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Schlagwort: Papstbrief

„Wohin auch immer das führen wird“

Veröffentlicht am 12. Juni 2021
Tonlage Franziskus Eine starke Antwort aus Rom für Kardinal Marx

Und zum Schluss war es dann doch wieder Rom. Als Kardinal Marx seinen Brief und seine Begründung zum angebotenen Amtsverzicht vorstellte, war der Fokus ganz auf ihm, auf seiner Motivation und Begründung. Mit der Ablehnung des Verzichtes und der Art dieser Ablehnung ist nun Rom wieder ganz im Mittelpunkt. Genauer: Papst Franziskus. Die ganze Sache bekommt die Tonlage Franziskus.

Das Ganze ist sehr schnell gegangen. Drei Wochen nachdem der Kardinal mit seinem Brief bei ihm war hatte Marx schon eine Antwort, das sind nicht unbedingt vatikanische Normalzustände. Das bedeutet, dass das Original-Fraziskus war, da sind nicht alle möglichen Dikasterien mit befasst gewesen. Das ist eine Überzeugungs-Entscheidung des Papstes.

Tonlage Franziskus

Er stärkt den Kardinal in dem, was dieser in seiner Bitte eingeschlossen hatte: die Katastrophe der sexualisierten Gewalt, die Notwendigkeit von Verantwortung, vor allem aber in der Frage nach Reform in der Kirche.

Leider kommt – was an einigen Stellen auch moniert worden ist – die Opferperspektive gar nicht vor, der Brief des Papstes bleibt in der Innenperspektive, der Frage des Gewissens und des Glaubens. Der Papst hat nicht die Absicht, konkret zu werden und genaue Schritte oder Notwendigkeiten zu benennen.

In einer ersten Reaktion auf den Papstbrief hat Kardinal Marx angemerkt: „einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen, kann nicht der Weg für mich und auch nicht für das Erzbistum sein“. Jetzt stellt sich also die Frage, was das bedeutet soll. Rücktritts-Angebot und Papst-Antwort, wenn sie nicht nur Episode bleiben sollen, müssen ja Folgen haben.

Es darf nicht nur Episode bleiben

Der Kardinal spricht von „neuen Wegen“ in der Verkündigung des Evangeliums und von der „Erneuerung der Kirche“. Da hat er sich selber in die Pflicht genommen. So etwas – wenn es synodal gedacht ist – kann nicht nur in Generalvikariaten und in Sitzungen passieren, so etwas muss von „unten“ her wachsen. Mein Vorschlag wäre, im Zugehen auf den synodalen Weg der Weltkirche, der ja in den Bistümern beginnt, mit allen Pfarreien, Gemeinschaften und Verbänden ins Gespräch zu kommen. Direkt. Und zwar zuerst als Hör-Dienst. Der Bischof möge ein Dauer-Reisender in seinem Bistum sein.

Dann ist die Offenheit des Ganzen zu respektieren. Der Papst in seinem Brief macht das ja vor: niemand kommt unverändert aus einer Krise hervor, aber wie genau, das bleibt offen. Er spricht davon, dass wir „zulassen“ müssen; Kirche muss Kontrolle abgeben und die Dauerversuchung, alles irgendwie dann doch in Griff zu behalten. Und so versteht er auch ‚Reform‘, als sich aussetzten, nicht als Machen, nicht als Machtgestus.

Kontrolle abgeben

Noch etwas können wir aus dem Brief entnehmen: die geistliche Grundierung. Der Papst spricht von Sünde. In Ich-Form und Wir-Form. Wir alle sind Teil einer Kirche, welche die Katastrophe des Missbrauchs möglich gemacht hat. Wir müssen auf unsere Sünden-Geschichte schauen, vor Gott. Und um Vergebung bitten, die Opfer, aber auch Gott.

Und dann ist da immer auch die Frage nach der bischöflichen Verantwortung. Die hatte Kardinal Marx in seiner Rücktritts-Bitte ja anders formuliert als viele andere Bischöfe. Bisher wurde fast immer geschaut, ob da jemand was falsch gemacht hat oder nicht. Dass Bischöfe für das Ganze die Verantwortung tragen, galt theologisch als gesetzt. Nur wenn es schief geht, dann will es keiner gewesen sein. So geht Verantwortung nicht.

Verantwortung der Bischöfe

Der Papst schreibt: „Es stimmt, dass die geschichtlichen Vorkommnisse mit der Hermeneutik jener Zeit bewertet werden müssen, in der sie geschehen sind. Das befreit uns aber nicht von der Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen und diese Vorkommnisse anzunehmen als die Geschichte der „Sünde, die uns bedrängt“.“

Ich wünsche mir, dass die Bischöfe und andere Verantwortungsträger in der Kirch auch genau darüber sprechen. Wie sie einzeln und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Dass man keine Fehler gemacht hat ist nur das Minimum, aber Verantwortung ist viel mehr.

Das sind einige Gedanken zu dem, was der Kardinal gesagt hat: wir können nicht wieder zur Tagesordnung übergehen. Vor allem aber gilt, dass wir das nicht vorweg planen können. Hier wie beim Synodalen Weg wie auch bei allen Reform-Vorhaben der Kirche – wenn sie auf den Heiligen Geist setzen – gilt, dass der Ausgang offen ist. Oder in Worten aus dem Brief: wir müssen uns dem stellen, „wohin auch immer das führen wird“.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Kardinal Marx, katholische Kirche, Papst Franziskus, Papstbrief, Reform, Rücktrott, Vatikan15 Kommentare zu „Wohin auch immer das führen wird“

Wider die lähmende Traurigkeit: Papst Franziskus schreibt Priestern

Veröffentlicht am 4. August 20194. August 2019
Priester und Missbrauch Abschluss des Priesterjahres, Mein Blick auf den Petersplatz Juni 2010

Es ist zehn Jahre her, dass im Vatikan das „Jahr des Priesters“ begangen wurde. Benedikt XVI. hatte es einberufen und damals von einem „neuen Frühling“ gesprochen. Wir alle haben nicht geahnt, dass es gerade in diesem Jahr zur Aufdeckung von so viel Missbrauch und dem Beginn einer immer noch andauernden Debatte um Macht in der Kirche kommen würde. Priester und Missbrauch, das wurde das Thema.

Papst Franziskus schreibt zehn Jahre nach diesem Priesterjahr allen Priestern einen Brief. Und er spricht den Missbrauch direkt und als erstes an. So verliebt unsere kirchliche Öffentlichkeit auch in die Zölibatsdebatte ist, es ist der Missbrauch, der das Leben von so vielen Priestern prägt. Selbst wer sich nie etwas zu Schulden hat kommen lassen, wer treu und hingebungsvoll arbeitet, der muss sich damit auseinandersetzen. Und nicht selten wird er mit den Tätern und den Wegschauern in einen Topf geworfen.

Priester und Missbrauch

Papst Franziskus tut in seinem Brief zwei Dinge. Erstens dankt er ausführlich und ausgiebig. Das ist der Beginn und das Ende und auch mit einer kleinen Dank-Litanei das Mittelstück des Briefes. Viele Priester sagen ja, dass sie vom Papst immer nur Kritik hören, Kritik am Klerikalismus und so weiter (ein Wort, dass in dem Brief nicht fällt). Dank ist wichtig, Wertschätzung ist wichtig, und das tut Franziskus ausführlich.

Zweitens aber zieht sich durch den Brief auch der Schmerz und die damit verbundene lähmende Traurigkeit. Vorsichtig spricht der Papst über das wieder gewinnen von Mut und Lebensfreude, von den Herausforderungen der Traurigkeit und von Gebet und Nähe zur Gemeinde.

Keine fertigen Rezepte

Er geht von Schwierigkeiten aus, vor allem von der Lähmung, bietet aber keine fertigen Lösungen an, wie mit dieser „Traurigkeit“ umzugehen ist, nur Wege dahin.

Anders beim Missbrauch selber, hier sind die Worte deutlich: „Wenn in der Vergangenheit die Unterlassung zu einer Form der Antwort werden konnte, so wollen wir heute, dass die Umkehr, die Transparenz, die Aufrichtigkeit und die Solidarität mit den Opfern zu unserer Art und Weise werden, Geschichte zu schreiben, und uns helfen, aufmerksamer zu sein gegenüber allem menschlichen Leiden.“ Die „Kultur des Missbrauchs“ dürfe keinen Platz haben, dafür arbeite er an der „Umsetzung der notwendigen Reformen“.

Geistliche Aussage

Die Aussagerichtung des Papstes ist und bleibt aber geistlich. Der Einsatz gegen Missbrauch gehört hier hinein, genauso wie das Überwinden der Lähmung, die einen bei der Debatte überfallen kann.

Papst Franziskus legt keinen Entwurf fürs Priestersein vor, keine Vision, kein Projekt. Er leitet geistlich, er hilft auf dem Weg, er ermutigt. Einfacher werden Priester, davon ist der Papst überzeugt. Die Krise, der Schmerz und die Scham werden zu einer Erneuerung führen. Aber nicht durch ein Hauruck, sondern geistlich, allmählich. Durch Umkehr, Gebet und Gemeinschaft.

Papst Franziskus bietet keinen Beitrag zur Zölibatsdebatte oder zur Weihe von Frauen, das ist überhaupt nicht sein Thema. Er will denen schreiben, die Priester sind ihnen geistlich helfen. Als Bischof, weswegen der Brief als Ortsmarke auch seine Bischofskirche trägt, nicht den Vatikan. Hier wird nichts festgelegt, hier wird ermutigt und vor allem gedankt.

Einen „neuen Frühling“ haben wir noch nicht. Aber Papst Franziskus erinnert (uns Priester aber dann auch alle) daran, dass aller Umgang mit den schwierigen Themen auch immer geistlich sein muss.

 

Kategorien Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Missbrauch, Papst Franziskus, Papstbrief, Priester25 Kommentare zu Wider die lähmende Traurigkeit: Papst Franziskus schreibt Priestern

„Zeitenwende“ und synodaler Weg: Der Papst schreibt uns einen Brief

Veröffentlicht am 29. Juni 20195. Juli 2019
Antwort auf die Krise Sankt Peter heute, am Fest Peter und Paul: immer mit Blick auf Christus, immer als Weltkirche

Das Wort „Missbrauch“ kommt nicht vor. „Zölibat“ auch nicht. „Sexualmoral“ auch nicht. All die zentralen Begriffe, die entweder Anlass oder Thema des synodalen Weges sind, glänzen durch Abwesenheit. Und doch will Papst Franziskus der Kirche in Deutschland helfen, indem er einen Brief zu diesem synodalen Weg und als Antwort auf die Krise schreibt. Kann das gelingen?

Der Papst nennt es „Zeitenwende“, was gerade in der Kirche passiert. Er bezieht sich auf Deutschland, wir können aber glaube ich alle deutschsprachigen Kirchen und dann noch einige andere mit darunter verstehen.

Antwort auf die Krise

Einige Dinge fallen auf, wenn man den Brief aufmerksam liest:

Erstens spricht sich der Papst ausdrücklich für den synodalen Weg aus, die Auseinandersetzung auf Grund der „Zeitenwende“ sei „berechtigt und notwendig“. Im Original steht hier ein Wortspiel, nicht nur eine Zeit des Wandels, sondern ein Wandel der Zeit würden wir erleben. Auch die Tatsache, dass er selber durch diesen Brief seinen Beitrag leistet spricht dafür, dass er den eingeschlagenen synodalen Weg als Antwort auf die Krise schätzt. Das ist nicht selbstverständlich, es gab ja auch Kritik an dem Vorhaben, auch von Bischöfen. Der Papst ist aber eindeutig dafür.

Zweitens setzt der Papst keinen Autoritäts-Vorbehalt. Bei den Synoden hatte er in seinen Ansprachen immer ein „Cum Petro et Sub Petro“ formuliert. Das tut er in diesem Brief nicht, die Autoritätsfrage wer in der Kirche was entscheiden darf wird gar nicht berührt. Bei den Synoden war „Cum Petro et Sub Petro“ die Garantie für die Parrhesia, also den Freimut in der Debatte. Dass er das in diesem Brief nicht eigens betont ist Zeichen des Vertrauens in die begonnene Debatte.

Autorität und geistliche Dimension

Drittens macht der Papst durch die geistliche Dimension seines Briefes klar, dass es nicht das Einschlagen eines Sonderweges gehen kann. Der Brief ist nicht immer einfach, durchaus an einigen Stellen mahnend. Man muss lächeln, weil man das „typisch Deutsche“ im Angemahnten erkennen kann, etwa den Reflex immer sofort Strukturdebatten zu führen. Der Brief zeigt: der Papst weiß, wovon er spricht.

Viertens kommt der Brief zum Anfang des synodalen Weges, er ist deswegen nicht als Korrektur oder Notbremse oder dergleichen misszuverstehen. Im Gegenteil, der Papst will von Anfang an dabei sein, auch das eine Würdigung des synodalen Weges und des Prozessgedankens.

Der Papst macht von Anfang an mit

Fünftens kommen nicht all die Themen, die wir in der Vorbereitung oder Kritik am synodalen Weg bereits gehört haben. Wie gesagt, das Wort Missbrauch kommt gar nicht vor. Der Papst hat seine eigenen Themen und Anliegen. Die tragen aber wenn man genau hinschaut auch zur Verhandlung dieser Fragen hinzu, liefern die Grundlage, das geistliche und kirchliche Fundament. Wer jetzt versucht, ihn als Anwalt seiner eigenen Ansichten vor den Karren zu spannen, hat ein Problem. Eine deutliche und geistliche Stellungnahme ganz aus dem Geist von Evangelii Gaudium.

Sechstens stimmen Form und Inhalt überein: er wirbt für den weltkirchlichen Horizont und die Einheit der Kirche, gleichzeitig ist sein Beitrag genau das, weltkirchlicher Horizont. Sein Anliegen ist also nicht nur formal als Forderung, sondern inhaltlich als Beitrag vorgebracht.

Antwort auf die Krise

Der für mich entscheidende Punkt dabei ist, dass der Papst nicht vorschreibt. Er legt nicht seine Lesart vor, verbietet nichts, setzt keine Themen und gibt keine konkreten Antworten. Er markiert aber auch nicht die Machtfrage, also wer darf in der Kirche was entscheiden. Der Brief dient nicht der Versicherung kirchlicher Autoritätsfragen, hier bleibt er seinem Plädoyer zu synodaler Offenheit treu.

Das macht sein geistliches Anliegen um so wichtiger, man kann den Brief lesen ohne sich am päpstlichen Amt oder Entscheidungsfragen abzuarbeiten.

Interessant auch die Feststellung, dass ein synodaler Weg nicht dazu führt, dass sich danach alle einig sind. Konflikte – und nicht nur Unterschiede – dürften nicht von Beschlüssen und dergleichen verdeckt werden.

Autorität und Konflikt

Der Brief liest sich an einigen Stellen wie eine Mahnung.  Aber eigentlich ist es nichts Anderes als das, was er schon in Evangelii Gaudium vorgelegt hat. Es ist sozusagen ein Anwendungsbeispiel als Antwort auf die Krise.

Seine Mahnungen und natürlich der bei Papst Franziskus obligatorische Hinweis auf die Versuchungen sich wichtig, so ein Prozess kann ja in Fallen tappen. Diese nicht sehen zu wollen wäre fahrlässig.

Drei Versuchungen

Versuchung Eins: Reform nur strukturell sehen, „zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Wege der Reform von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen sei“. Das schaffe vielleicht einen „modernisierten kirchlichen Organismus“, aber ohne die Seele des Evangeliums.

Versuchung Zwei: „Sooft eine kirchliche Gemeinschaft versucht hat, alleine aus ihren Problemen herauszukommen, und lediglich auf die eigenen Kräfte, die eigenen Methoden und die eigene Intelligenz vertraute, endete das darin, die Übel, die man überwinden wollte, noch zu vermehren und aufrechtzuerhalten.“ Schon Versuchung Eins lies es anklingen: immer gleich eine Strukturdebatte zu führen, hat etwas sehr Deutsches an sich. So denken wir, und deswegen suchen wir so Lösungen. Aber so bleiben wir auch stecken, mahnt der Papst.

Versuchung Drei: Immer etwas Neues und Anderes sagen zu wollen als das, was das Wort Gottes geschenkt habe. In dem Brief nennt das der Papst „über das ‚kirchliche Wir‘ hinaus gehen“.

Klugheit ist wichtig, aber nicht alles

Letzterer Punkt verweist auf den Zentralgedanken, welcher den Papstbrief durchzieht: Ohne den Heiligen Geist, ohne die Zentralität der Verkündigung, ohne den Blick auf die Schwachen und Kleinen geht gar nichts. Eine Anwort auf die Krise ist nur so zu finden.

Klug mit den Problemen umgehen sei wichtig, Statistiken, Analysen, Prognosen und all das haben selbstverständlich ihre Bedeutung. Auch so könne man die Zeichen der Zeit erkennen. Stehen bleiben dürfe die Kirche dabei allerdings nicht, das „Gläubig-Sein“ erschöpfe sich hier nicht.

Warum kommt Missbrauch nicht vor?

Nun war der synodale Weg aber mit klarer Referenz auf den Missbrauch begonnen worden. Missbrauch von Macht, sexueller Missbrauch, geistlicher Missbrauch. Die MHG-Studie war der Auslöser auch dafür, dass anders als noch beim so genannten Gesprächsprozess vor einigen Jahren jetzt alles auf den Tisch kommen soll. Warum spricht nun der Papst gar nicht davon?

Weil der dem Prozess nicht vorgreift. Weil er ihn offenhalten will. Weil er dem Prozess vertraut. Er betont das genaue Hören, vor allem auf das Leid und die Schwachen, deswegen kann man gar nicht anders, als sich tiefgreifend mit dem Missbrauch beschäftigen, wenn man denn den Papstbrief ernst nehmen will. Nur nimmt Papst Franziskus uns das Denken und Ringen um Lösungen nicht ab.

Ermutiger, Mahner, Aufrufer

Seine Aufgabe an dieser Stelle sieht er als die des Ermutigers, Ermahners, Aufrufers, er verweist horizontal auf die Weltkirche und deren Einheit, und er verweist vertikal auf die Zentralität des Wirkens Gottes in all dem. Natürlich wird es um Missbrauch gehen und gehen müssen. Beim „synodalen Weg“ in Deutschland und auch anderswo. Aber das Ganze braucht auch ein Rückgrat, einen Kompass. Und genau darum geht es dem Papst.

Der Brief klingt nicht so, wie die meisten Beiträger zur innerkirchlichen Debatte, ganz gleich woher sie kommen, kritisch oder lobend oder fordernd. Der Brief ist O-Ton Franziskus. Seine Antwort auf die Krise, sein Beitrag zu dem Weg, den die Kirche in Deutschland – und nicht nur dort – geht. Um die Eingangsfrage zu beantworten, ob seine Antwort auf die Krise gelingen kann: Ja, kann sie.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter DBK, Deutschland, Kirche, Krise, Missbrauch, Papst Franziskus, Papstbrief, synodaler Weg21 Kommentare zu „Zeitenwende“ und synodaler Weg: Der Papst schreibt uns einen Brief

Papst-Sprache

Veröffentlicht am 12. April 2018

Papst Franziskus hat einen Brief geschrieben, gerichtet an die Bischöfe Chiles. Die Geschichte ist bekannt, es geht um Vorwürfe gegen einen Bischof, er habe einen Missbrauchstäter gedeckt. Und Papst Franziskus decke nun diesen Bischof. Der Papst hatte sich im Januar sehr deutlich geäußert – Verleumdung war das Wort – und musste schnell zurück rudern, auch Kardinal O’Malley, der die Missbrauchskommission im Vatikan leitet, hat sich schnell und differenziert geäußert.

Und jetzt hat sich der Papst wieder geäußert:

„Soweit es mich betrifft, erkenne ich an, und möchte Sie bitten es getreu zu übermitteln, dass ich bei der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation schwerwiegende Fehler gemacht habe, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen. In diesem Augenblick entschuldige ich mich bei allen, die ich beleidigt habe, und ich hoffe, ich werde es in den kommenden Wochen persönlich bei den Treffen mit Vertretern der befragten Personen persönlich tun können.”

Fehler bekennen: Papst Franziskus, hier beim Kreuzweg am Kolosseum
Fehler bekennen: Papst Franziskus, hier beim Kreuzweg am Kolosseum

Es braucht sicherlich noch Zeit, einsinken zu lassen, was das genau bedeutet. So eine Sprache aus dem Mund eines Papstes, dieses Papstes. Als ich den Bericht gestern gemacht habe, habe ich zuerst meinem Spanisch nicht über den Weg getraut.

Aber einen Eindruck habe ich jetzt schon: Die deutlichen und harten Worte, die er gegenüber anderen verwendet, die ist er auch bereit auf sich selber anzuwenden. Respekt!

Bei Facebook hat jemand unter dem Stück kommentiert, Ehrlichkeit sei die Schwester der Gerechtigkeit. Es gehört geistliche Reife dazu, das so öffentlich und in so einer Rolle auch sagen zu können.

Hoffen wir, dass es für diejenigen, die daran leiden mussten, ein Schritt in die richtige Richtung ist.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, VatikanSchlagwörter Barros. Missbrauch, Chile, Papst Franziskus, Papstbrief16 Kommentare zu Papst-Sprache

Verantwortung, bitte!

Veröffentlicht am 22. März 201822. März 2018

Es ist niemand persönlich zu Schaden gekommen. Es sind auch keine Millionen von Euro versenkt worden. Und trotzdem hat gestern der Präfekt des Medien-Sekretariats des Vatikan, mein Chef, seinen Rücktritt eingereicht. Einen Rücktritt, den der Papst dann auch angenommen hat.

Die Geschichte dahinter ist nicht schön, es geht um einen Brief, den der emeritierte Papst Benedikt XVI. geschrieben hat und der erst nur teilweise und dann ganz veröffentlicht wurde. Aber es war eine Medien-Geschichte. Und von Tag Eins an stand Don Dario Viganò im Kreuzfeuer der Kritik. Als Person.

Auf den deutschsprachigen Medienseiten und im Netz war die Aggressivität, die hier in Italien zu beobachten war, zum Glück nicht zu lesen. Aber selten habe ich hier eine solche Gehässigkeit gesehen wie in diesem Fall. Und niemand hat versucht, die Gegenseite – Viganò – zu verstehen (Zusatz 16:48 Uhr, das stimmt nun nicht mehr, im Laufe des Tages sind einige Artikel erschienen, die das doch versuchen, das nehme ich also zurück).

 

Medien-Geschichte

 

Don Dario Vigano (r) bei der Unterschrift unter der Übereinkunft zwischen Vatikanmedien und Jesuitenorden (vertreten durch P Juan Guerrero, l)
Don Dario Vigano (r) bei der Unterschrift unter der Übereinkunft zwischen Vatikanmedien und Jesuitenorden (vertreten durch P Juan Guerrero, l)

Und weil sein Verbleibt auch wegen der vielen Kontroversen und der Polemik dem Projekt Reform geschadet hätte, hat er den Papst um die Annahme des Rücktritts gebeten.

Noch einmal: niemand ist zu Schaden gekommen. Er hat auch nicht öffentlich mit seinem Rücktritt gespielt um Sympathiepunkte zu bekommen, ohne den Rücktritt dann auch zu vollziehen. Er hat kein Geld verschwendet und es hat auch keiner seiner Angestellten Geld verschwendet oder kriminell entwendet.

Der Schaden ist rein medial. Das macht ihn nicht weniger wirklich oder wirkmächtig, aber es ist eben keine von den vielen anderen Geschichten, die wir über Kirchenvertreter immer wieder lesen müssen.

 

Auch das ist Reform

 

Ich will hier niemandem zum Opfer erklären oder alles heilig sprechen, was bisher passiert ist. Aber ich werbe dafür, die Dinge in ihren Proportionen zu sehen. Und ich wünsche mir, dass dieser Standard, nämlich das Übernehmen von Verantwortung wenn der eigene Verbleib schaden würde, in der Kirche normal würde.

Hut ab, Don Dario, wir haben zu viele gesehen, die sich an Amt und Würde klammern. Auch der Rücktritt wird also – wider Willen – zu einem Teil der Reform des Vatikan.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, RomSchlagwörter Benedikt XVI., Medien, Papstbrief, Rücktritt, Vatican News, Vatikanmedien, Verantwortung, Vigano86 Kommentare zu Verantwortung, bitte!

„Das für euch und für viele vergossen wird“

Veröffentlicht am 25. April 201225. April 2012

„Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ So wird es in Zukunft auch in deutschsprachigen Messfeiern heißen. Papst Benedikt XVI. hat in einem Brief an die deutschsprachigen Bischöfe seine Entscheidung mitgeteilt. Aber der Brief ist mehr als eine Entscheidung, er ist Katechese, Einladung zum Mit-Denken, Theologie und Mystagogie, also Einführung in den Glauben über die Sakramente.

 

„Dass Jesus Christus als menschgewordener Sohn Gottes der Mensch für alle Menschen, der neue Adam ist, gehört zu den grundlegenden Gewissheiten unseres Glaubens.“

So heißt es im Papstbrief. Jesus ist „für alle hingegeben“ (Röm 8:32), „für alle gestorben“ (2 Kor 5:14, ähnlich 1 Tim 2:6). Ausführlich zitiert Benedikt XVI. in seinem Brief an die deutschsprachigen Bischöfe Schriftstellen, die deutlich sagen, dass Christi Hingabe allen gilt. Trotzdem will Papst Benedikt, dass bei der Neuübersetzung des Messbuches die Einsetzungsworte geändert werden, wo bislang „für alle“ gesagt wurde, soll nun „für viele“ gesagt werden. Warum?

In der Vergangenheit hatte dieser Streit nicht nur in den deutsprachigen Überstzungskommissionen zu Diskussionen geführt. Auch die Bischöfe waren unter sich nicht einig und haben diese Uneinigkeit auch dem Papst bei einem Besuch mitgeteilt, auch das erwähnt der Papst in seinem Brief. Anlässlich der bevorstehenden Herausgabe des neuen Gotteslobes – in dem wie beim alten auch die Messtexte enthalten sein werden – möchte der Papst nun Klarheit. Es ist erstaunlich, dass der Papst durch diese einleitenden Bemerkungen Einblick gewährt in die Diskussionen zwischen ihm und den Bischöfen. Er möchte, dass seine Entscheidung nachvollziehbar wird. Der Brief ist für die Bischöfe geschrieben, aber seiner Form nach für alle bestimmt, denen die Messfeier ein Anliegen ist. Er wirbt darum, dass wir seine Entscheidung nachvollziehen. Weiterlesen “„Das für euch und für viele vergossen wird“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bischöfe, da ist Zukunft, Einsetzungsworte, Eucharistie, für viele, Katechese, Kelchwort, Liturgie, Messbuch, Mystatogie, Papstbrief, Pro Multis, Übersetzung, Zweites Vatikanum60 Kommentare zu „Das für euch und für viele vergossen wird“

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