Wir Menschen sind viel besser darin, etwas kaputt zu machen, als etwas heil zu erhalten. Kinderzimmer können Geschichten davon erzählen, aber auch die große Politik schafft das immer wieder. Und auch das Christentum. Streit zwischen Gläubigen und zwischen Gemeinschaften, auch innerhalb einer Gemeinschaft, sind leider immer wieder Anlass zu Trennungen. Abfinden wollen wir uns damit nicht, dürfen wir ja auch gar nicht, wenn wir das Ernst nehmen, was wir glauben. Aber der Weg dahin ist komplex.

Papst Franziskus und Patriarch Kyrill haben einen Schritt auf diesem Dauer-Weg gemacht, in Havanna mit einer Begegnung und einer gemeinsamen Erklärung.
Nun ist eine Begegnung nur das, eine Begegnung, so symbolisch sie auch ist. Und Papier ist geduldig. Und dennoch loht es sich, genauer hin zu schauen. Denn da finden sich interessante und hilfreiche Feststellungen. So sagt die Erklärung, dass die Trennungen durch historische Konflikte und „von den Vorfahren ererbte Gegensätze“ entstanden und gepflegt würden. Die Historisierung ist immer ein guter Schritt, sie hilft die Dinge in Perspektive zu sehen und nicht gleich moralisch zu werden, Geschichte wenn man sie richtig betreibt hat nichts von Schuldzuweisungen.
Lesen wir etwas in der Erklärung: „Orthodoxe und Katholiken müssen lernen, in Bereichen, wo es möglich und notwendig ist, ein einmütiges Zeugnis für die Wahrheit zu geben. Die menschliche Zivilisation ist in eine Zeit epochalen Wandels eingetreten. Unser christliches Gewissen und unsere pastorale Verantwortung erlauben es uns nicht, angesichts der Herausforderungen, die eine gemeinsame Antwort erfordern, untätig zu bleiben.“
Wir sollen also lernen, heißt es in der Erklärung. Um aus den historischen Konflikten heraus zu kommen, hilft keine einzige Entscheidung. Da gibt es keinen Schalter, den man umlegen kann, keinen Text, keine einzelne Vereinbarung, die das alles lösen könnte.
Es geht nicht auf die Schnelle
Das kann auch bei den anderen Feldern der Ökumene, den mit den Kirchen der Reformation, helfen: es ist nicht einfach nur eine Entscheidung, die getroffen werden müsste, und dann ist alles gut.
Zurück zum Umgang mit der Geschichte. Wie das gehen kann und wie schwierig das ist, erläutert der Text mit Bezug auf die mit Rom unierten Kirchen: „Heute ist klar, dass die Methode des „Uniatismus“ aus der Vergangenheit, der als Vereinigung einer Gemeinschaft mit der anderen durch ihre Loslösung von ihrer Kirche verstanden wurde, nicht eine Weise ist, die es ermöglicht, die Einheit wiederherzustellen. Dennoch haben die kirchlichen Gemeinschaften, die unter diesen historischen Umständen entstanden sind, das Recht zu existieren und alles zu unternehmen, was notwendig ist, um die geistlichen Ansprüche ihrer Gläubigen zu befriedigen, bei gleichzeitigem Bemühen, mit ihren Nachbarn in Frieden zu leben. Orthodoxe und Griechisch-Katholische haben es nötig, sich miteinander zu versöhnen und Formen des Zusammenlebens zu finden, die beiderseitig annehmbar sind.“ 1993 bereits hat die Kirche eingestanden, dass das Gründen von „Gegenkirchen“ keine Lösung ist. Weiterlesen „Ökumene dauert“