Wer hat die Lufthoheit an Roms Hauswänden? Ist es der Widerstand gegen den Papst oder die Freude über ihn? Die Gegner haben vorgelegt, im Februar waren Plakate aufgetaucht, welche die Barmherzigkeit des Papstes offen in Frage stellten. Offen: das meint nur den Ton, nicht die Autoren, die blieben anonym und klebten auch wild, was die Polizei gleich Ermittlungen anstellen ließ.

Anders bei den Plakaten, die in diesen Tagen in Rom auftauchen und die ein wenig wirken wie eine Antwort auf die erste Aktion. Diese tragen aber den Stempel der Behörden und auch eine Internet-Adresse, so dass es bekannt wird, wer das ist. Danke, Papst Franziskus – so heißt es da – für dein christliches Engagement, voller Liebe und Barmherzigkeit. Stichwort Antwort auf die erste Aktion: auch hier geht es um Barmherzigkeit.
Und dann eine Aufforderung: Mögen alle Kardinäle, Bischöfe und Priester die Heilige Schrift mit offenen Geist lesen und so weiter. Die englische Version weicht von der italienischen etwas ab, aber der Sinn ist ungefähr derselbe, Sie sehen ja selbst.
Mit einem denkenden Herzen und einem liebenden Verstand wolle man für den Papst beten. Bemerkenswert, denn dahinter steht keine katholische Gruppe. Dahinter steht ein deutscher Philanthrop und seine Organisation Love is Tolerance. Unabhängig sei die Organisation, heißt es auf der Webseite, was den Schlusssatz, dem mit dem Gebet, um so bemerkenswerter macht.
Dass der Papst und seine gelebte Botschaft bei Nichtchristen oder Unabhängigen genauso ankommt wie bei Christen ist nichts Neues. Jetzt haben wir es auf Plakaten an den Wänden Roms.
Und was die anderen, die ersten Plakate angeht: Der Papst fand die ja witzig, ich eher nicht. Dafür fand ich wieder den gefälschten Osservatore witzig, er aber – laut Interview in der Zeitung Die Zeit – eher nicht. Was uns zeigt, dass Geschmäcker verschieden sind, Ironie und Satire nicht immer gleich wirken und dass es sich lohnt, darüber zu wirken.
Sich dafür römische Hauswände auszusuchen, mag etwas schräg sein, so viel Text ist man auf Werbetafeln gar nicht mehr gewohnt. Aber wenn es hilft, die Debatte in Ganz zu halten, dann bitte sehr, Rom hat noch viele Wände zu vergeben.