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Schlagwort: Ordnung

Erste Tage und letzte Ordnungen

Veröffentlicht am 2. Februar 20169. Mai 2020
Kalender Shakespeare-Handschrift von "Julius Caesar", (Flickr)

In einem Buch über Georg Friedrich Händel bin ich vor einigen Tagen einer witzigen Datumsangabe begegnet: „A Londres, se 29./18. De juillet 1735″. Händel hatte einen Brief geschrieben, aus London nach Deutschland, und deswegen ein Doppeldatum angeben müssen. Denn der Kontinent rechnete damals schon mit dem Gregorianischen Kalender, das anglikanische England wollte sich solch papistischen Verschwörungen aber nicht unterwerfen und blieb deswegen beim julianischen Kalender. Während also in England der 18. Juli war, war es auf dem Kontinent der 29. Juli.

Kalender

Kurios ist deswegen auch das Sterbedatum der heiligen Teresa von Avila: sie starb in der Nacht vom 4. auf den 15. Oktober 1582, also genau dann, als zur Angleichung an die neue Kalenderrechnung auf dem Kontinent, nicht aber etwa in England, zehn Tage ausgelassen wurden. Das erklärt die zehn Tage Unterschied in Händels Brief.

Dabei geht es aber nicht nur um reine Mathematik oder Kalenderdruckerei. Heute mag das sehr pragmatisch klingen, wenn wir einen Tag im Februar einfügen oder wenn wir einfach Uhren vor und zurück stellen. Aber das war nicht immer so. Kalender sind mehr als nur Zeit-Ordner. Sie ordnen das Leben. Und damit sind sie wichtig.

Mehr als nur reine Pragmatik

Der Schalt-Tag, den wir in diesem Jahr wieder haben, stammt zum Beispiel aus der Neuordnung der Zeit unter Papst Gregor XIII., kurz Gregorianischer Kalender genannt. Die klugen Jesuitenpatres aus dem Collegio Romano – kurz darauf nach demselben Papst „Gregoriana“ genannt – haben gerechnet und geplant und einen neuen Kalender entwickelt. Zum Frust der nicht-katholischen Herrscher im Osten und im Norden, sie haben sich dieser Reform erst einmal verweigert, die orthodoxen Länder haben sogar noch länger mit der Umstellung gewartet als die anglikanischen. Auch hier zeigt sich: das ist nicht reine Pragmatik. Das hat mit Weltdeutung und damit Macht und Einfluss zu tun.

Wunderbar nachlesen kann man den Streit und auch die religiöse Dimension bei William Shakespeare, wo sonst. In Julius Caesar geht es immer wieder um Zeit und Messung und die Frage, was für ein Tag heute eigentlich ist. Der Streit um den Kalender tobte gerade unter Königin Elisabeth und Shakespeare wickelt die Diskussionen für sein Publikum witzig verpackt in sein Stück ein.

Julius Caesar hatte ja selber einen neuen Kalender eingeführt – den „julianischen“ – und da lag das Thema nahe. Brutus, Caesar’s Mörder, fragt im Stück „Is not tomorrow, boy, the first of March?“ (II,i,40), obwohl es doch die Iden sind, die anstehen. Da fehlen zehn Tage. Die Zuhörer im Globe Theater werden gelächelt haben.

Das Ganze spielt heute keine Rolle mehr? Pustekuchen! Natürlich ist das auch heute noch wichtig. Nehmen wir einfach nur mal den Streit unter Christen, wann eigentlich Ostern zu feiern ist. Nach dem julianischen Kalender – so halten es die orthodoxen Christen – oder nach dem gregorianischen. Zu besichtigen jedes Jahr im Heiligen Land. Stellen wir uns vor, alle Christen würden sich auf den orthodoxen Termin einigen, die säkulare Gesellschaft würde im Dreieck springen, wenn die Christen auf einmal bestimmen könnten, wann Oster-Schulferien zu nehmen sind.

Ostertermin und Sabbat

Nehmen wir die Frage nach dem Buß- und Bettag. Nehmen wir die Frage nach den zweiten Feiertagen zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten, die es so nur in der deutschen Kultur gibt. Nehmen wir den Advent als geprägte Zeit, der selbstverständlich via „Weihnachtsmarkt“ und dann „Wintermarkt“ einen Teil des Jahres prägen soll, aber bitte ohne Inhalt, vor allem ohne christlichen Inhalt. Hier übernimmt der Konsum die Dominanz des Kalenders.

Fast schon völlig vergessen ist die Frage, wann eigentlich die Woche beginnt. Was ist der erste Tag? Wir feiern den ersten Tag der Woche als den Tag, als Christus von den Toten erstanden ist, heißt es im Hochgebet der Messe. Also den Sonntag. Aber der gehört zum Wochen-„Ende“, also zum Schluss, nicht zum Anfang. Was denn nun?

Auf meinem Rechner beginnt die Woche wirklich am Sonntag, man kann das der Software ja vorgeben. Und ich muss gestehen, es bleibt verwirrend, so tief hat sich das „Wochenende“ schon eingeschliffen. Dabei geht der wichtigste Gehalt des Tages verloren: wir beginnen unsere Zeit mit der Auferstehung, sie kommt nicht am Schluss. Auferstehung ist neue Schöpfung, deswegen findet sie am ersten Tag der Woche statt, am Schöpfungstag Eins, nicht am Sabbat, dem Schöpfungstag an dem Gott ruhte.

Und nur ein kleiner Hinweis auf eine ganz andere Ordnung der Zeit, die aber ebenso wirkmächtig zu sein scheint: die Astrologie. Sternzeichen und Aszendent und so weiter sind für einige Leute nicht unwichtig. Angeblich bestimmen sie Charakter bei der Geburt oder andere Dinge. Aber das nur als Nebenbemerkung.

Sonntag oder Sabbat?

Wobei wir beim Schlussakkord wären. Denn es gibt ja sogar ein Gebot dazu. Lesen wir im Buch Deuteronomium: „Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.“ Im Buch Exodus, der zweiten Quelle für die Zehn Gebote, ist es etwas kürzer, aber in der Substanz dasselbe.

Das machen wir aber nicht mehr. Wir halten den Sonntag, und das ist nicht der Sabbat. Verwirrend, oder? Aus theologischen Gründen feiern wir nicht den Sabbat, sondern den Sonntag, nicht den letzten Tag, sondern den ersten, trotz des Gebotes. Die Auferstehung des Herrn und damit die neue Schöpfung bestimmt unseren Kalender. Oder zumindest sollte sie das tun, das Wochenende hat aber dafür gesorgt, dass beide zusammen kleben und eigentlich nicht mehr zu trennen sind. Der erste und der letzte Tage der Woche verschmelzen, Inhalte außer „nicht arbeiten müssen aber trotzdem shoppen wollen“ haben sie nicht mehr.

Die Ordnung unserer Zeit lassen wir uns heute von anderen Mächten vorgeben als früher. Es ist nicht so, dass wir freier geworden wären, nur weil die Kirche oder der Staat die Hoheit über unsere Kalender und damit die Ordnung der Zeit verloren hätten. Noch vor wenigen Jahren war es der „Wirtschaftsstandort Deutschland“, der uns Feiertage weggenommen hat. Jedes Jahr ist es der Konsum, der die Weihnachtszeit in Weihnachtsmarkt, Fest am 24. und Umtauschzeit mit Ferienstress danach einteilt.

Wir wollen es ja so. Wir machen es mit. Und für mich ist der erste Tag der Woche der Sonntag. Ganz aufgegeben habe ich noch nicht.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Gregor XIII., Kalender, Kirche, Kultur, Ordnung, Zeit13 Kommentare zu Erste Tage und letzte Ordnungen

Vorsicht, Störung!

Veröffentlicht am 24. Dezember 201424. Dezember 2014
Geburt Christi, Ikone aus dem 18. Jh
Geburt Christi, Ikone aus dem 18. Jh

Noch bevor er da war, störte er. Nur die ganz unten und die ganz oben, Hirten und Engel, sahen ihn wie er war, alle anderen sahen ihn als die Störung. Die Geschichte seines Lebens.

Die Macht wollte alles ordnen, zählen. Nicht nur der Steuer wegen: wer ordnet, bestimmt. Diesem unruhigen Volk im Osten mit ihrem Gott der Freiheit, der so intolerant war und keine Götter neben sich duldete, diesem Volk war nur mit strenger Ordnung beizukommen. Das dachte die Macht und lag falsch, fand das aber erst viele Jahre später heraus. Als er in die Welt kam, war man noch dabei, zu ordnen. Hier in Rom kann man es sehen, am „Altar“ des Friedensherrschers Augustus. Sein Frieden heißt „alle anderen sind tot“. Schön aufgeschrieben und als Figuren in Stein gemeißelt. Alles geordnet.

Die Religion war auch gestört. Nicht erst das Predigen, später, schon die Priester damals, während seiner Geburt, mussten erst vom König befragt werden, um überhaupt auf die Idee zu kommen, dass da was passiert. Die Beobachter der Religion, des im Menschlichen gefangen Bleibenden, des Moralischen und Kultischen, sahen nicht, während die Beobachter des kosmischen Geschehens kamen, um zu suchen.

Der König war gestört. In seiner Macht, schon, aber viel mehr noch darin, dass er ja zuständig war dafür, das alles glatt lief. Das unruhige Volk unten und die Macht über ihm mussten ruhig gehalten werden, da half nur die harte Hand. Und nun das: da kommt ein anderer. Unruhe, Streit, Revolte, alles das lag wieder in der Luft.

Die Abläufe waren gestört durch sein Kommen, die Herberge hatte keinen Platz für ihn. Seitdem versuchen wir, das alles in Ruhe zu verwandeln, was als Unruhe in die Welt kam. Wir bauen niedliche Krippen, anstatt das Raue und am Rande sich abspielende zu zeigen. Lange wallende Haare, geneigte Köpfe, schöne Musik. „Last Christmas“ klingt über einem nachgebauten italienischen Dorfplatz, in den seine Geburt widerspruchslos eingebaut ist. Das hakt nicht mehr. Das stört nicht mehr.

Noch bevor er da war, störte er. Und mit seinem Kommen nahm die Störung noch zu. Dem Kosmos ist das ein Halleluja wert. Und wir? Wir sollen uns freuen. Das geht aber nur, wenn wir die Störung erkennen. Wenn wir sie in uns aufnehmen, wie der Stall, der seinem Kommen als Ort dient. Sein Kommen verändert die Welt, den Kosmos, die Macht, den König, die Moral, die Religion, die Ordnung der Dinge.

Man wird versuchen, die Störung wegzunehmen. Macht und Religion und König und Moral werden immer und immer wieder versuchen, alles schön geregelt zu machen. Die Störung, die er bringt, zu regulieren. Schließlich ist sie verträglicher, wenn man sie in Regeln fasst, nicht wahr! Dann überfordert sie nicht. Dann ist sie klein und eingefasst, auch wenn man dazu halt eine mächtige Macht und eine kleine Moral und so weiter braucht. Dann haben wir es geschafft, dann ist die Störung keine Störung mehr, dann ist alles wie vorher.

Dabei ist die einzige Weise, die Störung, zu sehen, die der Bibel: Kommen und Anbeten. Kommen und Anbeten, nichts weiter.

 

Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und den Frieden, den der Herr in die Welt bringt.

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Geburt, Jesus, König, Kosmos, Macht, Moral, Ordnung, Religion, Weihnachten6 Kommentare zu Vorsicht, Störung!

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