Warum eigentlich nicht? Synode ist kein Parlament, diesem Satz von Papst Franziskus habe ich mich immer angeschlossen. Und bin damit neulich auf Widerstand gestoßen, was denn schlecht am Parlamentarismus sei, dass man ihn nicht auch in der Kirche mehr gebrauchen könne.
Es geht natürlich um den synodalen Weg, oder im Fall von Papst Franziskus allgemein um Synoden in der katholischen Kirche. Da scheint etwas abgewehrt werden zu müssen. Jedenfalls höre ich aus dem Papst-Zitat und aus vielen Interviews in den vergangenen Wochen genau das heraus.
Synode ist kein Parlament
Das ZDK – die Laienvertretung der Kirche in Deutschland – hat vor Beginn des synodalen Weges einen Beschluss getroffen, in dem es um die Segnung von homosexuellen Paaren und Partnerschaften geht. Drunter steht „beschlossen durch …“. Ein Beschluss. Eine Stellungnahme weil sich das Gremium in Abstimmung dafür ausgesprochen hat. Und mindestens ein Bischof schließt sich dem an. Da ist also ein wenig Demokratie dabei. Ist das so schlimm?
Kirche hat immer die politischen und gesellschaftlichen Formen integriert, Adel und König haben ihre Stempel aufgedrückt, viel Kirchen- und vor allem Bischofs- und Papstgeschichte ist Machtgeschichte. Soziale und politische Formen haben Autorität in der Kirche geprägt. Warum also nicht auch jetzt? Jetzt, wo eben nicht mehr Oligarchen und Fürsten bestimmen, was der Rest der Welt zu tun hat, warum sollen wir ausgerechnet jetzt aufhören, Machdefinitionen von „außen“ auch bei uns in der Kirche anzuwenden?
Kirche hat sich Macht immer abgeschaut
Mal so gefragt: kann das Hören auf den Willen Gottes nicht auch Ausdruck in demokratischen Prozessen haben? Dass das missbraucht werden kann ist kein Argument, dasselbe ist mit monarchischer Machtfülle auch passiert. Und zwar reichlich.
In der Vergangenheit haben sich selbst Päpste in ihren Rüstungen an der Spitze von Armeen gesetzt, haben Bischöfe ohne Weihe nur nebenbei ihr Bistum geleitet und waren ansonsten als Fürsten unterwegs. Das mögen Einzelfälle sein, aber es hat Kirche eben auch geprägt. Wenn Autoritäts-, Macht- und vor allem Legitimitätsformen früher übernommen wurden, warum ausgerechnet jetzt damit aufhören wollen?
Formen von Autorität und Legitimität
Noch einmal zurück zum Papstzitat vom Anfang: Synode sei kein Parlament. Das ist natürlich richtig in dem Sinne, dass Parlament immer Repräsentation bedeutet. Glauben kann man aber nicht repräsentieren. Auch gibt es so etwas wie Gehorsam. Kein beliebtes Wort, wir können es aber nicht einfach fallen lassen.
Demokratische Elemente aber müssen dem doch nicht entgegen stehen. Wenn man das klug anstellt und transparente Vereinbarungen trifft, warum denn nicht? Nehmen wir ein dogmatisch ungefährliches Beispiel: Geld. Wie viel Schaden ist angerichtet worden durch intransparenten, dummen Umgang mit Geld? Und wie viel von dem könnte man vermeiden, wenn man auf Transparenz und Rechenschaft setzt? Aufbauend auf demokratische Prinzipien? Nicht weil es besser funktioniert, sondern schlicht weil Geld nicht Kirchenoberen gehört sondern allen?
Gottes Kirche heute
Wir wollen und sollen auf Gottes Willen hören. Der kommt aber in den seltensten Fällen direkt, sozusagen als Stimme aus dem „Off“. Der Wille zeigt sich uns vermittelt und will dann unterschieden werden. Warum sollte das nicht durch demokratische Elemente möglich sein?
Kreativität ist hier gefragt. Nicht um uns zeitgeistiger zu machen, sondern um besser zu hören und zu verstehen, was Gottes Kirche heute sein kann und soll.