheologen nachvollziehbare Art, Texte vorzulegen wie etwa Evangelii Gaudium: Alles das baut Distanzen ab. Mein Lieblingsbeispiel ist das „Buon Giorno!“, mit dem er Angelusgebete und dergleichen beginnt. Bei seinem ersten Erscheinen, seiner ersten Kommunikation mit den Menschen auf dem Petersplatz vor fast einem Jahr hat sein „Buona Sera!“ genau diesen Effekt gehabt: Er stand oben, die Menschen unten, er auf einer Art Bühne, die Menschen vor ihm, aber durch den einfachen Gruß hat er sich auf Augenhöhe begeben. Und alle haben das sofort verstanden.

Der Papst steht für eine Kirche der abnehmenden Distanzen. Sprechen und Kommunizieren informiert nicht, sondern schafft Einheit und Begegnung. Und davon können wir gar nicht genug bekommen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Franziskus, Information, Kommunikation, Medien, Öffentlichkeit, sprechen90 Kommentare zu Abnehmende Distanzen

Wiedervorlage: Reformagenda

Veröffentlicht am 14. Januar 201413. Januar 2014

„Das Thema Abtreibung gehört nicht zur Reformagenda von Franziskus: Erstmals äußert sich der Papst dazu – mit großer Schärfe“. Ich nehme mir nur diese Überschrift heraus, aus ZeitOnline von gestern, um eine Anmerkung zur Rede des Papstes von gestern zu machen.

Er hatte wie üblich das versammelte diplomatische Corps angesprochen, und ebenfalls wie üblich wurde es eine Grundsatzrede. Es ging um Frieden, um Armut und Reichtum, es ging um Syrien und um die Würde des Menschen. Und es ging um Abtreibung.

Alles in allem nichts wirklich Neues, auch wenn die Überschrift in der Zeitung etwas anderes sagt, der Papst hatte schon über Abtreibung gesprochen (was dann auch im Inhalt des Artikels erwähnt wird).

Meine Anmerkung zielt aber auf etwas anderes: Reformagenda. Das Wort zieht die Blicke auf sich und die Welt fragt sich, wie genau denn die Reformen aussehen. Persönlich halte ich das Widerstehen wenn es um Leben und Tod geht für die größere Reformbemühung als das Folgen bestehender Meinungen und kann nur ganzen Herzens dem Papst zustimmen: „ Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet.“ (Evangelii Gaudium 214)

Meine Anmerkung zielt aber in eine etwas andere Richtung, denn es scheint, als ob nicht klar ist, wie denn so eine Reform auszusehen hat und was Teil sein soll und was nicht. Seit den ersten Ansprachen spricht der Papst davon, die Kardinäle um Umfeld der Wahl sprachen davon, und langsam wird eine gewisse Unruhe spürbar, wann diese Reform denn nun sichtbar wird. Und das kann ich verstehen.

Reform fängt hier aber bereits bei der Erwartungshaltung an. All die Überraschungen, mit denen der Papst uns fast täglich bedenkt, zeigen ja, dass wir zu innerer Reform fähig sind. Wären wir das nicht, wären wir nicht überrascht und begeistert und würden das schnell als Show oder so abhaken. Hier sollten wir weiter denken. Die Offenheit, die sich da zeigt, die führt weiter.

So gesehen ist „Reformagenda“ zuerst einmal ein geistliches, dann erst ein thematisches und strukturelles Geschehen. Schade für die Überschriften, aber gut für uns.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Agenda, Erwartung, Franziskus, Kurie, Medien, Öffentlichkeit, Papst, Reform50 Kommentare zu Wiedervorlage: Reformagenda

Tastatur – Paparazzi

Veröffentlicht am 5. Januar 2014

Manche Menschen wollen genau wissen, wann genau der Papst und der Papst emeritus sich treffen, was sie essen, wie sie Weihnachten feiern und ob es bei beiden Weihnachtsbäume gegeben hat. Manche Menschen interessieren sich dafür, in genau welchem Beichtstuhl um wie viel Uhr ein gewisser vatikanischer Erzbischof sitzt. Auch scheint es „breaking news“ zu sein, wenn der Papst emeritus in ein Krankenhaus fährt, um seinen Bruder dort zu besuchen.

Nichts gegen human-interest-stories, wie das so schön heißt. Manchmal erzählen die sehr viel über den Menschen. Aber es gibt eine Grenze, und die Grenze ist der Kult, der Persönlichkeitskult. Wir in unserer Redaktion ziehen eine Grenze, wir berichten nicht über alles, auch nicht über alle Kontakte zwischen dem Papst und seinem Vorgänger, nur weil es einen Kontakt gegeben hat. Und wenn sich zeigt, dass eine Geschichte unvermeidbar ist, weil unsere Hörer und User sie hören und lesen möchten, dann machen wir sie, aber als Information, nicht als die „Nachricht des Tages“.

Leider ist die Entscheidung, was eigentlich Nachricht ist und was nicht, was wichtig ist und was nicht, gar nicht mehr so einfach. Ganz groß ist hier Twitter: Nicht denken, tippen! lautet scheinbar die Devise. Alles wird auf die gleichen 140 Zeichen heruntergebrochen, Wichtigkeiten gibt es nicht mehr.

Star-Kultur, der Wunsch, sich die schwierigen Themen nicht annehmen zu wollen, der Wunsch der Tastatur-Paparazzi, alles mögliche kommt zusammen und gaukelt uns vor, eine wichtige Information zu sein.

Das sind aber keine Nachrichten. Das ist reine Ablenkung von Nachrichten. Es lullt ein und gaukelt uns vor, interessant zu sein. Dabei ist es nichts anderes als nackter Konsum.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Benedikt XVI., Berichterstattung, Franziskus, Medien, Öffentlichkeit, Papst11 Kommentare zu Tastatur – Paparazzi

So genannter Journalismus

Veröffentlicht am 22. November 2013

Repubblica-Chef Eugenio Scalfari gibt zu, dass die Papstworte aus seinem Interview keine Papstworte sind. Am 1. Oktober war ich auf dem Weg in die Schweiz, als mich am Flughafen die Zeitung ‘La Repubblica’ anlächelte. Vier Seiten Papstinterview hatten sie, die ersten vier Seiten. Wohlgemerkt: Das war kurz vor einer großen Regierungskrise in Italien, und die wichtigste linksliberale Zeitung des Landes publiziert vier Seiten Papstinterview.

Das Interview war in direkter Rede wieder gegeben, starke Zitate waren das. Gewürzt war es mit allerlei Details über volle und leere Wassergläser und so weiter, sehr authentisch. Der Osservatore Romano hat das Interview auch gleich nachgedruckt und damit semi-offiziell gemacht.

Eine Woche später ruderte Scalfari zurück, er gab zu, beim Interview weder Aufzeichnungen gemacht noch ein Aufnahmegerät benutzt zu haben, eigentlich Journalismus Lektion Eins. Außerdem ist der Herr 89 Jahre alt. Keine Vorurteile gegen alte Menschen, aber das Gedächtnis wird im Laufe eines Lebens nicht unbedingt besser.

Und nun – heute – sagt Scalfari vor Journalisten, dass er versuche, die Person zu verstehen, die er interviewe und dann in seinen eigenen Worten (Scalfaris!) dessen Antworten niederzuschreiben. Scalfaris Worte geben also das wieder, was er vom Papst verstanden hat. Oder glaubt, verstanden zu haben.

Scalfari mag das vielleicht Journalismus nennen, im Rest der Welt nennt man das Belletristik. Roman. Novelle. Irgendwas, aber nicht belastbaren Journalismus. Mit dieser Methode ist nichts überprüfbar. In indirekter Rede merkt man ja, dass es eine Bearbeitung ist. In direkter Rede, im Zitat, wird mir als Leser Authentizität suggeriert. Und die – so gibt es Scalfari nun zu – besteht nicht.

Und ob und wie der Papst dann gesagt haben soll, dass das ok sei, ist unerheblich. Wenn ich direkte Rede schreibe, muss das auch direkte Rede sein. Alles andere ist nicht zu rechtfertigen.

Bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen an den Redaktionstischen in Deutschland: Denkt an die Entstehungsgeschichte dieses Interviews, wenn ihr eine Geschichte aus einer italienischen Zeitung übernehmt.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Interview, Kirche und MedienSchlagwörter Franziskus, Journalismus, Öffentlichkeit, Repubblica, Scalfari33 Kommentare zu So genannter Journalismus

Teuflisch!

Veröffentlicht am 8. November 2013

Die Schwelle zur Skandalisierung der katholischen Kirche sei im Augenblick unglaublich niedrig. Das sagte mir vor einigen Tagen ein Kollege einer großen deutschen Tageszeitung: Der kleinste Anlass und es geht wieder los. Ist gut vorstellbar.

Leider gibt es auch unter Katholiken eine reife Aufrege-Kultur. Schnell rauf mit dem Erregungs-Pegel, eine kleine Geschichte gerät da mal schnell aus den Proportionen. Und das hat nichts mit irgendwelchen kirchenpolitischen Vorzügen zu tun, im Gegenteil, man gleicht sich da ziemlich. Man sieht etwas, stilisiert hoch, ärgert sich (und dann andere) und zieht Grenzen. Meistens durch Forderungen.

 

C.S. Lewis lesen, den Menschen verstehen

 

Es wird Zeit, zu einem Klassiker zu greifen. Eines der besten und klügsten und dabei noch humorvollsten Bücher, die es über den Menschen und seine Suche nach Gott gibt, sind die „Screwtape Letters“, in den 40er Jahren in England von C.S. Lewis verfasst. Es ist ein kurzes Buch, 30 Briefe, die ein Oberteufel an seinen Unterteufel schreibt (deswegen auch die unsägliche deutsche Übersetzung des Titels „Anweisungen an einen Unterteufel“).

Unterteufel Wormwood ist neu im Geschäft und sein „Kunde“ soll von seinen guten Intentionen abgebracht und zum Bösen verführt werden. Der Jungverführer ist aber nicht sehr clever, und so muss ihn sein Onkel und Oberteufel Screwtape beibringen, wie das denn so geht mit den Menschen und was die Schwächen sind, die es auszunützen gilt.

Seite für Seite werden vergnüglich unsere Schwächen aufgelistet, mehr als einmal fühlt man sich ertappt. Ein großartiges und vergnügliches Stück Literatur, dass ich mindestens ein Mal im Jahr lese.

C.S. Lewis beginnt leicht und locker: Wenn man jemanden aus der Kirche bringen wolle, dann müsse man ihm beibringen, Jargon zu sprechen. Das entfremde. Wie wahr. Weiterlesen „Teuflisch!“

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Hype und vorbei?

Veröffentlicht am 16. Oktober 2013

In der vergangenen Woche war ich bei einer Veranstaltung der katholischen Journalistenschule ifp auf ein Podium geladen, gemeinsam mit den Kollegen Drobinski von der SZ und Mandlik vom BR. Dazu noch ein Impulsvortrag von Dr. Christian Klenk von der Uni Eichstätt: Es ging um den Hype um Papst Franziskus.

Es war ein guter Austausch, auch wenn er die üblichen Talkshow-Kriterien nicht erfüllte: Wir haben uns eher ergänzt als dass wir fundamental anderer Meinung waren. Aber auch das kann ja weiterbringen.

Den Bericht aus dem ifp finden Sie hier.

Besonders interessant war der Impulsvortrag, der auf der Webseite angehängt ist. Er lohnt die Lektüre.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Franziskus, Hype, ifp, Medien, Öffentlichkeit, Podium21 Kommentare zu Hype und vorbei?

Was für eine Woche!

Veröffentlicht am 6. Oktober 20135. Oktober 2013
Papstmesse in Assisi, um den Papst Kardinäle der C8, von links Pell, Monsengwo Pasinya, Gracias und Maradiaga
Papstmesse in Assisi, um den Papst Kardinäle der C8, von links Pell, Monsengwo Pasinya, Gracias und Maradiaga

Ein wenig zu viel war das schon. Während heute eine neue Woche beginnt, bin ich immer noch dabei, die vergangene Woche zu verarbeiten. Ein an Ereignissen nicht gerade armes Pontifikat hat vollgestopfte Tage hinter sich.

– Da war zuerst einmal die C8, die acht Kardinäle, auf die wir gewartet hatten. Am Montag wurde dieser Rat formell insitutionalisiert, es wird ihn also auch in Zukunft geben. Am Dienstag trafen sie sich dann, drei Tage lang. Da die Aufmerksamkeit bei Papst Franziskus sehr auf der Frage liegt, was er macht und verändert, ist diese Gruppe sicherlich ein wichtiges Scharnier zwischen dem, was Franziskus will und einer Umsetzung in den Vatikan hinein.

– Dazu gehören auch die Pressekonferenzen an diesen Tagen, in denen Vatikansprecher Lombardi ankündigte, was die Kardinäle so alles besprechen werden. Und das ist so ziemlich alles: Die Zusammensetzung der Institution Heiliger Stuhl und die Aufteilung der Arbeit dort, die Struktur der Zentralbehörde (des Staatssekretariates) und so weiter. Allein das hätte uns medial einige Wochen über Wasser gehalten.

– Am Montag trat aber auch ein Konsistorium zusammen, eine Versammlung der Kardinäle, um den Weg frei zu machen für die Heiligsprechung zweier Päpste, Johannes XXIII. und Johannes Paul II..

– Am Dienstag veröffentlichte dann das IOR – vulgo Vatikanbank – das erste mal seinen Jahresbericht. Nach all den Geschichten der vergangenen Monate und Jahre dachten wir, dass das ein wichtiges Element der Woche werden würde, ist hier doch Reform mit Händen zu greifen. Denkste.

– Denn Dienstag erschien auch ein Interview mit dem Papst in der Zeitung La Repubblica. Am Vorabend einer Regierungskrise gibt die wichtigste linksliberale Zeitung die ersten vier Seiten dem Papst.

– Am Freitag dann kam die erste Geschichte über dieses Interview und die Art uns Weise des zu Stande kommens. Offensichtlich hat Herr Scalfari, der Journalist der das Interview mit Franziskus führte, trotz seiner 89 Lebensjahre keine Notizen gemacht und kein Band laufen lassen. Das Interview ist also aus dem Gedächtnis entstanden. Wenn man bedenkt, dass der Text vier Zeitungsseiten füllt, dann kommen einem schon einige Fragen. Die Debatte geht also auch weiter.

– Und dann war da noch Assisi und die Warnung vor der Weltlichkeit des Denkens. Der Papst hatte einen übervollen Besuchstag in Umbrien mit vielen Begegnungen und sechs Ansprachen.

 

Medienprofis, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, nennen das alles unkoordiniert. Das hätte man besser organisieren können und die einzelnen Botschaften so besser darstellen können. Hätte man, das stimmt schon. Aber das ist nicht dieses Pontifikat. Franziskus nimmt keine Rücksicht, nicht auf sich, nicht auf den Zeitplan der Medien, nicht auf Gesetzlichkeiten der Medien. Franziskus tut das, was er für richtig hält und er tut es, wann er es für richtig hält. Uns lässt das alle etwas atemlos zurück. Aber freuen tut es uns auch.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Papstreise, Rom, VatikanSchlagwörter Assisi, Franziskus, IOR, Kardinäle, Medien, Öffentlichkeit, Papst, Papstreise, Pontifikat, Reform, Vatikan, Vatikanbank26 Kommentare zu Was für eine Woche!

Auf dem Weg in die Normalität

Veröffentlicht am 1. Oktober 20131. Oktober 2013
Ernst von Freyberg im Interview
Ernst von Freyberg im Interview

Es ist das schönste Büro des IOR, des gemeinhin „Vatikanbank“ genannten Finanzinstitutes des Vatikan. Man schaut von hinten auf die Statuen auf den Kolonnaden am Petersplatz, dahinter auf Gianicolo-Hügel, man hat Licht und sehr viel Platz. Es ist aber nicht das Büro des Chefs. Es war das Büro des Chefs, aber jetzt sieht es eher aus wie ein Handelsplatz für Aktien, wie man das im Fernsehen sieht. 32 Bildschirme, etwa 20 Menschen davor. Und es sind noch nicht einmal Vatikanangestellte. In diesem Büro arbeitet die Firma Promontory, eine New Yorker Firma, die im Augenblick alle Konten beim IOR überprüft. Externe Hilfe bei der Aufgabe, Ordnung, Ruhe und Übersicht in das Institut zu bringen.

Eigentlich wäre es jetzt das Büro von Ernst von Freyberg. Er ist Aufsichtsratschef und amtiert auch als Direktor der Bank. Eines seiner Projekte ist Transparenz. Ohne Tranzparenz komme man nicht weiter auf dem Weg, ein normales Finanzinstitut zu werden, das dem Papst dem Vatikan helfe. Ohne Transparenz komme man nicht aus den Schlagzeilen heraus.

Die Bank sitzt in einem mittelalterlichen Turm, fast schon eine Karrikatur des Geldspeichers von Dagobert Duck. Aber drinnen wird kontrolliert. Und veröffentlicht. Heute zum Beispiel der Jahresbericht, das erste mal überhaupt in der Geschichte des IOR, zu besichtigen auf der Webseite des IOR. Für Radio Vatikan habe ich das Interview mit Ernst von Freyberg gemacht, man kann das auf unserer Webseite nachlesen.

In dem Interview versicherte von Freyberg mir, dass man kein Buchhalter sein muss, um das Dokument zu verstehen, einige Teile sind auch für Laien verstehbar: „Zunächst einmal haben wir das Dokument für die Kirche verfasst. Es gibt über eine Milliarde Katholiken in der Welt, die haben ein Recht darauf zu wissen, was das ‚Istituto per le Opere di Religione’ macht.“ Weiterlesen „Auf dem Weg in die Normalität“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Freyberg, Geld, IOR, Öffentlichkeit, Transparenz, Vatikan, Vatikanbank1 Kommentar zu Auf dem Weg in die Normalität

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