Das Amt und das Charisma sind zwei beliebte Topoi, die in der Geschichte der Kirche immer mal wieder gegeneinander gesetzt werden. Gefüllt werden sie gerne mit der Hierarchie der Kirche, dem Ausüben der Autorität und der Struktur auf der einen Seite und dem Charisma der Ordenschristen auf der anderen Seite.
Immer wieder gab es und gibt es Spannungen, meistens fruchtbar, ab und zu aber auch in Form eines Konfliktes, wie etwa zur Zeit in den Gesprächen zwischen dem Vatikan und einer der Vereinigungen von US-Ordensoberinnen (LCWR). In den vergangenen Tagen hatte sich bereits der Präfekt der Kongregation für die Ordensleute, Kardinal Joao Bráz de Aviz (selber kein Ordensmann) dazu geäußert.
An diesem Mittwoch traf nun Papst Franziskus, der selber aus einem Orden kommt, einen Kongress internationaler Ordensoberinnen. „Der Dienst der Leitung gemäß dem Evangelium” – unter diese Überschrift stellte der Papst seine Ansprache. Seine drei Gedanken, so der Papst, überlasse er dann der gemeinschaftlichen und individuellen Vertiefung: Erstens zu den evangelischen Räten, zweitens gegen den Karrierismus und drittens zur Kirchlichkeit.
Gehorsam, Armut, Keuschheit
Der erster Punkt des Papstes ist der, dass eine Berufung immer Initiative Gottes ist, nie vom Menschen gemacht oder gewählt. Daraus folge für Ordenschristen ein ständiger „Exodus aus uns selbst“, denn der Wille Gottes sei es, der zähle. Dieser „Exodus“ sei ein Weg der Anbetung und des Dienstes: Zwei Elemente des Ordenslebens, die nicht zu trennen seien. „Den Herrn anbeten und dem Nächsten zu dienen, nichts für sich behalten: Das ist die „Beraubung“ [spoliatio, ein Begriff aus der geistlichen Tradition der Orden: Beim Eintritt gibt das Neumitglied den alten Besitz an die Gemeinschaft] derer, die Autorität ausüben. Weiterlesen “„Es ist nicht möglich, dass eine Ordenschrist nicht mit der Kirche fühlt“”