Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Schlagwort: #PBC0219

Bereitschaft sich kontrollieren zu lassen

Veröffentlicht am 28. Februar 201927. Februar 2019
Kirchliche Macht: Kardinal Marx spricht über gute Verwaltung Die Theologie einer guten Verwaltung: Vortrag von Kardinal Reinhard Marx bei der Kinderschutz-Konferenz

Es muss eine komische Sache sein, wenn „Verwaltungsgerichtsbarkeit“ zum Hoffnungsträger wird. Aber den Wert davon erkennt man halt nur, wenn man sie nicht hat. Die Kirche kennt keine Gewaltenteilung was Leitung angeht. Und eben auch keine Überprüfung der Verfahren, spricht Verwaltungsgerichtsbarkeit. Kirchliche Macht ist immer auch religiös begründet, das macht es schwer, die kontrollieren zu lassen.

Kardinal Marx hatte das in seine Ansprache bei der Kinderschutz-Konferenz eingebaut. Es war so etwas die eine Theologie der guten Verwaltung. Erst klang das sehr merkwürdig, das Hohelied auf die Bürokratie. Aber dann wies er eben auch auf die Schwächen hin, bei uns in den deutschsprachigen Kirchen hat Missbrauch eben das Gesicht von Verwaltung. Vertuschung und Versetzungen haben genau so stattgefunden, auf dem Verwaltungswege.

Kirchliche Macht

Seine Ansprache hat aber noch wegen eines anderen Punktes bei mir einen Nachhall. Und zwar formulierte er auch die Frage nach der Bereitschaft zur Kontrolle. Nach abstrakten Instanzen für abstrakte Verfahren rufen ist eine Sache. Aber er stellt noch eine weitere Frage: „inwieweit ist man bereit, sein eigenes Handeln vor anderen zu rechtfertigen und sich in gewissem Rahmen kontrollieren zu lassen?“ Hier geht es ans Eingemachte. Kirchliche Macht ist halt immer auch persönlich.

Wenn Teilung von Macht nicht nur formal wird sondern persönlich, wenn es auf einmal um meine persönliche Bereitschaft geht, sich kontrollieren zu lassen, da wird es haarig. Dann sind es auf einmal eben nicht mehr nur strukturelle Dinge, die zur Verhandlung stehen, dann wird es schnell persönlich. Und muss es auch werden, wenn man den Gedanken zu Ende denkt.

Die Freiheit der Christen

Lasse ich andere in mein persönliches Leben hinein schauen? Und zwar nicht etwa einen geistlichen Begleiter oder einen Freund, sondern jemand wie einen Oberen oder jemanden, der mit dem Blick der Kontrolle kommt? Bei einer ganzen Generation von Klerikern gehen spätestens an dieser Stelle die Warnblinker an, hatten sich sich doch mit und nach dem Konzil von einer engen Kontrollkirche befreit. Einer Kirche oder einem Orden, der alles genau vorschrieb und die Freiheit der Christen und des Glaubens oft genug unter den Gehorsam setzte.

Das zu verteidigen ist noch kein Klerikalismus, kein Standesdenken. Die hier gewonnene Freiheit ist ein Wert, auch ein religiöser Wert. Aber wie verträgt sich das mit der Bereitschaft, sich kontrollieren zu lassen? Kirchliche Macht und Autorität, meine persönliche Autorität und deren Ausübung kontrollieren und damit automatisch in Frage stellen zu lassen?

Infragestellung von Autorität

Nun wird niemand etwas dagegen haben, wenn es um Kinderschutz und überhaupt Schutz von Schwachen in der Kirche geht, Verbrechen können und dürfen damit nicht gedeckt werden. Aber was ist, wenn das weiter geht?

Was ist, wenn damit die Kirchenoberen wieder Kontroll-Instrumente in die Hand bekommen? Was ist, wenn es nicht bei dem Bereich stehen bleibt, der bei der Konferenz behandelt wurde? Wenn die Instrumente, die nun entwickelt werden, auch für andere Bereiche priesterlichen und kirchlichen Lebens angewandt werden?

Ratschlag an den Novizen

Ich kann mich an die Formulierung aus dem Noviziat erinnern, 26 Jahre ist das her: „Bedenken Sie, welche Standards Sie setzen“. Das war der Rat an uns Jung-Jesuiten. Das war der an Kant geschulte Ratschlag, zu bedenken, dass es nicht nur die eigene Entscheidung ist, die hier zur Debatte steht, sondern das wir irgendwie für den ganzen Orden agieren. Und um gekehrt: dass wir uns selber kontrollieren müssen, ob das was wir in unsere Freiheit tun wirklich dem Ordensleben entspricht.

Und dann der nächste Schritt, nämlich sich kontrollieren lassen. Lebensstil zum Beispiel, wie sieht es damit aus? Würde ich mich da kontrollieren lassen? Oder das nicht unheikle Thema der Priesterkleidung, würde ich da Vorgaben akzeptieren? Denn wenn stärker Kooperation und Verbindlichkeit eingefordert wird, warum sollte das nur bei einem Thema stehen bleiben?

Richtige Strukturen, richtige Haltung

Kardinal Marx hatte völlig Recht, dieses Thema bei der Konferenz aufzumachen. Es geht um die richtigen Strukturen, aber dahinter geht es auch um eine richtige Einstellung zu meiner persönlichen Freiheit und die Bereitschaft, die in gewissem Rahmen kontrollieren zu lassen. Eine gute Leitung gehört eben dazu.

Und damit sind wir wieder beim Kern: es ist eine Einstellungsfrage. Es ist die Frage nach meinem Umgang mit Freiheit und Verantwortung. Es ist das Zentralthema der Religion der Zukunft, wie ich es auch bei Papst Franziskus sehe: kein Machtwort, kein Dreinschlagen, sondern ein beharrliches und von vielen Rückschlägen begleitetes Arbeiten an einem Wandel der Haltung.

Danke an Kardinal Marx, dass er dieses heikle Thema aufgemacht hat. Denn das zu diskutieren darum kommen wir nicht herum. Besser früher als zu spät.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter #PBC0219, Autorität, Gewaltenteilung, Kardinal Marx, Kirche, Kontrolle, Missbrauch, Papst Franziskus, Verwaltung6 Kommentare zu Bereitschaft sich kontrollieren zu lassen

Konkret und praktisch: Die Denkanstöße des Papstes

Veröffentlicht am 22. Februar 2019
Denkanstöße des Papstes Der Papst ist wie so oft einer der ersten im Saal, vorbereitet und aufmerksam. Ein Schnappschuss vom Donnerstag

Ob das jetzt sowas wie die neuen Zehn Gebote seien, wurde bei der Pressekonferenz am Donnerstag gefragt. Bei Listen mit durchgezählten Dingen, die zu tun sind, liegt diese Assoziation ja auch vielleicht nahe. Es ging um die 21 Punkte zur Reflexion, die Papst Franziskus zu Beginn der Konferenz zum Kinderschutz allen Teilnehmenden mitgegeben hatte.

„Als Hilfsmittel erlaube ich mir, euch einige wichtige Kriterien mitzugeben, die von den verschiedenen Kommissionen und Bischofskonferenzen erarbeitet wurden – sie stammen von euch, ich habe sie ein wenig zusammengestellt. Es sind Leitlinien, die unsere Überlegungen unterstützen sollen. Sie werden euch jetzt ausgeteilt. Sie sind einfach ein Ausgangspunkt. Sie kommen von euch und kehren zu euch zurück.”

„Sehr ausgewogen” kommentierte mir gegenüber ein erfahrener Kirchenrechtler diese Liste. Der Papst habe alle Aspekte in ein gutes Verhältnis zueinander gesetzt. Und weil das sicherlich nicht nur gute Punkte zur Reflexion hier in Rom sondern auch für die Weltkirche sind, habe ich mich an eine eigene Übersetzung gemacht.

 

Punkte für die Reflexion

  1. Einen praktischen Leitfaden (Vademecum) erarbeiten, in dem die Schritte bestimmt werden, welche von den Verantwortlichen in allen entscheidenden Momenten beim Umgang mit einem (Missbrauchs)fall zu tun sind.
  2. Strukturen des Zuhörens schaffen, zusammen gesetzt aus erfahrenen Fachleuten, in denen auch die erste Unterscheidung von (Missbrauchs)fällen mutmaßlicher Opfer erfolgt.
  3. Kriterien für die direkte Einbeziehung des Bischofs oder Ordensoberen festlegen.
  4. Gemeinsame Verfahren für die Untersuchung von Vorwürfen, den Schutz von Opfern und das Recht des Angeklagten auf Verteidigung festlegen.
  5. Die übergeordneten zivilen und kirchlichen Autoritäten informieren, entsprechend der zivilen und kirchenrechtlichen Vorschriften.
  6. Regelmäßige Revision der Verfahren und Vorschriften zur Sicherstellung von geschützten Bereichen für Minderjährige in allen pastoralen Bereichen; diese Verfahren und Vorschriften die auf die Grundsätze von Gerechtigkeit und Nächstenliebe aufgebaut sind und die integriert werden müssen, damit das Handeln der Kirche auch auf diesem Gebiet ihrem Auftrag entspricht.
  7. Besondere Verfahren zum Umgang mit Vorwürfen gegen einen Bischof erstellen.
  8. Opfer begleiten, schützen und betreuen und ihnen alle Unterstützung  zu einer vollständige Heilung anbieten.
  9. Das Wissen um die Ursachen und Konsequenzen von sexuellem Missbrauch durch Fortbildung von Bischöfen, Ordensoberen und Seelsorgern verbessern.
  10. Seelsorgliche Wege der Heilung für von Missbrauch verwundete Gemeinden und Gemeinschaften schaffen, genauso wie Wege der Buße und der Wiedereingliederung für die Schuldigen.
  11. Verstärken der Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens und den Vertretern der Medien, um echte von falschen Fällen zu unterscheiden, Anklagen von Verleumdungen, Groll und Unterstellungen, Gerüchte und Diffamierungen vermeidend (siehe auch Ansprache des Papstes an die Römische Kurie am 21. Dezember 2018)
  12. Das Mindestalter für eine Ehe auf sechzehn Jahre anheben [dem Papst geht es hier um die kirchenrechtlichen Bestimmungen, im Augenblick sind sind die Mindestalter nicht für beide Geschlechter gleich]
  13. Vorschriften aufstellen, welche die Einbeziehung von Experten an den Untersuchungen und den verschiedenen Stufen der kirchenrechtlichen  Verfahren betreffs des sexuellen Missbrauchs und/oder Missbrauchs von Autorität ermöglichen und sicherstellen.
  14. Das Recht auf Verteidigung: Das im Naturrecht und Kirchenrecht gegebene Prinzip der Unschuldsvermutung bis zum Erweis der Schuld des Angeklagten muss gewahrt bleiben. Deswegen muss vermieden werden, dass Listen von Angeklagten veröffentlicht werden, und zwar auch von Bistümern, vor der Voruntersuchung und dem endgültigen Urteil.
  15. Beachtung des traditionellen Prinzips der Verhältnismäßigkeit der Strafe zum begangenen Vergehen. Festlegen, dass des sexuellen Missbrauchs schuldige Priester und Bischöfe das öffentliche Ausüben des Amtes aufgeben.
  16. Vorschriften bezüglich Seminaristen und Priesteramtskandidaten einführen. Für diese ein erstes und dann permanentes Ausbildungs-Programm einführen, um ihre menschliche, geistliche und psychosexuelle Reife zu festigen, wie auch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und ihr Verhalten.
  17. Für Bewerber um das Priesteramt oder für den Ordenseintritt eine psychologische Bewertung durch qualifizierte und anerkannte Experten einführen.
  18. Vorschriften für den Übertritt eines Seminaristen oder Ordensmitglieds von einem Seminar in ein anderes festlegen, genauso wie für den Übertritt eines Priesters oder eines Ordensmitglieds von einem Bistum oder einem Orden in einen anderen. 
  19. Obligatorische Verhaltensregeln für alle Kleriker, Ordensleute, Seelsorger und Ehrenamtliche formulieren, um angemessene Grenzen des eigenen Verhaltens in zwischenmenschlichen Beziehungen festzulegen. Notwendige Voraussetzungen für Mitarbeiter und Ehrenamtliche identifizieren, sowie Prüfung der polizeilichen Führungszeugnisse.
  20. Erläuterung aller Informationen und Daten über die Gefahr des Missbrauchs und dessen Konsequenzen, darüber wie Zeichen von Missbrauch erkannt und wie des sexuellen Missbrauchs verdächtige angezeigt werden können. Das alles muss in Zusammenarbeit mit den Eltern, Lehrern, Fachleuten und staatlichen Autoritäten geschehen.
  21. Es ist notwendig dort, wo es dies noch nicht gibt, eine einfach zu erreichende Einrichtung für die Opfer zu schaffen, die mutmaßliche Vergehen anzeigen wollen. Diese Einrichtung muss von der örtlichen kirchlichen Autorität unabhängig sein und aus Experten bestehen (Klerikern wie Laien), welche die Aufmerksamkeit der Kirche denen gegenüber ausdrücken können, die sich durch unangemessenes Verhalten von Klerikern verletzt sehen.
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter #PBC0219, Kinderschutz, Kirchenrecht, Konferenz, Missbrauch, Papst Franziskus, Vatikan, Verfahren24 Kommentare zu Konkret und praktisch: Die Denkanstöße des Papstes

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023